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Mandelentzündung (Tonsillitis)

Eine Mandelentzündung ist eine Erkrankung der Gaumenmandeln. Hier lesen Sie, welche Symptome auftreten und wie die Behandlung abläuft.

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Inhaltsverzeichnis
Eine Mutter mit Kind auf dem Schoß beim Arzt, der das Kind im Mundraum untersucht

© Shutterstock

Was ist eine Mandelentzündung?

Bei einer Mandelentzündung (andere Bezeichnungen sind Tonsillitis oder Angina Tonsillaris) entzünden sich die Gaumenmandeln. Diese befinden sich im Rachen an beiden Seiten des Gaumenzäpfchens. Die Hauptaufgabe der Gaumenmandeln ist es, Erreger abzuwehren, die über Nase und Mund in den Körper gelangen.

Weil sich das Immunsystem bei Kindern erst noch aufbauen muss und bei einer Vielzahl von Erregern reagiert, sind sie besonders häufig betroffen. Babys – bei ihnen wirken meist noch die Antikörper der Mutter – und Erwachsene erkranken seltener. Eine Mandelentzündung sollte stets behandelt werden, da sonst schwere Komplikationen auftreten können oder die Erkrankung chronisch werden kann.

Betroffene können auch dann eine Mandelentzündung bekommen, nachdem ihre Mandeln durch eine Operation entfernt wurden. Bei der Infektion ohne Mandeln entzündet sich verbleibendes Gewebe im hinteren Rachen. Mediziner nennen dieses Krankheitsbild Seitenstrang-Angina. Abzugrenzen von der Mandelentzündung ist eine Mandelvergrößerung. Bei dieser Erkrankung sind in der Regel neben den Gaumenmandeln auch die tieferliegenden Rachenmandeln betroffen.

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Mandelentzündung: Symptome

An den folgenden Anzeichen lässt sich eine akute Mandelentzündung erkennen:

  • Starke Halsschmerzen, die ausstrahlen können. Auch Ohrenschmerzen sind möglich.
  • Hohes Fieber, teilweise mit Schüttelfrost
  • Schluckbeschwerden
  • Abgeschlagenheit und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Kopfschmerzen
  • Appetitlosigkeit, bei Kindern auch Bauchschmerzen und Übelkeit
  • Mundgeruch
  • Belag auf der Zunge
  • Gerötete, angeschwollene Mandeln und Rachen
  • Geschwollene und schmerzende Lymphknoten am Hals

Ist auf den Mandeln eine gelb-weißliche Flüssigkeit erkennbar, handelt es sich wohl um Eiter und Ärzte sprechen von einer eitrigen Mandelentzündung. Diese Art der Infektion ist besonders ansteckend. Betroffene dürfen daher nicht in den Kindergarten, in die Schule oder zur Arbeit gehen.

Manchmal tritt eine Mandelentzündung auch nur einseitig auf, was aber ebenfalls starke Beschwerden verursachen kann. Halten diese länger als drei Monate an, handelt es sich um eine chronische Mandelentzündung. Diese kann sich relativ unauffällig ohne Fieber und ohne Schmerzen zeigen. Flammen die Symptome immer wieder auf und heilen zwischendurch ab, bezeichnen Mediziner die Erkrankung als rezidivierende (wiederkehrende) Mandelentzündung.

Husten oder Schnupfen sind hingegen keine Symptome für eine Mandelentzündung.

Offener Mund mit entzündeten Gaumenmandeln, Gaumenzäpfchen und Mundraum

© Science Photo Library

Gerötete und geschwollene Gaumenmandeln sind ein typisches Symptom bei einer Mandelentzündung

Mandelentzündung: Wann zum Arzt?

Mit einer Mandelentzündung sollten Sie immer zum Arzt gehen. Dieser kann die Ursache und den Schweregrad der Entzündung feststellen und die passende Behandlung empfehlen. Sind beispielsweise Bakterien die Auslöser, kann ein Antibiotikum helfen. Doch der Arzt verschreibt diese Medikamente nur nach sorgfältiger Abwägung, ob deren Einsatz wirklich notwendig ist.

Neben der Diagnose und Behandlung geben Ärzte auch wichtige Hinweise zur Genesung, etwa wie lange Schonung erforderlich ist. Außerdem können sie mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen. Eine mögliche Folge einer Mandelentzündung sind Eiteransammlungen im Rachenraum, die einen schmerzhaften Abszess bilden können. Im schlimmsten Fall kann eine lebensgefährliche Sepsis drohen, wenn Erreger der Entzündung ins Blut gelangen.

Ein Arzt kann beurteilen, ob eine Überweisung zu einem Spezialisten oder ein Krankenhausaufenthalt notwendig ist. Durch eine professionelle medizinische Betreuung kann sichergestellt werden, dass eine Mandelentzündung vollständig ausheilt und keine langfristigen gesundheitlichen Probleme verursacht.

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Mandelentzündung: Behandlung

Ärzte verschreiben bei einer Mandelentzündung meist Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol. Beide Wirkstoffe senken das Fieber und lindern die Schmerzen. Im Gegensatz zu Paracetamol wirkt Ibuprofen auch entzündungshemmend. Handelt es sich um eine schwere bakterielle Infektion, kann der Arzt außerdem ein Antibiotikum verschreiben. Es verkürzt die Krankheitsdauer und verhindert in der Regel Komplikationen. In den meisten Fällen ist jedoch eine Behandlung ohne Antibiotika möglich. Bei viralen Infektionen ist das Medikament wirkungslos. Eine akute Mandelentzündung wird jedoch in der Regel, zu 75 bis 90 Prozent der Fälle, durch Viren ausgelöst.

Auch wiederkehrende Mandelentzündungen behandelt der Arzt für gewöhnlich mit Schmerzmitteln oder Antibiotika. Erst wenn es zu häufigen, starken Beschwerden kommt, ist eine Operation sinnvoll. Dabei werden die Gaumenmandeln entfernt.

Hausmittel: Was tun bei Mandelentzündung?

Wenn jemand an einer Mandelentzündung erkrankt, suchen viele nach Hausmitteln und Tipps, um die Bewerden etwas zu lindern. Auch während der Stillzeit setzen einige Frauen, nach Absprache mit einem Arzt, gerne auf Hausmittel statt Medikamente.

Es gibt viele verschiedene pflanzliche und natürliche Mittel wie Lösungen zum Gurgeln, Rachen-Sprays, Tabletten zum Lutschen oder Halswickel. Es ist zwar nicht belegt, dass diese Methoden die Schmerzen lindern, aber sie können von Patienten als angenehm empfunden werden. Gurgeln und Spülen können Sie beispielsweise mit Salbeitee. Aber: Die eitrige Mandelentzündung bildet eine Ausnahme: Betroffene sollten keine Flüssigkeiten gurgeln, da Bakterien durch die starken Bewegungen ins Blut gelangen können. Auch das Inhalieren wird vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte bei Mandelentzündungen nicht empfohlen. In jedem Fall zu meiden ist Zigarettenrauch.

Ernährung: Was essen bei Mandelentzündung?

Experten raten bei einer Mandelentzündung scharfe und säurehaltige Lebensmittel zu meiden. Betroffene sollten weiche Mahlzeiten essen und vor allem viel trinken. Es bieten sich insbesondere Tees aus Kamille, Salbei und Ingwer an. Diese können die Halsschmerzen lindern.

Kalte Getränke oder Eis essen können zwar die Schmerzen kurzzeitig lindern, aber durch die Reduzierung der Durchblutung kann der Heilungsprozess verzögert werden. In geringen Maßen kann Milch mit Honig (erst bei Kindern ab zwölf Monaten) den unangenehmen Reiz im Hals etwas lindern.

Medikamente: Was hilft bei Mandelentzündung?

Die Therapie einer Mandelentzündung kann je nach Ursache und Schweregrad der Erkrankung variieren. Um die Symptome zu lindern, empfehlen Ärzte oft schmerz- und fiebersenkende Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol.

Wann Antibiotika zum Einsatz kommen, hängt von der Art der Infektion ab. Bei einer schweren bakteriellen Infektion kann der Arzt ein Antibiotikum verschreiben. Bei viralen Infektionen (dem Regelfall) sind Antibiotika hingegen wirkungslos und werden daher nicht empfohlen. Lutschtabletten können zusätzlich zur Schmerzlinderung im Hals beitragen und sind oft eine hilfreiche Ergänzung zur medikamentösen Therapie.

Operation: Wann ist eine OP bei Mandelentzündung sinnvoll?

Mediziner führen Mandel-Operationen heute seltener durch als früher. Wann eine OP notwendig ist, hängt von der Häufigkeit der Mandelentzündungen ab. Der Richtwert: Hatte ein Betroffener mindestens sieben Mandelentzündungen in den vergangenen zwölf Monaten, schlagen Ärzte eine OP vor.

Vor dem Eingriff sollten Risiken und Nutzen abgewogen werden. Denn bei einer Operation können auch Nebenwirkungen wie etwa Nachblutungen auftreten. Als Kompromiss verkleinern Chirurgen die Mandeln häufig anstatt sie komplett zu entfernen.

Ursachen: Wie bekommt man eine Mandelentzündung?

Der Auslöser einer Mandelentzündung ist entweder eine virale oder eine bakterielle Infektion (Streptokokken).

Eine Mandelentzündung ist ansteckend. Nach der Infektion dauert es zwei bis vier Tage, bis die ersten Symptome auftreten. In dieser Inkubationszeit ist der Erreger bereits auf andere Menschen übertragbar.Wie lange ein Betroffener ansteckend ist, hängt davon ab: Bei einem viralen Infekt oder wenn kein Antibiotikum genommen wird, kann eine Mandelentzündung bis zu drei Wochen ansteckend sein. Nehmen sie ein Antibiotikum, besteht 24 Stunden nach der ersten Tablette keine Ansteckungsgefahr mehr.

Die Übertragung auf andere geschieht meist durch eine Tröpfcheninfektion, wenn die infizierte Person hustet, niest oder spricht. Auch beim Küssen kann sich der Partner mit einer Mandelentzündung anstecken.

Vorbeugen lässt sich einer Mandelentzündung nicht vollständig. Helfen können Maßnahmen, die das Immunsystem stärken: viel Bewegung, eine gesunde Ernährung, genügend Schlaf und wenig Stress.

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Mandelentzündung: Dauer und Verlauf

Wie lange Patienten an einer Mandelentzündung erkrankt sind, hängt von der Behandlung ab. Der normale Verlauf: 1-2 Wochen. Während dieser Zeit sollten sich Betroffene schonen und keinen Sport treiben. Wer sich körperlich anstrengt, geht das Risiko ein, dass Bakterien über die Blutbahn auch in andere Organe gelangen.

Mandelentzündung: Folgen und Komplikationen

Wer seine Mandelentzündung nicht behandeln lässt und sich nicht ausreichend schont, kann die Erkrankung „verschleppen“. Es kann sich eine chronische Mandelentzündung entwickeln. Außerdem können schwere Komplikationen auftreten.

Bleibt eine Mandelentzündung unbehandelt, sprechen Ärzte davon, dass ein permanenter Infektionsherd im Körper besteht. Die Entzündung kann sich ausweiten auf andere Bereiche des Körpers, wie etwa Herz, Nieren oder Gelenke. Diese Infektionen sind selten, aber häufig schwerwiegend. Es können auch bleibende Schäden wie etwa ein Herzklappenfehler entstehen. Auch während einer Schwangerschaft kann eine anhaltende Entzündung zu verschiedenen Komplikationen wie vorzeitigen Wehen führen. Schwangere Frauen sollten daher bei jedem Verdacht auf eine Infektion sofort ärztlichen Rat einholen.

Eine weitere Komplikation der Mandelentzündung ist der Abszess. Das ist eine Ansammlung von Eiter im Gewebe rund um die entzündeten Mandeln. Betroffene haben häufig einen erneuten Fieberschub, Beschwerden beim Schlucken und Ohrenschmerzen.

Auch eine Sepsis (Blutvergiftung) als Folge einer Mandelentzündung ist möglich. Dabei verteilen sich Bakterien über die Blutlaufbahn im ganzen Körper. Die seltene, aber schwerwiegende Komplikation muss sofort intensivmedizinisch behandelt werden.

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Mandelentzündung: Diagnose

Wer starke Halsschmerzen und hohes Fieber bekommt, sollte zum Arzt gehen. Dieser wird zunächst versuchen, andere Ursachen auszuschließen. Erkrankungen wie Scharlach oder Pfeiffersches Drüsenfieber haben ähnlich Anzeichen wie eine Mandelentzündung.

Der Arzt untersucht bei Verdacht auf eine Mandelentzündung in der Regel den Mund, den Rachen, die Nase und die Ohren. Er tastet zusätzlich den Hals nach geschwollenen Lymphknoten ab. Außerdem wird er den Patienten nach seiner Krankheitsgeschichte befragen.

Mit einem Punkte-System kann der Arzt prüfen, ob es sich um eine virale oder bakterielle Entzündung handelt. Ein Schnelltest, bei dem der Arzt einen Abstrich im Rachen macht, kann weitere Hinweise liefern. Genauer ist ein Labortest. Dieser dauert jedoch einige Tage.

Besteht der Verdacht auf einen Abszess (siehe Abschnitt „Mandelentzündung: Folgen“), kann der Arzt zusätzlich eine Ultraschall-Untersuchung veranlassen. Besteht das Risiko, dass sich der Abszess auf das umliegende Bindegewebe ausbreitet, ist teilweise auch eine Computertomographie (CT) sinnvoll.
Quellen
  • S3-Leitlinie: Therapie der Tonsillo-Pharyngitis (Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V.); Stand: 15.01.2024
  • Online-Informationen Berufsverband der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de; Abruf: 07.06.2024
  • Online-Informationen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V.: www.kinderaerzte-im-netz.de, Abruf: 07.06.2024
  • Online-Informationen Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: www.hno-aerzte-im-netz.de; Abruf: 07.06.2024

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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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