Was ist Testosteron?
Testosteron ist ein Hormon – also ein Botenstoff des Körpers. Hormone werden an verschiedenen Stellen im Körper gebildet und überbringen Signale zwischen Organen und Gewebe. Testosteron ist das bekannteste und wichtigste männliche Sexualhormon. Die männlichen Sexualhormone (auch Geschlechtshormone) heißen Androgene. Die Testosteron-Produktion erfolgt beim Mann in den Hoden, genauer gesagt in den Leydig-Zellen.
Auch Frauen haben Testosteron in ihrem Körper, wenn auch in deutlich geringeren Mengen als Männer. Bei Frauen findet die Produktion von Testosteron in den Eierstöcken und in der Nebennierenrinde statt.
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Testosteron: Wirkung
Testosteron erfüllt beim Mann verschiedene Funktionen. Es ist unter anderem dafür verantwortlich, dass sich die primären männlichen Geschlechtsmerkmale (Penis, Hoden, Nebenhoden, Prostata und Samenleiter) entwickeln und dass sie funktionieren. Zudem beeinflusst das Hormon die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale. Dazu zählen das stärkere Wachstum von Haaren an Brust, Bauch, Rücken und Achseln, der Bartwuchs, Stimmbruch und die Ausprägung des Kehlkopfes (Adamsapfel).
Außerdem spielt das Testosteron dabei mit, dass sich der männliche Körper in der Pubertät umbildet: Die Schultern werden breiter, die Hüften schmaler und es findet ein verstärkter Muskelaufbau statt. Darüber hinaus bestimmt Testosteron mit, wie viele Spermien produziert werden und steuert den Sexualtrieb. Auch auf die Knochendichte hat das männliche Sexualhormon einen Einfluss.
Bei Frauen ist das Testosteron wie auch bei Männern für den Sexualtrieb mitverantwortlich. Auch darüber hinaus erfüllt es ähnliche Funktionen: es spielt eine Rolle für die Knochendichte oder die sportliche Leistungsfähigkeit.
Testosteron: Werte
Ein normaler Testosteronspiegel ist wichtig, damit der Körper gut und richtig funktionieren kann. Der Körper transportiert das Testosteron über das Blut. Wer wissen möchte, wie hoch die Menge des männlichen Geschlechtshormons im Blut ist, kann sein Testosteron testen lassen. Der Arzt entnimmt am Morgen auf nüchternen Magen eine Blutprobe. Anschließend kann ein Labor den Blutwert für Testosteron bestimmen.
Wenn Sie Ihr Testosteron messen lassen, sind diese Informationen zur Einordnung der Hormonwerte wichtig:
- Der Testosteronspiegel unterliegt tagsüber einigen Schwankungen. Morgens und vormittags sind die Werte meist höher als am Nachmittag oder Abend.
- Mit zunehmendem Alter bildet der Körper weniger Testosteron.
- Beim Mann sind die Testosteronwerte allgemein deutlich höher als bei der Frau.
Angegeben werden die Testosteronwerte in Nanomol pro Liter (nmol/l). Der Berliner Charité zufolge liegen die Normalwerte je nach Alter in den folgenden Bereichen:
Alter | Testosteron-Werte: Mann | Testosteron-Werte: Frau |
---|---|---|
Bis 6 Monate | 0,42-6,91 nmol/l | 0,38-1,63 nmol/l |
6 Monate bis 7 Jahre | 0,38-2,26 nmol/l | 0,38-0,49 nmol/l |
7 Jahre bis 10 Jahre | 0,38-2,60 nmol/l | 0,38-0,59 nmol/l |
10 Jahre bis 120 Jahre | 8,68-31,23 nmol/l | 0,38-3,44 nmol/l |
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Testosteronmangel
Schwankungen des Testosteronspiegels sind ganz normal. Neben dem täglichen Auf und Ab der Werte im Verlauf des Tages und der Abnahme des Testosterons im Alter gibt es jedoch einige Faktoren, welche die Testosteronwerte vorübergehend absinken lassen – dann ist das Testosteron zu niedrig. Beispiele sind:
- Starkes Übergewicht
- Konsum von Drogen, Nikotin oder zu viel Alkohol
- Missbrauch von Medikamenten
- Langes Fasten
- Extreme körperliche Beanspruchung
- Stress
- Verschiedene chronische Erkrankungen (z.B. Typ-2-Diabetes)
In seltenen Fällen bildet der Körper nicht genügend Testosteron und es entwickelt sich ein krankhafter Testosteronmangel. Da die Konzentration von Testosteron bei Männern deutlich höher ist als bei Frauen, sind Männer häufiger von einem Testosteronmangel betroffen. Doch auch bei Frauen können sich bei einem Testosteronmangel verschiedene Symptome entwickeln, zum Beispiel:
- Stimmungsschwankungen, depressive Stimmung, Antriebslosigkeit, Müdigkeit
- Geringerer sexueller Antrieb
- Trockene Haut
- Geringere Knochendichte
- Abbau von Muskeln, Aufbau von Fettpolstern
- Geringer werdende Körperbehaarung
- Schlafprobleme
- Beim Mann: größer werdende Brüste
Liegt der Testosteronmangel bei einem Mann schon im Jugendalter vor, kann der Körper die Pubertät nicht einleiten.
Testosteronmangel: Warum wir häufiger darüber sprechen sollten (Podcast #62)
Zu Gast im Podcast: Prof. Dr. Frank Sommer, Facharzt für Urologie und Professor für Männergesundheit am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf
Mehr Infos zur Folge
Um das „Männerhormon“ Testosteron ranken sich viele Mythen – zum Beispiel, dass der Spiegel in den „männlichen Wechseljahren” natürlich absinkt oder dass ein Mangel Männer weniger aggressiv macht. Ein Testosteronmangel wird häufig übersehen, obwohl er verbreitet ist und immer öfter auch jüngere Männer betrifft. Darüber hinaus kann er durch eine Corona-Infektion ausgelöst werden.
In dieser Folge sprechen wir mit Frank Sommer, Professor für Männergesundheit am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, über Warnzeichen wie Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Libidoverlust, die auf einen Testosteronmangel hindeuten können.
Außerdem klären wir häufige Mythen auf und besprechen, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Das ist wichtig, weil ein Mangel des „Männerhormons“ eine Reihe von Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann, unter anderem Depressionen, Erektionsstörungen oder Typ-2-Diabetes. Und ihr erfahrt, wie ihr einem Testosteronmangel vorbeugen könnt.
Kooperationspartner der Folge ist Besins Healthcare Germany.
Zu welchem Arzt bei Testosteronmangel?
Wenn Sie den Verdacht auf einen Mangel an Testosteron haben, suchen Sie Ihren Hausarzt auf. Eventuell werden Sie an einen Facharzt für Urologie weitergeleitet.
Die Diagnose „Testosteronmangel“ stellen Ärzte in der Regel erst, nachdem zwei Blutuntersuchungen ein zu niedriges Testosteron bestätigt haben. Bei einem Testosteronmangel besteht die Behandlung darin, das Testosteron von außen zuzuführen. Es gibt verschiedene Darreichungsformen:
- orale Medikamente, z.B. Tabletten
- Injektionen
- Gels
- Pflaster für die Haut
Entscheiden Sie immer gemeinsam mit Ihrem Arzt, welche Testosteron-Ersatztherapie sich am besten für Sie eignet.
Nebenwirkungen sind bei der Therapie eher selten. Denn Mediziner wählen die Dosen so, dass sich die Testosteron-Werte wieder im Normalbereich einpendeln. Manchmal können jedoch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Bei Männern sind diese Nebenwirkungen möglich:
- Akne
- Unterdrückung der Spermienproduktion
- Seltener: Anschwellen der Brustdrüsen, Verkleinerung der Hoden, erhöhte Anzahl von roten Blutkörperchen
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Testosteron: Überschuss
Neben dem Testosteronmangel kann auch ein Testosteron-Überschuss bestehen – dann sind die Testosteronwerte zu hoch. Für Ärzte, kann ein erhöhter Testosteronwert ein Hinweis auf verschiedene Erkrankungen sein. Welche Krankheiten das sind, hängt davon ab, ob der Testosteronüberschuss bei einem Mann oder einer Frau auftritt.
Testosteronüberschuss: Frauen
Ist der Testosteronwert bei einer Frau zu hoch, kann eine Überfunktion der Eierstöcke oder der Nebennierenrinde die Ursache sein. Dies kann wiederum ein Hinweis auf Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom oder Tumoren in den Eierstöcken sein. Auch eine Krebserkrankung der Nebenniere oder eine vorzeitige Pubertät (Pubertas praecox) bei Mädchen können zu erhöhten Testosteronwerten führen.
Besteht der Verdacht auf einen Testosteronüberschuss, sollte ein Arzt abklären, ob die Testosteronwerte tatsächlich außerhalb des Normalbereichs liegen. Ist das der Fall, besprechen Sie mit Ihrem Arzt mögliche Behandlungsschritte. Ob man die Testosteronwerte senken sollte, hängt auch von der Ursache ab.
Testosteronüberschuss: Mann
Männer haben zwar deutlich mehr Testosteron im Körper als Frauen, dennoch kann auch bei ihnen der Testosteronspiegel zu hoch sein. Wie bei den Frauen kann auch bei Männern ein zu hoher Testosterongehalt im Blut ein Symptom für verschiedene Grunderkrankungen sein. Zu hohe Testosteronwerte können zum Beispiel ein Hinweis darauf sein, dass Männer Dopingmittel einnehmen, ein Hodentumor oder eine Krebserkrankung der Nebenniere vorliegt oder eine Androgen-Resistenz besteht. Bei einer Androgen-Resistenz liegt ein Defekt in denjenigen Zellen vor, an die das Testosteron normalerweise binden würde. Das führt dazu, dass das Testosteron seine Effekte nicht entfalten kann und ein genetischer Mann das Aussehen einer Frau entwickelt.
Quellen
- Kleine, B & Rossmanith, W: Hormone und Hormonsystem - Lehrbuch der Endokrinologie; Springer; 3. Auflage 2014
- Piper, W: Innere Medizin; Springer; 2. Auflage 2013
- Online-Informationen Pschyrembel : www.pschyrembel.de; Abruf: 25.10.2021
- Online-Informationen Charité – Universitätsmedizin Berlin: https://www.charite.de/; Abruf: 05.07.2022
- Online-Informationen Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ): www.patienten-information.de; Abruf: 25.10.2021
- Online-Informationen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK): Testosteron (TESTO): www.gesundheit.gv.at; Abruf: 25.10.2021
- Online-Informationen Testosteronmangel beim Mann: www.gesundheit.gv.at; Abruf: 25.10.2021