Was ist eine Eileiterschwangerschaft?
Von einer Eilterschwangerschaft sprechen Ärzte, wenn sich ein befruchtetes Ei im Eileiter, also außerhalb der Gebärmutterhöhle einnistet. In der Fachsprache werden alle Formen einer Schwangerschaft, bei der sich ein befruchtetes Ei außerhalb der Gebärmutterhöhle einnistet, als Extrauteringravidität (kurz EUG) oder extrauterine Schwangerschaft bzw. ektope Schwangerschaft bezeichnet.
In etwa 99 Prozent aller Fälle nistet sich das befruchtete Ei in einem der Eileiter ein (Tubargravidität in der Fachsprache). In etwa 1 Prozent aller Fälle nistet sich das befruchtete Ei an anderen Stellen ein:
- in der Bauchhöhle (Abdominalgravidität in der Fachsprache)
- in den Eierstöcken (Ovarialgravidität)
- im Gebärmutterhals (Zervikalgravidität)
Was passiert bei einer Eileiterschwangerschaft?
An den Eileitern können etwa infolge einer früheren Operation oder einer genitalen Infektion (etwa durch Chlamydien) Verwachsungen entstehen, die eine befruchtete Eizelle am Passieren des Eileiters hindern. Sie nistet sich daraufhin im Eileiter ein.
Extrauteringraviditäten treten bei 1 bis 2 Prozent aller Schwangerschaften auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Eileiterschwangerschaft entsteht, nimmt ab dem 40. Lebensjahr bei einer Frau zu. Eine Eileiterschwangerschaft kann starke innere Blutungen im Bauchraum verursachen und innerhalb kurzer Zeit zu einem lebensgefährlichen Kreislaufversagen und -schock führen. Daher ist es wichtig, bei Frauen im gebärfähigen Alter unklare Schmerzen im Bauchbereich immer ärztlich abklären zu lassen und zu überprüfen, ob eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutterhöhle vorliegt.
Eileiterschwangerschaft: Häufigkeit
Tendenziell hat sich Häufigkeit einer Eileiterschwangerschaft in den vergangenen 30 Jahren von rund 0,5 Prozent auf ein bis zwei Prozent erhöht. Das könnte daran liegen, dass es immer mehr diagnostizierte Eileiterentzündungen und auch mehr künstliche Befruchtungen bei Frauen gibt, die älter sind als 30 Jahre. Der Anstieg könnte aber auch darin begründet liegen, dass sich die Möglichkeiten verbessert haben, eine Eileiterschwangerschaft festzustellen.
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Eileiterschwangerschaft: Symptome
Ob und wie sich eine Eileiterschwangerschaft äußert, hängt davon ab, wo das Ei sich einnistet. Es ist gut möglich, dass die Betroffene gar nichts von der Eileiterschwangerschaft mitbekommt, weil sie komplett beschwerdefrei verläuft. Die Eizelle hat in solchen Fällen häufig zu wenig Platz und bekommt weder genug Nährstoffe noch ausreichend Sauerstoff, sodass sie in einem frühen Stadium eingeht.
Wie bemerkt man eine Eileiterschwangerschaft? Hält sich die Eizelle im Eileiter, zum Beispiel, weil sie an einer etwas geräumigeren Stelle nistet, unterscheiden sich die Symptome einer normalen Schwangerschaft kaum von denen einer Eileiterschwangerschaft: die Periode bleibt aus, es gibt ein (schmerzhaftes) Spannungsgefühl in den Brüsten, die Betroffene leidet an Übelkeit (auch Erbrechen kann vorkommen), sogar der Schwangerschaftstest kann positiv ausfallen.Erst später, in der sechsten bis neunten Woche, beginnen dann die für eine Eileiterschwangerschaft charakteristischen Symptome wie Unterleibsschmerzen und Schmierblutungen. Erstere entstehen, weil sich der Eileiter übermäßig dehnen muss, letztere, weil durch die große Spannung Gefäße verletzt werden.
Des Weiteren kann sich eine Eileiterschwangerschaft durch folgende Anzeichen äußern:
- der Bauch reagiert auf Berührung mit Abwehrspannung
- die Körpertemperatur ist erhöht
Normalerweise bemerkt bei solchen Symptomen entweder die Betroffene selbst, dass etwas nich stimmt, oder aber der Gynäkologe kann die Eileiterschwangerschaft erkennen.
Meist heilt sie mit der entsprechenden Behandlung komplikationslos wieder aus. Ohne entsprechende Therapie kann der Eileiter im fortgeschrittenen Stadium einer Eileiterschwangerschaft aber reißen, da die Eizelle zu groß für ihn wird. In diesem Fall kann die Eileiterschwangerschaft durch die starke Blutung im Bauchraum lebensgefährlich werden.
Ab wann kann es bei einer Eileiterschwangerschaft zu Schmerzen kommen? Wenn der Eileiter sich stark dehnt, können Schmerzen im Unterbauch auftreten. Drückt er auf den Zwerchfellnerv, kann sich dies bei Frauen mit einer Eileiterschwangerschaft über Schmerzen in der Schulter äußern. Vor allem ab der 11. Woche steigt das Risiko, dass der Eileiter durch den größer werdenden Embryo reißt. Treten plötzlich starke Unterleibsschmerzen auf und wird die Betroffene blass oder ohnmächtig, sind dies Anzeichen für einen lebensbedrohlichen Schock. Es muss sofort der Notarzt unter 112 gerufen werden.
Eileiterschwangerschaft: Diagnose
Meist muss der Arzt deshalb verschiedene Untersuchungen durchführen, um eine Eileiterschwangerschaft auszuschließen oder zu bestätigen:
Anamnese: Zunächst wird sich der Arzt mit der Patientin unterhalten, um Informationen über ihre Krankengeschichte, Beschwerdeart und -intensität zu erhalten. Dazu gehören zum Beispiel Fragen nach Risikofaktoren, Infektionen, Fehlgeburten, vorangegangener Eileiterschwangerschaften etc. All das gibt ihm schon erste Hinweise darauf, wie wahrscheinlich eine Eileiterschwangerschaft vorliegen könnte.Körperliche Untersuchung: Danach tastet der Gynäkologe normalerweise die inneren Geschlechtsorgane der Patientin ab. Bei einer Eileiterschwangerschaft reagieren die betroffene Seite sowie der Gebärmutterhals meist schmerzempfindlich. Der Arzt kann auch – je nach Stadium – den angeschwollenen Eileiter als länglichen Widerstand ertasten.
Auf die Tastuntersuchung folgt häufig eine Sichtuntersuchung, bei der der Gynäkologie prüft, ob sich der Muttermund verändert hat oder ob es aus dem Gebärmutterhals blutet.
Laboruntersuchung: Anhand der Konzentration des Schwangerschaftshormons HCG im Blut lässt sich nachweisen, ob eine normale oder eine Eileiterschwangerschaft vorliegt. Bei ersterer steigt der HCG-Spiegel an, bei letzterer bleibt er gleich oder sinkt. Zur Kontrolle nimmt der Arzt der Patientin Blut ab und schickt es zur Untersuchung ins Labor. Das Testergebnis zeigt nicht an, wo die Eizelle im Eileiter sitzt, sondern nur, dass eine Eileiterschwangerschaft vorliegt.
Ultraschall: Dieses Verfahren ermöglicht es dem Arzt, die Stelle zu finden, an der die Eizelle im Eileiter nistet. Dazu schickt er über einen sogenannten Schallkopf, den er in die Vagina einführt, Ultraschallwellen durch den Körper. Organe oder Gewebe mit einer abweichenden Schallgeschwindigkeit erscheinen auf einem Monitor als helle Flecken.Werbung
Eileiterschwangerschaft: Behandlung
Dank moderner Untersuchungsmethoden erkennt der Arzt die Eileiterschwangerschaft meist früh genug und kann sie entsprechend behandeln. Bei einer normalen Schwangerschaft steigt etwa das Schwangerschaftshormon HCG schnell an. Bei einer Eileiterschwangerschaft produziert die befruchtete Eizelle hingegen weniger HCG. Blutproben können Hinweise darauf geben, ob eine Schwangerschaft vorliegt und ob sie normal verläuft oder nicht.
Die Therapie einer Eileiterschwangerschaft richtet sich unter anderem danach, wo sich die Eizelle im Eileiter eingenistet hat, wie lange sie dort schon sitzt oder wie es der Betroffenen körperlich und psychisch geht. Grundsätzlich hat der Arzt bei einer Eileiterschwangerschaft folgende Behandlungsmöglichkeiten:
Beobachten: Ist die Eileiterschwangerschaft noch in einem sehr frühen Stadium und hat die Betroffene keine Beschwerden, können Arzt und Patientin sich darauf einigen, zunächst abzuwarten, ob die Eizelle von selbst abgeht. In diesem Fall muss der behandelnde Arzt die Eileiterschwangerschaft regelmäßig kontrollieren. Diese Behandlungsform ist selten, da die Betroffene eine große Eigenverantwortung trägt und sofort reagieren muss, wenn Handlungsbedarf besteht.
Medikamentöse Therapie: Diese Behandlung ersetzt eine Operation oder wird nach einem Eingriff angewandt. Ärzte wollen damit verhindern, dass das Schwangerschaftsgewebe weiterwächst, wenn welches zurückgeblieben sein sollte. Der Vorteil: die Behandlung der Eileiterschwangerschaft kann ohne OP erfolgen, es bleibt weder eine Narbe zurück, noch wird der Eileiter beschädigt. Der Nachteil: diese Behandlungsform ist nur in einer recht frühen Phase der Eileiterschwangerschaft möglich, wenn der Embryo und das umgebende Gewebe kleiner als vier Zentimeter sind.
Meistens verwendet der Arzt das Zellgift Methotrexat (MTX), das auch bei Tumor- oder rheumatischen Erkrankungen eingesetzt wird. Im Fall einer Eileiterschwangerschaft verhindert es, dass die Zellen weiterwachsen. Der Embryo stirbt ab und der Körper scheidet ihn aus. Durch die kurze Anwendungsdauer (meist per Spritze in die Vene oder in den Muskel) treten meist keine Nebenwirkungen auf und die Frau kann nach wie vor schwanger werden.
Operativer Eingriff: Hierbei entfernt der Chirurg entweder das Schwangerschaftsgewebe oder den kompletten betroffenen Eileiter. Bei einer weiter fortgeschrittenen Eileiterschwangerschaft ist die OP oft die einzige Behandlungsmöglichkeit, die dem Arzt bleibt.
Die Operation wird bei einer Eileiterschwangerschaft in den meisten Fällen mittels einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Da es sich um einen mikrochirurgischen Eingriff handelt, sind sowohl Operations- als auch Aufenthaltszeit im Krankenhaus vergleichsweise kurz, die zurückbleibende Narbe ist meist vergleichsweise klein.Der Chirurg wird – vor allem, wenn die Patientin noch keine Kinder hat – bei einer Operation versuchen, den Eileiter zu erhalten. Treten jedoch Komplikationen auf, zum Beispiel, weil der Eileiter unwiederbringlich geschädigt ist, muss er ihn entfernen.
Damit eventuell zurückgebliebenes Schwangerschaftsgewebe nicht weiterwächst und den Eileiter doch noch platzen lässt, muss der Arzt nach dem Eingriff regelmäßig den Spiegel des Schwangerschaftshormons HCG kontrollieren. Erst wenn davon nichts mehr im Blut nachweisbar ist, ist alles Schwangerschaftsgewebe verschwunden. Eventuell kann er mit Medikamenten nachhelfen (siehe oben).
Wie lange ist man nach der Eileiterschwangerschaft-OP krankgeschrieben? Da der Eingriff heute oft per Bauchspiegelung durchgeführt wird, erholt sich die Patientin in der Regel von dem Eingriff schneller, sie kann meist schon am nächsten Tag nach Hause gehen und nach ca. einer Woche wieder arbeiten.
Eileiterschwangerschaft: Ursachen und Risiken
- der Eileiter ist zu lang oder verengt
- die Flimmerhärchen, die die Eizellen weitertransportieren, haben eine verminderte Aktivität oder fehlen
- es gibt Polypen (Wucherungen), Endometriose, Ausstülpungen (Divertikel) im Eileiter
- eine Entzündung des Eileiters
- infolge einer Operation oder Entzündung sind Naben oder Verwachsungen im Eileiter entstanden
- frühere Eileiterschwangerschaft
Die Eizelle hat nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung, um über den Eileiter in die Gebärmutter zu gelangen. Normalerweise dauert diese Wanderung drei bis fünf Tage. Ist sie nach sechs bis sieben Tagen noch immer nicht angekommen, nistet sich die Eizelle dort ein, wo sie gerade ist. Auch die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen spielen eine Rolle dabei, ob sich eine Eileiterschwangerschaft entwickelt, denn ein Hormonungleichgewicht kann die Wanderzeit verlängern.
Risikofaktoren für eine Eileiterschwangerschaft
Es gibt einige Risikofaktoren, die es wahrscheinlicher machen, dass eine Eileiterschwangerschaft auftritt:
- ein früherer operativer Eingriff am Eileiter
- vorangegangene Eileiterschwangerschaften
- eine Sterilisation (in seltenen Fällen kommt es nach einer Sterilisation zu einer Eileiterschwangerschaft)
- die Spirale als Verhütungsmittel (begünstigt Infektionen über die Scheide)
- bakterielle Eileiterentzündungen
- Versprengung von Gebärmutterschleimhaut im Unterleib (Endometriose)
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Schwanger werden nach einer Eileiterschwangerschaft
Generell kann eine Frau nach einer Extrauteringravidität wieder schwanger werden und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Allerdings haben Betroffene ein erhöhtes Risiko, dass es wieder zu einer Eileiterschwangerschaft kommt. Wurde bei der Eilterschwangerschaft durch einen operativen Eingriff der Eileiter geöffnet und der eingenistete Embryo entfernt, verheilt der Eileiter zwar oft ohne Komplikationen. Aber laut Statistik liegt nach solch einer OP die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Eileiterschwangerschaft bei etwa 15 Prozent. In manchen Fällen muss nach einer Eileiterschwangerschaft der betroffene Eileiter entfernt werden und damit wird auch die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Schwangerschaft reduziert.
Wann ist nach einer Eileiterschwangerschaft der richtige Zeitpunkt, um wieder schwanger zu werden? Betroffene Frauen sollten nach einer Eileiterschwangerschaft drei bis sechs Monate warten, bis sie wieder versuchen, schwanger zu werden. Es ist außerdem sehr wichtig, dass die nächste Schwangerschaft bereits ab dem Frühstadium sorgfältig vom Gynäkologen überwacht wird.
Quellen
- Online-Informationen Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF): www.frauenaerzte-im-netz.de; Abruf: 19.12.2023
- Online-Informationen Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie: www.ag-endoskopie.de; Abruf: 19.12.2023
- Online-Informationen Pschyrembel: www.pschyrembel.de; Abruf: 19.12.2023
- Online-Informationen DocCheck Flexikon: https://flexikon.doccheck.com; Abruf: 19.12.2023
- Online-Informationen Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: www.uksh.de; Abruf: 19.12.2023