Was ist eine Haartransplantation?
Eine Haartransplantation ist per Definition der Vorgang, bei dem Haare von einer Stelle des Körpers an eine andere gesetzt werden. Ärzte sagen zur Haartransplantation auch Haarverpflanzung. Eine Haartransplantation ist nur mit den eigenen Haaren möglich. Deswegen sind Eigenhaartransplantation oder Eigenhaarverpflanzung weitere Begriffe für eine Haartransplantation.
Der Grund dafür, dass einige Menschen eine Haartransplantation in Betracht ziehen und durchführen lassen, ist in den meisten Fällen Haarausfall. Bis zu 100 Haare kann ein Mensch am Tag verlieren, ohne dass das ungewöhnlich wäre. Einige Menschen verlieren aber deutlich mehr Haare.Die häufigsten Typen von Haarausfall sind:
- Erblich-hormonell bedingter Haarausfall (Alopecia androgenetica)
- Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
- Reaktiver Haarausfall (auch diffuser Haarausfall genannt)
Bei einer Haartransplantation werden die Haarfollikel von einer Körperstelle zur anderen transplantiert. Die Haarfollikel sind die Strukturen, die in der Haut die Haarwurzeln umschließen und in denen die Haare wachsen. Gesunde Haarfollikel werden also von einer Stelle entnommen, an der die Haare nicht dünner werden oder ausfallen. Um sich nicht nur auf ihr Augenmaß zu verlassen, messen Ärzte hier oft Haardichte und Haarmasse. Oft ist das eine Stelle am Hinterkopf. Mitunter kann es sich aber auch um Haarfollikel handeln, die nicht vom Kopf stammen, sondern etwa von der Brust oder vom Rücken.
Eine Haartransplantation, egal ob bei Frauen oder bei Männern, verläuft in der Regel in den folgenden drei Schritten:
- Entnahme der Haarfollikel
- Zwischenlagerung
- Einsetzen der Haarfollikel
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Haartransplantation: Kosten
Die Kosten einer Eigenhaartransplantation richten sich danach, wie viele Haare der Arzt von einer zur anderen Stelle verpflanzt. Meist liegt der Preis etwa zwischen 2.000 und 10.000 Euro. Ob es sich bei der Haartransplantation um die Verpflanzung bei Geheimratsecken oder am Hinterkopf handelt, spielt meist keine Rolle.
In manchen Fällen übernehmen Krankenkassen die Kosten für eine Haartransplantation – oder zumindest einen Teil davon. Das kann dann der Fall sein, wenn der Betroffene nachweislich unter dem Haarausfall leidet und ein Psychiater ihm das bescheinigt.Haartransplantation: Spezialisten und Klinik finden
Wo Interessierte und Betroffene am besten eine Haartransplantation durchführen lassen, weiß der behandelnde Dermatologe. Auch wenn der Hautarzt die Haartransplantation nicht selbst durchführt, kann er dabei helfen, eine passende Klinik oder einen Experten zu finden.
Ebenfalls weiterhelfen kann das Mitgliederverzeichnis der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC): www.dgaepc.de/dgaepc/mitglieder-der-dgaepc-nach-staedten. Suchende können dort ihren eigenen Wohnort eingeben, um Experten in der Umgebung ausfindig zu machen.
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Haartransplantation: Methoden
Alle Methoden der Haartransplantation haben gemein, dass Haarfollikel an einer gesunden Stelle entnommen und an einer kahlen Stelle eingepflanzt werden. Verschiedene Methoden unterscheiden sich darin, wie die Haare aus dem Spenderbereich entnommen werden.
Für gewöhnlich entnimmt der Arzt zunächst kleine Hautpartien mit ein paar Haaren. Diese Mini-Transplantate nennen Mediziner Grafts. Besteht ein Graft aus 4-6 Haaren, sprechen Ärzte von einem Mini-Graft. Handelt es sich nur um 1-3 Haare, sagen sie Micro-Graft.
- Haartransplantation mit FUE: Die heute verbreitetste Methode, solche Grafts zu entnehmen ist die FUE-Haartransplantation. Dabei werden die Grafts als kleine Inseln entnommen. In einigen Fällen kann hierbei die Haartransplantation sogar ohne Rasur erfolgen. Auch gibt es schon erste Roboter, die eine Haartransplantation durchführen können. Diese wenden in der Regel ebenfalls die FUE-Methode an.
- Haartransplantation mit FUT: Etwas älter als die FUE-Haartransplantation ist die Streifenmethode, auch FUT-Methode genannt. Dabei werden die Grafts als kleine Streifen ausgeschnitten.
- Punch-Methode: Dabei stanzten Ärzte einen kleinen Hautbereich aus dem Spenderbereich und implantierten ihn an den Zielort. Nicht selten führte das allerdings zu einer unschönen Narbe.
DHI-Methode: Eine neuere Weiterentwicklung der FUE-Methode stellt die DHI-Haartransplantation dar. Dabei werden die Haare genau wie bei der FUE-Variante entnommen. Doch beim Einsetzen muss der Arzt nicht die Kopfhaut einschneiden, um die Haare einsetzen zu können. Stattdessen setzt er sie mit einem Implantations-Pen einfach direkt ein.
Haartransplantation: Verlauf
Bevor die eigentliche Haartransplantation stattfindet, beginnt der Ablauf mit einem Arzt-Patienten-Gespräch und einer ersten Untersuchung. Der Mediziner testet, um welche Art Haarausfall (etwa kreisrunder Haarausfall, reaktiver Haarausfall oder erblich-hormonell bedingter Haarausfall) es sich beim Betroffenen handelt und stellt Fragen zu weiteren Fällen von Haarausfall in der Familie. Weiter bespricht der Arzt mit dem Betroffenen, welche OP-Methode er einsetzen möchte und erklärt warum. Dabei nennt er auch die genauen Kosten des Verfahrens.
Um die Art des Haarausfalls zu bestimmen, gibt es verschiedene Untersuchungsmethoden:
- Zupftest: Der Arzt zieht einzelne Haare heraus und prüft, wie fest sie sitzen.
- Kopfhautbiopsie: Der Arzt entnimmt unter örtlicher Betäubung ein kleines Stück Kopfhaut zur weiteren Analyse.
- Tricho-Scan: Der Arzt ermittelt das Verhältnis von wachsenden zu verkümmerten Haaren.
- Trichogramm: Der Arzt zieht dem Patienten einige Haare und untersucht mikroskopisch ihre Wurzel.
- Hormonanalyse: Der Arzt untersucht den Hormonstatus des Betroffenen und kann so prüfen, ob dies die Ursache des Haarausfalls sein kann.
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Nach der Haartransplantation
Ein paar Tage lang, meist drei bis vier, bleibt ein Druckverband auf der Haartransplantations-Stelle. Der Arzt nimmt ihn dann ab. An den Transplantationsstellen und auch im Spenderbereich können sich nach dem Eingriff Krusten bilden, die allerdings nach ein paar Tagen abfallen. Ist das geschehen, darf der Patient wieder der Pflege seiner Haare nachkommen und sie mit Shampoo waschen. Mitunter kann es zu Schwellungen kommen, die aber in der Regel von alleine wieder verschwinden.
Bis die ersten Ergebnisse eintreten, vergehen ein paar Monate. Zu Beginn kann es sogar zu Haarausfall nach einer Haartransplantation kommen. Das ist allerdings ganz normal und kein Grund zur Sorge. Das Wachstum der neuen, richtigen Haare beginnt etwa drei Monate nach dem Eingriff.
Haartransplantation: Risiken
Die Nebenwirkungen bei einer Haartransplantation sind gering, die OP gilt unter Medizinern als ungefährlich. Während dem Eingriff spürt der Behandelte keine Schmerzen, weil der Arzt die Transplantationsstellen lokal betäubt.
Wenn diese Narkose abklingt, können für ein, zwei Tage leichte Schmerzen auftreten. Außerdem kann der betroffene Bereich etwas anschwellen und sich taub oder gespannt anfühlen. Selten kommt es zu kleineren Blutungen, die jedoch in der Regel von alleine aufhören. Infektionen treten in weniger als einem von Tausend Fällen auf.
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Wann ist eine Haartransplantation sinnvoll?
Eine Haartransplantation kann in vielen Situationen und aus vielen Gründen infrage kommen. Etwa für Personen mit einer Glatze, aber auch bei missliebigen Geheimratsecken oder einer hohen Stirn. Eine Haartransplantation kann ebenso Personen helfen, die durch kreisrunden Haarausfall eine Art Tonsur entwickelt haben.
Das Haar muss auch nicht immer auf den Kopf implantiert werden. Es gibt auch die Möglichkeit einer Barthaartransplantation. Neben einem Bart können Ärzte aber auch Wimpern oder Augenbrauen transplantieren.
Es gibt zudem einige Voraussetzungen, die zunächst abgeklärt werden sollten. Zum einen ist das die Ursache des Haarausfalls. Bei einem genetisch bedingten Haarausfall sind die Erfolgschancen zum Beispiel besser, als bei diffusem Haarausfall. Auch kann eine Familienanamnese durch den Arzt helfen, die Erfolgsrate einzuschätzen. Über mögliche medizinische Einschränkungen, die eine Haartransplantation verbieten würden, informiert dann der jeweilige Arzt.
Haartransplantation: Mindestalter
Eine weitere Voraussetzung für eine Haartransplantation ist das Alter. Das Mindestalter für eine plastische Operation wie die Haartransplantation liegt bei 18 Jahren. Tatsächlich gibt es Menschen mit erblich bedingtem Haarausfall, bei denen schon in diesem Alter das Haar zurückgeht. Viele Ärzte empfehlen aber dennoch, mit einer Haartransplantation einige weitere Jahre zu warten – meist bis zum Alter von 25 Jahren. Das tun sie, weil es manchmal schwer vorherzusagen ist, wo weitere Haare ausfallen werden, was nach einer Haartransplantation zu Flecken führen könnte.
Haarausfall stoppen (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #24)
Zu Gast im Podcast:
Dr. Andreas Finner, Mitglied der Expertengruppe, die die ärztlichen Leitlinien zur Behandlung von erblichem Haarausfall erstellt, und Leiter einer Haarsprechstunde in BerlinMehr zur Folge
„Haarausfall ist kein Schicksal, es gibt Möglichkeiten dem Schwund auf dem Kopf entgegenzuwirken“, sagt unser Podcast-Gast Dr. Andreas Finner, Mitglied der Expertengruppe, die die ärztlichen Leitlinien zur Behandlung von erblichem Haarausfall erstellt, und Leiter einer Haarsprechstunde in Berlin.
Mit dem Hautarzt diskutieren wir über Medikamente gegen Haarausfall für Männer und für Frauen.
Außerdem sprechen wir darüber, warum es wichtig ist, die Ursachen für den lichter werdenden Schopf herauszufinden und welche Rolle Ernährung und Haarpflege vorbeugend gegen Haarausfall spielen. Zudem erfahrt ihr alles über Vor- und Nachteile einer Haartransplantation.
Quellen
- Online-Informationen Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland e.V.: www.gacd.de; Abruf: 15.06.2020
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC): www.dgaepc.de; Abruf: 15.06.2020
- Azar, R P: Minimalinvasive Haartransplantation; Springer Verlag; 1.Auflage 2015