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Leistenbruch

Bei einem Leistenbruch treten Teile des Darms durch den Leistenkanal nach außen. Lesen Sie, welche Symptome auftreten und wann eine OP nötig ist.

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Inhaltsverzeichnis
3D-Abbildung eines Oberkörpers mit erkennbarem Bruchsack

© Mauritius Images

Was ist ein Leistenbruch?

Bei einem Leistenbruch geraten innere Gewebeschichten oder Darmteile durch den Leistenkanal nach außen. Am Unterbauch entsteht eine weiche Beule (Bruchsack) – sie ist das auffälligste Anzeichen für einen Leistenbruch. Diese Schwellung lässt sich häufig nach innen wegdrücken. Meist entwickelt sich der Leistenbruch langsam. Oft zeigt er sich erstmals bei körperlicher Belastung, etwa beim Anheben einer schweren Kiste. Der Leistenbruch heißt in der Fachsprache auch Leistenhernie oder Hernia inguinalis.  

Der Leistenbruch bildet sich öfters beim Mann. Statistisch erleidet etwa ein Viertel aller Männer einmal im Leben eine Leistenhernie. Frauen erkranken dagegen seltener. Auch schon ein Kind kann einen Leistenbruch entwickeln. Manchmal ist dieser jedoch schwer zu erkennen. Genau wie bei den Erwachsenen sind in jungen Jahren Jungen deutlich häufiger betroffen als Mädchen.

Meist verursacht ein Leistenbruch keine Schmerzen. Er kann allerdings ernste Folgen haben, etwa wenn eine Darmschlinge eingeklemmt wird (Fachbegriff: Inkarzeration). Ein solcher eingeklemmter Leistenbruch verursacht starke Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und kann gefährlich werden. Sie sollten sofort einen Arzt aufsuchen, denn es kann sich um einen lebensbedrohlichen Notfall handeln!

Einen Leistenbruch operieren Chirurgen in der Regel. Bei manchen Menschen kann sich nach der OP jedoch erneut eine Leistenhernie bilden. Einen solchen Rückfall bezeichnen Ärzte als Leistenbruch-Rezidiv oder Rezidivleistenhernie.

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Leistenbruch: Ursachen

Um die Entstehung eines Leistenbruchs zu verstehen, hilft ein Blick in die Anatomie. Im Bauchraum liegen viele Organe wie der Magen, Darm und die Leber. Dieser Raum ist nach außen von der Bauchwand aus Muskeln, Sehnen, Faszien und Bindegewebe begrenzt und innen mit einer dünnen, festen Haut überzogen - dem Bauchfell.

Wie entsteht ein Leistenbruch? Durch die Schwerkraft drücken die Organe permanent nach unten. Dieser Druck wirkt auch auf den Leistenkanal. Verstärkt wird er durch zusätzliche Belastungen, etwa das Heben schwerer Gegenstände, kräftiges Pressen beim Stuhlgang, Husten oder Niesen. Wird der Druck zu stark, gibt das Gewebe nach und es entsteht eine Bruchpforte in der Leistengegend (Lücke in der Bauchwand). Das Bauchfell bildet eine von außen sicht- und tastbarer Aussackung, den Bruchsack. Es gibt zwei Formen: den indirekten und direkten Leistenbruch.

Indirekter Leistenbruch: Ursachen und Risikofaktoren

Ein indirekter Leistenbruch ist meist angeboren und betrifft vor allem Jungen oder junge Männer. Die Ursache ist in der Regel in den Hoden zu suchen. Diese liegen zu Beginn des Lebens eines Jungen noch im Bauchraum. Erst im Laufe seiner Entwicklung wandern sie durch den Leistenkanal nach unten in den Hodensack. Sind die Hoden an ihrem Platz, wird der Kanal durch das Bauchfell verschlossen. Geschieht dies nicht vollständig und decken die Bauchmuskeln die verbleibende Öffnung nicht ausreichend ab, kann sich ein Leistenbruch bilden.

Risikofaktoren für einen Leistenbruch bei Kindern sind:

  • Frühgeburt
  • männliches Geschlecht
  • familiäre Vorbelastung
  • urologische Probleme wie ein Hodenhochstand

Direkter Leistenbruch: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache für einen direkten Leistenbruch ist eine Gewebeschwäche in der Wand des Leistenkanals. Dadurch kann sich das Bauchgewebe durch die Wand nach außen drücken. Meist entwickelt sich ein solcher Leistenbruch über lange Zeit. Daher sind vor allem ältere Männer von einer direkten Leistenhernie betroffen.

Eine nicht gut trainierte Bauchmuskulatur und ein schwaches Bindegewebe erhöhen das Leistenbruch-Risiko sogar noch stärker als das Alter. Ist die Bauchdecke im Leistenbereich mangelhaft ausgebildet oder besteht schon eine Öffnung (Hernie), vergrößern Belastungen wie schweres Heben, Husten oder Pressen den Leistenbruch. Ob solche Tätigkeiten auch einen Leistenbruch verursachen können, ist wissenschaftlich aber nicht eindeutig belegt.

Allgemeine Risikofaktoren für einen Leistenbruch sind:

  • Familiäre Vorbelastung
  • Männliches Geschlecht
  • Höheres Lebensalter
  • Verletzungen der Bauchwand
  • Bindegewebserkrankungen (z.B. Bindegewebsschwäche)
  • Chronischer Husten
  • häufige Verstopfung, Erbrechen
  • Schwangerschaft

Allgemein gilt:

  • Immer wenn die Leistengegend einer besonderen Belastung ausgesetzt wird, steigt das Risiko für einen Leistenbruch.
  • Bei Frauen zeigen sich Leistenhernien häufig in der Schwangerschaft.
  • Einem Leistenbruch vorbeugen können Sie kaum. Die Hernie kann bereits angeboren sein oder sich jederzeit bilden.

Wenn Sie eine Schwellung am Unterbauch bemerken, lassen Sie diese immer ärztlich untersuchen.

3D- Darstellung eines Oberkörpers mit sichbarem Verdauungstrakt und vergrößertem Bildausschnitt einer Bruchpforte

© Mauritius Images

Im Bauchraum liegen viele Organe, die Druck auf den Leistenkanal ausüben. Zusätzliche Belastungen, etwa beim Anheben schwerer Lasten, Niesen, Husten oder Pressen können den Druck erhöhen. Wird er zu stark, gibt das Gewebe nach und es entsteht eine Lücke in der Bauchwand. Das Bauchfell bildet dabei eine von außen sicht- und tastbare Aussackung, den Bruchsack. Unter Umständen können der Bruchsack und Teile des Darms dabei aus dem Bauchraum heraustreten

Leistenbruch: Symptome sind oft optisch sichtbar

Das deutlichste Symptom eines Leistenbruchs ist eine Schwellung im Leistenbereich, die sich weich anfühlt. Einige Betroffene empfinden die „Beule“ als fremd und störend. Weitere Symptome einer Leistenhernie können ein Druckgefühl oder Ziehen im Unterbauch sein. Deutliche Schmerzen verursacht ein Leistenbruch in der Regel nicht.

Wo sich der Leistenbruch bildet, hängt von der Ursache ab. Die Stelle der Leistenhernie ist bei jedem Patienten etwas anders. Rechts entsteht der Leistenbruch häufiger als links. Bei einem indirekten Bruch liegt die Schwellung allgemein eher seitlich in der Leiste, bei einem direkten Leistenbruch mehr zur Körpermitte hin. Manchmal entwickelt sich die Hernie auch auf beiden Seiten.

Leistenbruch erkennen – die Anzeichen

Das Aussehen eines Leistenbruchs ist bei den meisten Patienten sehr ähnlich: Es bildet sich eine weiche, häufig leicht verschiebbare Schwellung im unteren Bauchbereich.

Ein Leistenbruch ist meist leicht zu erkennen:

  • Die Schwellung in der Leistengegend ist in der Regel gut sichtbar und lässt sich ertasten.
  • Bei körperlicher Belastung vergrößert sich die Aussackung.
  • Wenn Betroffene entspannt auf dem Rücken liegen, können sie feststellen, dass sich die Schwellung deutlich verkleinert oder sogar verschwindet.
  • Ein weiteres Anzeichen für einen Leistenbruch ist es, wenn sich der Inhalt des Buchsacks wieder nach innen in den Bauchraum zurückschieben lässt.

Doch nicht jeder Leistenbruch macht sich durch einen Bruchsack bemerkbar. Es gibt auch Leistenbrüche ohne Schwellung. Vor allem sehr kleine Hernien lassen sich nur schwer aufspüren. Da Betroffene in der Regel auch ohne Schmerzen sind, kann ein Leistenbruch lange unbemerkt bleiben. Wer Zweifel an der Unversehrtheit seiner Bauchdecke hat, sollte sich immer ärztlich untersuchen lassen.

Leistenbruch: Symptome bei Mann und Frau

Neben der Vorwölbung am Unterbauch kann ein Leistenbruch beim Mann auch Symptome im Bereich der Hoden verursachen. Der Bruchsack kann sich im Hodensack bilden und diesen ungleichmäßig anschwellen lassen (Skrotalhernie). Bei der Frau können sich ähnliche Symptome zeigen und eine Schamlippe kann deutlich dicker werden als die andere.

Unterbauch mit erkennbarer Schwellung in der LeistenregionE

© Science Photo Library

Eine sichtbare Schwellung in der Leistenregion ist neben einem Druckgefühl und Ziehen im Unterbauch das häufigste Symptom eines Leistenbruches

Leistenbruch: Wann zum Arzt?

Oft verursacht ein Leistenbruch keine oder kaum Beschwerden. Daher stellen sich viele die Frage, ob und wann sie zum Arzt gehen sollten. Zu beachten ist, dass sich durch die Öffnung in der Bauchdecke auch Eingeweide nach außen drücken können. Darunter kann auch eine Darmschlinge sein. Wenn Gewebe oder Organe durch den Leistenbruch eingeklemmt werden, sind sie nicht mehr ausreichend durchblutet. Dies macht sich durch starke Schmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen bemerkbar. Dann besteht Lebensgefahr und Sie müssen sofort handeln! Der Leistenbruch muss sofort notärztlich operiert werden.

Allgemein gilt daher: Lassen Sie einen Leistenbruch immer von einem Arzt begutachten und - falls nötig - behandeln.

Leistenbruch: Welcher Arzt?

Bei einem Leistenbruch ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle, bei Kindern der Kinderarzt. Allgemein kann eine Hernie jedoch jeder praktische Arzt diagnostizieren. Hat sich die Schwellung im Hodensack oder einer Schamlippe gebildet, kann auch ein Urologe beziehungsweise Frauenarzt (Gynäkologe) den möglichen Leistenbruch abklären.

Meist ist bei einer Leistenhernie die Operation die beste Behandlungsmethode. Daher überweist Sie der Hausarzt nach der Diagnose an einen Spezialisten für Leistenbrüche. Dies sind meist Fachärzte für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Krankenhäusern, die auf Hernien-Operationen spezialisiert sind. Die Deutsche Herniengesellschaft (DHG) und die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifizieren solche Hernien-Zentren.

Ein Orthopäde wird einen Leistenbruch wohl erkennen, aber nicht behandeln. Er ist Facharzt für den Bewegungsapparat des Menschen und wäre der Spezialist, wenn Leistenschmerzen andere Ursachen haben, etwa bei einer „Sportlerleiste“.

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Leistenbruch: Diagnose mit bildgebenden Verfahren

Am Anfang steht das Patientengespräch (Anamnese) zur Krankengeschichte. Der Arzt interessiert sich zum Beispiel für die Art, Dauer und Intensität der Beschwerden. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der er den Bauch abtastet und auf Schwellungen achtet. Oft lässt sich eine Leistenhernie schon optisch erkennen.

Die Leistenbruch-Diagnose lässt sich durch bildgebende Verfahren absichern. Ein Ultraschall der Leistengegend zeigt, wo sich der Leistenbruch befindet und wie groß er ist. Daraus können Ärzte Rückschlüsse ziehen, ob die Hernie dringend behandlungsbedürftig ist oder nicht.  Besteht weiterer Abklärungsbedarf, kann eine Magnetresonanztomografie, kurz MRT, helfen.  

Leistenbruch ohne OP behandeln

Ein Leistenbruch gehört immer in ärztliche Behandlung. Von allein heilt eine Hernie nicht. Es droht immer die Gefahr, dass Gewebe oder Organe aus dem Bauchraum eingeklemmt werden. Dann besteht Lebensgefahr und eine Notoperation wäre unumgänglich. Besser ist es, eine mögliche OP ohne Zeitdruck zu planen.

Bei einem Mann können Chirurgen nach neuesten Erkenntnissen eventuell eine Operation aufschieben und zunächst die weitere Entwicklung des Leistenbruchs abwarten. Ein Arzt muss die Hernie aber regelmäßig untersuchen und kontrollieren. Dieses Vorgehen bezeichnen Mediziner als „watchful waiting“ (Abwarten und Beobachten).

Leistenbruch ohne OP – was bringen Gürtel, Bandage und Tapen?

Früher setzten Ärzte zur Behandlung eines Leistenbruchs meist einen festen Gürtel ein – ein sogenanntes Bruchband. Heute kommt dieses nur noch selten zum Einsatz. Denn ein Bruchband drückt den Bruchsack lediglich zurück in den Bauchraum. Nach dem Entfernen des Gürtels tritt die Wölbung wieder hervor. Zur Heilung des Leistenbruchs trägt diese Bandage also nicht bei. Gleiches gilt für das Tapen. Zwar kann ein Tape bei verschiedenen Leistenproblemen hilfreich sein, aber ein Leistenbruch heilt dadurch nicht aus.

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Leistenbruch-OP ist meist ein Muss

Ein Leistenbruch heilt nicht von allein aus. Die Standard-Behandlung ist daher die Operation. Sie empfiehlt sich grundsätzlich, weil permanent die Gefahr besteht, dass Teile der Eingeweide im Bruchsack eingeklemmt werden. Dann ist die Blutversorgung beeinträchtigt und das Gewebe nimmt Schaden. Schlimmstenfalls sterben die nach außen gedrückten Teile ab. Unter Umständen drohen ein Darmverschluss und eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis).

Wann eine Leistenbruch-OP nötig ist, hängt von der Art der Hernie und dem Geschlecht der betroffenen Person ab. Letztlich treffen Sie gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt die Entscheidung über den richtigen Zeitpunkt.  Die meisten Leistenhernien sind harmlos und erfordern keine rasche Operation. Sie können den Eingriff in Ruhe planen. Eine sofortige Notfall-OP ist nur dann notwendig, wenn der Leistenbruch eingeklemmt ist (Inkarzeration). Dann ist schnelles Handeln gefragt!

Wichtig: Verursacht ein Leistenbruch starke Schmerzen und Übelkeit, droht Lebensgefahr. Sie müssen sofort in ein Krankenhaus und notoperiert werden!

Leistenbruch-OP bei Mann, Frau und Kind

Einen Leistenbruch beim Mann sollten Ärzte operieren, sobald er Beschwerden verursacht. Ohne störende Symptome und wenn sich die Hernie nicht vergrößert, können Sie mit dem chirurgischen Eingriff noch abwarten. Wichtig ist aber, dass ein Arzt die Entwicklung des Leistenbruchs regelmäßig kontrolliert.

Bei einer Frau ist eine baldige Operation des Leistenbruchs ratsam, auch wenn die Hernie keine Beschwerden hervorruft. Denn Frauen leiden häufiger unter Komplikationen durch den Bruch. Zudem kann hinter dem Leistenbruch einer Frau eigentlich ein risikoreicher Schenkelbruch (Schenkelhernie/Femoralhernie) stecken. Nur bei einem Leistenbruch in der Schwangerschaft wählen Ärzte die Strategie „Abwarten und Beobachten“. Die Hernie lässt sich auch nach der Entbindung operieren.

Ein Leistenbruch beim Kind ist zumeist angeboren und wird in der Regel umgehend operiert. So kann sich das Kind ohne die Gefahr von Komplikationen entwickeln.

Leistenbruch: Verhalten bis zur OP

Ist eine Operation des Leistenbruchs nötig, sollten Sie bis zur OP einige Verhaltens-Ratschläge beherzigen:

  • Vermeiden Sie starke Belastungen des Unterbauchs, damit der Bruchsack sich nicht vergrößert oder einklemmt. Das Tragen eines Bruchbandes ist heute meist nicht mehr empfohlen. Es drückt die Schwellung zwar im Idealfall in den Bauchraum zurück, trägt aber nicht zur Heilung des Leistenbruchs bei.
  • Bis zur OP können Sie Ihren normalen Alltagaktivitäten nachgehen. Viele Ärzte empfehlen sogar, modert aktiv zu sein und sich nur nachts zum Schlafen hinzuzulegen. Treppensteigen ist mit Leistenbruch möglich.
  • Besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, ob Sie Sport vor der OP ausüben dürfen. Und wenn ja: welche Sportart es sein darf. Meiden Sie alle Übungen, die den Druck im Bauchraum vergrößern, etwa Bauchmuskel- oder Krafttraining wie Bankdrücken. Bei größeren Hernien oder starken Beschwerden sollten Sie auf Sport ganz verzichten.

Leistenbruch: OP-Ablauf

Die Operation eines Leistenbruchs ist für Chirurgen ein Routineeingriff. Sie kann stationär oder ambulant erfolgen. Maßgebend sind die Art und Größe des Leistenbruchs sowie Ihr allgemeiner Gesundheitszustand. Es gibt unterschiedliche OP-Techniken, um eine Hernie zu behandeln:

  • Bei einer offenen Operation setzt der Chirurg einen größeren Schnitt in die Bauchdecke und schiebt die herausgedrückten Gewebe- und Organteile zurück in den Bauchraum. Um das erneute Hervorquellen zu verhindern, vernäht der Operateur die Leistenbruch-Öffnung gründlich oder deckt die Stelle großflächig mit einem Netz aus Kunstfasern ab, um den Bereich zu stabilisieren.
  • Eine Alternative sind minimal-invasive Verfahren wie die Bauchspiegelung (Laparoskopie). Es sind mehrere, aber nur sehr kleine Schnitte in der Bauchdecke nötig. Durch diese schiebt der Chirurg die Instrumente in den Bauchraum. Meist setzt er anschließend ein Netz ein, um den Leistenbruch zu verschließen (Implantat).

Welche OP-Technik zum Einsatz kommt und ob der Leistenbruchbereich durch ein Netz verstärkt werden muss, hängt wiederum von der Art der Hernie und dem Patienten ab.

Nach Leistenbruch-OP

Wie lange Sie nach der Operation des Leistenbruchs krank sind, lässt sich nicht allgemein vorhersagen. Wichtig sind zum Beispiel folgende Faktoren:

  • Größe der Hernie und der Bruchöffnung
  • Art der Narkose
  • Gewählte Operationsmethode
  • Berufliche Tätigkeit: In den ersten Wochen nach der OP dürfen Sie nicht schwer körperlich arbeiten und keine größeren Lasten heben. Manchmal dauert die Schonzeit nach einer Leistenbruch-OP auch länger als ein paar Wochen.

Ob und für wie lange Sie mit ihrem Leistenbruch im Krankenhaus bleiben müssen, hängt ebenfalls vom Operationsverfahren und der Narkoseart ab. Bei einer Vollnarkose und einem größeren Eingriff dauert der Klinikaufenthalt länger. Die meisten können jedoch schon kurze Zeit nach der Operation aufstehen und zeitnah nach Hause gehen.

Mögliche Komplikationen nach der Leistenbruch-OP

In der Regel verläuft eine Leistenbruch-OP komplikationslos. Aber es gibt folgende Risiken:

  • Im Bereich des früheren Leistenbruchs können Schmerzen entstehen. Mögliche Ursachen: Einer der drei großen Nervenstränge in der Leistengegend wurde bei der OP verletzt oder das implantierte Netz verwächst mit einem Nerv. Dann klagen Betroffene nach der OP ihres Leistenbruchs über Schmerzen in der Leistengegend oder im Bein. Männer leiden manchmal unter Hodenschmerzen und Schmerzen der Samenleiter.
  • Nach einer Leistenbruch-OP sind Darmprobleme möglich. Ganz allgemein können sie nach Eingriffen im Bauchraum auftreten. Ist länger kein Stuhlgang möglich oder entwickeln sich andere Beschwerden, sollten Sie immer Rücksprache mit dem Arzt halten. Darmproblemen wie einer Verstopfung können Sie vorbeugen, indem Sie nach dem Eingriff viel Wasser trinken und sich ballaststoffreich ernähren.
  • Je nach OP-Methode bleiben eine größere Narbe oder mehrere kleinere Narben zurück. Sie können lokale Missempfindungen auslösen und manche nehmen sie als „fremd“ wahr. Damit sich die Narbe optimal ausbilden kann, dürfen Sie in den ersten zwei Wochen nichts Schweres heben.
  • Bei manchen Patienten entwickelt sich nach einiger Zeit eine neue Hernie (Rezidiv-Hernie).

Leistenbruch-Netz: Kann eine Unverträglichkeit auftreten?

Symptome nach einer OP sind meist nicht auf eine Unverträglichkeit des Netzes zurückzuführen, welches Ärzte zur Abdeckung des Leistenbruchs eingesetzt haben. Die meisten Menschen vertragen die verwendeten Materialien gut. Die Ursache der Beschwerden sind eher Verwachsungen des Netzes mit den Nerven im Leistenbereich.

Außerdem ist das Netz ein Implantat - und damit ein Fremdkörper. Der Körper kann darauf reagieren, etwa mit einer Entzündung. Auch das Verrutschen oder Aufrollen des Netzstoffs ist möglich. Bei solchen Komplikationen müssen Ärzte das Netz manchmal wieder entfernen.

Komplikationen nach der Leistenbruch-OP vermeiden

Nach der Operation sollten Sie einige Verhaltensregeln beachten. Der behandelnde Arzt erklärt Ihnen nach der OP alle Maßnahmen, bevor er sie nach Hause entlässt. Einige Tipps:

  • Unabhängig davon, ob ein Netz implantiert wurde oder nicht: Nehmen Sie sich eine körperliche Schonzeit. Belasten Sie Ihren Körper nicht zu früh, sondern geben Sie ihm Zeit für die Heilung.
  • Warten Sie auch mit dem Autofahren noch ab. Denn Ihre Reaktionsfähigkeit kann herabgesetzt sein, wenn Sie Schmerzen haben. Wenn alles gut verheilt ist, sollten Bewegungen nicht mehr schmerzhaft sein.
  • Auch mit dem Sport sollten Sie eine Zeit lang vorsichtig sein. Beginnen Sie mit dem Training nur langsam und frühestens nach zwei bis vier Wochen. Bei Kraftsport oder anderen besonders bauchmuskelintensiven Sportarten kann auch eine Pause von mehr als acht Wochen nötig sein. Probieren Sie jede Belastung der Bauchwand vorsichtig aus und steigern Sie das Sporttraining langsam. Wichtig ist es aufzuhören, sobald Sie Schmerzen haben. Wer zu früh oder zu intensiv trainiert, riskiert einen erneuten Leistenbruch.

Verhalten nach einem Leistenbruch

  • Eine Schwellung in der Leistengegend sollten Sie immer ärztlich untersuchen lassen.
  • Der Arzt sagt Ihnen auch, ob Sie mit ihrem Leistenbruch noch Sport treiben dürfen und welche Sportart es sein sollte. In der Regel sind maßvolle körperliche Aktivitäten wie Radfahren, Schwimmen, Wandern oder lockeres Joggen weiterhin kein Problem.
  • Eine starke körperliche Belastung ist nach einem Leistenbruch nicht empfohlen. Sie sollten zum Beispiel nicht mit schweren Gewichten trainieren. Auch andere Bewegungen, welche die Bauchwand stark belasten, sollten Sie bei einem Leistenbruch vermeiden. Wie lange kein Sport möglich ist, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt.

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Leistenbruch beim Baby / Kleinkind

Ein Leistenbruch beim Baby oder Kleinkind besteht meist schon von Geburt an. Nicht immer zeigt sich jedoch eine auffällige Schwellung. Manchmal bemerken Eltern den Leistenbruch bei ihrem Säugling nur zufällig, etwa wenn das Baby beim Baden schreit und dabei den Bauch anspannt. Wenn Eltern den Verdacht auf eine Hernie bei ihrem Nachwuchs haben, sollten sie mit ihm immer den Kinderarzt aufsuchen.

Ein Leistenbruch ist bei Jungen deutlich häufiger als bei Mädchen. Im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen (U1 – U9) untersucht der Kinderarzt Jungen und Mädchen wiederholt auch im Genital- und Leistenbereich. Ihm fallen in der Regel auch Leistenbrüche auf, die ein Laie nicht erkennen kann. Die meisten Kinder werden dann umgehend operiert und können sich anschließend gut entwickeln.

Achtung: Auch bei Kleinkindern kann ein Leistenbruch Gewebe einklemmen. Anzeichen dafür sind:

  • Schwellung und Rötung am unteren Bauch
  • Schmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Blähungen
  • Fieber

Verständigen Sie sofort den Notarzt, denn Ihr Kind muss sofort im Krankenhaus behandelt werden. Ein eingeklemmter Leistenbruch kann lebensgefährlich sein!

Quellen
  • HerniaSurge Group: International guidelines for groin hernia management; 2018; DOI: 10.1007/s10029-017-1668-x
  • Online-Informationen Pschyrembel Online: www.pschyrembel.de; Abruf 15.06.2020
  • Online-Informationen National Library of Medicine: www.pubmed.de; Abruf 15.06.2020
  • Online-informationen HerniaSurge: www.researchgate.net; Abruf 15.06.2020
  • Online-Informationen HerniaSurge: www.webop.de; Abruf 15.06.2020
  • Online-Informationen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ): www.kinderaerzte-im-netz.de; Abruf 16.06.2020
  • Online-Informationen Bundesverband für ambulantes Operieren e. V.: www.operieren.de; Abruf 18.06.2020
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf 17.06.2020
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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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