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Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind ein wahres Volksleiden. Lesen Sie alles über die Ursachen und wie sie sich behandeln lassen. Außerdem: Rückentipps für den Alltag.

Geprüft von Sophie Sonnenberger, Medizinredakteurin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2024-08-26T00:00:00+02:00 2024-08-26T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis

Rückenschmerzen: Arten

Ärzte schätzen, dass etwa vier von fünf Bundesbürgern mindestens einmal im Leben mit Rückenschmerzen zu tun haben. Neben den Kopfschmerzen zählen sie zu den häufigsten Schmerzarten. Oft sind neben dem Rücken auch Nacken- oder Schulterbereich betroffen, weil die Muskeln verspannt und verhärtet sind. Umgangssprachlich heißen Rückenschmerzen oft Kreuzschmerzen, wobei letztere per Definition nur die Region unterhalb des Rippenbogens und oberhalb der Gesäßfalte meinen.

In der Mehrzahl der Fälle sind Rückenschmerzen harmlos und klingen innerhalb weniger Tage oder Wochen von selbst ab. Manchmal werden sie jedoch chronisch und bleiben dauerhaft bestehen. Ärzte unterscheiden verschiedene Arten von  Rückenschmerzen. Sie lassen sich anhand bestimmter Kriterien einteilen: Nach der Dauer, dem Schmerzort und der Ursache.

Akute und subakute Rückenschmerzen

Folgende Einteilung nehmen Ärzte bei Rückenschmerzen vor:

  • Akute Rückenschmerzen dauern höchstens sechs Wochen. Sie entwickeln sich entweder zum ersten Mal oder nach einer rückenschmerzfreien Zeit von mindestens sechs Monaten.
  • Subakute Rückenschmerzen bestehen länger als sechs Wochen, aber maximal zwölf Wochen. Dann verschwinden sie wieder.

Chronische Rückenschmerzen

So unterschieden Mediziner chronische von wiederkehrenden Rückenschmerzen:

  • Chronische  Rückenschmerzen halten länger als sechs Monate an. Auch sind sie unterschiedlich stark ausgeprägt. Chronische Rückenschmerzen betreffen oft betagtere Menschen, die schon verschiedenste andere Gesundheitsprobleme haben.
  • Wiederkehrende (rezidivierende) Rückenschmerzen: Dabei haben Menschen immer wieder Phasen, in denen die Rückenschmerzen aufflammen. Zwischen diesen Episoden müssen mindestens sechs Monate ohne Beschwerden liegen.

Rückenschmerzen: Ort des Schmerzes

Neben der Schmerzdauer ist es für Ärzte auch wichtig, wo der Schmerz genau sitzt. Der Grund für die Rückenschmerzen kann in der Wirbelsäule und Umgebung liegen, aber auch an einer anderen Stelle des Körpers. Folgende Einteilung gibt es:
  • Rückenschmerzen im unterer Rücken: Im Lendenbereich verspüren die meisten Menschen die Rückenschmerzen. Viele beschreiben sie als „Rückenschmerzen über dem Po“. Ein Grund ist, dass die Lendenwirbelsäule (LWS) größeren Belastungen standhalten muss. Unter anderem stemmt sie zeitlebens einen Großteil des Körpergewichts. Die Muskeln überanstrengen sich oft unter großen Belastungen. Verletzungen und Bandscheibenvorfälle sind im unteren Rücken keine Seltenheit. Die Schmerzen können in der Mitte des Rückens, aber auch nur unten rechts oder unten links auftreten.
  • Schmerzen im oberen Rücken:  Schmerzen im oberen Bereich der Wirbelsäule und dem Nacken kennen ebenfalls viele Menschen. Die Rückenschmerzen können einseitig oben links oder rechts oben sein, sich aber auch über den gesamten oberen Rücken erstrecken. Die Ursachen sind verschieden und reichen von Verspannungen durch körperliche Fehlhaltungen über Bandscheibenvorfälle bis hin zu Stress. Oft bleiben die Schmerzen nicht auf diese Regionen beschränkt, sondern strahlen in die Schultern, Arme und den Hinterkopf aus. Dann entwickeln sich Spannungskopfschmerzen
  • Rückenschmerzen im mittleren Rücken: Daran sind oft gereizte und verspannte Muskeln oder Schäden an den Wirbelgelenken schuld. Die Rückenschmerzen können rechts, links (seitlich) oder in der Mitte auftreten.

Rückenschmerzen: Ursachen

Die Ursachen von Rückenschmerzen sind äußerst vielfältig. Sie können entweder direkt in der Wirbelsäule und der Rückenmuskulatur liegen, aber auch von einer ganz anderen Stelle herrühren. Grundsätzlich nehmen Ärzte zwei Einteilungen vor:

  1. spezifische Rückenschmerzen, bei der sie eine körperliche Ursache ausfindig machen.
  2. nicht-spezifische Rückenschmerzen: Diese sind weitaus häufiger und etwa neun von zehn Patienten fallen in diese Kategorie. Der Auslöser für den Schmerz ist hier nicht eindeutig auszumachen, sodass ein Arzt diesen auch nicht gezielt behandeln kann.

Zudem lässt sich die Wirbelsäule in drei Abschnitte gliedern. In allen Bereichen können sich Rückenbeschwerden entwickeln:

  1. Rückenschmerzen: Lendenwirbelsäule (LWS)
  2. Rückenschmerzen: Brustwirbelsäule (BWS)
  3. Rückenschmerzen: Halswirbelsäule (HWS)

Unspezifische Rückenschmerzen

Unspezifische (auch nicht-spezifische) Rückenschmerzen lassen sich nicht auf  Veränderungen an der Wirbelsäule oder der Rückenmuskulatur zurückführen. Vielmehr ist das komplexe Zusammenspiel der Muskeln, Gelenke und Bänder im Rücken gestört. Auch wenn sich hier keine einzelne Ursache für die Rückenschmerzen finden lässt – es gibt einige Auslöser dafür:

  • Bewegungsmangel: Die meisten Bundesbürger sitzen zu viel. Etwa 10 bis 15 Stunden pro Tag verbringen wir auf dem Allerwertesten, wie Experten ausgerechnet haben. Das mangelnde Training der Muskulatur und die Fehlbelastung der Wirbelsäule haben nicht nur schmerzhafte Folgen für den Rücken. Die fehlende Bewegung fördert zudem Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas), Herzkrankheiten oder den Gelenkverschleiß (Arthrose).
  • Schwache Rumpfmuskulatur: Die Muskeln des Rumpfs müssen zeitlebens die Hauptlast des Körpergewichts stemmen. Sie sind wichtig fürs Laufen, Stehen, Bücken oder das Sitzen. Eine untrainierte, schwach ausgeprägte Muskulatur im Rücken macht anfälliger für Rückenschmerzen. Gut sind daher Sportarten wie Schwimmen oder ein gezieltes Krafttraining für den Rücken.
  • Fehlbelastungen, falsche Körperhaltungen und Muskelverspannungen: Die Muskeln verhärten und verkürzen sich, wenn sie unterfordert sind, falsch oder einseitig belastet werden. Solche Muskelverspannungen kennt wohl jeder, der zu lange in der gleichen Haltung am Schreibtisch verbracht hat, ohne sich zwischendurch zu bewegen und die Muskulatur zu lockern. Kommt Zugluft hinzu, verspüren viele Nacken- oder Rückenschmerzen. Aber auch schwere körperliche Arbeit und eine Überlastung der Muskeln können „ins Kreuz gehen“. So haben manche Rückenschmerzen nach dem Sport, wenn sie sich überanstrengt haben.
  • Rückenschmerzen durch Stress bekommt so mancher, denn die Seele spielt dabei mit! So können sich beispielsweise Stress im Job, finanzielle Nöte oder Sorgen in der Familie auf die Psyche und schließlich in Form von Rückenschmerzen niederschlagen. Das Gleiche gilt für psychische Erkrankungen, etwa eine Depression.
  • Gene: Die Veranlagung für Rückenschmerzen kann auch in der Familie liegen. So kommen Rückenschmerzen in manchen Familien gehäuft vor.

Spezifische Rückenschmerzen

Hier können Ärzte einen eindeutigen Grund für die Beschwerden festmachen. Oft sind es Krankheiten, welche die Wirbelsäule und die Muskulatur in Mitleidenschaft ziehen, aber nicht nur: Auch weitere entfernte Organe, die Sie womöglich nicht mit Ihren Rückenschmerzen in Verbindung bringen, können sich durch das Symptom „Rückenschmerzen“ äußern.

Die wichtigsten Ursachen für Rückenschmerzen, die im Bereich der Wirbelsäule lokalisiert sind:

  • Akuter Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps)
  • Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose)
  • Wirbelblockade, z.B. Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)
  • Verschobene oder entzündete Wirbel
  • Wirbelbruch, etwa bei Osteoporose: so sind Rückenschmerzen nach einem Sturz oft ein erster Hinweis auf Knochenschwund
  • Wirbelgleiten, weil die Wirbel instabil sind (Spondylolisthesis)
  • Allgemeiner Gelenkverschleiß (Arthrose), Abnutzung der Wirbelgelenke
  • Schleudertrauma, etwa nach einem Autounfall
  • Morbus Bechterew zählt zu den rheumatischen Erkrankungen, vor allem das Gelenk zwischen Kreuz-und Darmbein entzündet sich.
  • Morbus Paget ist eine Knochenerkrankung, bei der sich der Knochen schrittweise umbaut. Die Knochenarchitektur ist gestört und der Knochen wird instabil.
  • Hexenschuss (Lumbago), bei dem schnell ein heftiger Schmerz in die Lendenwirbelsäule einschießt.
  • Entzündete Nerven im Bereich der Wirbelsäule, zum Beispiel Ischias – der Rückenschmerz zieht ins Bein bei der Ischialgie.
  • Skoliose: Die Wirbelsäule weicht seitlich von der Hauptachse ab und ist zudem verdreht.
  • Knochenschwund (Osteoporose): Die Knochensubstanz baut sich ab und wird brüchig.
  • Rückenschmerzen können auch Tumor-Symptome sein, etwa an den Rippen oder der Wirbelsäule. Rückenschmerzen durch Krebs entstehen, wenn die Krebszellen wandern und in den Knochen Metastasen bilden. Daneben gibt es Krebsarten, die in den Knochen ihren Ursprung haben.
     
EIne Wirbelkanalstenose ist dargestellt

© Focus Gesundheit

Spinalkanalstenose (Wirbelkanalstenose): Verknöcherungen an Wirbeln und Bändern lassen Engstellen entstehen, die auf das Rückenmark im Spinalkanal drücken und die Nerven beeinträchtigen. Eine Operation behebt die Schädigung normalerweise

 Die Ursachen von Rückenschmerzen können auch in anderen Organen und Körperregionen liegen. Die Schmerzen entstehen dort und strahlen dann in den Rücken aus. So nehmen Betroffene sie als Rückenschmerzen wahr. Einige Beispiele:

  • Rückenschmerzen und Herz: Herzinfarkt, Angina pectoris (Brustenge), Herzmuskelentzündung, Herzbeutelentzündung
  • Rückenschmerzen und Nieren: Nierensteine, Nierenbeckenentzündung
  • Rückenschmerzen und Lunge: Lungenentzündung, Lungenembolie, Lungenkollaps (Pneumothorax). Solche Lungenerkrankungen können nicht nur mit Rückenschmerzen, sondern auch Atemnot, Husten und anderen Beschwerden einhergehen.
  • Prostataentzündung (Prostatitis)
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
  • Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas): Das erhöhte Gewicht belastet den Rücken beim Gehen und Stehen und lässt ihn schmerzen.
  • Infektionen, etwa eine Neuroborreliose, Gürtelrose oder Lungenentzündung.
  • Auch eine Grippe oder Erkältung kann indirekt mit Rückenschmerzen verbunden sein.  Die Rückenschmerzen beim Husten oder Niesen kennen vermutlich viele.
  • Endometriose (Versprengung von Gebärmutterschleimhaut)
  • Rückenschmerzen und die Periode (Menstruation) sind oftmals eng miteinander verknüpft. Auch beim Eisprung sind Rückenschmerzen bei manchen Frauen unangenehme Begleiter. Die Rückenschmerzen ziehen in den Bauch.
  • Rückenschmerzen nach dem Essen: Eine falsche Körperhaltung am Esstisch ist meist der Auslöser. Aber auch zu große Portionen und hastiges Essen können auf den Magen schlagen und in den Rücken ausstrahlen. Manchmal verursachen auch Magen-Darm-Erkrankungen Rückenschmerzen – sie werden aber nicht dort, sondern im Rücken wahrgenommen.

Rückenschmerzen: Begleitsymptome und ihre Ursachen

Je nach Ursache der Rückenschmerzen können Begleitsymptome hinzukommen. Diese hängen immer davon ab, was den Schmerz verursacht. Einige Beispiele:

  • Rückenschmerzen und Fieber: Hinter dieser Kombination können Infektionen mit Bakterien, Viren oder anderen Keimen stecken. Das Fieber ist eine natürliche Reaktion auf eingedrungene Erreger, mit der er die Entzündung zu bekämpfen versucht.
  • Durchfall und Rückenschmerzen: Die Ursachen liegen oft im Darm, wenn zu den Rückenschmerzen Durchfall, Verstopfung, Übelkeit oder Erbrechen kommen. Beispiele sind Gallensteine oder das Reizdarmsyndrom. Die Ursache kann jedoch auch eine Schwangerschaft sein.
  • Rückenschmerzen und Kopfschmerzen: Daran können Muskelverspannungen im Nackenbereich schuld sein. Beim sogenannten Halswirbel-Syndrom (HWS-Syndrom) lässt sich der Kopf nicht schmerzfrei bewegen und die Schmerzen strahlen in den Hinterkopf aus. Eine solche Kombination aus Rückenschmerzen und Kopfschmerzen ist sehr häufig. Die meisten lernen das HWS-Syndrom kennen, wenn sie zu lange in der gleichen Sitzposition am PC verharren.
  • Rückenschmerzen im Liegen: Der Grund könnte zum Beispiel ein Hexenschuss sein. Betroffenen fällt es schwer, zu stehen, gehen oder zu liegen. Aber auch verspannte Muskeln, Bewegungsmangel oder eine falsche Matratze können die Ursachen sein, wenn Sie Rückenschmerzen im Liegen verspüren. Ein Tipp: Bewegen Sie sich maßvoll! Die früher verordnete Bettruhe gehört heute der Vergangenheit an.
In Kooperation mit Dr. Ardeshir Ghiassi

Der Schmerz und die Ursache sind oft weit voneinander entfernt.

Dr. Ardeshir Ghiassi, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

Rückenbeschwerden wird man auf Dauer nur los, wenn man den Grund genau kennt und bei der Therapie individuell und ganzheitlich vorgeht – wortwörtlich von Kopf bis Fuß. Denn mit Spritzen und Medikamenten allein lässt sich die Ursache kaum beheben.

In Kooperation mit Dr. Rolf Junior

Meine Hände sind mein Werkzeug.

Dr. Rolf Junior, Facharzt für Orthopädie und Physikalische und Rehabilitative Medizin

In meiner Praxis hören wir auf Ihren Körper und lesen die Signale, die er uns sendet. Als Orthopäde arbeite ich mit meinen Händen. Durch manuelle Techniken kann ich Verspannungen lösen, die Durchblutung verbessern und die natürliche Beweglichkeit der Gelenke wiederherstellen.

Rückenschmerzen behandeln

Fast immer verschwinden akute Rückenschmerzen von selbst wieder. Bleiben Sie körperlich aktiv und treiben Sie regelmäßig Sport. Das ist das beste Rezept gegen Rückenschmerzen.

Rückenschmerzen: Therapien

Folgende Therapien und Entspannungstechniken können bei Rückenschmerzen helfen:

  • Entspannungsmethoden, zum Beispiel Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson: Sie entspannen nicht nur den Körper, sondern vertreiben zudem den Stress
  • Achtsamkeitstraining, Meditation
  • Pilates, Tai Chi, Qigong oder Yoga gegen Rückenschmerzen: Die Übungen dehnen und kräftigen die Bauch-, Rücken- und Beckenmuskulatur. Auch bei seelischen Belastungen sind die sanften Bewegungen oft hilfreich.
  • Akupunktur: Der Behandler sticht dünne Nadeln an ausgewählten Punkten ein, die entlang der Meridiane liegen, senkrecht oder schräg unter die Haut. Meridiane sind laut Traditioneller Chinesischer Medizin Leitbahnen, in denen die Lebensenergie Qi durch den Körper strömt. Wenn diese nicht harmonisch fließt, kann das Beschwerden und Krankheiten zur Folge habe. Die Nadeln sollen Blockaden lösen und das Gleichgewicht wiederherstellen. Studien zu Folge ist die Akupunktur bei Schmerzen wirksam.
  • Osteopathie: Der Osteopath folgt mit den Händen den Faszien, also dem Bindegewebe, ertastet dabei Verspannungen sowie Blockaden und versucht, diese durch spezielle Handgriffe zu lösen. Nach der Lehre der Osteopathie brauchen die verschiedenen Körperteile – wie Muskeln, Nerven, Blutgefäße – freie Beweglichkeit. Blockaden dagegen führen zu Schmerzen. Bisher hat keine wissenschaftliche Untersuchung die Wirksamkeit dieses Verfahrens belegt.
  • Massage, spezielle Schuheinlagen, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Die Wirksamkeit ist allerdings noch nicht ausreichend untersucht.
  • Physiotherapie (früher Krankengymnastik): Bei einer Physiotherapie geht es darum, die Beweglichkeit des Patienten zu verbessern, sein Wirbelsäulensystem zu stärken und rückenbelastendes Verhalten zu ändern. Je nach Beschwerden des Patienten erstellt der Physiotherapeut einen Therapieplan, der etwa Krankengymnastik, spezielles Rückentraining, Massagen und Wärmetherapie enthalten kann. Die Sportübungen kann der Patient nach Beendigung der Therapie auch allein zu Hause oder im Büro durchführen.
  • Progressive Muskelrelaxation: Bei dieser Methode zum Stressabbau trainieren Patienten, verschiedene Muskelpartien (z. B. Schultern, Nacken, Beine) gezielt anzuspannen, die Spannung einige Sekunden lang zu halten und dann bewusst wieder loszulassen. Die Methode verbessert die Körperwahrnehmung, hilft, Muskeln zu lockern, und fördert den Entspannungszustand des gesamten Körpers.

Rückenschmerzen: Medikamente

Bei akuten Rückenschmerzen helfen Medikamente, die den Schmerz vertreiben. So sind Sie auch in Beruf und Alltag wieder mobiler. Wirksame Schmerzmittel bei Rückenschmerzen, die gleichzeitig entzündungshemmend wirken, sind Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). In niedriger Dosierung erhalten Sie die Schmerzmittel rezeptfrei in der Apotheke oder im Internetversandhandel. Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Acetylsalicylsäure (ASS).

Es gibt sie in verschiedenen Darreichungsformen, etwa als Rückenschmerzen-Salbe oder Tabletten zum Schlucken. Nehmen Sie die Schmerzmittel jedoch nicht zu lange ein. Manchmal verabreichen Ärzte bei Rückenschmerzen auch eine Spritze, welche ein Schmerzmittel enthält.

Sie können auch versuchen, die Schmerzen durch Tapen zu lindern. Dabei bringen Sie bunte Tapes (mit Hilfe einer anderen Person) auf Ihren Rücken auf. Sie sollen die Muskeln entspannen, den Rücken stärken und den Schmerz im Kreuz lindern. Auch wenn viele – vor allem Leistungssportler – auf das Tapen schwören: Wissenschaftlich nachgewiesen ist die Wirksamkeit nicht. Aber vielleicht sind die Tapes einen Versuch wert.

Rückenschmerzen: Hausmittel

Bei Rückenschmerzen ist Wärme ein altbewährtes Mittel. Die meisten Betroffenen empfinden sie als sehr angenehm. Wärme lockert und entspannt die verhärteten Muskeln und die Rückenschmerzen lassen nach. Es gibt verschiedenen Methoden, wie Sie die Wärme anwenden, zum Beispiel:

  • Wärmflasche, Wärmekissen
  • Wärmesalben, Wärmepflaster
  • Fangopackungen, Moorbäder

Bei Rückenschmerz sind Wärmepflaster, Rotlicht oder Wärmflasche eine gute Erste-Hilfe-Maßnahme für zu Hause. Gerade in der Anfangsphase können Wärmebehandlungen akute Schmerzen lindern. Bei chronischen Schmerzen dienen sie hauptsächlich dem Wohlbefinden.

Rückenschmerzen: Übungen

Bei Rückenschmerzen gilt der Grundsatz: Bewegung statt Bettruhe! Je mehr Sie in Bewegung bleiben (oder kommen), desto schneller sind Sie Ihre Rückenschmerzen wieder los. Es gibt spezielle Rückenschulen, in denen Sie gezielte Übungen erlernen. Oft  bieten Fitnessstudios oder Sportvereine ein solches Training gegen Rückenschmerzen an.

Die Spezialisten für den Rücken zeigen Ihnen besondere Übungen und vermitteln Ihnen, wie Sie Lasten richtig anheben oder rückenfreundlich sitzen. Ziel ist es, den Rücken zu kräftigen und falsche Bewegungsmuster abzutrainieren. Die Rückenschule beugt somit auch Rückenschmerzen vor. Wenn Sie alle Übungen erlernt haben, müssen Sie auch zu Hause regelmäßig trainieren. Die gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen die Rückenschule in vielen Fällen.

  • Übungen gegen Schmerzen im oberen und mittleren Rücken finden Sie hier.
     
  • Übungen gegen Schmerzen im unteren Rücken finden Sie hier.

Rückenschmerzen: Folgende Maßnahmen können im Alltag hilfreich sein

  • Stufenbett: Positionieren Sie Ihre Unterschenkel auf einer geeigneten Ablage (z.B. mehrere Kissen, Schaumstoffpolster, Stuhl) so, dass sie ungefähr einen Winkel von 90 Grad bilden. Diese Stufenlagerung entlastet Ihren Rücken und viele empfinden Sie als angenehm. Aber bleiben Sie nicht zu lange in dieser Haltung.
  • Heben oder tragen Sie keine schweren Lasten; seien Sie außerdem beim Bücken vorsichtig
  • Bewegen Sie sich möglichst normal im Alltag und seien Sie aktiv. Gehen Sie zum Beispiel öfters eine Runde spazieren. Wenn Sie sich in die eigenen vier Wände zurückziehen und auf erfreuliche Dinge verzichten, empfinden Sie die Rückenschmerzen womöglich als noch belastender. Das kann wiederum die Schmerzen verstärken.
  • Sorgen Sie für einen rückenfreundlichen Arbeitsplatz. Dazu gehören etwa der richtige Bürostuhl, Schreibtisch oder eine ergonomische PC-Tastatur. So beugen Sie Verspannungen und Rückenschmerzen vor.
  • Richtige Matratze: Rückenschmerzen sind manchmal auch die Folge einer falschen Matratze. Lassen Sie sich im Fachgeschäft beraten, auf welcher Unterlage Sie mit Rückenschmerzen am besten schlafen. Vielleicht hat auch Ihr Arzt einige Tipps für Sie.
Schlafkomfort: Eine Matratze ist rückenfreundlich, wenn sie an Hüfte und Schultern nachgibt und zugleich Beine und Taille stützt. Das Rückgrat sollte im Schlaf immer eine gerade Linie bilden

© FOCUS-GESUNDHEIT

Rückenschmerzen behandeln und vorbeugen: Eine Matratze ist rückenfreundlich, wenn sie an Hüfte und Schultern nachgibt und zugleich Beine und Taille stützt (Pfeile). Das Rückgrat sollte im Schlaf immer eine gerade Linie bilden

Bei chronischen Rückenschmerzen setzen Ärzte die multimodale Schmerztherapie ein, die mehrere Behandlungen miteinander kombiniert. Auch die Verhaltenstherapie ist ein wichtiger Baustein bei chronischen Rückenbeschwerden. Dabei geht es um die Schmerzwahrnehmung, aber auch um die mentale Einstellung gegenüber Schmerzen. Sie lernen Schritt für Schritt, den Schmerz besser zu bewältigen und im Alltag gut mit ihm umzugehen.

Chronisch Schmerzkranke können in der Behandlung zudem üben, ihre Angst vor körperlicher Aktivität zu überwinden und den Teufelskreis aus Angst, Bewegungsmangel und Depression zu beenden. Mehrere Studien bezeugen die Wirksamkeit von Verhaltenstherapien bei chronischen Schmerzen.

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Rückenschmerzen vorbeugen

Rückenschmerzen vorbeugen können Sie durch eine Maßnahme, die einfach und kostengünstig ist: Regelmäßige Bewegung. Bewegung und Sport gegen Rückenschmerzen sorgen zudem dafür, dass die Schmerzen nicht ständig wiederkehren oder sogar chronisch werden.

Es gibt einige Maßnahmen, wie Sie Rückenschmerzen vorbeugen, wenn Sie schwer körperlich arbeiten oder beruflich viel laufen oder stehen müssen. Beispiele sind:

  • Rückenschmerzen beim Laufen verhindern Sie beispielsweise durch richtiges Schuhwerk. Denn oft sind falsche Schuhe daran schuld. Achten Sie darauf, dass die Schuhe Ihre Schritte gut abfedern und Erschütterungen dämpfen. Sie müssen weich und bequem sein, ausreichend Platz bieten und dürfen nicht zu hoch sein. Bei Fußfehlstellungen tragen Sie eventuell Einlagen.
  • Rückenschmerzen beim Bücken beugen Sie vor, indem Sie lernen, wie dies richtig funktioniert. Die Trainer in der Rückenschule zeigen Ihnen, wie Sie sich aus dem Sitzen oder dem Stand richtig bücken. Außerdem: Wie Sie schwere Lasten aufheben, ohne Ihrem Rücken zu schaden. Manchmal schützt ein Korsett oder ein Gürtel vor Rückenschmerzen, wenn Sie beruflich oft schwere Lasten tragen und heben müssen. Dieses stützt die Rücken- und Bauchmuskulatur und dafür sorgt, dass Sie sich nicht „verheben“.

Sorgen Sie für möglichst viel Bewegung in Ihrem Alltag:

  • Steigen Sie Treppen statt den Aufzug oder die Rolltreppe zu nehmen. Und wenn Sie sich dafür entscheiden: Auch auf der Rolltreppe oder dem Transportband am Flughafen können Sie gehen.
  • Wenn Sie mit Ihrem Smartphone telefonieren, stehen Sie dafür auf und laufen einige Schritte umher. Möchten Sie Ihren Kollegen sprechen, dann machen Sie einen kleinen Sparziergang ins nächste Büro und greifen Sie nicht zum Telefon.
  • Stehen Sie öfters zwischendurch vom Bürostuhl auf und dehnen und lockern Sie Ihre Muskeln. In der Mittagspause hilft ein Spaziergang um den Block.
  • Laufen oder fahren Sie mit dem Rad zu Ihrem Arbeitsplatz, wenn dies möglich ist. Ansonsten steigen Sie einige Stationen früher aus dem öffentlichen Verkehrsmittel aus und laufen die restliche Strecke zu Fuß.
  • Lassen Sie öfters Ihr Auto links liegen, etwa beim Einkaufen oder Freizeitaktivitäten.

Sport gegen Rückenschmerzen

Es gibt einige rückenfreundliche Sportarten, welche die Muskeln trainieren und den Rücken langfristig stärken. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Schwimmen: vor allem Rückenschwimmen und Kraulen, weniger das Brustschwimmen
  • Nordic Walking – das Wandern mit Stöcken - ist gut geeignet bei Rückenschmerzen. Weniger gut ist Joggen bei Rückenschmerzen, denn es belastet die Wirbelsäule nicht unerheblich. Zum Abnehmen bei Übergewicht – das ebenfalls ein häufiger Auslöser von Rückenschmerzen ist – eignet es sich jedoch besser.
  • Gut für den Rücken sind außerdem Yoga, Tai Chi, Pilates oder Qigong.
  • Muskeltraining: Kräftige Muskeln an Rücken, Hals und Bauch bilden ein gutes Stützkorsett für die Wirbelsäule und sind der beste Schutz vor Rückenschmerzen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, wöchentlich zweimal Muskeltraining zu machen. Muskeln kann jeder mit Hilfe des eigenen Körpergewichts stärken, etwa mit Liegestützen und Kniebeugen oder mit Hanteln, Therabändern und Geräten.

Gegen Rückenschmerzen (Podcast #9)

Zu Gast im Podcast: Dr. Ulf Marnitz, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Rückenzentrum am Markgrafenpark in Berlin

Mehr Infos zur Folge

In dieser Podcastfolge sprechen wir mit dem Schmerzexperten, Orthopäden und Unfallchirurgen Dr. Ulf Marnitz darüber, was jeder tun kann, um der Pein im Kreuz effektiv vorzubeugen. Der ergonomische Büroarbeitsplatz gehört genauso dazu wie die richtige Bewegung.

Unser Experte erklärt, warum Sitzbälle Schnee von gestern sind und wie ihr die innere Rückenmuskulatur am besten trainiert. Die passende Übung für zu Hause verrät er natürlich auch.

Außerdem finden wir die SOS-Tipps für akute Rückenschmerzen heraus und klären, was langfristig hilft. Zudem erfahrt ihr, wie ein Bandscheibenvorfall entsteht und weshalb schonen immer kontraproduktiv ist.

Rückenschmerzen: Wann zum Arzt und welcher Arzt?

In folgenden Fällen ist ein Besuch beim Hausarzt ratsam:

  • Die Rückenschmerzen klingen selbst nach vier bis sechs Wochen nicht wieder ab oder verstärken sich.
  • Sie leiden noch unter weiteren Symptomen, zum Beispiel Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in den Armen oder Beinen. Diese können beispielsweise auf einen Bandscheibenvorfall hindeuten, bei dem Nerven betroffen sind.
  • Sie haben Bauch- und Rückenschmerzen: Es könnte eine Krankheit im Verdauungstrakt dahinter stecken, etwa ein Reizdarmsyndrom, Nierensteine oder Gallensteine.
  • Rückenschmerzen beim Einatmen deuten darauf hin, dass die Ursache der Schmerzen im Bereich der Lunge liegt. Es könnte zum Beispiel eine Lungenentzündung dahinter stecken.


Bei Unklarheiten überweist er Sie an einen Facharzt für Orthopädie. Er ist zuständig für Erkrankungen der Knochen und Wirbelsäule: Bandscheibenvorfälle, gelockerte Wirbel, einen verengten Rückenmarkskanal oder Osteoporose.

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Rückenschmerzen in der Schwangerschaft

Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind keine Seltenheit. Die meisten Schwangeren nehmen an Gewicht zu und auch das Baby ist eine zusätzliche Last. Beides strapaziert die Wirbelsäule und Muskulatur im Rücken, Bauch und Becken. Rückenschmerzen während der Wehen, nach der PDA (Periduralanästhesie) oder einer Ausschabung erleben ebenfalls viele Frauen.
Quellen
  • S2k-Leitlinie: Spezifischer Kreuzschmerz (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC),et al.); Stand: Dezember 2017
  • Nationale Versorgungsleitlinie: Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)); Stand: März 2017
  • Online-Information Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 26.08.2024
  • Online-Information Berufsverband der Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 14.2.2019
  • Online-Information Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.: www.dgss.org; Abruf: 26.08.2024
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