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Künstlicher Darmausgang

Was ist ein künstlicher Darmausgang? Lesen Sie, wann man ihn bekommt, was bei der OP geschieht und wie die richtige Pflege aussieht.

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Inhaltsverzeichnis
Junger Mann mit hochgezogenem T-Shirt, sodass man den nackten Bauch und den Beutel des Künstlichen Darmausgangs sieht

© Shutterstock

Was ist ein künstlicher Darmausgang?

Ein künstlicher Darmausgang ist eine Öffnung zum Darm, die Ärzten künstlich anlegen. Sie wird nötig, wenn ein bestimmter Teil des Darms entfernt werden muss oder für einen gewissen Zeitraum nicht beansprucht werden soll. Schätzungsweise 150.000 Menschen in Deutschland leben mit einem künstlichen Darmausgang.

Der Fachbegriff für den künstlichen Darmausgang lautet Enterostoma. Das altgriechische Wort „Stoma“ bedeutet so viel wie „Mund“. In der Medizin sind jedoch alle künstlich geschaffenen Körperöffnungen gemeint, die zu einem im Körper gelegenen Hohlraum führen. Dies kann nicht nur den Darm, sondern auch den Magen oder die Luftröhre betreffen. Ärzte verwenden auch den Fachbegriff  „Anus praeter“  als Synonym für den künstlichen Darmausgang.

Der künstliche Darmausgang kann - je nach Ursache -  entweder vom Dickdarm oder vom  Dünndarm abgehen. Bei einem künstlichen Darmausgang des Dickdarms sprechen Ärzte von einem Colostoma. Ein künstlicher Darmausgang des Dünndarms heißt dagegen Ileostoma. Der künstliche Darmausgang am Dickdarm kommt vier Mal häufiger vor als der des Dünndarms.

Ein künstlicher Darmausgang kann zudem entweder zeitlich befristet (temporär) oder dauerhaft  (permanent) notwendig sein. Diese Entscheidung hängt wiederum von der Ursache ab (siehe: Wann bekommt man einen künstlichen Darmausgang?).

Auch unterscheiden Ärzte ein endständiges Stoma und ein doppelläufiges Stoma. Bei einem endständigen Stoma wird der vordere Teil des Darms (vom Magen kommend) durch die Bauchwand nach außen geführt und bildet das Darmende. Der restliche Teil (zum After führend) wird entweder entfernt oder (vorübergehend) so verschlossen, dass er nicht benutzbar ist. Es gibt also nur eine Darmöffnung auf der Bauchdecke. Das endständige Stoma wird in vielen Fällen dauerhaft angelegt.

Bei einem doppelläufigen Stoma werden zwei Verbindungen zwischen Darm und Bauchdecke angelegt. Der Darm wird in einer Schlinge über die Bauchdecke nach außen gezogen, dort befestigt und so geöffnet, dass zwei sichtbare und zusammenhängende Darmöffnungen entstehen. Der aus der Magenrichtung kommende Stuhlgang wird aus der ersten Öffnung ausgeleitet. Der stillgelegte, abführende Teil des Darms enthält dagegen nur Schleim und Darmzellen. So lässt sich dieser Abschnitt besser vor dem Darminhalt schützen und er kann besser heilen, etwa nach einer Operation. Das doppelläufige Stoma ist oft nur eine vorübergehende Maßnahme.

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Wann bekommt man einen künstlichen Darmausgang?

Warum ein künstlicher Darmausgang nötig ist, dafür gibt es einige Gründe. Einer davon ist Darmkrebs. Diese Krebsart tritt meist erst im höheren Alter auf. Daher sind die Betroffenen im Schnitt über 60 Jahre alt, wenn sie ein Stoma erhalten. Aber: Nicht jede Darmkrebs-Erkrankung führt zwingend zu einer Operation, bei der Mediziner schließlich einen künstlichen Darmausgang legen müssen. Die Größe und Lage des Tumors spielen hierbei eine besondere Rolle. Entscheidend ist, wie viel Darm entfernt werden muss und ob die Funktion des Schließmuskels beeinträchtigt wird. Davon hängt es auch ab, ob der künstliche Darmausgang temporär oder permanent ist. Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen - Colitis ulcerosa und Morbus Crohn - ist manchmal ein künstlicher Darmausgang notwendig. Die Colitis ulcerosa beschränkt sich meist auf den Dickdarm. Manchmal ist die Erkrankung jedoch so ausgeprägt, dass Ärzte den kompletten Dickdarm entfernen müssen. Morbus Crohn kann dagegen den gesamten Verdauungstrakt betreffen, vom Mund bis zum Darmausgang.  In der Regel ist der Morbus Crohn aber mit Medikamenten und einem gesunden Lebensstil gut in den Griff zu bekommen.

Ein künstlicher Darmausgang kann auch bei angeborenen Fehlbildungen des Darms nötig sein. Auch Verletzungen oder Störungen der Nervenfunktion sind ein Grund für das Anlegen eines Stomas. Sie können die Arbeit des Schließmuskels beeinträchtigen und zu einer Stuhlinkontinenz führen.

OP: künstlicher Darmausgang

Vor der Operation besprechen Ärzte mit ihren Patienten, wo sich die beste Stelle für den künstlichen Darmausgang befindet. Wichtig ist es zum Beispiel, dass der künstliche Darmausgang nicht in einer Hautfalte liegt und Sie ihn jederzeit gut sehen können. Mediziner informieren auch darüber, was Sie jetzt schon für die Zeit nach der Op besorgen können und wie der Alltag mit dem Stoma aussieht.

Die Operation findet in der Regel unter Vollnarkose statt. Wie umfangreich der Eingriff ausfällt, hängt davon ab, was der Grund für den künstlichen Darmausgang ist. Manchmal entfernen Ärzte ein Stück des Darms, manchmal einen bösartigen Tumor. In einigen Fällen ist der künstliche Darmausgang auch der einzige Anlass für die Operation.

Während der Operation setzen Ärzte einen kleinen Schnitt an der Bauchdecke, dort wo später der künstliche Darmausgang liegen soll. Nachdem sie die anderen Teile des Eingriffs durchgeführt und beispielsweise ein entzündetes Stück des Darms entnommen haben, schneiden sie eine kleine Öffnung in den Darm. Diese Öffnung vernähen sie anschließend mit der Bauchdecke an der zuvor festgelegten Stelle für den künstlichen Darmausgang.

Wie lange die OP dauert, lässt sich nicht allgemein sagen. Die Dauer hängt unter anderem von der Art und dem Ausmaß der Erkrankung ab, die Ärzte gleichzeitig behandeln. Meistens liegt die Zeitspanne in etwa zwischen 40 und 60 Minuten.

Die Rückverlegung eines künstlichen Darmausgangs – das Rückgängig machen der Operation – ist in der Regel kein großer Eingriff mehr. In diesen Fällen handelt es sich meistens um ein doppelläufiges Stoma. Der Arzt kann den künstlichen Darmausgang aus der Bauchdecke herausziehen und die beiden Darmteile wieder zusammennähen. Anschließend schiebt er sie in den Bauch zurück und verschließt die Bauchdecke.

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Künstlicher Darmausgang: Komplikationen

Die Operation selbst ist kein großer Eingriff und Komplikationen sind dabei eher selten. Gelegentlich können nach der OP Komplikationen auftreten, die mit dem künstlichen Darmausgang zusammenhängen. Hierbei unterscheiden Ärzte zwischen Frühkomplikationen (wenige Tage nach der Operation) und Spätkomplikationen (erst Wochen, Monate oder gar Jahre nach der Operation).

Mögliche Frühkomplikationen bei einem künstlichen Darmausgang:

  • Stomaödem: Schwellung nach der Operation – sie bildet sich meist binnen einer Woche zurück.
  • Kleinere Blutungen der Stomaschleimhaut – die Gründe können zu häufiges Wechseln des Stomabeutels oder eine zu intensive Reinigung sein. Meist sind die Blutungen kein großes Problem und die Schleimhaut heilt von alleine wieder.
  • Hautprobleme
  • Retraktion: Ein zu eng angelegtes Stoma oder Gewichtzunahme können dazu führen, dass der künstliche Darmausgang scheinbar nach innen gezogen wird. Ein passender Beutel oder eine Gewichtabnahme können Abhilfe schaffen.
  • Nekrose: Dabei stirbt Gewebe ab und verfärbt sich. Die Nekrose kann die Schleimhaut des künstlichen Darmausgangs selbst betreffen oder aber die umliegende Haut. In schweren Fällen kann es sein, dass Ärzte das Stoma neu legen müssen.

Mögliche Spätkomplikationen bei einem künstlichen Darmausgang:

  • Retraktion: Auch wenn schon einige Zeit vergangen ist, kann es beim künstlichen Darmausgang zu einer Retraktion kommen (siehe oben).
  • Stenosen: Eine Verengung des künstlichen Darmausgangs. Diese kann durch falsche Versorgung oder Infektionen entstehen.
  • Bruch der Bauchwand (Hernie): Weitere Darmschlingen schieben sich durch die geöffnete Bauchmuskulatur und führen zu einer Wölbung des Bauches. Betroffene verspüren Schmerzen und ein Engegefühl.
  • Prolaps: Ausstülpung des künstlichen Darmausgangs nach außen, die durch größere Gewichtszunahme entstehen kann.

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Künstlicher Darmausgang: Pflege

Ein künstlicher Darmausgang bedarf regelmäßiger und gründlicher Pflege. Am Ende des künstlichen Darmausgangs wird ein Beutel befestigt, in den die Ausscheidungen fließen. Diesen Beutel, die sogenannte Stomaversorgung, müssen Stoma-Träger regelmäßig leeren. Wie häufig dies nötig ist, ist individuell unterschiedlich. Unter anderem hängt dies auch vom Versorgungssystem oder der Reizbarkeit der Haut ab. Ein guter Zeitpunkt für den Wechsel ist die Zeit vor dem Frühstück, weil der Körper zu diesem Zeitpunkt weniger Ausscheidungen bildet.

Einige Tipps:

  • Zum Wechseln des Beutels legen Sie zunächst alles bereit, was sie brauchen: Beutel, Basisplatte, Kompressen, Entsorgungsbeutel, Schere, Creme oder andere Befestigungs-Utensilien.
  • Der Wechsel des Beutels bei einem künstlichen Darmausgang beginnt damit, dass Sie den Beutel langsam von oben nach unten ablösen.
  • Dann spülen Sie die Haut und den künstlichen Darmausgang vorsichtig mit Wasser ab – beim Darmausgang selbst sollten Sie nur sanft tupfen.
  • Ist die Haut sauber und trocken, können Sie den neuen Beutel anbringen. Hier gehen Sie umgekehrt vor: Befestigen Sie ihn langsam von unten nach oben.

Leben mit künstlichem Darmausgang

Das alltägliche Leben mit einem künstlichen Darmausgang kann gut funktionieren. Größere Einschränkungen sind die Ausnahme. Es gibt aber einige Punkte, die Stoma-Trägern das Leben mit künstlichem Darmausgang und den Alltag erleichtern:

  • Ernährung: Es gibt keine grundsätzlichen Einschränkungen, was Sie essen dürfen und was nicht. Einige Menschen mit künstlichem Darmausgang achten dennoch auf eine eher schonende Diät, bei der sie nicht zu viele Blähungen bekommen, die mit Geräuschen entweichen.
  • Sport: Auch hier gibt es so gut wie keine Einschränkungen. Die Beutel und ihre Befestigungen sind stabil, dicht und haften stark. Schwimmen, Sauna und sonstige Sportarten sind kein Problem. Wer sich unwohl fühlt, kann entsprechende Gürtel tragen, die dem System zusätzliche Stabilität geben oder es optisch verbergen. Dennoch sollten Sie zunächst mit ihrem Arzt besprechen, welchen Sport sie in welcher Intensität ausüben möchten.
  • Sexualität: Geschlechtsverkehr ist mit einem Stoma ebenfalls möglich. Körperliche Einschränkungen gibt es in der Regel – wie beim Sport – nicht. Einigen Menschen macht das Aussehen des Beutels jedoch zu schaffen. Hier können spezielle Abdeckungen und Hüllen helfen – oder ein offenes Gespräch mit dem Partner.
  • Geruch: Die Beutel der Stomaversorgung sind in der Regel mit geruchsneutralisierenden Filtern ausgerüstet. Das klappt mal besser und mal schlechter. Wer unzufrieden ist, kann einen anderen Hersteller oder ein anderes System testen.
Quellen
FOCUS-Gesundheit – Klinikliste 2025

© FOCUS-Gesundheit

Klinikliste 2025

FOCUS-Gesundheit 04/2024
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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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