Seelisch zermürbt sitzen sie vor Barbara Lieberei, oft gereizt und überfordert, aber vor allem voller Sorge: dass diese Schlaflosigkeit jetzt ihr permanenter Begleiter sein wird, dass sie nicht mehr leistungsfähig sind im fordernden Alltag. Und dann kommen die Menschen, die nachts keine Ruhe mehr finden, ausgerechnet in die Heinrich-Heine-Klinik in Potsdam, deren Namenspate den geflügelten Satz schrieb: „Schlaf ist doch die köstlichste Erfindung!“ Was für ein Hohn? Nein, was für eine Hoffnung! Denn eine Reha ist oft genau der richtige Ort, um Schlafstörungen anzugehen.
Was ist eine Schlaf-Reha?
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Ursachenforschung in der Schlaf-Reha
Wenn es nach Thomas Penzel ginge, dem Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, würde jeder Rehapatient auf unentdeckte Schlafstörungen untersucht. „Schlechten Schlaf per se nimmt man ja oft nicht wahr“, erklärt der Charité-Professor. „Er kann aber beispielsweise durch Tagesmüdigkeit im Straßenverkehr sehr gefährlich werden. Die Reha ist eine ideale Umgebung, um auf Störungen wie das Schlafapnoe-Syndrom zu screenen oder bereits bekannte Schlafstörungen zu behandeln. Sie beruhen ja oft auf antrainiertem Fehlverhalten, das man in einer Reha wieder umlernen kann.“
Welche Reha-Maßnahmen gibt es bei Schlafstörungen?
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Schlafdruck aufbauen
Dritter Pfeiler ist die Psychoedukation: Patienten lernen allgemein, was Schlaf fördert, und individuell, was ihnen persönlich guttut. Dazu gehört zum Beispiel auch der in der Klinik verordnete Alkoholverzicht oder das „Verbot“ eines Mittagsschlafs, um tagsüber genug Schlafdruck aufzubauen. Den vierten Pfeiler bildet eine Psychotherapie, die an die tieferen Ursachen der Schlaflosigkeit rührt: seien es Ängste, ständiges Grübeln oder eine Depression. In schweren Fällen kommt noch Pfeiler fünf ins Spiel: Arzneien. „Die setzen wir nur vorübergehend und wenn es wirklich nötig ist ein“, betont die Medizinerin. „Schlafmedikamente sind langfristig oft der Weg ins Unglück, vor allem weil sie die Schlafstruktur ungünstig verändern. Viele Patienten kommen schon mit einer Abhängigkeit zu uns.“
FOCUS-GESUNDHEIT 06/23
Dieser Artikel ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in der Ausgabe Rehakliniken 2024. Weitere Themen: Breites Behandlungsspektrum in der Post-Covid-Reha. Reha-Modelle für junge Krebs-Patienten. U.v.m.
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Schlafstörungen: Der Blick in die Psyche
„Aus Studien wussten wir bereits, dass der Behandlungserfolg psychischer Störungsbilder maßgeblich davon abhängt, dass Schlafstörungen begleitend effektiv angegangen werden“, berichtet Speth. „Bislang passiert das in einer Reha aber kaum systematisch. Wir haben deshalb ein Programm für interessierte Kliniken entwickelt.“ Speths Konzept ist in die reguläre psychosomatische Reha integriert und besteht aus Gruppentherapie, Einzelberatung sowie vorübergehender Schlafreduktion.
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Schlafreduktion bei Schlafstörungen?
Im Mittelpunkt der Behandlungen in Bad Feilnbach steht die kontrollierte Verringerung des Nachtschlafs. In der ersten Woche führen Patienten ein Tagebuch, das dem Arzt verrät, wie lange sie tatsächlich schlafen. „Beträgt die Schlafdauer beispielsweise fünf Stunden, darf der Betroffene anschließend erst um zwölf Uhr ins Bett und muss um fünf Uhr morgens wieder aufstehen“, erklärt Peter Young. Schritt für Schritt wird die Schlafzeit sodann um eine halbe Stunde erweitert, bis die individuell richtige Dauer gefunden ist. „Die Methode ist sehr effizient. Rund 80 Prozent der Patienten schlafen danach schneller ein sowie ohne Unterbrechung durch“, berichtet der Schlafmediziner. „Nichtsdestotrotz ist der kontrollierte Schlafentzug schwer durchzuhalten. Deshalb ist eine Reha der ideale Ort dafür.“
Selbst aktiv werden bei Schlafstörungen
Entscheidend für den nachhaltigen Erfolg sei, dass die Betroffenen spüren, dass ihnen die Methode besser hilft als Medikamente. Und dass sie lernen, wie sie selbst gegen die Schlaflosigkeit aktiv werden können, beispielsweise indem sie in stressigen Lebensphasen die Bettzeit wieder etwas reduzieren. Die Schlaf-Reha wird von allen Krankenkassen anerkannt. Die Wartezeiten halten sich mit rund sieben Wochen in Grenzen. Der Chefarzt ist überzeugt: „Unsere Reha ist harte Arbeit für Patienten, aber sie lohnt sich.“
Mit Kneipp zum erholsamen Schlaf
Im Kurort Füssen im Allgäu schwört man auf Kneipp-Therapien. Die kalten Güsse werden auch bei der Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt
Drei Wochen dauert die Kompaktkur „Gesunder Schlaf durch innere Ordnung“. Das kneippbasierte Programm wurde von Ärzten entwickelt. Es enthält Wasseranwendungen, aber auch Yoga, Nordic Walking und Vorträge etwa zu Ernährung und Pflanzenheilkunde für eine bessere Nachtruhe. Zielgruppe sind Menschen mit lebensstilbedingten Schlafstörungen. Die Vorsorge wird zweimal im Jahr angeboten – das nächste Mal vom 5. bis 26. November 2023. Wie eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt, erzielen die Teilnehmer deutliche Verbesserungen bei Schlafqualität, Wohlbefinden und chronischer Stressbelastung. Der Nachteil: Anders als bei einer Reha müssen sich Arbeitnehmer für die Kur drei Wochen Urlaub nehmen und auch die Unterkunft größtenteils selbst zahlen. Die Anwendungen werden von den Krankenkassen übernommen. Nähere Infos unter www.fuessen.de.