Zusammenfassung:
- Hernienchirurgie: Manchmal ist eine Hernien-OP nötig – die Hernie heilt nicht von selbst. Am besten führt sie ein Spezialist für Hernien an einem Hernien-Zentrum durch.
- Definition: Eine Hernie ist eine Schwachstelle oder Lücke in der Bauchwand. Durch diese rutschen Teile des Bauchfells und der Eingeweide aus der Bauchhöhle.
- Welche Hernien gibt es? Am häufigsten ist der Leistenbruch, gefolgt vom Nabelbruch.
- Hernien-OP: Kann entweder per Bauchschnitt als offene OP oder mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden, in manchen Fällen auch ambulant. Die Bruchstelle lässt sich mit einer chirurgischen Naht verschließen oder einem Kunststoffnetz abdecken.
- Symptome: Hängen von der Art und dem Ausmaß der Hernie ab, beim Leistenbruch ist eine sichtbare sackartige Vorwölbung typisch.
- Ursachen: Hernie kann angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Risikofaktoren sind z.B. das Alter (Bindegewebsschwäche), das Tragen schwerer Lasten oder Übergewicht
- Diagnostik: Zuerst Gespräch mit dem Arzt, dann körperliche Untersuchung und eventuell bildgebende Verfahren wie Ultraschall
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Hernienchirurgie: Welcher Arzt ist der richtige und wo kann ich mich operieren lassen?
Manchmal ist eine Hernien-OP notwendig, um die Schwachstelle oder Lücke in der Bauchwand zu beheben. Dann stellt sich die Frage, welcher Arzt auf Hernien spezialisiert ist und wo der Eingriff am besten durchgeführt werden sollte? Lassen Sie die Operation möglichst an einem Hernien-Zentrum eines Krankenhauses oder in einer größeren Tages- oder Praxisklinik durchführen. Dort haben sich Fachärzte für Allgemein- und Viszeralchirurgie (chirurgische Eingriffe im Bauchraum) auf die operative Behandlung von Hernien spezialisiert. Sie haben viel Erfahrung mit diesem Eingriff und sind auch auf Komplikationen besser vorbereitet.
Hier finden Sie Fachärzte für Allgemein- und Viszeralchirurgie und die Hernienchirurgie in Ihrer Nähe.
Hernien-Definition: Was sind Hernien?
Eine Hernie entsteht, wenn es eine Schwachstelle oder Lücke im Bindegewebe (meist in der Bauchwand) gibt und Teile des Bauchfells und der Eingeweide (zum Beispiel des Darms) durch diese Schwachstelle aus der Bauchhöhle rutschen. Ärzte bezeichnen Hernien auch als Weichteilbruch oder Eingeweidebruch. Auch der Begriff Bauchdeckenbruch ist umgangssprachlich gebräuchlich.
Wenn Bereiche des Bauchfells (Gewebsschicht, die den Bauchraum innen auskleidet und Organe teilweise oder komplett umhüllt) und der inneren Organe durch die Schwachstelle in den Bauchwandschichten hervortreten, bildet sich eine sackartige Ausstülpung: der sogenannte Bruchsack. Dieser wölbt sich in das Unterhautfettgewebe, unter die Haut oder in den Hodensack vor und ist in der Regel von außen gut sichtbar – er kann wie ein kleinerer Knubbel aussehen oder auch wie eine größere Beule.
Jede Hernie besteht aus:
- einer Bruchpforte (Lücke, die etwa in der Bauchwand vorkommt),
- einem Bruchsack (ausgestülptes Bauchfell) und
- einem Bruchinhalt (Organbereiche, die hindurchtreten, z.B. der Darm)
Hernien können generell an jeder Stelle der Bauchwand (Bauchdecke) auftreten, aber meist entwickeln sie sich an anatomischen Schwachstellen. Am häufigsten kommen Weichteilbrüche in der Leistengegend vor – der Leistenbruch macht rund 80 Prozent aller Hernien aus. Aber auch im Bereich von Operationsnarben, des Bauchnabels, unterhalb des Leistenbandes am Oberschenkel oder neben einem künstlichen Darmausgang kann eine Hernie auftreten (siehe: Welche Hernien gibt es?).
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Welche Hernien gibt es?
Ein Bauchwandbruch entsteht im Bauch- und Leistenbereich. Am häufigsten kommen folgende Hernien-Arten vor:
- Leistenbruch (Inguinalhernie): Er macht 80 Prozent aller Weichteilbrüche aus. Ein Leistenbruch entwickelt sich durch eine Schwachstelle in der vorderen Bauchwand: dem Leistenkanal. Wenn der Bruchsack mitsamt Bruchinhalt an der Hinterwand des Leistenkanals durch die geschwächte Bauchwand nach außen hindurchtritt, bezeichnen Ärzte dies als direkte Leistenhernie. Wölbt sich der Bruchsack hingegen durch die innere Öffnung des Leistenkanals in den Leistenkanal vor, sprechen Ärzte von einer indirekten Leistenhernie.
- Nabelbruch (Umbilikalhernie): Die zweithäufigste Hernien-Art entsteht im Bereich des Bauchnabels und tritt hauptsächlich bei Säuglingen und übergewichtigen Personen auf.
- Narbenbruch (Narbenhernie): Wenn das Gewebe im Bereich einer Operations-Narbe nicht fest genug zusammengewachsen ist, kann dort eine Schwachstelle entstehen. Hält die Narbe dem Druck im Bauchraum nicht mehr stand, kann es dort zu einem Weichteilbruch kommen.
- Schenkelbruch (Femoralhernie): Hier liegt die Bruchpfote unterhalb des Leistenbandes. Der Schenkelbruch ist eine Hernien-Art, die vorwiegend bei Frauen auftritt.
- Oberbauchbruch (epigastrische Hernie): Durch eine Lücke in der Mitte der Bauchwand (zwischen Brustbein und Nabel) tritt Gewebe aus dem Bauchinneren hervor.
- Zwerchfellbruch (Hiatushernie): Er entsteht, wenn durch eine Öffnung im Zwerchfell das Bauchfell oder Teile des Magens nach oben in den Brustraum gelangen. Eine Zwerchfellhernie ist eine innere Hernie und somit nicht sichtbar.
Darüber hinaus gibt es sogenannte parastomale Hernien. Das sind Eingeweidebrüche, die sich neben (griech. para) einem künstlichen Darmausgang (Stoma) entwickeln. Die Bruchpforte tritt an der Stelle der Bauchdecke auf, die für die Platzierung des Stomas geöffnet worden ist. Bei etwa 50 Prozent aller Patienten, die einen künstlichen Darmausgang haben, entwickelt sich eine parastomale Hernie.
Hernien-OP: Wann sie nötig ist
Der Körper besitzt zwar gute Reparaturmechanismen, aber einen Weichteilbruch kann er nicht selbst zurückbilden und heilen. Hernien werden im Laufe der Zeit eher größer und können Komplikationen verursachen. Nur durch eine Hernien-OP lässt sich der Bruchsack mitsamt Inhalt (Bauchfell und Organteile) wieder ins Körperinnere verlagern und die Bruchpforte verschließen.
Wann die operative Hernien-Behandlung erfolgen sollte, hängt von der Art der Hernie und dem Erkrankungsstadium ab. So wird zum Beispiel Frauen mit einem Schenkelbruch schon direkt nach der Diagnose eine zeitnahe OP empfohlen. Der Grund ist, dass diese Hernien-Art ein hohes Risiko für Komplikationen besitzt. So kann sich der Darm in der Bauchwandlücke einklemmen, was wiederum in einem Darmverschluss und einer Bauchfellentzündung münden kann.Bei Männern wird ein Leistenbruch, der noch keine Beschwerden verursacht und sich nicht vergrößert, zunächst nur regelmäßig kontrolliert. Ärzte bezeichnen diese Strategie auch als „watchful waiting“ (Abwarten und Beobachten).
Eine Hernie lässt sich im Rahmen einer offenen Operation (Bauchschnitt) oder eines minimalinvasiven Eingriffs (Schlüssellochchirurgie) beheben. Hier kommt die Bauchspiegelung (Laparoskopie) zum Einsatz. Ärzte können die Bruchstelle zusätzlich mit körpereigenem Gewebe oder einem feinen Kunststoffnetz verschließen und die Bauchdecke verstärken.Welches OP-Verfahren Ärzte wählen, hängt von der Größe, Lage und Art des Weichteilbruchs ab. Auch das Alter, der Allgemeinzustand und möglichen Begleiterkrankungen von Patienten spielen dabei eine Rolle.
Ein kurzer Überblick über die beiden OP-Methoden:
- Bei der offenen OP öffnet der Chirurg die Bauchwand durch einen größeren, etwa fünf Zentimeter langen Hautschnitt. Er schiebt die Hernie zurück, entfernt den Bruchsack und vernäht anschließend die Bruchpforte. Bei einem größeren Bruch oder schwachem Bindegewebe kann er die Bruchpforte mit einem Kunststoffnetz abdecken und zusätzlich stabilisieren.
- Bei der Bauchspiegelung (sogenannte Schlüssellochoperation) macht der Arzt meist drei kleine Hautschnitte, die nur fünf bis zehn Millimeter groß sind. Über diese führt er die Operationsinstrumente und eine Kamera in den Bauchraum ein. Die Kamera liefert genaue Bilder aus dem Inneren und hilft dem Arzt, die Hernie zu vernähen. Bei einem minimalinvasiven Eingriff deckt der Operateur die Bruchpforte immer mit einem Kunststoffnetz ab.
Lässt sich die Hernien-OP ambulant durchführen oder ist ein stationärer Aufenthalt in der Klinik nötig? Diese Frage stellen sich viele Patienten. Ob eine ambulante Hernien-OP möglich ist, hängt nicht nur von der Diagnose, sondern auch vom Allgemeinzustand und der Narkosefähigkeit des Patienten ab. Wenn Patienten zum Beispiel zusätzlich eine chronische, schwerwiegende Begleiterkrankung oder eine Arzneimittelallergie haben, ist ein ambulanter Eingriff oft nicht möglich.
Zudem spielt auch die häusliche Situation eine wichtige Rolle bei der Entscheidung. So brauchen Patienten, die ambulant operiert werden, eine Person, die sie nach dem Eingriff abholt und sie in den ersten 24 Stunden zuhause betreut.
Die Dauer der Hernien-OP hängt von der Art der Hernie, der Bruchgröße und der OP-Methode ab. So dauert zum Beispiel eine Leistenbruch- oder Schenkelbruchoperation in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten.
Hernien-OP: Was ist danach zu beachten?
Nach einer Hernien-OP gelten folgende allgemeine Empfehlungen:
- Bereits wenige Stunden nach dem Eingriff dürfen Sie sich in der Regel schon etwas bewegen und eine kurze Strecke gehen. Am Folgetag ist ein kleiner Spaziergang in Ordnung.
- Ab dem ersten Tag nach dem Eingriff können Sie leichtverdauliche Speisen essen. Trinken Sie zudem viel (Wasser und Tee).
- Nach drei Tagen ist Duschen wieder erlaubt. Verzichten Sie aber auf Bäder.
- Nach ein bis zwei Tagen sind alltägliche Verrichtungen wieder möglich. Vermeiden Sie aber auf jeden Fall, schwerere Lasten zu heben und zu tragen.
- Nach zwei bis vier Wochen können Sie die körperliche Belastung steigern und wieder Rad fahren, moderat joggen und schwimmen.
- Nach vier Wochen ist normalerweise wieder die volle Belastbarkeit erreicht.
Wie lange Sie nach der Hernien-OP krankgeschrieben sind, hängt davon ab, welche OP-Methode zum Einsatz kam, welchen Beruf Sie ausüben und wie Ihre Allgemeinverfassung ist. So sind Patienten etwa nach einer Leistenbruch-OP im Durchschnitt ein bis zwei Wochen arbeitsunfähig. Wenn der Beruf allerdings körperlich schwere Arbeit bedeutet, wird es länger dauern, bis Sie wieder einsatzfähig sind.
Da jede Erkrankung individuell verschieden ist, sollten Sie immer mit Ihrem Arzt besprechen, was Sie nach der Hernien-OP beachten sollten. Verzichten Sie in jedem Fall auf das Rauchen. Denn das Qualmen verschlechtert die Durchblutung und verlangsamt die Wundheilung. Schonen Sie sich außerdem, bis Sie sich besser fühlen. In jedem Fall kontrolliert ein Arzt das Ergebnis des Eingriffs im Rahmen der Nachsorge und fragt nach Ihrem Befinden und möglichen Beschwerden.
Um einen erneuten Weichteilbruch zu vermeiden, helfen folgende Maßnahmen:
- Bei Übergewicht sollten Sie versuchen, einige Kilos abzunehmen. Wenn Sie ein normales Gewicht erreicht haben, versuchen Sie dieses zu halten. Zu viele Pfunde auf den Rippen belasten die Operationsnarbe und erhöhen das Risiko, dass es erneut zu einem Weichteilbruch kommt.
- Vermeiden Sie es (wenn möglich), häufiger schwere Lasten zu tragen.
- Verzichten Sie auch auf Sportarten, die einen erhöhten Druck auf den Bauchraum ausüben, zum Beispiel Gewichtheben.
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Hernien: Symptome
Darüber hinaus verursachen die Weichteilbrüche noch weitere Symptome:
- Ziehende, stechende Schmerzen an der Bruchstelle (vor allem beim Husten, beim Stuhlgang oder Heben von schwerer Last)
- ein Druckgefühl im Bereich der Schwellung
- Fremdkörpergefühl
- Berührungsempfindlichkeit
Eine innere Hernie (zum Beispiel Zwerchfellbruch) verursacht teilweise andere Symptome als ein Bauchwandbruch. Folgende Beschwerden entstehen bei inneren Weichteilbrüchen:
- Sodbrennen (Reflux)
- Wiederaufstoßen von Nahrungsresten
- Luftaufstoßen
- Völlegefühl
- Schluckbeschwerden
- Bauchschmerzen
- Druckgefühl im Brustraum, Schmerzen in der Brust
- Atemprobleme
Wenn diese Beschwerden auftreten, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären.
Hernien: Ursachen
Die wichtigste Ursache der Hernie ist ein schwaches Bindegewebe. Dieses kann hohem Druck nicht mehr standhalten und Organe können durch eine Schwachstelle oder Lücke im Gewebe nach außen dringen. Am häufigsten entwickeln sich Bauchwandbrüche durch eine angeborene Bindegewebsschwäche. Bei einigen Menschen entsteht sie hingegen erst im Laufe des Lebens – die Hernie ist in diesem Fall erworben.
Die wichtigsten Ursachen und Risikofaktoren von Hernien sind:
- Alter: Mit zunehmenden Lebensjahren verliert das Gewebe ganz allgemein an Spannkraft.
- Auch wenn regelmäßig hoher Druck auf den Bauchraum einwirkt, wird das Bindegewebe geschwächt. Beispiele: häufiges Heben schwerer Lasten, Schwangerschaft, starkes Übergewicht, chronischer Husten oder häufige Verstopfung und Pressen beim Stuhlgang.
- Daneben können eine Operationsnarbe und ein künstlicher Darmausgang die Ursache für einen Weichteilbruch sein.
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Hernien: Diagnostik
Zunächst führt der Arzt (ein Allgemeinmediziner ist der richtige Ansprechpartner) ein Gespräch mit Ihnen zur Krankengeschichte (Anamnese). Er stellt Fragen zu den Symptomen, seit wann diese bestehen, wie sie sich äußern und wie stark sie ausgeprägt sind. Wichtig ist außerdem, ob Sie weitere Erkrankungen haben und Medikamente einnehmen.
Nach diesem Anamnesegespräch erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die betroffene Körperstelle, zum Beispiel die Leistengegend, begutachtet und abtastet. Dadurch lässt sich oft schon feststellen, ob eine Hernie vorliegt.
Zusätzlich kann der Arzt weitere Untersuchungen durchführen. Dazu gehören zum Beispiel bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Röntgenuntersuchung, Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Mit Hilfe dieser bildgebenden Verfahren kann der Arzt die Hernie noch genauer abklären und schließlich die Diagnose stellen.Quellen
- Online-Informationen Deutsche Hernien Gesellschaft e.V. (DHG): https://herniengesellschaft.de; Abruf: 10.02.2023
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie: www.dgav.de; Abruf: 10.02.2023
- Online-Informationen Doc Check: https://flexikon.doccheck.com; Abruf: 10.02.2023
- Online-Informationen Netzwerk Leistenbruch: www.netzwerk-leistenbruch.de; Abruf: 10.02.2023
- Online-Informationen Hernien Selbsthilfe Deutschland e.V.: www.hernien-selbsthilfe.de; Abruf: 10.02.2023