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Reha bei Schlafstörungen

Psychische Erkrankungen halten Betroffene nachts wach. Schlechter Schlaf wiederum strapaziert die Nerven zusätzlich. Eine psychosomatische Reha kann den Teufelskreis stoppen.

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Illustration: Ausgegliche Psyche, die es dem Gehirn erleichtet, nachts abzuschalten

© Alex Aksonov für FOCUS-Gesundheit

Seelisch zermürbt sitzen sie vor Barbara Lieberei, oft gereizt und überfordert, aber vor allem voller Sorge: dass diese Schlaflosigkeit jetzt ihr permanenter Begleiter sein wird, dass sie nicht mehr leistungsfähig sind im fordernden Alltag. Und dann kommen die Menschen, die nachts keine Ruhe mehr finden, ausgerechnet in die Heinrich-Heine-Klinik in Potsdam, deren Namenspate den geflügelten Satz schrieb: „Schlaf ist doch die köstlichste Erfindung!“ Was für ein Hohn? Nein, was für eine Hoffnung! Denn eine Reha ist oft genau der richtige Ort, um Schlafstörungen anzugehen.

Was ist eine Schlaf-Reha?

Rund 180.000 Menschen unterziehen sich jedes Jahr einer psychosomatischen Rehabilitation. „Schlafstörungen sind eine sehr häufige Begleiterscheinung von Depressionen, Angststörungen oder chronischen Schmerzzuständen“, erklärt Barbara Lieberei, ärztliche Leiterin an der Heinrich-Heine-Klinik. Bis zu 80 Prozent ihrer Patienten klagen über fehlende Nachtruhe; sechs bis zehn Prozent sind es in der Gesamtbevölkerung. Umgekehrt können chronische Schlafstörungen aber auch psychische Erkrankungen auslösen: ein klassisches Henne-Ei-Dilemma, das die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in ihrer Klinik zumindest ein Stück weit aufdröseln muss. „Um festzustellen, wann welches Problem erstmals aufgetreten ist, brauchen wir eine Anamnese, die oft lange zurückgeht“, erklärt Lieberei. Bei der Ursachenforschung werden zunächst Faktoren abgefragt, die den Schlaf beeinflussen. Dazu zählen unter anderem bestimmte Medikamente, aber auch abendlicher Alkoholgenuss, der den Schlaf weniger erholsam macht und dessen Abbauprodukte den Schlummer oft unterbrechen.

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Ursachenforschung in der Schlaf-Reha

Dann gilt es organische Krankheiten auszuschließen, die die Nachtruhe belasten können: Herz- Kreislauf-Leiden und neurologische Störungen etwa, Blasenprobleme, chronische Schmerzen oder Schlafapnoe, bei der in der Nacht wiederholt der Atem aussetzt. Durch den Sauerstoffmangel erwachen die Betroffenen – oft unbemerkt – und werden um die erholsamen Tiefschlafphasen gebracht. „Tagsüber sind diese Patienten oft wie gerädert, obwohl sie doch vermeintlich genug geschlafen haben. Das ähnelt manchmal einer Depression“, berichtet Fachärztin Lieberei.

Wenn es nach Thomas Penzel ginge, dem Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, würde jeder Rehapatient auf unentdeckte Schlafstörungen untersucht. „Schlechten Schlaf per se nimmt man ja oft nicht wahr“, erklärt der Charité-Professor. „Er kann aber beispielsweise durch Tagesmüdigkeit im Straßenverkehr sehr gefährlich werden. Die Reha ist eine ideale Umgebung, um auf Störungen wie das Schlafapnoe-Syndrom zu screenen oder bereits bekannte Schlafstörungen zu behandeln. Sie beruhen ja oft auf antrainiertem Fehlverhalten, das man in einer Reha wieder umlernen kann.“

Welche Reha-Maßnahmen gibt es bei Schlafstörungen?

Einheitliche Richtlinien, wie Schlafstörungen im Rahmen einer Rehamaßnahme behandelt werden sollen, gibt es nicht, aber die Konzepte ähneln sich. In der Heinrich-Heine-Klinik stützt sich die Behandlung auf fünf Pfeiler. Der erste ist Sport, möglichst im Freien und mit Freude, mehrmals pro Woche eine Stunde lang. „Studien haben gut belegt, dass Bewegung bei Schlafstörungen und auch bei Depressionen hilft“, sagt Barbara Lieberei. „Dabei kommt es nicht darauf an, sich zu verausgaben. Auch Nordic Walking, Bogenschießen, Rückengymnastik oder Spazierengehen funktionieren prima.“ Zweiter Pfeiler ist ein Anti-Stress-Training. Liebereis Patienten lernen progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder finden ihre persönliche Relax-Methode. „Es ist gut untersucht, dass Entspannungsübungen helfen – gar nicht unbedingt nachts, wenn man wach liegt, sondern regelmäßig im Alltag angewendet“, erklärt die Psychosomatik-Spezialistin.

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Schlafdruck aufbauen

Dritter Pfeiler ist die Psychoedukation: Patienten lernen allgemein, was Schlaf fördert, und individuell, was ihnen persönlich guttut. Dazu gehört zum Beispiel auch der in der Klinik verordnete Alkoholverzicht oder das „Verbot“ eines Mittagsschlafs, um tagsüber genug Schlafdruck aufzubauen. Den vierten Pfeiler bildet eine Psychotherapie, die an die tieferen Ursachen der Schlaflosigkeit rührt: seien es Ängste, ständiges Grübeln oder eine Depression. In schweren Fällen kommt noch Pfeiler fünf ins Spiel: Arzneien. „Die setzen wir nur vorübergehend und wenn es wirklich nötig ist ein“, betont die Medizinerin. „Schlafmedikamente sind langfristig oft der Weg ins Unglück, vor allem weil sie die Schlafstruktur ungünstig verändern. Viele Patienten kommen schon mit einer Abhängigkeit zu uns.“

FOCUS-GESUNDHEIT 06/23

Dieser Artikel ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in der Ausgabe Rehakliniken 2024. Weitere Themen: Breites Behandlungsspektrum in der Post-Covid-Reha. Reha-Modelle für junge Krebs-Patienten. U.v.m.

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Schlafstörungen: Der Blick in die Psyche

Eine psychosomatische Reha hilft generell gegen Schlafstörungen. Das wies jüngst der Neurowissenschaftler und Psychotherapeut Clemens Speth von der Universität Würzburg in einer Studie an mehr als 300 Patienten in drei süddeutschen Rehakliniken nach. Was er aber auch gezeigt hat: Von einem speziellen sechswöchigen Programm, das sich gezielt gegen Insomnie richtet, profitieren die Patienten auch auf anderen Ebenen. Selbst Depressionen gingen dadurch stärker zurück als mit der gängigen psychosomatischen Therapie.

„Aus Studien wussten wir bereits, dass der Behandlungserfolg psychischer Störungsbilder maßgeblich davon abhängt, dass Schlafstörungen begleitend effektiv angegangen werden“, berichtet Speth. „Bislang passiert das in einer Reha aber kaum systematisch. Wir haben deshalb ein Programm für interessierte Kliniken entwickelt.“ Speths Konzept ist in die reguläre psychosomatische Reha integriert und besteht aus Gruppentherapie, Einzelberatung sowie vorübergehender Schlafreduktion.

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Schlafreduktion bei Schlafstörungen?

Letzteres hört sich paradox an bei Menschen, die darunter leiden, sich schlaflos im Bett zu wälzen. Tatsächlich jedoch steht der kontrollierte Schlafentzug im Zentrum der kognitiven Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I), die die Leitlinien zuvorderst bei Schlafstörungen empfehlen. „Diese Behandlung erhält leider nur ein Bruchteil aller Betroffenen, weil es an Psychotherapeuten und Schlafmedizinern fehlt, die sie anbieten“, stellt Peter Young fest. Der Neurologe und Ärztliche Direktor der Rehaklinik Medical Park Bad Feilnbach hat deshalb vor drei Jahren eine spezielle schlafmedizinische Reha eingerichtet.

Im Mittelpunkt der Behandlungen in Bad Feilnbach steht die kontrollierte Verringerung des Nachtschlafs. In der ersten Woche führen Patienten ein Tagebuch, das dem Arzt verrät, wie lange sie tatsächlich schlafen. „Beträgt die Schlafdauer beispielsweise fünf Stunden, darf der Betroffene anschließend erst um zwölf Uhr ins Bett und muss um fünf Uhr morgens wieder aufstehen“, erklärt Peter Young. Schritt für Schritt wird die Schlafzeit sodann um eine halbe Stunde erweitert, bis die individuell richtige Dauer gefunden ist. „Die Methode ist sehr effizient. Rund 80 Prozent der Patienten schlafen danach schneller ein sowie ohne Unterbrechung durch“, berichtet der Schlafmediziner. „Nichtsdestotrotz ist der kontrollierte Schlafentzug schwer durchzuhalten. Deshalb ist eine Reha der ideale Ort dafür.“

Selbst aktiv werden bei Schlafstörungen

Entscheidend für den nachhaltigen Erfolg sei, dass die Betroffenen spüren, dass ihnen die Methode besser hilft als Medikamente. Und dass sie lernen, wie sie selbst gegen die Schlaflosigkeit aktiv werden können, beispielsweise indem sie in stressigen Lebensphasen die Bettzeit wieder etwas reduzieren. Die Schlaf-Reha wird von allen Krankenkassen anerkannt. Die Wartezeiten halten sich mit rund sieben Wochen in Grenzen. Der Chefarzt ist überzeugt: „Unsere Reha ist harte Arbeit für Patienten, aber sie lohnt sich.“

Mit Kneipp zum erholsamen Schlaf

Im Kurort Füssen im Allgäu schwört man auf Kneipp-Therapien. Die kalten Güsse werden auch bei der Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt

Drei Wochen dauert die Kompaktkur „Gesunder Schlaf durch innere Ordnung“. Das kneippbasierte Programm wurde von Ärzten entwickelt. Es enthält Wasseranwendungen, aber auch Yoga, Nordic Walking und Vorträge etwa zu Ernährung und Pflanzenheilkunde für eine bessere Nachtruhe. Zielgruppe sind Menschen mit lebensstilbedingten Schlafstörungen. Die Vorsorge wird zweimal im Jahr angeboten – das nächste Mal vom 5. bis 26. November 2023. Wie eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt, erzielen die Teilnehmer deutliche Verbesserungen bei Schlafqualität, Wohlbefinden und chronischer Stressbelastung. Der Nachteil: Anders als bei einer Reha müssen sich Arbeitnehmer für die Kur drei Wochen Urlaub nehmen und auch die Unterkunft größtenteils selbst zahlen. Die Anwendungen werden von den Krankenkassen übernommen. Nähere Infos unter www.fuessen.de.

FOCUS-Gesundheit – Klinikliste 2025

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Klinikliste 2025

FOCUS-Gesundheit 04/2024
Was die Computertomographie als neue Methode bei der Diagnose von Erkrankungen der Herzgefäße leistet. Wird bei Rückenschmerzen zu schnell operiert? So treffen Sie für sich die richtige Entscheidung. U.v.m. Plus: Deutschlands Top-Fachkliniken für 60 Krankheitsbereiche.

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