Was ist ein Hodgkin-Lymphom?
Alle Lymphome haben gemeinsam, dass bei den Betroffenen die Lymphzellen entarten, weshalb Morbus Hodgkin eine Form von Krebs ist. Die Erkrankung ist nach ihrem Entdecker benannt, dem britischen Arzt Sir Thomas Hodgkin, der die Lymphogranulomatose im Jahr 1832 zum ersten Mal beschrieb.
Die Hodgkin-Krankheit trifft vor allem Erwachsene zwischen 20 und 30 Jahren. Morbus Hodgkin kann aber auch im höheren Alter ab 65 Jahren oder bei Kindern auftreten. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwas mehr als 2.000 Menschen. Damit ist das Hodgkin-Lymphom vergleichsweise selten: Dieser Tumor des Lymphsystems macht nur 0,4 Prozent aller Krebserkrankungen aus.
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Hodgkin-Lymphom: Symptome
Das Hauptsymptom beim Hodgkin-Lymphom sind geschwollene Lymphknoten, vor allem am Hals. Gelegentlich sind auch die Lymphknoten in den Leisten oder unter den Achseln betroffen oder jene im Brust- oder Bauchraum. Schmerzhaft ist diese Schwellung allerdings nicht – anders als zum Beispiel bei vielen Infektionen. Folgende unspezifische Symptome können bei Morbus Hodgkin zusätzlich zu den Lymphknotenschwellungen auftreten:
- Starker Juckreiz (Pruritus) am ganzen Körper
- Müdigkeit
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Schwächegefühl
- Alkoholschmerz, das heißt die Lymphknoten schmerzen nach Alkoholgenuss (selten, jedoch charakteristisch)
Außerdem kommt es beim Lymphdrüsenkrebs in etwa 40 Prozent der Fälle zur sogenannten B-Symptomatik. Dazu zählen folgende drei Symptome, deren Ursache zumeist unklar ist:
- Fieber (> 38°C)
- Nachtschweiß
- Gewichtsabnahme von mehr als 10 Prozent des Körpergewichts innerhalb von sechs Monaten
Je nach Schweregrad und abhängig davon, welche Organe durch den Krebs mit betroffen sind, treten weitere Symptome auf, wie:
- Reizhusten
- Kurzatmigkeit bis Atemnot (Dyspnoe)
- Vergrößerung der Leber
- Vergrößerung der Milz
- Oberbauchschmerzen
- Druck im Brustkorb
All diese Anzeichen deuten auf eine schwere Erkrankung hin und sollten unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden. Hat er den Verdacht, dass bei einem Patienten ein Hodgkin-Lymphom vorliegt, wird er unter anderem bestimmte Blutwerte analysieren (siehe: Diagnose).
Hodgkin-Lymphom: Lebenserwartung
Die Prognose für Patienten mit Hodgkin-Lymphom ist heute besser denn je. In 95 Prozent der Fälle können Ärzte die Krankheit heilen. Selbst wenn der Lymphdrüsenkrebs schon ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat, ist eine Heilung möglich. Dennoch gilt: Je früher Ärzte Morbus Hodgkin entdecken, desto optimistischer die Prognose.
Die Lebenserwartung und der Erfolg der Behandlung hängen davon ab, in welchem Stadium Ärzte die Krankheit feststellen und ob ein Patient bestimmte Risikofaktoren mitbringt, die bei der Behandlung zu Komplikationen führen können. Bei den meisten Betroffenen schreitet Morbus Hodgkin eher langsam voran, was die Heilungschancen verbessert und die Überlebensrate ansteigen lässt.
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Hodgkin-Lymphom: Diagnose
Bei über Wochen scheinbar grundlos geschwollenen Lymphknoten – wenn also kein akuter Infekt besteht – sollte unbedingt ein Arzt die Symptome abklären. Er wird sich zunächst nach dem allgemeinen Befinden erkundigen, nach Fieber oder Müdigkeit fragen, und dann Lymphknoten, Leber und Milz abtasten.
Wichtig für die Diagnose von Morbus Hodgkin ist eine Blutuntersuchung. Die Blutwerte verändern sich bei Lymphdrüsenkrebs, weil die entarteten Zellen die gesunden Blutzellen verdrängen. Das Blutbild zeigt dabei zum Beispiel an, ob:
- eine Blutarmut,
- ein Mangel an Blutplättchen und Immunzellen sowie
- erhöhte Entzündungswerte vorliegen.
Bildgebende Verfahren dienen dazu, Strukturveränderungen im Gewebe sichtbar zu machen. Mit ihnen nimmt der Arzt Bilder vor allem von den lymphatischen Organen oder Geweben im Hals, Brustkorb (Thorax) und Bauchraum (Abdomen) auf. Dazu veranlasst er zum Beispiel:
- Röntgenaufnahmen,
- eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie),
- eine Computertomographie (CT) oder
- alternativ eine Magnetresonanztomographie (MRT).
Zeigen die Bilder eindeutige Veränderungen, soll zudem das Knochenmark untersucht werden. Dazu entnimmt der Arzt wiederum eine Gewebeprobe.
Steht die Diagnose Morbus Hodgkin fest, ordnet der Arzt die Erkrankung anhand aller Untersuchungsergebnisse einem bestimmten Stadium zu (Staging). Nach dieser Einstufung richtet sich dann die Therapie.
Hodgkin-Lymphom: Therapie
Die Wahl der Therapie wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, unter anderem von dem Schweregrad der Erkrankung, also dem Stadium, in dem sich der Patient zu Beginn der Therapie befindet, sowie dem Alter und Allgemeinzustand. Außerdem werden definierte Risikofaktoren berücksichtigt. Diese sind:
- Vorliegen eines großen Tumors im Mittelfellraum (Mediastinum, Raum hinter dem Brustbein und um das Herz herum)
- Über die lymphatischen Gewebe und Organe hinausgehender, ausgebreiteter Tumorbefall (Extranodalbefall)
- Hohe Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG, gibt an, wie schnell das Blut bzw. die roten Blutkörperchen im Reagenz absinken. Je höher sie ist, desto wahrscheinlicher und schwerer ist die Erkrankung)
- Drei oder mehr betroffene Lymphknotenareale (nicht mit Lymphknotenregionen gemäß den Stadien zu verwechseln)
In bestimmten Situationen, zum Beispiel bei älteren und sehr geschwächten Menschen oder wiederkehrendem Lymphdrüsenkrebs, empfehlen Experten mitunter eine alternative Behandlungsmethode, die Antikörpertherapie.
- Chemotherapie: eine Behandlung mit Medikamenten, welche die weitere Teilung und damit Vermehrung der Krebszellen hemmen. Sie erfolgt in der Regel in Zyklen, wobei deren Anzahl mit dem Schweregrad zunimmt. Bei mittleren und späten Stadien wird nach zwei Zyklen mittels Bildgebung überprüft, wie gut die Chemotherapie wirkt und weitere Zyklen abgewogen.
- Strahlentherapie: lokale Zerstörung der Krebszellen durch starke Röntgenstrahlen aus einem Linearbeschleuniger.
- Antikörpertherapie: Behandlung mit künstlichen Antikörpern, die das Immunsystem auf die entarteten Zellen aufmerksam machen, welches den Krebs dann bekämpfen kann.
Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind zum Teil gravierend. Auch die Bestrahlung geht mit unerwünschten Begleiterscheinungen einher. Doch wie auch immer der individuelle Therapieplan aussieht: Die Heilungschancen bei Morbus Hodgkin sind sehr gut. Fast alle Patienten werden wieder gesund.
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Hodgkin-Lymphom: Spätfolgen
Lymphdrüsenkrebs führt unbehandelt zum Tod. Aber auch mit Behandlung kann es zu Komplikationen oder Spätfolgen kommen, die auf die Therapie zurückzuführen sind. Das liegt daran, dass sowohl die Chemotherapie als auch die Bestrahlung nicht nur kranke Zellen abtötet. Beide Therapieformen wirken sich auch auf gesunde Zellen aus und schädigen diese. Das führt dazu, dass die Organe mit der Zeit an Funktionsfähigkeit verlieren. Betroffen sind vor allem:
- die Schilddrüse
- das Herz
- die Lunge
- die Fortpflanzungsorgane
Hodgkin-Lymphom: Ursachen
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Hodgkin-Lymphom: Verlauf
Je nachdem, wie weit die Erkrankung bei der Diagnose fortgeschritten ist, ordnet der Arzt die Hodgkin-Erkrankung einem bestimmten Stadium zu.
Es gibt vier verschiedene Stadien:
- Stadium I: Nur eine Lymphknotenregion oder ein einziger, örtlich begrenzter Bereich außerhalb des lymphatischen Systems ist befallen.
- Stadium II: Lymphknoten aus zwei oder mehr Regionen auf nur einer Seite des Zwerchfells oder ein örtlich begrenzter Bereich sowie Lymphknotenregionen einer Seite sind befallen.
- Stadium III: Lymphknoten aus zwei oder mehr Regionen beziehungsweise Organen außerhalb des lymphatischen Systems auf beiden Seiten des Zwerchfells sind befallen.
- Stadium IV: Der Gewebebefall ist diffus und hat sich auf ein oder mehrere Organe ausgebreitet. Dabei können lymphatische als auch nicht-lymphatische Gewebe bzw. Organe betroffen sein.
Zusätzlich wird danach eingeteilt, ob eine B-Symptomatik vorliegt oder nicht (A: ohne, B: mit B-Symptomatik). Dies wird herangezogen, um frühe, mittlere und späte Stadien zu unterscheiden:
- Frühe Stadien: Stadium I oder II A oder B ohne Risikofaktoren
- Mittlere Stadien: Stadium I A oder B oder II A mit einem oder mehreren Risikofaktoren, Stadium II B mit hoher BSG und/oder Befall von drei oder mehr Lymphknotenarealen
- Späte Stadien: Stadium II B mit Extranodalbefall und/oder großer Mediastinaltumor, Stadium III und IV A oder B
Erfolgt keine Behandlung, breiten sich die entarteten Zellen immer weiter im Körper aus und können jedes Organ befallen. Morbus Hodgkin durchläuft unbehandelt alle Stadien – und endet dann tödlich. Erfolgt die Therapie jedoch rechtzeitig, stehen die Überlebenschancen für den Patienten sehr gut.
Manchmal kommt es vor, dass Morbus Hodgkin nach erfolgreicher Therapie zurückkehrt. Ärzte sprechen dann von einem Rezidiv. Haben Patienten die ersten fünf Jahre nach Ende der Behandlung ohne Rückfall überstanden, ist ein Rezidiv unwahrscheinlich.
Quellen
- S1-Leitlinie: Hodgkin-Lymphom (Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH), et al.); Stand: 21.12.2018
- S3-Leitlnie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodgkin Lymphoms bei erwachsenen Patienten (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), et al.); Stand: 19.10.2022
- Patientenleitlinie: Hodgkin Lymphom (Deutsche Krebshilfe, et al.); Stand: 01/2022
- Josting, A, et al.: Moderne Pharmakotherapie des Morbus Hodgkin; Internist; 2004; DOI: 10.1007/s00108-003-1094-2
- Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 09.08.2023
- Online-Informationen Deutsche Krebshilfe, Patientenleitlinie: www.krebshilfe.de; Abruf: 09.08.2019
- Online-Information Robert Koch-Institut: www.krebsdaten.de; Abruf: 09.08.2023