Definition: Was ist Syphilis?
Syphilis ist eine Infektionskrankheit, die durch spezielle Bakterien verursacht wird: Treponema pallidum heißt der Erreger. Die Syphilis zählt laut Definition zu den Geschlechtskrankheiten oder Englisch „Sexual Transmitted Diseases“ (STD). Sie hat noch einige andere medizinische oder umgangssprachliche Namen: Lues, Lues venera, harter Schanker, Ulcus durum, Lustseuche oder Franzosenkrankheit.
Der Hauptübertragungsweg ist enger körperlicher Kontakt, meist beim Sex. Über winzige Verletzungen von Haut oder Schleimhäuten dringen die Erreger ein. Schon ein Bakterium genügt, um Syphilis auszulösen. Wer die Syphilis überstanden hat, kann sich erneut anstecken – Sie sind nicht lebenslang geschützt wie bei einigen anderen Infektionskrankheiten. Die Häufigkeit von Syphilis-Infektionen ist in den letzten Jahren stetig angestiegen. Im Jahr 2020 lag sie mit 7.374 gemeldeten Fällen allerdings unter dem Rekordwert von fast 8.000 in 2019, was Experten der Corona-Pandemie zuschreiben.
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Syphilis: Symptome
Syphilis ist eine Infektionskrankheit, deren Verursacher das Bakterium Treponema pallidum ist. Nur etwa die Hälfte aller Menschen, die sich mit dem Bakterium angesteckt haben, entwickeln Syphilis-Symptome. Die Infektion lässt sich also nicht immer sofort erkennen. Treten die ersten Symptome auf, ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. Die Geschlechtskrankheit verläuft in vier verschiedenen Phasen mit unterschiedlichen Anzeichen. Die ersten beiden Stadien fassen Ärzte unter dem Begriff „Frühsyphilis“ zusammen, die letzten beiden unter „Spätsyphilis“. Eine frühe Syphilis zeigt sich vor allem auf der Haut und den Schleimhäuten im Intimbereich.
Primäre Syphilis: Symptome sind Knötchen und Geschwüre
Bei der primären Syphilis zeigen sich etwa drei Wochen nach der Ansteckung folgende Anzeichen:
- An der Eintrittspforte des Erregers – meist im Bereich der äußeren Geschlechtsorgane – bildet sich ein kleiner, derber, schmerzloser Knoten. Er besitzt ungefähr die Größe eines Hirsekorns und sondert eine farblose Flüssigkeit ab.
- Syphilis-Symptome beim Mann: Das Knötchen entsteht oft an der Eichel des Penis oder der Penisfurche; Männer erkranken aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts zufolge häufiger an Syphilis als Frauen, vor allem homosexuelle Männer.
- Syphilis-Symptome bei der Frau: Das Knötchen entwickelt sich oft an den Schamlippen, dem Scheidenvorhof, Gebärmutterhals oder der Klitoris.
- Je nach Sexualpraktik kann der Knoten noch an anderen Stellen des Körpers entstehen: So kann die Syphilis Gesichtsbereiche wie Nase, Lippen, Mundhöhle, Zunge oder Rachen, aber auch den After oder Enddarm betreffen – diese Veränderungen außerhalb der Geschlechtsorgane können sehr schmerzhaft sein.
- Aus diesem Knötchen entwickelt sich nach etwa ein bis zwei Wochen ein schmerzloses Geschwür. Optisch sieht ein solches Geschwür so aus: Es besitzt einen wallartigen Rand und ist in der Mitte leicht eingesunken.
- Die Lymphknoten in der Umgebung schwellen an, schmerzen aber nicht.
Das Geschwür heilt nach etwa vier bis sechs Wochen von selbst wieder ab. Die Lymphknoten können aber noch über Monate geschwollen bleiben. Ohne Behandlung kann die Infektionskrankheit jetzt in die nächsten Stadien übergehen.
Sekundäre Syphilis: Hautausschlag als typisches Symptom
In dieser Phase breiten sich die Bakterien über das Blut und die Lymphbahnen im Körper aus. Sie beginnt etwa vier bis zehn Wochen nach der Ansteckung mit dem Erreger. Die Syphilis-Symptome sind äußerst vielfältig. Meist bildet sich ein Hautausschlag, der – je nach Sexualpraktik – an verschiedenen Körperstellen entstehen kann. Die folgenden Symptome können auftreten:- Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen (grippeähnlich Symptome)
- zahlreiche Lymphknoten sind verhärtet und geschwollen
- fleckiger, rötlicher Hautausschlag meist am Körperstamm, also Bauch, Brust oder Rücken, der nicht juckt. Auch auf den Handinnenflächen und Fußsohlen können die Flecken auftreten. Aus dem Hautausschlag können sich kleine Knötchen entwickeln, die sich öffnen und nässen. Der Inhalt ist hoch ansteckend, weil dort die Erreger millionenfach sitzen. Wer geschwächte Abwehrkräfte hat, zum Beispiel aufgrund einer HIV-Infektion, entwickelt frühzeitig Syphilis-Geschwüre und das Gewebe kann sogar absterben.
- Im Bereich des Afters können flache, gelappte Gewebswucherungen entstehen.
- Der Syphilis-Ausschlag kann sich auch auf den Mundschleimhäuten zeigen; er kann sehr unterschiedlich aussehen: dunkelrote, weißliche Ablagerungen oder gefurchte Plaques auf der Zunge. Zusätzlich können sich die Mandeln entzünden.
- Haarausfall am Kopf
- Hautveränderungen, die einem Blumenkohl oder einer Himbeere ähneln (Papillome), betroffen sind besonders der behaarte Kopf oder der Bartbereich bei Männern.
- Am seitlichen Hals verschwinden die Hautpigmente, nachdem die Entzündungen abgeklungen sind (Depigmentierung oder „Halsband der Venus“)
- Ab dem zweiten Stadium der Erkrankung kann sich die Infektion auch im Auge bemerkbar machen. Das innere Auge oder der Sehnerv sind in diesen Fällen entzündet, was zu Schmerzen und Seheinschränkungen führen kann.
Die sekundären Syphilis-Symptome klingen oft nach einigen Wochen von allein wieder ab, ohne dass Narben oder andere Schäden zurückbleiben. Die Erreger sind jedoch nicht verschwunden, sondern weiterhin im Blut nachweisbar. Einige Syphilispatienten erleben immer wieder Rückfälle in den nächsten Jahren, gefolgt von Phasen ohne Symptome der Syphilis. Außerdem fallen die Beschwerden zunehmend milder aus und die Hautauschläge zeigen sich nur noch auf sehr kleinen Hautbereichen. Darüber hinaus sinkt das Risiko allmählich, andere Menschen mit der Syphilis anzustecken.
Tertiäre Syphilis: Symptome greifen auf andere Organe über
Heilt die Frühsyphilis nicht von alleine aus oder behandeln Ärzte sie nicht ausreichend, können Patienten in das tertiäre Stadium der Syphilis eintreten. Davor liegt oft einer Phase von mehreren Jahren ohne Syphilis-Symptome (Ruhephase oder Lues latens). Neben der Haut und den Schleimhäuten zieht die Syphilis jetzt noch andere Organe in Mitleidenschaft: Folgende Syphilis-Anzeichen sind typisch für das tertiäre Stadium:
- Hautveränderungen: Sie können gruppiert, halbmondförmig, flach, erhaben oder knötchenförmig sein.
- Syphilis-Geschwüre, die aufbrechen und Krusten (wie Austernschalen) bilden können (sogenannte Gummen); sie enthalten eine fadenziehende, käsig-krümelige Flüssigkeit – daher der Name. Das Gewebe im Geschwür stirbt meist ab (Gewebsnekrose); die Gummen können nahezu jedes Organ betreffen.
- Veränderungen an den Gefäßen: Besondere Gefahr besteht, wenn die Hauptschlagader (Aorta) betroffen ist und sich eine Ausbuchtung (Aneurysma) entwickelt – diese kann reißen, was Lebensgefahr bedeutet.
Die tertiäre Syphilis ist dank der Behandlung mit dem Antibiotikum Penicillin heute sehr selten geworden.
Quartäre Syphilis (Neurosyphilis) – Nervensystem in Gefahr
Die Neurosyphilis zeigt sich häufig erst im späteren Verlauf der Erkrankung durch Schäden am zentralen Nervensystem (ZNS), also Gehirn und Rückenmark. Sie kann allerdings zu jedem Zeitpunkt der Infektion auftreten und bereits in frühen Stadien Symptome wie Kopfschmerzen oder Nackensteifigkeit auslösen. Mit der Neurosyphilis hatten Ärzte in der Vergangenheit sehr selten zu tun. Heute treten jedoch die Syphilis und HIV-Infektion oft gemeinsam auf – so ist sie wieder bedeutsamer geworden. Die Symptome der Neurosyphilis hängen davon ab, welcher Teil des ZNS betroffen ist. Die Folgen können sein:- Geschädigtes Rückenmark (ungefähr 20 Jahre nach der ersten Infektion): Schmerzen, die in den Unterbauch und die Beine einschießen, gestörte Bewegungskoordination, Ausfall der Reflexe, Verlust der Sensibilität, Fehlempfindungen (z. B. Hautkribbeln), Impotenz, Störungen der Blasen- und Darmfunktion
- Gehirnhautentzündung mit Lähmungen der Hirnnerven und erhöhtem Gehirndruck: Symptome sind unter anderem Sehstörungen, Lähmungen der Augenmuskeln, Taubheit oder Schwindel
- Gehirnentzündung: Lähmungen der Gliedmaßen, Aphasie, Krampfanfälle, Gehirnschrumpfung sind möglich. Ohne Behandlung verändert sich schließlich die gesamte Persönlichkeit: Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Wahnvorstellungen oder Demenz können auftreten – nach vier bis fünf Jahren endet die Erkrankung meist tödlich.
Inkubationszeit bei Syphilis
Die Syphilis-Inkubationszeit beträgt im Schnitt 14 bis 24 Tage. Dies ist die Zeit zwischen der Ansteckung mit den Bakterien und dem Auftreten der ersten Symptome – also dem Ausbruch der Krankheit. Die Inkubationszeit bei Syphilis kann aber erheblich schwanken – zwischen 10 und 90 Tagen.
Syphilis-Übertragung: Wie bekommt man Syphilis?
Der Syphilis-Erreger ist das Bakterium Treponema pallidum. Die Syphilis-Ansteckung geschieht am häufigsten durch direkten sexuellen Kontakt mit einem infizierten Partner. In etwa 30 Prozent der Fälle führt dieser Kontakt zu einer Infektion. Die Syphilis-Übertragung geschieht, wenn die Treponemen durch feinste Schäden an der Haut und den Schleimhäuten der Geschlechtsorgane in den Körper eindringen. Anstecken können Sie sich durch vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr (GV). Aber auch ohne GV ist eine Syphilis Übertragung möglich. Zum Beispiel kann Küssen oder Petting mit infizierten Personen die Ursache für eine Ansteckung sein.
Sehr selten erfolgt die Ansteckung mit dem Syphilis-Erreger über verunreinigte Spritzen oder Gegenstände, zum Beispiel Sexspielzeug. Auch die Syphilis-Übertragung durch Blutkonserven im Rahmen einer Bluttransfusion ist extrem selten geworden, weil Laborärzte heute alle Blutprodukte zuvor testen.
Syphilis in der Schwangerschaft
Infizierte Mütter können die Syphilis während ihrer Schwangerschaft über die Plazenta auf ihr ungeborenes Kind übertragen. Syphilis connata ist der Fachausdruck dafür. Ab dem fünften Schwangerschaftsmonat ist eine Ansteckung des Babys mit dem Syphilis-Erreger möglich. Die Wahrscheinlichkeit für die Übertragung der Bakterien auf Ihr Ungeborenes beträgt bei einer primären Syphilis bis zu 90 Prozent. Es drohen Fehl- oder Frühgeburten.
Von einer angeborenen Syphilis sprechen Fachleute, wenn die Erreger bereits im Mutterleib über die Plazenta (auch Mutterkuchen genannt) auf den Fetus übertragen werden.
Wie lange sind Sie ansteckend?
Äußerst ansteckend sind Patienten mit Syphilis im primären Stadium. Immer noch infektiös sind Sie im sekundären Stadium. Dagegen besteht im tertiären Krankheitsstadium und bei der Neurosyphilis keine Gefahr der Ansteckung mehr für andere.
Sie sollten die Behandlung der Syphilis erst abgeschlossen haben, bevor Sie wieder sexuelle Kontakte mit anderen eingehen. Der Syphilis-Erreger sollte nicht mehr im Blut nachweisbar sein. Erst nach der erfolgreich abgeschlossenen Behandlung sind Sie nicht mehr ansteckend.
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Syphilis Diagnose
Suchen Sie bei jeglichen Hautveränderungen an den Geschlechtsorganen und anderen Beschwerden immer Ihren Arzt auf, um die Symptome abklären zu lassen. Die Syphilis-Diagnose gehört in die Hand eines Arztes. Dieser hat verschiedene Möglichkeiten, um den Erreger in einem Syphilis-Test nachzuweisen.
Syphilis-Diagnosemethoden
- Klinische Diagnostik: Diese beinhaltet die Untersuchung der körperlichen Symptome und des medizinischen Hintergrunds des Patienten.
- Mikroskopie: Ärzte entnehmen bei primärer Syphilis einen Abstrich der Flüssigkeit aus den Hautgeschwüren. Diese enthält große Mengen an Treponema pallidum. Durch ein spezielles mikroskopisches Verfahren – die Dunkelfeldmikroskopie – lassen sich die Bakterien eindeutig identifizieren.
- Histopathologie: Das Fachpersonal untersucht hierbei Gewebeproben unter dem Mikroskop, um Anzeichen einer Infektion nachzuweisen oder andere Erkrankungen auszuschließen. Typische histopathologische Befunde bei Syphilis können Entzündungen im Bereich der Blutgefäße (Endarteritis obliterans) und im Spätstadium gummiartige Granulome zeigen.
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion): PCR-Tests können genetisches Material von Treponema pallidum in Proben aus Geschwüren, Blut oder Liquor nachweisen.
- Serologische Tests: Es gibt zwei Arten von serologischen Tests, die normalerweise in einer bestimmten Reihenfolge durchgeführt werden. Nicht-treponemale Tests (wie der RPR- oder VDRL-Test) messen die Menge an Antikörpern, die als Reaktion auf eine Syphilis-Infektion produziert wurden, während treponemale Tests (wie der FTA-ABS- oder TP-PA-Test) spezifisch nach Antikörpern suchen, die gegen Treponema pallidum gerichtet sind.
- Schnelltest: Es gibt verschiedene Arten von Schnelltests für Syphilis, die innerhalb von Minuten Ergebnisse liefern können. Einige von ihnen messen Antikörper gegen Treponema pallidum, während andere das Vorhandensein des Bakteriums selbst nachweisen. Diese Tests sind besonders nützlich bei Patienten, die möglicherweise keinen Zugang zu umfangreichen Labortests haben.
Syphilis-Bluttest
Innerhalb weniger Stunden nach dem Eindringen verbreiten sich die Bakterien über die Blutbahn. Das menschliche Immunsystem bildet Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die Erreger und versucht sie zu bekämpfen. Diese Antikörper gegen Syphilis sind über einen Bluttest nachweisbar.
- Der Treponema-pallidum-Hämagglutinations-Test (TPHA) und der Treponema-pallidum-Partikelagglutinationstest (TPPA) spüren den Erreger zwei bis drei Wochen nach der Ansteckung zuverlässig auf. Fällt dieser Suchtest negativ aus, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sie sich mit Syphilis infiziert haben.
- Bei einem positiven oder fraglichen Testergebnis führen Ärzte einen weiteren Test zur Bestätigung durch, den sogenannte Fluoreszenz-Treponema-Antibody-Test (FTA). Er weist Treponema pallidum sehr spezifisch nach. Dieser Bestätigungstest ist auch deswegen wichtig, weil die Suchtests manchmal „falsch-positive“ Ergebnisse liefern. Dieser fällt dann positiv aus, obwohl Sie keine Syphilis haben. Sind Such- und Bestätigungstest positiv, gilt die Diagnose Syphilis als gesichert.
- Um den Verlauf und die Aktivität der Syphilis zu überprüfen, setzen Ärzte den sogenannten Cardiolipin-Mikroflockungstest (VDRL-Test) ein. Er ist jedoch nicht spezifisch für das Syphilis-Bakterium und kann auch auf andere Erreger positiv reagieren (z. B. HIV)
Diagnostik der Neurosyphilis
Hat der Arzt den Verdacht, dass das zentrale Nervensystem befallen ist (Neurosyphilis), entnimmt er Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) im Rahmen einer Rückenmarkspunktion. Anschließend untersucht er sie auf die Erreger.
Wichtig: Syphilis ist eine meldepflichtige Erkrankung.
Zuständig für Geschlechtskrankheiten ist der Gynäkologe oder Urologe.
Syphilis: Behandlung
In der Syphilis-Behandlung setzen Ärzte Antibiotika ein. Die Therapie der Wahl ist Penicillin, und zwar für alle Stadien der Syphilis. Eine Antibiotikaresistenz, bei der das Antibiotikum gegen Treponema pallidum nicht mehr wirkt, ist bislang nicht bekannt. Wichtig ist, dass im Blutserum immer ausreichende Mengen des Medikaments vorhanden sind, um den Erreger vollständig abzutöten.
Syphilis-Therapie mit Antibiotika
- Patienten erhalten eine einmalige Penicillin-Injektion.
- Wer eine Allergie gegen Penicillin hat, weicht auf ein anderes Antibiotikum aus (z. B. Doxycyclin, Erythromycin). Diese Antibiotika nehmen Sie als Tabletten über zwei Wochen ein.
- Eine Alternative zum Penicillin ist eine Kurzinfusion des Antibiotikums Ceftriaxon über zehn Tage.
Die Spätsyphilis behandeln Ärzte ebenfalls mit Antibiotika. Sie spritzen das Penicillin jedoch öfters, meist dreimal. Auch die Tabletteneinnahme und die Kurzinfusionen bei einer Penicillinallergie fallen einige Tage länger aus. Die Neurosyphilis behandeln Ärzte meist zwei Wochen lang im Krankenhaus mit sehr hohen Dosen an Antibiotika, die sie direkt in die Vene injizieren.
Penicillin lässt die Erreger sehr schnell zerfallen und es werden Giftstoffe freigesetzt. Deshalb können zwei bis acht Stunden nach dem Beginn der Antibiotikabehandlung heftige körperliche Reaktionen (sogenannte Jarisch-Herxheimer-Reaktion) einsetzen:
- Hautausschläge nehmen zu, verstärken sich oder bilden sich neu
- Schüttelfrost
- Fieber
- Kopfschmerzen
Diese lassen sich gut vorab mit entzündungshemmendem Kortison behandeln.
Ihre Sexualpartner der letzten Monate müssen sich ebenfalls auf Syphilis testen und dann mitbehandeln lassen. Im primären und sekundären Syphilis-Stadium können Sie andere Menschen anstecken. Bis zum Ende der Syphilis-Behandlung sollten Sie auf Sex verzichten, um die Ansteckungsgefahr zu senken.
Syphilis Behandlung in der Schwangerschaft
Durch eine Therapie in der Schwangerschaft kann das ungeborene Kind vor einer Ansteckung mit Syphilis über die Mutter geschützt werden. Ärzte setzen hierfür spezielle Antibiotika ein, die der Erfahrung nach für beide gut verträglich sind. Wenn keine Penicillinallergie vorliegt, wird dieser Wirkstoff bevorzugt eingesetzt. Bei einer Unverträglichkeit stehen weitere Antibiotika zur Verfügung.
Erfolg der Syphilis-Behandlung kontrollieren
Ob die Syphilis-Therapie erfolgreich war, überprüfen Ärzte durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen.
- Bei einer primären Syphilis erfolgt die Blutuntersuchung drei, sechs, zwölf und 24 Monate nach der Behandlung. Der Arzt prüft, ob sich noch Erreger nachweisen lassen.
- Bei einer Tertiären Syphilis kontrolliert er das Blut nach drei, sechs und zwölf Monaten und danach alle sechs Monate – und zwar so lange, bis keine Syphilis-Bakterien mehr aufzufinden sind.
- Bei einer Neurosyphilis untersucht der Arzt zusätzlich die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit.
Wichtig: Sie sind nach überstandener Syphilis nicht immun gegen die Erkrankung, sondern können sich erneut mit den Erregern anstecken!
Können Ärzte Syphilis heilen?
Bei ausreichender und richtiger Behandlung mit Antibiotika ist die Syphilis heilbar – und zwar in allen Stadien. Die Heilungsrate im primären und sekundären Stadium der Syphilis liegt bei fast 100 Prozent. Auch im tertiären Stadium heilt die Syphilis durch Penicillin meist aus. Und wer sich rechtzeitig behandeln lässt, erreicht die späteren Stadien erst gar nicht. So können Sie auch Schäden am zentralen Nervensystem verhindern. Diese Schäden an den Organen in späteren Stadien lassen sich durch keine Syphilis-Behandlung mehr rückgängig machen.
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Syphilis-Verlauf
Die Syphilis verläuft in mehrere Stadien. Bei etwa 30 Prozent heilt die Syphilis auch ohne Behandlung im Laufe der Jahre von allein aus. Jeder vierte Patient ohne Behandlung erleidet jedoch lebenslange körperliche Schäden durch die Erkrankung und für jeden zehnten Unbehandelten endet die Syphilis tödlich. Der zeitliche Verlauf der Syphilis lässt sich in etwa so einordnen:
- Primäre Syphilis: Erste Symptome nach zwei bis sechs Wochen (im Durchschnitt drei Wochen); die Symptome heilen wieder ab.
- Sekundäre Syphilis: nach etwa neun Wochen schließt sich ein zweiter Krankheitsschub mit Hautausschlägen an; er dauert ungefähr zwei Jahre und schädigt weitere Organe.
- Latente Syphilis (Ruhephase): Phase ohne Krankheitszeichen, die mehrere Jahre dauern kann.
- Tertiäre Syphilis: meist drei bis vier Jahre nach der Syphilis-Ansteckung oft mit Folgen für das Herz-Kreislauf-System.
- Quartäre Syphilis (Endstadium; Neurosyphilis): 10 bis 20 Jahre nach der Ansteckung mit Syphilis können Spätfolgen der nicht erfolgreich behandelten Syphilis auftreten. Schäden am zentralen Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark, sind dann möglich.
Wichtig: Die Zeitintervalle zwischen den Stadien und deren Ausprägung sind individuell jedoch sehr unterschiedlich. Manche Stadien verlaufen unauffällig oder fehlen sogar ganz.
Syphilis: Vorbeugung
Ein vollständiger Schutz bei engem Körperkontakt mit Syphilis-Infizierten ist zwar nicht möglich, durch folgende Maßnahmen, lässt sich das Risiko einer Ansteckung jedoch stark reduzieren:
- Kondomgebrauch: Beim Geschlechtsverkehr sollten immer Kondome verwendet werden. Sie bieten einen wirksamen Schutz gegen die Übertragung von Syphilis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Auch Hände, Mund und Sexspielzeug kommen als Überträger der Bakterien in Frage, daher achten Sie auf entsprechenden Schutz und Hygiene.
- Regelmäßige Tests: Lassen Sie sich regelmäßig auf sexuell übertragbare Krankheiten testen, insbesondere wenn Sie oder Ihr Partner mehrere Sexualkontakte haben.
- Kommunikation mit Partnern: Sprechen Sie offen und ehrlich mit Ihren Sexualpartnern über sexuell übertragbare Krankheiten und Schutzmaßnahmen.
Eine Impfung als Schutz vor Syphilis steht derzeit nicht zur Verfügung.
Quellen
- S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Syphilis (Deutsche STI-Gesellschaft e. V. (DSTIG) - Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit et al.); Stand: 2021
- Jahnke, S et al.: Okuläre Syphilis – eine Fallserie von vier Patienten; JDDG Vol 19, Issue 7; DOI: 10.1111/ddg.14464
- Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI). Syphilis: www.rki.de; Abruf: 01.08.2023
- Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI). Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020: www.rki.de; Abruf: 01.08.2023
- Online-Informationen Deutsche STI-Gesellschaft: www.dstig.de; Abruf: 01.08.2023
- Online-Informationen Bundesverband der Frauenärzte e.V. (BVF): www.frauenaerzte-im-netz.de; Abruf: 01.08.2023
- Online-Informationen Deutsche Aidshilfe: www.aidshilfe.de; Abruf: 01.08.2023