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Depression

Was genau ist eine Depression? Wann Experten eine Diagnose stellen, auf welche Anzeichen sie achten und wann die Behandlung mit Medikamenten erfolgt

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Inhaltsverzeichnis

© Shutterstock

Definition: Was ist eine Depression?

Zunächst mal ist eine Depression eine psychische Krankheit. Das Hauptsymptom ist eine sehr gedrückte Stimmung.

Betroffene fühlen sich oft so niedergeschlagen, dass sie nicht mehr klar denken können und keinen Antrieb mehr haben, Dinge zu erledigen, die sie sonst alltäglich für sie waren. Auch Schlafstörungen, Angst oder Schmerzen können mit einer Depression einhergehen.

Depression ist eine Krankheit, die in der Bevölkerung häufig vorkommt. Schätzungen zufolge leiden fünf Prozent der Menschen in Deutschland an einer Depression. Ein bis zwei von hundert Personen erkranken jedes Jahr neu daran. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in Deutschland ein Mal im Laufe seines Lebens an einer Depression erkrankt, liegt etwa zwischen sieben und 18 Prozent. Frauen erkranken im Vergleich mit Männern doppelt so häufig.

In welchem Alter Menschen am häufigsten an Depression erkranken, das ist schwer zu sagen. Grundsätzlich können Depressionen in allen Altersstufen auftreten. Sie kommen im Rentenalter vor, ebenso gibt es auch Kinder, die daran erkranken. Statistisch liegt der Höhepunkt allerdings bei Personen, die zwischen 30 und 40 Jahren alt sind.

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Depression: Anzeichen

Eine Depression zu erkennen, ist nicht so einfach. Jeder Mensch fühlt sich mal niedergeschlagen oder ist schlecht drauf, manche sind das mehr, andere weniger. Es dürfte deswegen nicht selten vorkommen, dass sich jemand fragt: habe ich eine Depression?

Bei Depressionen gilt, wie bei nahezu allen anderen psychischen Erkrankungen auch, dass es nicht nur krank oder nicht krank gibt. Niedergeschlagenheit ist in gewissen Anteilen ganz normal. Doch wenn die negativen Gefühle Überhand nehmen, den Alltag bestimmen und dem, der sie erlebt, Leid zufügen, dann brauchen Betroffene Hilfe.

Was es zu Beginn aber schwierig macht, ist, dass die ersten Anzeichen auch auf andere Krankheiten als eine Depression hindeuten. Sie haben jedoch gemeinsam, dass es für sie keine klar ersichtliche physische Ursache gibt.

Ärzte unterscheiden die Depressions-Symptome in zwei Kategorien: Hauptsymptome und Zusatzsymptome. Die Hauptsymptome sind die zentralen Anzeichen, die bei den meisten Betroffenen auftreten. Die Hauptsymptome der Depression sind:

Hauptsymptom Charakteristika
gedrückte, depressive Stimmung
  • Niedergeschlagenheit, Verzweiflung; Gefühllosigkeit gegenüber positiven wie negativen Ereignissen, rasche Irritierbarkeit, Gefühl der Überforderung
  • häufig in Kombination mit Angstgefühlen/Zukunftsangst und Unsicherheit
  • Änderung der Stimmung von Tag zu Tag unabhängig von den Lebensumständen
  • charakteristische Tagesschwankungen, z. B. ausgeprägtes "Morgentief"
Interessenverlust, Freudlosigkeit
  • kein Interesse und Engagement für Alltagstätigkeiten (Beruf, Haushalt)
  • kein Interesse und keine Freude an bisherigen Hobbies und Freizeitaktivitäten
  • Rückgang des Aktivitätsniveaus
Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit
  • Vernachlässigung von und schnelle Erschöpfung durch einfache Alltagsaktivitäten (Haushalt, Körperpflege)
  • kein Interesse an sozialen Kontakten
  • Rückzug

 

Die Zusatzsymptome treten zwar immer noch häufig als Anzeichen einer Depression auf, allerdings sind sie für die Erkrankung nicht ganz so typisch wie die Hauptsymptome. Die Zusatzsymptome der Depression sind:

Zusatzsymptom Charakteristika
verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Einschränkung im Denkvermögen
  • Entscheidungsschwierigkeiten bzw. Entscheidungslosigkeit
  • wiederkehrende Grübeleien, Selbstzweifel und Ängste
vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Verlust des Vertrauens in die eigenen Kompetenzen, z. B. im Beruf, in sozialen Kontakten, in Freizeitaktivitäten oder in der Haushaltsführung
Schuldgefühle
  • Selbstvorwürfe
  • unrealistische/übertriebene Schuldgefühle im beruflichen oder sozialen Kontext
psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung
  • innerliche Unruhe, Gefühl des Getriebenseins
  • Zappeln, Rededrang
  • Wortkargheit, leise monotone Sprache, langsames Sprechen
  • verzögerte Reaktionen, langsame Bewegungen, reduzierte Mimik
Hoffnungslosigkeit
  • unrealistisch pessimistische Zukunftserwartungen inkl. Gesundungsprognose
  • allgemein negative Selbst- und Weltsicht und Gefühl der Aussichtslosigkeit
Schlafstörungen
  • Schlaflosigkeit
  • Durchschlafstörungen, Früherwachen, auch Einschlafstörungen
  • seltener Hypersomnie: vermehrter Schlaf tagsüber, verlängerter Nachtschlaf
Appetitstörungen
  • Gefühl, sich zum Essen zwingen zu müssen
  • erheblicher Gewichtsverlust
Suizidgedanken/Suizidhandlungen
  • Wunsch, rasch an einer unheilbaren Krankheit oder einem Unfall zu sterben
  • mehr oder minder konkrete Überlegungen für aktive Beendigung des eigenen Lebens
  • teilweise in Zusammenhang mit Wahnsymptomen und Halluzinationen: z. B. Überzeugung, nur durch den eigenen Tod die Familie retten oder eine große Schuld ausgleichen zu können

 

Anfangs treten Anzeichen wie diese noch vereinzelt auf. Mit der Zeit, meist über Wochen oder Monate hinweg, werden sie jedoch stärker. Schließlich können sie sich in eine depressive Episode auswachsen.

Nicht selten gibt es auch einen Auslöser für die ersten Symptome. Etwa ein Trauerfall oder ein anderer Schicksalsschlag, der jemanden schwer getroffen hat. Bei einem Todes- oder einem sonstigen Trauerfall lässt die Trauer meist nach einigen Wochen bis zu zwei Monaten wieder nach.

Doch auch Depressionen verlaufen oft wellenartig. Die Symptome liegen bei Betroffenen nicht immer gleich stark vor. Meist treten sie über einige Wochen oder Monate sehr stark zutage, dann verschwinden sie wieder für einige Wochen, Monate oder gar Jahre. Leider kommen sie häufig wieder zurück. Ärzte sprechen deswegen von einer depressiven Episode. Es gibt jedoch ganz verschiedene Verläufe. Mal bleibt es bei einer Episode und die Depression kehrt nicht zurück, mal bleiben die Symptome bestehen und die Episode scheint kein Ende zu nehmen. Auch in Stärke und Frequenz gibt es viele verschiedene Verlaufs-Arten.

Treten die Symptome anfangs nur schwach und mitunter unregelmäßig auf, liegen sie in einer akuten depressiven Episode an fast allen Tagen vor. Die depressive Verstimmung herrscht dabei sogar fast rund um die Uhr. Dauert diese Verstimmung mindestens zwei Wochen am Stück an, können Ärzte die Diagnose stellen. Die genauen Diagnose-Kriterien sind im Abschnitt Depression: Diagnose genauer aufgeführt.

Depression: Komorbiditäten

Eine Depression tritt häufig in Kombination mit einer weiteren Erkrankung auf, bei über 60 Prozent der Betroffenen ist das der Fall. Bei diesen zusätzlichen Erkrankungen – auch Komorbiditäten genannt – kann es sich um verschiedene Erkrankungen handeln, sowohl um psychische als auch um körperliche Erkrankungen.

Zu den häufigsten psychischen Komorbiditäten gehören Angst- und Panikstörungen und substanzbezogene Störungen wie Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängigkeiten. Darüber hinaus kommt es des Öfteren auch zu Essstörungen, somatoformen Störungen, Persönlichkeitsstörungen oder Zwangsstörungen.

Neben diesen psychischen Komorbiditäten können körperliche Begleiterkrankungen auftreten oder schlechter verlaufen als ohne zusätzlich vorhandene Depression. Zu den körperlichen Begleiterkrankungen, die häufiger auftreten, gehören:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Krebs
  • Schlaganfall
  • Kopf- und Rückenschmerzen
  • Asthma bronchiale
  • Allergien
  • Diabetes mellitus
  • Infektionserkrankungen

Depression: Symptome bei Männern

Zwar wird bei Frauen die Diagnose auf Depression deutlich häufiger gestellt als bei Männern. Warum das so ist, daran forschen Wissenschaftler noch. Die Zahlen könnten täuschen: Experten vermuten, dass bei Männern die Dunkelziffer unerkannter Depressionen höher sein dürfte als bei Frauen.

Warum das so ist, dazu gibt es verschiedene Theorien. Zum einen gehen Männer seltener und später zum Arzt als Frauen, so könnten viele Depressionen schlicht unerkannt bleiben. Ein Grund, der dieses Verhalten bei einer Depression noch verstärkt, könnte sein, dass bei Männern psychische Erkrankungen nach wie vor stärker stigmatisiert sind als bei Frauen. Doch umgekehrt haben auch einige Ärzte Stereotype und denken bei Männern später an eine Depression als bei Frauen.

In den letzten Jahren hat sich in der Forschung zudem eine Debatte darum entwickelt, ob eine Depression bei Männern mit anderen Symptomen einhergeht als bei Frauen. Ob es wirklich eine Männer-Depression gibt, ist umstritten – doch scheint es einige (nicht alle!) Männer zu geben, deren Depressions-Symptome von den klassischen Symptomen abweichen. Hier zeigt sich die Erkrankung etwa durch eine geringere Impulskontrolle, antisoziales Verhalten und Aggressivität.

Depression in und nach der Schwangerschaft (postpartale Depression)

Ein biologischer Risikofaktor, der es wahrscheinlicher macht, dass eine Depression entsteht, sind hormonelle Schwankungen. Davon sind Frauen stärker betroffen als Männer – einige Experten sehen das als einen Grund dafür, dass Frauen die Diagnose Depression häufiger erhalten als Männer.

Besonders in der Schwangerschaft und in den ersten Wochen nach der Geburt, aber auch in den Wechseljahren, verändert sich bei Frauen der Hormonspiegel stärker als sonst. Dazu stellen Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach eine enorme Herausforderung dar, die mit vielen Belastungen verschiedenster Art einhergehen kann.

Bin ich depressiv? Warnzeichen erkennen und Hilfe finden (Podcast #41)

Zu Gast im Podcast:

Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Außerdem leitet er das Deutsche Bündnis gegen Depression und die European Alliance Against Depression.
Prof. Ulrich Hegerl – Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Leiter des Deutschen Bündnis gegen Depression und der European Alliance Against Depression

© Katrin Lorenz

Mehr zur Folge

Nur ein Drittel der Patienten mit Depressionen bekommt professionelle Hilfe. Auch, weil die Krankheit noch immer ein Tabuthema ist und viele Betroffene sich nicht trauen, offen darüber zu sprechen. „Man sagt sich selbst: Reiß dich zusammen. Ist doch alles nicht so schlimm“, erzählt Patientin Davida.

Wie ihr Depressionen von einer bloßen Erschöpfung oder einem Herbstblues unterscheidet und welche Veränderungen bei lieben Menschen im Umfeld Alarmzeichen sind, darüber sprechen wir mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Depressionshilfe, Prof. Ulrich Hegerl.

Außerdem klären wir, wie man Hilfe bekommt und was in akuten Notfallsituationen zu tun ist.

Triggerwarnung: In dieser Folge sprechen wir auch über Suizid und Suizidgedanken. 

Notfallnummern und wichtige Anlaufstellen: 

  • Die Telefon Seelsorge Deutschland erreicht ihr telefonisch 0800 / 111 0 111 oder  0800 / 111 0 222. Auch per Mail und Chat könnt ihr euch auf online.telefonseelsorge.de Hilfe holen. 
  • Die Deutsche Depressionshilfe bietet Hilfe bei der Suche nach Anlaufstellen in der Nähe, ihr erreicht das Info-Telefon Depression unter 0800 / 33 44 533. 
  • In akuten Krisen oder bei drohender Selbstgefährdung, wählt bitte die Notrufnummern 112 oder 110
  • Zur App “ifightdepression”: https://ifightdepression.com/de/start

Depression: Diagnose

Niedergeschlagenheit und schlechte Stimmung sind, wenn sie gelegentlich auftreten, ganz normal. Um die Diagnose einer Depression stellen zu können, müssen Psychiater und Psychotherapeuten herausfinden, ob die Verstimmung bei den Betroffenen nur vorübergehend ist. Es kann vorkommen, dass jemand zwar über mehrere Wochen niedergeschlagen ist, das aber mit einem Todesfall oder einem anderen Schicksalsschlag zusammenhängt – was die betrübte Stimmung auf andere Weise erklärt.

Ist dies nicht der Fall, gibt es einige Kriterien, an denen sich Psychiater und Psychotherapeuten orientieren. Oft wird bei psychischen Erkrankungen angemerkt, dass man nicht mit einem mehr oder weniger willkürlich festgelegten Cut-Off-Wert zwischen „krank“ und „gesund“ unterscheiden sollte. Diese Kriterien sind aber wichtig, damit Experten Diagnosen stellen und Betroffenen somit helfen können. Das Ziel ist stets, die Diagnose dann zu stellen, wenn jemand Hilfe braucht.

Um die Diagnose stellen zu können, müssen Psychiater oder Psychotherapeuten den Patienten sehr genau kennen. Dazu fragen sie in einem umfangreichen Gespräch nach den Symptomen und nach eventuell belastenden Situationen der vergangenen Zeit.

Es gibt darüber hinaus verschiedene Verfahren, die Psychiatern und Psychotherapeuten helfen, die Diagnose richtig zu stellen. Sie helfen auch dabei herauszufinden, wie schwer eine Depression ausgeprägt ist. Häufig genutzte Depressions-Tests, mit denen Psychiater oder Psychotherapeuten eine Depression diagnostizieren, sind:

  • Hamilton-Depressionsskala (HAMD)
  • Beck-Depressions-Inventar (BDI)
  • Inventar depressiver Symptome (IDS)

Für die Diagnose selbst, gibt es letztlich klare Kriterien, an denen sich Psychiater und Psychotherapeuten orientieren. Dabei handelt es sich um eine Reihe möglicher Depressions-Anzeichen. Der Untersuchende geht diese Liste durch und schaut, welche der Kriterien vorliegen. Ob er schließlich die Diagnose Depression stellt, das hängt davon ab, wie viele der Kriterien beim Betroffenen zutreffen, wie stark sie ausgeprägt sind und wie lange sie vorliegen.

Das gängige Klassifikationssystem, das Psychiater und Psychotherapeuten dabei nutzen, ist die ICD-10 von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Darin wird zwischen den im Abschnitt „Depression: Anzeichen“ genannten Hauptsymptomen und Zusatzsymptomen der Depression unterschieden.

Um die Diagnose auf Depression stellen zu können, müssen zwei der drei Hauptsymptome und zwei der Zusatzsymptome mindestens zwei Wochen lang andauern. Je nachdem, ob noch mehr Haupt- oder Zusatzsymptome vorliegen und diese besonders lange anhalten oder besonders schwer auftreten, unterscheiden Psychiater und Psychotherapeuten zwischen einer leichten, einer mittelgradigen oder einer schweren depressiven Episode.

Diagnosekriterien einer Depression gemäß ICD-10

Leichte deoressive Episode Mittelgradige depressive Episode Schwere depressive Episode

Mindestens zwei Hauptsymptome

+

Mindestens ein Zusatzsymptom

(insgesamt 4-5 Symptome)

+

Dauer mindestens zwei Wochen

Mindestens zwei Hauptsymptome

+

Mindestens ein Zusatzsymptom

(insgesamt 6-7 Symptome)

+

Dauer mindestens zwei Wochen

Alle drei Hauptsymptome

+

Mindestens ein Zusatzsymptom

(insgesamt mindestens acht Symptome)

+

Dauer mindestens zwei Wochen

 

Zum Anfang des Jahres 2022 trat die neue Version des ICD in Kraft: die ICD-11. Bis sie die ICD-10 im klinischen Alltag ablösen wird, werden allerdings noch einige Jahre vergehen. In der ICD-11 wurden die Kriterien für die Diagnose einer Depression überarbeitet. Die Symptome sind darin wiefolgt sortiert:

Affektives Cluster
  • gedrückte, depressive Stimmung
  • Interessenverlust, Freudlosigkeit
Kognitives Cluster
  • verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • wiederkehrende Gedanken an den Tod, Suizidgedanken/-handlungen
Neurovegetatives Cluster
  • Schlafstörungen
  • signifikant verminderter oder erhöhter Appetit
  • psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
  • Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit

 

Für die Diagnose müssen wenigstens fünf Symptome vorhanden sein. Dabei muss mindestens ein Symptom aus dem affektiven Cluster vorliegen, dazu mindestens drei Symptome aus den beiden anderen Clustern.

Anders als in der ICD-10 berücksichtigt die ICD-11 bei der Einstufung, ob es sich um eine leichte, mittelgradige oder scwere depressive Episode handelt, über die schiere Anzahl der Symptome zusätzlich deren Intensität und den Grad der Funktionseinschränkung. Die Schweregrad-Einstufung funktioniert gemäß ICD-11 wiefolgt:

Ausprägung der Symptomatik: kein Symptom stärker
ausgeprägt
mehrere Symptome
stärker ausgeprägt oder
große Anzahl an gering
ausgeprägten Symptomen
viele/die meisten Symptome stärker ausgeprägt
oder geringere Anzahl
von Symptomen intensiv
ausgeprägt
Funktionsfähigkeit (persönlich, familiär, sozial,
schulisch, beruflich ...)
in einem oder mehreren
Bereichen etwas eingeschränkt
in mehreren Bereichen
erheblich eingeschränkt
in den meisten Bereichen ernsthaft eingeschränkt
Schweregrad nach ICD-11 Leicht Mittelgradig Schwer

 

Ebenfalls ist es wichtig auszuschließen, dass nicht andere Krankheiten die Ursache für die Depressions-Symptome Betroffener sind. Psychiater und Psychotherapeuten schauen deswegen genau, ob Patienten nicht etwa an Schizophrenie oder einer Angststörung leiden, weil die häufig mit Depressionen einhergehen. Auch müssen Ärzte die Depression von einer bipolaren Störung abgrenzen, bei der es zwischen den depressiven Episoden zu manischen Phasen kommt, in denen der Patient eine extrem übersteigerte Stimmung erlebt.

Weiter müssen Ärzte darauf achten, ob der Depression nicht eine organische Ursache zugrundeliegen könnte wie etwa Hirntumoren, Multiple Sklerose, Hirnhautentzündungen oder Demenz-Erkrankungen. Ist das nämlich der Fall, ist es wichtig, die ursächliche Erkrankung zu erkennen, um sie behandeln zu können und so auch gegen die Depression vorzugehen. Einige Anzeichen sprechen dafür, dass eine Depression womöglich eine organische Ursache haben könnte:

  • Neurologische Ausfälle (Fokalsymptomatik) wie Paresen, Bewegungsstörungen oder Sensibilitätsstörungen, die in kurzem zeitlichem Abstand zu den Depressions-Symptomen auftreten
  • Ausgeprägte kognitive Einschränkungen
  • Psychotische Symptome (Halluzinationen, Wahn, Bewegungsauffälligkeiten)
  • Fehlende Hinweise auf Stress oder belastende Ereignisse / Faktoren
  • Bereits bekannte schwere chronische oder akute körperliche Erkrankung
  • Sonstige auffällige Veränderungen, die annähernd gleichzeitig mit den depressiven Symptomen auftreten (etwa Gewichtsverlust, Gewichtszunahme, Fieber…

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Depression oder Burnout?

Der wesentliche Unterschied zwischen Depression und Burnout ist, dass Depression eine klar definierte Krankheit darstellt. Für Burnout hingegen gibt es viele Beschreibungen, aber keine klaren Kriterien, an denen Psychiater oder Psychotherapeuten eine Diagnose stellen können. Burnout bezieht sich zudem auf den Arbeits-Kontext, Depressionen betreffen das ganze Leben.

Im Diagnose-Klassifikationssystem DSM-5 taucht „Burnout“ nicht als eigenständige Diagnose auf. In der ICD-10 wird es zwar erwähnt, ebenfalls aber nicht als eigene Krankheit. In der ICD-11, die von 2022 an in Kraft treten soll, bekommt Burnout zwar eine gewichtigere Bedeutung. Erstmals wird es dort als Syndrom beschrieben. Ein Syndrom, das durch „chronischen Stress am Arbeitsplatz“ entsteht, der „nicht erfolgreich“ gehandhabt werde.

Als eigenständige Krankheit mit einer stellbaren Diagnose steht es dann aber immer noch nicht im Klassifikationssystem. Stattdessen wird es in der Kategorie „Faktoren, die den Gesundheitsstatus oder den Kontakt zum Gesundheitssystem beeinflussen“ geführt. Diese Kategorie beinhalte keine spezifischen Krankheiten, sondern Gründe, sich medizinische Hilfe zu suchen – darauf wies die WHO explizit hin.

Dass Burnout und Depression häufig zusammen genannt werden, liegt daran, dass sich einige dem Burnout zugeordnete Symptome denen einer Depression ähneln – etwa eine verringerte Leistungsfähigkeit, Niedergeschlagenheit und starke Erschöpfung.

Im Unterschied zu einer Depression hilft es Burnout-Betroffenen aber schon, wenn der Stress an der Arbeit reduziert wird, der als Auslöser für die Symptome gilt. Depressionen sind hingegen allumfassender und betreffen nicht nur den beruflichen Lebensbereich, sondern alle.

Das wird auch dadurch deutlich, dass es von Burnout-Betroffenen in der Regel hilft, wenn sie für einige Wochen oder auch Monate der Arbeit fernbleiben, sich ausruhen und viel schlafen. Bei an Depression Erkrankten kann solches Verhalten eher schädlich sein. Teile der Therapie fokussieren sich oft darauf, depressive Menschen zu aktivieren und sie aus dem Bett zu holen.

Depression: Behandlung

Grundsätzlich gibt es bei der Depression drei Stufen der Behandlung. Zunächst behandeln Psychiater und Psychotherapeuten im Rahmen der Akuttherapie die schlimmsten Symptome, etwa Suizidalität.

In Schritt zwei, der Erhaltungstherapie, versuchen sie die depressive Episode soweit zu behandeln, dass es Betroffenen wieder gut geht und sie vielleicht sogar gesunden.

Der dritte Schritt, die Wiedererkrankungs-Vorsorge, konzentriert sich schließlich darauf, dass der Patient keinen Rückfall erleidet. Manchmal ist das nicht möglich, dann versuchen Ärzte, zumindest den Zeitraum zwischen zwei depressiven Episoden so lange wie möglich hinauszuzögern.

Bei einer Depression gibt es verschiedene Behandlungsansätze, mit denen Ärzte eine depressive Episode behandeln. Die zwei wichtigsten Behandlungswege sind Medikamente und Psychotherapie. Was davon Psychiater und Psychotherapeuten einsetzen, hängt von den Umständen und der Schwere der Krankheit ab. Manchmal bekommen Patienten beides.

Bei leichten Depressionen haben Studien gezeigt, dass Medikamente nicht besser wirken als ein Placebo. Wegen möglicher Nebenwirkungen setzen die meisten Psychiater und Psychotherapeuten deshalb auf Psychotherapie. Bei mittelgradigen depressiven Episoden haben sich im Durchschnitt beide Therapieformen als gleich wirksam erwiesen. Bei schweren Depressionen werden Medikamente und Psychotherapie meist kombiniert.

Leider können Ärzte kaum vorhersagen, welche der beiden Methoden einem bestimmten Patienten am besten hilft. Manchmal sprechen an Depression Erkrankte auf Medikamente sehr gut an, eine Psychotherapie funktioniert aber gar nicht. Manchmal ist es genau umgekehrt und die Psychopharmaka helfen kein Stück weiter, Psychotherapie aber schon. Auch wenn ein erster Behandlungsversuch vielleicht noch keinen Erfolg zeigt, kann es zu einem späteren Zeitpunkt trotzdem funktionieren, eine Depression zu überwinden.

Die Medikamente, mit denen Psychiater eine Depression behandeln, heißen Antidepressiva. Sie zielen darauf ab, einen Mangel spezieller Botenstoffe im Zwischenraum zwischen den Nervenzellen im Gehirn auszugleichen. Das soll bewirken, dass die Nervenzellen ihre Signale wieder besser weiterschicken können.

Bislang basieren nahezu alle in Deutschland zugelassenen Antidepressiva auf diesem Wirkmechanismus. Verschiedene Antidepressiva versuchen den Mangel allerdings auf verschiedenen Wegen auszugleichen.

Übersicht über verschiedene Klassen von Antidepressiva:

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Am häufigsten gegen Depressionen verschiebene Wirkstoffklasse. Erhöhen das Serotonin im synaptischen Spalt, da sie nach der Serotonin-Ausschüttung verhindern, dass die Zelle das Serotonin wieder aufnimmt.
  • Trizyklische (und tetrazyklische) Antidepressiva (TZA) bzw. nichtselektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI): Bewirken wie die SSRI, dass das ausgeschüttete Serotonin länger im synaptischen Spalt bleibt, indem sie die Rückaufnahme verhindern.Monoaminoxidase (MAO)-Inhibitoren (MAOI): hemmen die Wirkung der Monoaminooxidase, die den Abbau von Monoaminen wie Serotonin oder Dopamin begünstigen.
  • Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI): Hemmen zusätzlich zur Wiederaufnahme von Serotonin auch die Rückaufnahme von Noradrenalin.
  • Alpha2-Rezeptor-Antagonisten: Führen ebenfalls zu einer höheren Konzentration von Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt. Das tun sie, indem sie die Alpha2-Rezeptoren blockieren, die die Freisetzung sonst hemmen.

Zusätzlich gibt weitere, nicht klassifizierte Antidepressiva. Zu ihnen zählen etwa Lithiumsalze oder Johanniskraut. Lithiumsalze beeinflussen wie die oben genannten Antidepressiva die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen. Das hat Folgen für die Regulation der Neurotransmitter und sogar auf die Genexpression – in einigen Fällen lindert das die depressiven Symptome. Auch Johanniskraut hat sich in mehreren Studien als wirksames Mittel gegen leichte und mittelgradige Depressionen erwiesen. Welche der zahlreichen Inhaltsstoffe die positive Wirkung verursachen, ist nicht abschließend geklärt – allerdings kann das Kraut ebenfalls die Aktivität bestimmter Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin erhöhen.

Neben Medikamenten gilt die Psychotherapie als wirksame Therapie bei der Behandlung einer Depression. Gemäß der nationalen Behandlungsleitlinie sollte sich eine Psychotherapie dabei auf die folgenden Punkte fokussieren:

  • Aktives, flexibles und stützendes Vorgehen, Vermittlung von Ermutigung und Hoffnung
  • Empathische Kontaktaufnahme, Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung
  • Exploration des subjektiven Krankheitsmodelles, Klärung aktueller Motivationen und der Therapieerwartungen des Patienten
  • Vermittlung eines Verständnisses der Symptome, ihrer Behandelbarkeit und ihrer Prognose, Vermittlung eines „biopsychosozialen Krankheitsmodelles“ zur Entlastung des Patienten von Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und Versagensgefühlen
  • Klärung aktueller äußerer Problemsituationen, Entlastung von zurzeit überfordernden Pflichten und Ansprüchen am Arbeitsplatz und in der familiären Situation
  • Verhinderung depressionsbedingter Wünsche nach überstürzter Veränderung der Lebenssituation, Unterstützung beim Formulieren und Erreichen konkreter, erreichbarer Ziele zum Wiedergewinnen von Erfolgserlebnissen (positive Verstärker)
  • Vermittlung von Einsicht in die individuelle Notwendigkeit adäquater Therapien (z. B. Antidepressiva, Richtlinien-Psychotherapie)
  • Einbezug von Angehörigen, Stärken der Ressourcen
  • Ansprechen von Suizidgedanken und -impulsen, Erarbeitung eines Krisenmanagements

Werden Depressionen ambulant behandelt, erstatten die Krankenkassen die Kosten einer Psychotherapie, wenn es sich dabei um eine Verhaltenstherapie oder um eine tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie handelt. Wird ein Patient hingegen stationär in einer Klinik behandelt, können Ärzte verhaltenstherapeutische, gesprächstherapeutische, psychodynamische, modifiziert analytische und systemische (familien-) therapeutische Verfahren sowie die Interpersonelle Psychotherapie einsetzen.

Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Verfahren, die gegen eine Depression helfen können. Zeigen weder Psychotherapie noch Antidepressiva Wirkung, hat sich die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) als wirksame Methode erwiesen. Bei einer EKT erhalten Patienten unter Narkose einen kurzen Stromstoß aufs Gehirn, der eine Art Krampfanfall auslöst. Was dabei genau im Gehirn geschieht und die positive Wirkung verursacht, ist bislang nicht letztlich geklärt. Doch eine EKT begünstigt wie Antidepressiva den Neurotransmitterhaushalt positiv und regt zudem  regenerative Prozesse im Zentralnervensystem an. Die EKT hat durch ihre mediale Darstellung, die in vielen Fällen eine seit Jahrzehnten veraltete Methodik darstellt, einen schlechten Ruf. Tatsächlich aber liegt das Risiko für eine schwere Komplikation nicht höher als bei einer gängigen Narkose für einen kleineren operativen Eingriff.

Darüber hinaus potenziell hilfreiche Therapien:

  • Wachtherapie: Der Patient darf eine halbe oder eine ganze Nacht nicht schlafen. Diese Methode kann einen kurzfristigen antidepressiven Effekt noch am selben Tag ermöglichen.
  • Lichttherapie: Patienten werden von einer bestimmten Lampe bestrahlt. Kann vor allem bei leichten und saisonal abhängigen Depressionen helfen.
  • Ketamin-Behandlung: Relativ junges Verfahren, bei dem Patienten in mehreren Sitzungen Ketamin erhalten (intravenös oder intranasal). Kann helfen, wenn weder andere Antidepressiva noch Psychotherapie helfen.
  • Bewegung: Sport ist ein wirksames Mittel gegen Depressionen.
  • Meditation: Als alleinige Therapie ungeeignet. Kann aber ergänzend helfen und findet als achtsamkeitsbasierte Meditation besonders in der Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie Anwendung.

Passgenaue Medikamente

Die korrekte Medikation ist gerade bei psychischen Erkrankungen sehr wichtig für den Therapieerfolg – künstliche Intelligenz kann hier helfen.

Prof. Dr. Andreas J. Fallgatter, ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen
Herr Prof. Fallgatter, Sie forschen daran, wie künstliche Intelligenz die Psychotherapie verbessern kann – wie funktioniert das?

Künstliche Intelligenz unterstützt uns dabei, individuell auf den Patienten abgestimmte Therapiemaßnahmen oder Medikamente zusammenzustellen und damit die Behandlungsdauer zu verkürzen und Erfolge zu erhöhen.

Bei welcher Herausforderung wird die KI helfen?

Wir haben derzeit viele psychotherapeutische Verfahren, die sich über die vergangenen 100 Jahre entwickelt haben, wie die Verhaltenstherapie. Oder zahlreiche medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Die Wirksamkeit dieser Verfahren ist für den Durchschnittspatienten in Studien belegt. Aber jedes Gehirn funktioniert anders. Die Frage ist: Welche Therapie ist für welche Patienten am besten? Momentan ist die Auswahl eher zufällig – das muss sich ändern.

Wie löst künstliche Intelligenz diese Aufgabe?

Indem wir viele Daten analysieren. Für sich genommen reichen sie nicht aus, um die individuell passende Therapie zu finden. Zum Beispiel aus Blutanalysen oder Kernspinaufnahmen des Gehirns. Künstliche Intelligenz kann hier jedoch bestimmte Muster erkennen, aus denen sich Rückschlüsse ziehen lassen. Nehmen wir zum Beispiel Antidepressiva. Hier gibt es 26 zugelassene Medikamente. Aber wir können noch nicht sagen, dass das Medikament A für Patient B passt. Das ist bis heute noch Versuch und Irrtum. Für den Patienten ist es frustrierend, wenn ihm sein Therapeut nach vier Wochen mitteilt, dass das Medikament nicht wirkt, man aber noch 25 weitere Versuche hat. Eine rechnergestützte Psychiatrie ändert das.

Interview: Christian Andrae

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Depression: Welcher Arzt ist der richtige?

Die Depression muss professionell behandelt werden. Sie ist eine ernstzunehmende psychische Krankheit. Ein erster Ansprechpartner für Betroffene kann der Hausarzt sein, man kann sich aber auch direkt an einen psychiatrischen Facharzt oder einen Psychologischen Psychotherapeuten wenden.

Der Hausarzt selbst kann in einem ersten Gespräch abklären, ob der Verdacht auf eine Depression besteht. Auch führt er erste Untersuchungen durch, um mögliche körperliche Ursachen für die Symptome eines Patienten auszuschließen. Dann empfiehlt er in der Regel einen Facharzt für Psychiatrie oder einen Psychologischen Psychotherapeuten, an den der Patient sich für die weiterführende Diagnose und Therapie wenden sollte.

Wer für die Behandlung einer Depression am besten geeignet ist – ein Psychiater, der auch Medikamente verschreiben darf, oder ein Psychologischer Psychotherapeut –, kann nicht pauschal gesagt werden. Depressionen können sehr verschieden sein: im Verlauf, im Schweregrad, aber auch in den Ursachen der Entstehung.

Je nachdem, kann manchmal die Behandlung mit Medikamenten sehr erfolgreich sein, in anderen Fällen hilft eine Psychotherapie besser. Hausärzte, Psychiater und Psychotherapeuten können bei der Suche nach dem richtigen Arzt weiterhelfen.

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Depression: Schnelle Hilfe für Betroffene und Angehörige

Depression ist eine psychische Erkrankung und Betroffene benötigen professionelle Hilfe. Wer denkt oder weiß, dass er an einer Depression leidet, der sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Eine erste Anlaufstelle ist dabei der Hausarzt, der helfen kann, den richtigen Psychiater oder Psychotherapeuten zu finden – oder unter Umständen sogar selbst behandelt.

Betroffenen kann es aber neben der Therapie bei Psychiater oder Psychotherapeut auch helfen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Dann lernen sie, dass es anderen ähnlich geht und sie sehen, dass es Hilfe geben kann.

Es gibt zahlreiche Depressions-Selbsthilfegruppen für Betroffene. Bei den örtlichen Selbsthilfekontaktstellen finden Interessierte Auskunft dazu, welche Gruppen in der jeweiligen Region angeboten werden. Über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) erfährt man deren Adresse und Kontaktdaten.

Hilfe gibt es aber nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Angehörige von Betroffenen. Auch für sie ist die Krankheit nahestehender Personen belastend. Sich mit anderen auszutauschen oder selbst eine Beratung zu erhalten, kann helfen, mit der Situation umzugehen. Informationen über Selbsthilfegruppen erhalten Angehörige ebenfalls bei NAKOS oder aber beim Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK).

Zudem gibt es eine Patientenleitlinie, in der Betroffene und Angehörige wichtige Informationen über die Depression, aber auch über Anlaufstellen für Hilfe finden. Entwickelt und herausgegeben ist diese Patientenleitlinie von der Bundesärztekammer (BÄK), der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

In akuten Krisensituationen hilft die Telefonseelsorge weiter.

Sie ist unter den folgenden Telefonnummern zu erreichen.

Deutschland: 0800-1110111 oder 0800-1110222

Österreich: 142

Schweiz: 14

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Depression: Ursachen

Es gibt viele verschiedene Hypothesen dazu, wie eine Depression entsteht. Ganz genau, weiß man es nicht. Allerdings scheinen viele verschiedene Faktoren eine Rolle zu spielen: genetische Variablen und auch Umwelteinflüsse.

In den meisten Erklärungsmodellen liegt ein genetisches Risiko zugrunde, zu dem bestimmte Lebenserfahrungen kommen, wodurch letztlich die Krankheit entsteht. Eine Rolle scheint zu dem die persönliche Widerstandsfähigkeit zu spielen – also wie gut jemand mit Stress, Rück- und Schicksalsschlägen umgeht.

Zu einem gewissen Grad scheint eine Depression vererbbar zu sein. Tritt in einer Familie ein Fall auf, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass auch ein weiteres Familienmitglied an einer Depression erkrankt. Bei Verwandten ersten Grades steigt das Risiko auf etwa 15 Prozent, bei eineiigen Zwillingen liegt es bei rund 50 Prozent.

Auch die Persönlichkeit scheint dazu beizutragen, wie wahrscheinlich jemand eine Depression entwickelt. Personen mit einem hohen Neurotizismus-Wert – oft als Ängstlichkeit beschrieben – sind gefährdeter.

Bei Depressionen scheinen bestimmte Botenstoffe im Gehirn aus dem Gleichgewicht zu geraten. Das betrifft Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin oder Gamma-Aminobuttersäure. Die ungewöhnliche Konzentration könnte dazu führen, dass die Nervenzellen nicht wie gewohnt funktionieren.

Psychiater verschreiben Antidepressiva, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Neben diesen Botenstoffen scheint auch das limbische System des Gehirns bei Depressionen anders zu arbeiten. Das limbische System ist daran beteiligt, wie Menschen empfinden und Gefühle verarbeiten.

Auch belastende Erlebnisse in der Kindheit können ein Risikofaktor dafür sein, dass später im Leben eine Depression entsteht. Das können verschiedene Erfahrungen sein, etwa der Verlust eines Elternteils, sexueller Missbrauch oder auch, wenn das Kind eine Katastrophe miterlebt. Je mehr dieser potenziell traumatisierenden Erfahrungen ein Kind macht, desto höher ist das Risiko an einer Depression zu erkranken.

Oft ist es dann im Erwachsenenleben ein bestimmtes Ereignis, dass den Beginn einer Depression auslöst. Die Depression kann sich nach einer Trennung entwickeln, sie kann auch nach einem Todesfall einer nahestehenden Person auftreten.

Depressionen können auch während (pränatale Depression) oder kurz nach einer Schwangerschaft (postnatale Depression) auftreten. Ungeklärt ist, ob hierbei veränderte Hormone eine Rolle spielen. Das könnte auch der Grund sein, warum Depressionen mitunter bei Frauen in den Wechseljahren auftreten.

Eine andere Theorie zum Zusammenhang zwischen Depressionen und Wechseljahren hängt damit zusammen, dass mit den Wechseljahren des Öfteren eine sogenannte Autoimmunthyreoiditis (AIT) einhergeht. Das ist eine Autoimmunerkrankung, die die Schilddrüse angreift. Studien haben gezeigt, dass Personen mit AIT ein bis zu dreieinhalb Mal höheres Risiko haben, an einer Depression zu erkranken.

Depression: Arten

Es gibt verschiedene Formen der Depression. Zum einen unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer Schweregrade. Dabei unterteilen Psychiater und Psychotherapeuten leichte Depressionen, mittelgradige Depressionen und schwere Depressionen.

In vielen Fällen verläuft eine Depression wellenartig. In Schüben geht es Betroffenen dabei schlechter, zwischendurch geht es ihnen immer mal wieder besser. Diese Schübe heißen depressive Episode Depression hingegen beschreibt die Krankheit als Ganzes.

Im DSM-5 werden die verschiedenen Formen der Depression im Kapitel „Depressive Störungen“ behandelt. Die „klassische“ Depression ist dabei die „Major Depression“. Darüber hinaus gibt es verschiedene Ausprägungen der Depression wie etwa:

  • Psychotische Depression: Depression, die mit Wahn und/oder Halluzinationen einhergeht.
  • Dysthymie: Dauerhaft gedrückte Stimmung, die Verstimmung ist aber nicht ganz so gravierend wie bei einer depressiven Episode.
  • Manisch-depressive Störung: Zwischen die depressiven Episoden mischen sich Abschnitte extrem euphorischer Stimmung.
  • Zyklothymia: Ähnlich der bipolaren Störung, nur weniger stark ausgeprägte Episoden.

Zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr ist die Wahrscheinlichkeit zwar am größten, an einer Depression zu erkranken. Dennoch tritt die Krankheit in allen erdenklichen Lebenslagen und Altersstufen auf:

  • Depression bei Frauen während der Schwangerschaft (pränatale Depression)
  • Depression bei Frauen nach der Geburt eines Kindes (postnatale Depression)
  • Herbst-Depression oder Winter-Depression (saisonal-affektive Störung)
  • Depression bei Kindern, Kinderdepression: Depressionen sind keine reine Erwachsenen-Krankheit, sie können schon im Vor- und Grundschulalter auftreten.
  • Altersdepression, Depression im Alter: beschreibt Depressionen bei über 65-Jährigen und betrifft etwa 20 Prozent der entsprechenden Altersgruppe.

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Depression: Verlauf

In den meisten Fällen verläuft eine Depression in Schüben. Zwischen den depressiven Episoden treten immer wieder Phasen auf, in denen Betroffene weitestgehend gesund sind. Dieser Verlauf betrifft etwa zwei Drittel der depressiven Erkrankungen.

Es kann aber auch geschehen, dass Betroffene in der Phase zwischen zwei Episoden nur teilweise gesund werden. Bei anderen bleibt die depressive Episode bestehen. In diesen Fällen sprechen Ärzte von einer chronischen Depression.

Die Dauer solcher Episoden ist verschieden. Bei entsprechender Therapie sind die Episoden in der Regel nach wenigen Monaten wieder vorbei. Es kann aber auch deutlich länger dauern: Bei 15 bis 20 Prozent der Erkrankten bleibt die depressive Episode mindestens ein Jahr lang bestehen.

In etwa der Hälfte aller Fälle einer erstmaligen Erkrankung, bleibt es auch bei der einen depressiven Episode, wenn diese wieder abgeklungen ist. Man könnte also sagen: Viele Menschen werden von ihrer Depression geheilt. Die andere statistische Hälfte erleidet allerdings einen Rückfall. Mit jeder weiteren Episode steigt das künftige Rückfallrisiko an.

Depression: Folgen

Während einer Depression fühlen Betroffene anders und verhalten sich auch anders. Sie ziehen sich zurück, unternehmen weniger, geben sich für vieles selbst die Schuld – etwa auch dafür, dass sie an einer Depression erkrankt sind.

So entsteht ein Teufelskreis, denn ihr Verhalten bei einer Depression belastet die Beziehung zum Partner oder die Leistung im Beruf. Das wiederum führt zu negativen Gefühlen, die wiederum die Krankheit verschlimmern können.

Unbehandelt verschlimmert sich die Krankheit in der Regel. Betroffene sollten sich deshalb möglichst rasch Hilfe suchen und eine Therapie beginnen. Bei einer entsprechenden Diagnose übernehmen Krankenkassen alle Kosten. Während einer depressiven Episode sind Betroffene oft arbeitsunfähig und dann dementsprechend krankgeschrieben.

Die Folgen einer Depression können bis zum Suizid führen. Bei wiederkehrenden schweren depressiven Episoden passiert dies in etwa zehn bis 15 Prozent der Fälle. Besonders gefährdet sind dabei Erkrankte, die alleine leben, Drogen nehmen, eher älter sind oder schon mal versucht haben, sich das Leben zu nehmen.

Quellen
  • S3-Leitlinie: Unipolare Depression (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde et al.); Stand: 2015
  • Margraf J, Schneider S: Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 2; Springer; 4. Auflage 2018
  • Tölle R, Windgassen K: Psychiatrie; Springer; 17. Auflage 2015
  • American Psychiatric Association (Hrsg.): Diagnostisches und statistisches manual psychischer Störungen–DSM-5(R); Hogrefe Verlag; 2014
  • Online-Informationen Berufsverbände und Fachgesellschaften für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 28.02.2023
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 28.02.2023
  • Online-Informationen Deutsche Depressionshilfe: www.deutsche-depressionshilfe.de; Abruf: 28.02.2023
  • Online-Informationen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): www.dimdi.de; Abruf: 28.02.2023
  • Online-Informationen Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: www.unimedizin-mainz.de; Abruf: 28.02.2023

 

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