Vorteile | Nachteile | Pearl-Index* |
---|---|---|
wenig Nebenwirkungen | kein Schutz vor durch Sex übertragbare Krankheiten | 1 |
gut verträglich (bei einmaliger Anwendung) | keine Wirkung, wenn sich die Eizelle schon eingenistet hat | |
rezeptfrei erhältlich | eventuell Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Schmierblutungen | |
können auch Frauen punktuell einnehmen, die regulär nicht hormonell verhüten | Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich | |
auch für stillende Frauen geeignet | ||
*1 (wenn sie innerhalb von 12 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen wird)
Pille danach: Wirkung
Kondom geplatzt, Anti-Baby-Pille vergessen oder gar nicht an Verhütung gedacht – passiert eine solche Panne, kann die Pille danach verhindern, dass die Frau ungewollt schwanger wird. Es gibt zwei Varianten der Pille danach, welche für Sie infrage kommt, hängt auch davon ab, wie lange der ungeschützte Geschlechtsverkehr zurückliegt (siehe: Einnahme).
Die beiden Varianten dieser Notfallverhütung unterscheiden sich in ihrem Wirkstoff: eine Version der Pille danach enthält das weibliche Sexualhormon Levonorgestrel in synthetischer Form, die andere Ulipristalacetat. Das ist ein Wirkstoff, der das für den Eisprung notwendige Hormon Progesteron verändert. Beide verhindern oder verschieben den Eisprung, die Eizelle wird also nicht befruchtet.
Allerdings klappt das nur, solange sich die Eizelle nicht in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat. Entsprechend ist die Pille danach, die es in der Apotheke gibt, umso wirksamer, je schneller sie die Frau nach dem ungeschützten Sex einnimmt. Sind Sie bereits schwanger oder werden Sie es trotz der Pille danach, die Sie rezeptfrei bekommen, brauchen Sie sich um den Embryo keine Sorgen zu machen. Laut aktuellem Kenntnisstand schaden beide Präparate dem Ungeborenen nicht.
Wichtig: Die Pille danach ist weder eine Methode, um eine Schwangerschaft abzubrechen noch eine Verhütungsmethode, die Sie regelmäßig anwenden sollten. Sie ist rein für den Notfall konzipiert.
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Pille danach: Einnahme
Bei diesem Schwangerschaftsschutz gilt die Devise „je früher, desto besser“. Es ist wichtig bei der Pille danach, wann Sie diese einnehmen. Besonders, wenn es sich um ein Präparat mit dem Wirkstoff Levonogestrel handelt. Die anfänglich hohe Wirksamkeit von 94 Prozent nimmt 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr immer weiter ab bei dieser Version der Pille danach. Nach 72 Stunden sollten Sie sie nicht mehr einnehmen. Eine Schwangerschaft verhindert sie nur, wenn Sie diese Pille danach einen Tag vor dem Eisprung einnehmen.
Anders beim Wirkstoff Ulipristalacetat. Diese Pille danach ist, nachdem das Kondom gerissen ist oder anderweitig ungeschützter Sex stattgefunden hat, in einem Zeitraum von bis zu fünf Tagen unverändert wirksam, also so lange wie Spermien in Gebärmutter und Eileiter überleben können – und sie wirkt auch noch etwas unmittelbarer vor dem Eisprung. Entscheidend ist jedoch auch bei dieser Pille danach, bis wann Sie sie einnehmen.
Beide Präparate schlucken Sie in Form einer Tablette. Viele Frauen vertragen die Pille danach besser, wenn sie davor eine Kleinigkeit essen. Auf leeren Magen ist die Gefahr größer, dass Sie die Pille danach erbrechen. Wie lange nach der Einnahme dies geschieht, ist ebenfalls entscheidend für die Wirkung dieses Schwangerschaftsschutzes: Erbrechen Sie die Pille danach innerhalb von drei Stunden nachdem Sie sie geschluckt haben, wirkt sie eventuell nicht. In diesem Fall sollten Sie sich eine neue besorgen.
Sie können die Pille danach jederzeit nehmen und zu jedem Zeitpunkt des Menstruationszyklus, allerdings dürfen Sie die beiden Wirkstoffe nicht zusammen einnehmen. Sie beeinträchtigen sich gegenseitig in ihrer Wirkung.
Durch die Pille danach setzt die Periode oft ein paar Tage verzögert ein. Sind Sie jedoch nach der Pille danach mit Ihrer Blutung länger als eine Woche überfällig, sollten Sie einen Schwangerschaftstest machen. Gleiches gilt, wenn Sie andere Anzeichen für eine Schwangerschaft an sich feststellen, zum Beispiel (morgendliche) Übelkeit oder Brustspannen.
Achtung: Sie müssen sich eine Zeit lang komplett oder zusätzlich mit einer nicht hormonellen Methode (z. B. Kondome) schützen, wenn Sie die Pille danach genommen haben. Bei einer Pille danach mit Levonorgestrel können Sie die Anti-Baby-Pille normal weiternehmen, sollten aber sieben Tage lang zusätzlich nicht-hormonell verhüten. Fünf Tage sollten Sie mit der Anti-Baby-Pille aussetzen und nur nicht-hormonell verhüten, wenn sie eine Ulipristalacetat-Pille-danach genommen haben.
Wie oft Sie diese Notfallverhütung anwenden sollten, ist ebenfalls begrenzt: zwei Monate hintereinander sollte aus medizinischer Sicht kein Problem sein. Langfristig sind jedoch andere Verhütungsmittel verträglicher – und günstiger.
Pille danach: Nebenwirkungen
Da Frauen diese Notfallverhütung im Normalfall nur einmal oder zumindest lediglich punktuell einnehmen, vertragen die meisten die Pille danach gut. Nachteile hat aber auch dieser nachträgliche Schwangerschaftsschutz. Wie andere Medikamente auch, kann die Tablette Nebenwirkungen haben. Zu diesen zählen bei der Pille danach:
- Zwischenblutungen/Schmierblutungen
- Unterleibsschmerzen
- Kopfschmerzen
- Durchfall
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schwindel
Sollten diese Symptome nicht abklingen oder Sie Schmerzen haben, gehen Sie sicherheitshalber zum (Frauen-)Arzt und lassen Sie die Ursache abklären. Achtung: Nebenwirkungen wie Erbrechen oder Durchfall reduzieren die Pille danach möglicherweise in ihrer Wirksamkeit, wenn sie innerhalb von drei Stunden nach Einnahme auftreten. In diesem Fall sollten Sie eine weitere Notfallpille schlucken.
Grundsätzlich ist die Pille danach schädlich für Frauen, die auf einen oder beide Wirkstoffe überempfindlich reagieren. Sie dürfen zur Notfallverhütung die Pille danach nicht anwenden. Auch für Frauen, die eine schwere Leberfunktionsstörung haben, ist die Pille danach nicht empfehlenswert, da beide Wirkstoffe über die Leber verstoffwechselt werden. Präparate mit Ulipristalacetat eignen sich darüber hinaus auch nicht für Asthmatikerinnen, sie können die Beschwerden verstärken.
Frauen, die schon einmal eine Eileiterentzündung, eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft hatten, sollten mit ihrem Arzt sprechen, bevor sie die Pille danach einnehmen.
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Wie sicher ist die Pille danach?
Grundsätzlich schützt die Pille danach zuverlässig. Ihr Pearl Index wird in manchen Quellen mit 1 (Sicherheit: hoch) angegeben. Genau genommen fällt sie jedoch aus dem Raster dieses Indexes, da sie für die einmalige Anwendung gemacht ist. Der Pearl Index gibt hingegen an, wie viele von 100 Frauen, die die jeweilige Verhütung über zwölf Monate hinweg angewendet haben, dennoch schwanger geworden sind.
Wie hoch die Sicherheit der Pille danach tatsächlich ist, hängt davon ab, wann sie geschluckt wird. Je mehr Zeit zwischen dem ungeschützten Geschlechtsverkehr und der Einnahme vergeht, desto weniger wirksam wird diese Notfallverhütung – besonders, wenn es sich um ein Präparat mit Lenovorgestrol handelt. Nach dem Eisprung eingenommen, können Sie mit Pille danach trotzdem schwanger werden, da diese Notfallverhütung lediglich verhindert, dass die Spermien in die Eizelle gelangen. Haben sie das bereits geschafft und hat sich die Eizelle eingenistet, ist die Pille danach wirkungslos.
Zudem können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bei der Pille danach auftreten (z. B. Antibiotika, Mittel gegen Depressionen, Tuberkulose, bakterielle Infektionen). Weisen Sie den Arzt, falls Sie sich ein Rezept ausstellen lassen (siehe „Kosten“), oder den Apotheker, bei dem Sie die Pille danach holen, darauf hin, dass und welche Medikamente Sie einnehmen.
Auch Pille danach und Pille vertragen sich nicht unbedingt. Ulipristalacetat kann die Wirkung von gestagenhaltigen Anti-Baby-Pillen nämlich beeinflussen. Verhüten Sie deshalb eine Zeit lang zusätzlich nicht-hormonell, zum Beispiel mit Kondomen.
Alkohol schmälert die Pille danach zwar prinzipiell nicht in ihrer Wirksamkeit. Er erhöht jedoch das Risiko für Übelkeit und Erbrechen. Und wenn Sie sich innerhalb von drei Stunden nach Einnahme der Notfallverhütung übergeben, setzen Sie sie möglicherweise außer Kraft.
Hinweis: Einigen Studien zufolge kann auch das Körpergewicht die Sicherheit der Pille danach beeinflussen: je schwerer die Frau, desto weniger wirksam kann die Notfallverhütung sein.
Das richtige Verhütungsmittel finden (Podcast #15)
Gast: Dr. Mandy Mangler, Chefärztin der Gynäkologie am Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin
Mehr Infos zur Folge
Das passende Verhütungsmittel muss nicht immer das gleiche sein. „Ruhig mal wechseln“, sagt Dr. Mandy Mangler. Sie ist Chefärztin der Gynäkologie am Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin und unsere Expertin dieser Folge.
Die Pille ist zwar noch das Verhütungsmittel Nummer eins in Deutschland – aber die ärztlichen Verordnungen sind seit Jahren rückläufig. Gerade bei jungen Frauen. Es gibt Alternativen, die für die eine oder den anderen vielleicht besser funktionieren.
Wir klären über die vielen Möglichkeiten auf, sich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen; gehen auf Nebenwirkungen ein und schildern euch, wie ihr Fehler in der Anwendung vermeidet – damit ihr herausfinden könnt, welches Verhütungsmittel für eure Lebenssituation und Bedürfnisse ideal ist.
Die Pille danach: Stillen
Sie haben ein Baby und möchten es auch erst einmal dabei belassen? Im Notfall können Sie auch, wenn Sie Ihr Kind noch stillen, einer erneuten Schwangerschaft mit der Pille danach vorbeugen. Pillen mit Levonorgestrel sollten Sie direkt nach dem Stillen einnehmen und danach die Muttermilch der nächsten acht Stunden verwerfen.
Für Ulipristalacetat-Pillen ist die Studienlage derzeit noch recht dünn. Experten raten, die Muttermilch eine Woche lang abzupumpen und wegzuschütten, wen Sie ein solches Präparat geschluckt haben.
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Die Pille danach: Kosten und wo kaufen?
Die Pille danach kaufen Sie für gewöhnlich in einer stationären Apotheke. Möglich ist es manchmal auch, die Notfallverhütung in der (frauen-)ärztlichen Ambulanz des nächstgelegenen Krankenhauses zu bekommen.
Je nach Präparat und Apotheke kostet die Pille danach zwischen 16 und etwas mehr als 30 Euro. Einen festgelegten Verkaufspreis gibt es aber nicht. Die Pille danach ist rezeptfrei, also nicht verschreibungspflichtig. Bei den Kosten für die Pille danach spielt das Alter ebenfalls eine Rolle: Frauen, die jünger als 20 Jahre sind, bekommen die Pille danach kostenlos, wenn sie eine ärztliche Verschreibung in der Apotheke vorlegen. Dann fallen lediglich Rezeptgebühren von rund fünf Euro an. Manche Apotheken weigern sich, die Pille danach herauszugeben, gehen Sie in einem solchen Fall einfach zu einer anderen.
Quellen
- S3-Leitlinie: Hormonelle Empfängnisverhütung (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)); Stand: September 2020
- Mittal, S: Emergency contraception - Potential for women's health; IJMR – Indian Journal of Medical Research; November 2014
- Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): Die "Pille danach": www.familienplanung.de; Abruf: 07.12.2023
- Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): Die Pille danach; www.loveline.de; Abruf: 07.12.2023
- Online-Informationen pro familia Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. Bundesverband: www.profamilia.de; Abruf: 07.12.2023
- Online-Informationen Bundesapothekerkammer: www.abda.de; Abruf: 07.12.2023
- Online-Informationen DocCheck Flexikon: https://flexikon.doccheck.com; Abruf: 07.12.2023
- Online-Informationen Gynäkologische Praxisklinik Hamburg: www.gph-online.de; Abruf: 07.12.2023