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So finden Sie nach Erkrankung oder Therapie zu einem erfüllten Liebesleben zurück

Eine erfüllte Sexualität ist pure Lebenskraft. Es lohnt sich, darum zu kämpfen. Experten erklären, wie sich körperliche Hemmnisse überwinden lassen und die Erotik auch nach einer Krankheit zurückkehrt.

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Inhaltsverzeichnis
Zwei nackte umschlungene Körper

© Stocksy

Sexualität ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Was jeder Einzelne braucht, welche Wünsche und Bedürfnisse er oder sie hat, was Lust und Begehren weckt, ist wesentlicher Teil der Persönlichkeit. Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit allgemeiner Gesundheit, mit Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden – schreibt die WHO. Wir sind sinnliche Wesen, ein Leben lang. Die Sehnsucht nach Lust und Liebe hört nicht auf, weil man altert oder körperliche Einschränkungen hat.

„Es gibt kaum jemanden, der im Laufe seines Lebens nicht mit einem sexuellen Problem konfrontiert ist“, sagt die Sexualmedizinerin und Urologin Viola Kürbitz aus Westerstede. „Dennoch werden sexuelle Störungen fälschlicherweise als Luxusproblem verstanden.“ Dabei sei Sexualität ein Grundbedürfnis und eine wichtige Kraftquelle. „Es geht um den körpersprachlichen Dialog zwischen Menschen, um gelebte Intimität.“

Sexualstörungen: Mögliche Ursachen und Behandlungen

Ob die eigene Sexualität als stimmig empfunden wird, hängt vom Zusammenspiel vieler Faktoren ab. Sie kann sich immer wieder verändern, durch Lebensumstände, den Partner und die Partnerin. Neben dem Älterwerden beeinflussen vor allem häufig Krankheiten, Therapien und Medikamente das sexuelle Erleben.

Medikamente und Substanzen können die Sexualität beeinträchtigen. Ein Überblick

Für die Psyche:

  • Antidepressiva – insbesondere selektive Serotonin- Wiederaufnahmehemmer (kurz SSRI) sowie Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI)
  • Trizyklische Antidepressiva
  • Benzodiazepine gegen Angststörungen

 

Herz und Kreislauf:

  • Entwässerungsmittel, sogenannte Diuretika – vor allem Medikamente aus der Gruppe der Thiazid- und Spironolacton- Diuretika – beeinflussen die Erektionsfähigkeit.
  • Einige Bluthochdruckmittel wie nichtselektive Betablocker und Alphablocker

 

Krebstherapeutika:

  • Krebsmedikamente verursachen chronische Müdigkeit, das Fatigue-Syndrom. Sie ist ein häufiger Grund für sexuelle Lustlosigkeit
  • Antihormone (Aromatasehemmer; GnRH-Analoga) gegen Brust- oder Prostatakrebs führen zu Scheidentrockenheit, Lustlosigkeit und Potenzstörungen.

 

Schädliche Stoffe:

  • Alkohol in großer Dosis mindert die Libido und macht impotent.
  • Nikotin schädigt die Gefäßinnenwände. Bei Rauchern kommt es fast doppelt so häufig zu Impotenz wie  bei Nichtrauchern. Auch E-Zigaretten erhöhen das Risiko für Erektionsprobleme.

 

Was tun?

Medikamente keinesfalls auf eigene Faust absetzen oder die Dosis verändern! Sprechen Sie Ihren Arzt offen und ohne Scham auf die sexuellen Probleme an. Zu vielen Arzneimitteln gibt es Alternativen, die sich weniger stark auf die Erotik auswirken.

Unsere Expertin für Sexualmedizin

Dr. med. Viola Kürbitz, Urologin und Sexualmedizinerin mit Praxis in Westerstede
„Zahlreiche Erkrankungen können Auswirkungen haben“, sagt Medizinerin Kürbitz. Lustverlust, Schmerzen, Probleme mit der Erektion oder dem Orgasmus – das Spektrum möglicher Auslöser beginnt bei Atemaussetzern beim Schlafen (Schlafapnoe) und Reizblase, umfasst Angsterkrankungen, Depressionen, Diabetes und Herzprobleme und reicht bis hin zu chirurgischen Eingriffen an Blase, Prostata, Gebärmutter oder Darm. Fast immer wirken organische, soziale und psychische Faktoren zusammen – Beziehungskonflikte, Selbstwertprobleme, Ängste und Sorgen, Stress im Job, Prägungen aus der Kindheit, Müdigkeit oder die Wechseljahre.

Insbesondere Luststörungen nehmen zu – über alle Altersklassen hinweg. In einer kanadischen Studie von 2018 gaben fast 30 Prozent der 40 bis 59 Jahre alten Männer an, eine geringere Libido zu haben als gewollt. Die Gründe sind individuell, betonen Experten.

Problemverstärkend wirkt der Performance-Druck, der unsere Gesellschaft prägt. Überall muss geliefert werden, auch im Bett. Vielen kommt durch die daraus entstehende Erschöpfung die Sexualität abhanden. Dazu signalisiert ein überidealisiertes Körperbild: Nur ein perfekter Körper kann sinnlich sein. Das macht es noch schwerer, mit dem natürlichen Alterungsprozess oder körperlichen Einschränkungen zurechtzukommen. Nicht wenige ziehen sich aus Angst vor weiteren Verletzungen zurück. „Es ist traurig, wie viel Sexualität brachliegt“, sagt Sexualmedizinerin Kürbitz. „Dabei gilt es, verinnerlichte Zerrbilder der Sexualität und Sexualmythen zu korrigieren.“

Mögliche Ursachen für Sexualstörungen beim Mann: Übergewicht, Schilddrüsen- oder Herzerkrankungen

Acht Millionen Männer in Deutschland haben Erektionsprobleme. In 70 Prozent der Fälle stecken organische Gründe dahinter. So besteht etwa ein klarer Zusammenhang zwischen Übergewicht und erektiler Dysfunktion. Adipositas beeinflusst den Testosteronspiegel. „Die Botenstoffe aus dem Bauchfett stören die Hormonachsen“, erklärt Michael Zitzmann, Androloge und Oberarzt am Universitätsklinikum Münster. Auch das Gegenteil kann Testosteronmangel bewirken: Asketische Männer, die hart trainieren und kaum Kohlenhydrate essen, setzen ihren Körper unter Stress. Eine mögliche Erklärung: „Der Organismus schützt sich in fordernden Zeiten selbst und konzentriert sich auf die absolut lebenswichtigen Vorgänge.“ Fortpflanzung gehört nicht dazu. Spezialisten wie Zitzmann nehmen sich viel Zeit, um der Ursache von Libidoverlust, vorzeitigem Samenerguss, Erregungs- oder Erektionsstörungen auf die Spur zu kommen. „Es ist bisweilen Tüftelarbeit“, weiß Zitzmann. Hoden, Schilddrüse und bei Älteren auch die Prostata werden per Ultraschall untersucht. Dazu kommen Blutuntersuchungen des Hormonstatus von Hirnanhangsdrüse, Nebennieren, Schilddrüse – sowie der Leber- und Nierenwerte. Fragebögen ordnen ein, wie es um Psyche, Sexualität, Schlaf und Stress bestellt ist. Männer ab 50 Jahren, die über Erektionsstörungen klagen, bekommen einen Gefäßcheck per Ultraschall. „Bei Mittfünzigern finde ich nicht selten Ablagerungen in der Halsschlagader, von denen sie nicht wissen“, sagt der Experte. Tatsächlich weisen Erektionsprobleme auf Herzerkrankungen hin. Aufgrund des geringen Durchmessers der Penisarterien zeigt sich ein Gefäßschaden hier zuerst. Studien belegen, dass zehn Jahre nach der erektilen Dysfunktion oft ein Herzinfarkt oder Schlaganfall eintritt. Betroffene sollten das Thema beim Hausarzt oder Kardiologen ansprechen, damit diese die Gefäßverkalkung frühzeitig behandeln können.
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Auch Corona-Infektionen verursachen womöglich dauerhafte Schäden an den Gefäßen der Hoden. „Die sogenannten Leydigzellen, die dort das Testosteron produzieren, leiden nachweislich unter der Virusinfektion“, sagt Männerarzt Zitzmann, „es kann zum Testosteronmangel kommen.“

Sexualstörungen beim Mann: Mögliche Behandlungen

Kennt man die Ursachen, lässt sich fehlendes Testosteron mittels Hormonersatz ausgleichen. Die Leitlinien sehen vor, dass nach zweimal niedrig gemessenen Werten mit Symptomen wie Libidoverlust Testosteron gegeben werden soll. Besteht ein Kinderwunsch, setzen die Ärzte dafür sogenannte Gonadotropine ein, da von außen zugeführtes Testosteron die Spermienbildung hemmt. Die Hormone aus der Hirnanhangsdrüse dagegen, die die Männer sich selbst spritzen, stimulieren den Hoden, selbst Testosteron herzustellen. „Die Maßnahme ist umständlicher, wirkt sich aber nicht negativ auf die Spermien aus“, sagt Zitzmann.

Mitunter raten die Experten zusätzlich noch zu PDE-5-Hemmern wie Viagra, die eine Erweiterung der Blutgefäße bewirken. Die Leitlinien empfehlen die Tabletten etwa bei einer erektilen Dysfunktion infolge eines Prostatakarzinoms.

Liegen Schilddrüsenprobleme oder ein bislang unbekannter Diabetes vor, verbessert die Behandlung der zugrunde liegenden Krankheit in der Regel auch Erektionsfähigkeit oder Libido wieder.

Ist die Lust da, aber keine Erektion, kann eine Schwellkörperinjektion Geschlechtsverkehr wieder ermöglichen. Die mit feinen Nadeln in den Penis gespritzten Mittel sorgen dafür, dass der Penis sich aufrichtet. Auch Vakuumpumpen sind eine Alternative. Sie werden über den Penis gestülpt und vermehren per Unterdruck den Bluteinstrom in die Schwellkörper. „Dies sind rein manipulative, mechanistische Verfahren“, sagt Zitzmann. Dennoch sind sie für manche Männer eine Lösung.

FOCUS-GESUNDHEIT 04/22

Dieser Artikel ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in der Ausgabe Die große Ärzteliste 2022. Weitere Themen: So beugen Sie Krebserkrankung und -rückfall vor. Neueste Technik gleicht Hörverluste aus. U.v.m.

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Mögliche Ursachen für Sexualstörungen bei der Frau

Die Wechseljahre verändern die Sexualität oft spürbar. Manche Frauen haben weniger Lust, andere entdecken Sex ganz neu. Mit einer trockenen Scheide hat jede dritte zu tun. Die zarte Haut im Intimbereich wird dünner und anfälliger für Entzündungen. Reichen fett- und feuchtigkeitsspendende Präparate nicht aus, bringt eine lokal in die Scheide aufgetragene Östrogensalbe Linderung. Das Oberflächen-Östrogen macht die Schleimhaut robust und dehnfähig, gelangt aber kaum ins Blut.

Auch wiederkehrende Harnwegsinfekte verderben die Freude am Sex. „Treten ein-, zweimal nach dem Geschlechtsverkehr Beschwerden auf, wird die Sexualität häufig schon belastet“, weiß Urologin Kürbitz. Es brauche Zeit, die genauen Auslöser zu identifizieren. Gravierend kann sich auch eine Reizblase auswirken. Der ständige Harndrang entsteht beispielsweise durch chronische Blasenentzündung, Östrogenmangel im Scheiden-Harnröhrenbereich oder durch eine Gebärmutter- oder Blasensenkung. „Mit gezielter Diagnostik und rechtzeitiger Therapie lassen sich die Probleme meistens beheben oder zumindest deutlich verbessern“, sagt Kürbitz.

Schmerzen beim Intimverkehr fassen Mediziner unter dem Begriff Dyspareunie zusammen. Die Ursachen sind vielfältig und umfassen organische und psychische Faktoren. Häufig führen Einschränkungen der Hormonproduktion mit der dadurch bedingten Trockenheit in der Scheide oder Vernarbungen nach gynäkologischen OPs beim Sex zu Schmerzen.

Sexualstörungen bei der Frau: Das können Sie dagegen tun

„Wenn es nicht mehr klappt wie gewohnt, scheuen viele Paare auch Berührungen und Zärtlichkeit“, sagt Annette Hasenburg, Direktorin der Frauenklinik an der Unimedizin Mainz. Nicht selten beginnt ein Teufelskreis, bei dem die Intimität zum Erliegen kommt. „Ich empfehle den Betroffenen, ihren Arzt, ihre Ärztin um Rat zu fragen und mit Gleitmitteln oder einer zunächst lokalen Therapie der Trockenheit in der Scheide zu begegnen“, so die Gynäkologin. „Manchmal hilft es auch, neue Stellungen auszuprobieren.“

Unsere Expertin für Gynäkologie und Psychoonkologie

Prof. Annette Hasenburg, Die Gynäkologin mit psychotherapeutischer Zusatzqualifikation und Psychoonkologin leitet die Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit. Sie engagiert sich dafür, dass Frauen trotz ihrer Krebserkrankung eine erfüllte Sexualität leben können.

Fehlende Lust ist bei Frauen oft die Hürde, sich auf Sex einzulassen. Es kann hilfreich sein, sich zu erinnern, was man früher unternommen hat, um in Stimmung zu kommen: gemeinsam zu kochen, Musik zu hören oder ein kinderfreies Wochenende zu organisieren. Und dann einfach anfangen und ergebnisoffen und ohne Erwartungsdruck schauen, wie es geht, raten Experten.

„Die Lust muss nicht Voraussetzung sein, um sich als Paar aufeinander einzulassen“, sagt Hasenburg. „Oft entwickelt sie sich, aber man muss ihr auch eine Chance geben.“ In jedem Fall kommt man sich wieder näher, erlebt sich als Paar. Und zeigt dem anderen, aber auch sich selbst: Du bist mir wichtig.

Guten Sex erleben (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #8)

In dieser Podcastfolge sprechen wir über Sex und seine enge Beziehung zu unserem körperlichen Wohlbefinden.

Ein erfülltes Sexleben schenkt Lebenskraft, entspannt und lässt zugleich eine Menge Glückshormone durch den Körper strömen.

Wir haben die Urologin und Sexualmedizinerin Viola Kürbitz gefragt, was es braucht, um guten Sex zu erleben und was man bei Problemen tun kann. Sie verrät außerdem, wie Orgasmus und Psyche zusammenhängen und worauf es in der Partnerschaft in Bezug auf eine erfüllte Sexualität ankommt.

FOCUS-Gesundheit – Klinikliste 2025

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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Dr. Andrea Bannert

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