Ohrenschmerzen: Was tun?
Ohrenschmerzen sind keine Erkrankung. Ohrenschmerzen sind ein Symptom, das viele verschiedene Ursachen haben kann. Vom jeweiligen Auslöser hängt auch ab, welche Behandlung Ärzte gegen die Schmerzen einsetzen.
Eine häufige Ursache für Ohrenschmerzen, besonders bei Babys und Kindern, ist die Mittelohrentzündung. Das Mittelohr ist ein kleinerer Hohlraum, der hinter dem Trommelfell liegt und mit einer Schleimhaut ausgekleidet ist. Bei einer Mittelohrentzündung entzündet sich diese Schleimhaut. In vier von fünf Fällen heilt die Mittelohrentzündung von alleine wieder ab, ohne dass es eine Behandlung bräuchte. Ist das nicht der Fall, greifen Ärzte auf Antibiotika zurück oder setzen abschwellende Nasentropfen ein.Die Außenohrentzündung betrifft den Bereich des Ohres, der noch außerhalb des Trommelfells liegt. Eine Außenohrentzündung behandeln Ärzte meist mit einer Ohrspülung, einer Wundreinigung oder ebenfalls mit Medikamenten gegen die Keime, die die Entzündung verursachen. Auch bei den allermeisten anderen Ursachen von Ohrenschmerzen, wenn diese im Ohr selbst zu finden sind, spielen Entzündungen durch Keime eine Rolle und Ärzte greifen auf Medikamente zurück, um sie zu bekämpfen.
Ist hingegen ein Fremdkörper im Ohr die Ursache für die Ohrenschmerzen – etwa ein Insekt oder eine Murmel – müssen Ärzte diesen entfernen. Das machen sie zum Beispiel mit einer Ohrspülung.
Ohrenschmerzen: Hausmittel
Neben der Behandlung durch die Ärzte gibt es auch eine Reihe von Hausmitteln, die dabei helfen sollen, Ohrenschmerzen zu lindern. Dazu zählen:
- Zwiebel-Wickel: Die ätherischen Öle der Zwiebel sollen gut gegen mögliche Keime wirken. Für den Wickel eine Zwiebel klein schneiden und die Stücke in ein Tuch geben. Das Tuch aufs Ohr auflegen.
- Wärme: Die von einer Rotlicht-Lampe ausgehende Wärme soll die Durchblutung im Ohr fördern. Das wiederum soll die Selbstheilung ankurbeln. Bei der Anwendung bitte darauf achten, dass es nicht zu heiß wird.
- Öl / Teebaumöl: Soll durch die pflanzlichen Inhaltsstoffe eine positive Wirkung haben. Kann das Ohr aber auch unnötig reizen.
- Knoblauch: Soll ähnlich der Zwiebel über die ätherischen Öle eine Anti-Keim-Wirkung entfalten. Kann in ein Tuch gewickelt oder auch direkt aufgelegt werden.
Die Behandlung von Ohrenschmerzen mit Hausmitteln sollte allerdings den Arztbesuch nicht ersetzen. Das gilt insbesondere für Schwangere, bei denen ein Arzt die Ohrenschmerzen abklären sollte, bevor Betroffene die Schmerzen selbst therapieren. Eine natürliche Behandlung in der Schwangerschaft mag sich schön anhören, doch es gibt eine Vielzahl von Medikamenten – auch Antibiotika – die Schwangere ohne erhöhtes Risiko zu sich nehmen können.
Darüber hinaus sollten Betroffene, wenn sie Hausmittel anwenden, darauf achten, dass keine Flüssigkeiten ins Ohr laufen. Das könnte eine mögliche Entzündung womöglich verschlimmern, die oft die Ursache von Ohrenschmerzen darstellt.
Ohrenschmerzen: Medikamente
Oftmals greifen Ärzte bei der Behandlung von Ohrenschmerzen auf Medikamente zurück. Das liegt daran, dass die Ursache für Ohrenschmerzen häufig im Ohr selbst zu finden ist und es sich dabei nicht selten um eine Infektion handelt. Die Keime, die eine solche verursachen, können mit Medikamenten gut bekämpft werden.
Welche Medikamente Ärzte genau einsetzen, hängt von der Art der Ursache und den möglichen Keimen ab. Vermutet der Arzt Bakterien als Auslöser der Ohrenschmerzen, kann er verschiedene Antibiotika einsetzen. Je nach Antibiotikum kann das entweder als Tablette oder Tropfen geschluckt werden oder der Arzt gibt es direkt ins Ohr. Neben Antibiotika setzen Ärzte des Öfteren Kortison oder Antimykotika (Medikamente gegen Pilzinfektionen) ein. Zudem können Ärzte Entzündungshemmer oder Schmerzmittel verschreiben.Werbung
Ohrenschmerzen: Wann zum Arzt?
Und ebenfalls sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen, wenn neben den Ohrenschmerzen noch weitere Symptome auftreten. Etwa wenn das Ohr anschwillt oder gerötet ist, Flüssigkeit aus dem Ohr läuft oder die Ohrenschmerzen mit Schnupfen, Heiserkeit und Problemen beim Schlucken zusammenfallen.
Wer an Ohrenschmerzen leidet, kann damit zum Hausarzt oder auch zu einem Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO-Arzt) gehen. Haben Kinder Ohrenschmerzen, sollten Eltern sich an den Kinderarzt wenden.
Ohrenschmerzen: Ursachen
Ohrenschmerzen sind ein Symptom, das viele verschiedene Ursachen haben kann. Die häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen sind:
- Fremdkörper im Ohr
- Mittelohrentzündung
- Außenohrentzündung
- Mittelohr- und Trommelfellentzündung, die durch Influenzaviren verursacht wird
- Streptokokken-Infektion der Ohrmuschel
- Knorpelhautentzündung der Ohrmuschel
Welche Ursache für die Ohrenschmerzen infrage kommt, das hängt auch vom Alter der Betroffenen ab. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen unterteilt nach Altersgruppen. Um mögliche Ohrenschmerzen zuordnen zu können, sind zu jeder Ursache die häufigsten Begleitsymptome angeführt.
Die häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen bei Babys und Kindern:
- Mittelohrentzündung: Entsteht meist durch Viren oder Bakterien. Kleinkinder ziehen oft an der Ohrmuschel, wenn sie Schmerzen haben. Auch schlechteres Hörvermögen kann auf eine Entzündung hindeuten. Weitere Anzeichen sind: Flüssigkeit, die aus dem Ohr läuft, Fieber und Krankheitsgefühl.
- Fremdkörper im Ohr: Beim Fremdkörper handelt es sich oft um Insekten, kleines Spielzeug, Maiskörner oder auch Oropax. Der Ohrenschmerz ist in der Regel einseitig – dort wo der Fremdkörper steckt. Neben den Schmerzen fällt das Hören schwerer und Flüssigkeit kann aus dem Ohr fließen.
- Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis): Meistens sind es Bakterien oder Viren, die eine Parotitis verursachen. Dabei schwillt die Ohrspeicheldrüse an, betroffen von der Schwellung ist der Bereich zwischen Wange und Ohr. Die Begleitsymptome sind Schmerzen beim Kauen und beim Schlucken, Fieber und Krankheitsgefühl, eventuell fließt eitrige Flüssigkeit in den Mundraum.
- Rachenentzündung (Pharyngitis): Beginnt mit einem Kratzen im Hals, gefolgt von starken Halsschmerzen. Die Halsschmerzen können bis in die Ohren ausstrahlen, so dass Betroffene schließlich Hals- und Ohrenschmerzen haben. Darüber hinaus kann es zu den typischen Symptomen einer Erkältung kommen: Fieber, Krankheitsgefühl, Schnupfen, Heiserkeit.
Die häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen bei Jugendlichen:
- Außenohrentzündung: Entsteht meist durch eine Infektion mit Bakterien, nachdem das Ohr leicht verletzt wurde. Häufig entstehen die Verletzungen durch Wattestäbchen oder andere Reinigungsutensilien. Eine zusätzliche Schwellung deutet auf eine Entzündung in Folge einer Allergie hin.
- Mandelentzündung (Tonsillitis): Bei einer Mandelentzündung können die Halsschmerzen wie bei einer Rachenentzündung in die Ohren ausstrahlen. Es kommt ebenfalls zu Schmerzen beim Schlucken und beim Kauen. Auch Fieber kann auftreten. Zusätzlich schwellen häufig die Lymphknoten an.
- Verletzungen im Ohr: Ärzte sprechen dabei von einem Trauma. Verschiedene Dinge können es verursachen: zu laute Geräusche wie Silvester-Böller, Baustellen-Knallgeräusche oder auch Schläge auf das Ohr (Knalltrauma) oder hoher Druck wie zum Beispiel beim Tauchen (Barotrauma). Neben den Schmerzen kann das Hörvermögen vermindert sein und Schwindel auftreten.
- Weisheitszähne: Schräg wachsende oder durchbrechende Weisheitszähne können Schmerzen in den Backen verursachen, die bis in die Ohren ausstrahlen. Auch Karies in den Backenzähnen kann Ohrenschmerzen verursachen.
- Fremdkörper im äußeren Gehörgang (siehe oben)
Die häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen bei Erwachsenen:
- Außenohrentzündung (siehe oben)
- Gelenkerkrankung des Kiefergelenks: Arthrose (Verschleiß des Gelenks) oder Arthritis (Entzündung des Gelenks) können auch den Kiefer betreffen. Die eingeschränkte Beweglichkeit kann zu Schmerzen führen, die bis in die Ohren ausstrahlen.
- Verspannungen des Kiefergelenks: Ein Teil der Kaumuskulatur läuft nahe am Ohr vorbei. Ist sie verspannt, etwa durch nächtliches Zähneknirschen, durch Wind, Kälte oder Zugluft, kann sich das wie Ohrenschmerzen anfühlen. Die Verspannungen können auch zu Kopfschmerzen führen.
- Paukenerguss: Ansammlung von Flüssigkeit im Ohr. Tritt häufig als Folge einer Erkältung auf. Betroffene hören schlechter, dazu kann ein Druckgefühl und Schwindel auftreten.
- Nervenschmerzen (Neuralgie): In unmittelbarer Nähe des Ohres verlaufen viele verschiedene Nerven. Zum Beispiel der Trigeminusnerv, der vom Gehirn zum Gesicht, zur Nasen- und zur Mundhöhle und zu den Kaumuskeln führt. Schäden an den Nerven können zu starken stechenden Schmerzen führen, die Betroffene auf Höhe der Ohren wahrnehmen.
- Karies in den Backenzähnen
- Furunkel im Gehörgang: Hier entzündet sich ein Haarfollikel im Gehörgang. Meist sind Bakterien für die Entzündung verantwortlich. Neben den Ohrenschmerzen fällt das Hören schwerer und das Ohr kann anschwellen.
- Gürtelrose im Ohr: Gürtelrose kann durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht werden. Die Gürtelrose kann an verschiedenen Körperstellen auftreten, auch am Ohr. Zusätzlich zu starken Ohrenschmerzen bilden sich mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen am Ohr, das Hören fällt schwerer, es kann zu einer Lähmung im Gesicht kommen und auch Schwindel oder Kopfschmerzen können auftreten.
- Zahnschäden, Kieferentzündung (siehe oben)
- Tumoren: Auch Krebs im HNO-Bereich kann mit Ohrenschmerzen einhergehen, vor allem Mund- und Rachentumoren. Neben Ohrenschmerzen kann es dabei zu Blut im Mund, Mundgeruch, Beschwerden beim Schlucken, Atemproblemen und Heiserkeit kommen.
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Ohrenschmerzen: Kinder und Babys
Ohrenschmerzen kommen besonders bei Kindern und Babys im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren recht häufig vor. In diesem Alter ist die Ursache für die Ohrenschmerzen meist eine Mittelohrentzündung. Auch wenn die Ohrenschmerzen sehr unangenehm sind, heilt die Mittelohrentzündung meist von alleine wieder ab.
Für Eltern ist es oft nicht leicht, Ohrenschmerzen beim Kleinkind und beim Baby zu erkennen. Sind Kleinkinder krank, schlafen sie meist unruhiger, sind quengeliger als gewöhnlich und suchen viel Nähe. Ein zusätzlicher Hinweis auf Ohrenschmerzen kann sein, dass sich das Kleinkind oft an die Ohren greift. Babys bekommen zudem bei Ohrenschmerzen oft Fieber und spüren Schmerzen bei Berührung der Ohren.
Ohrenschmerzen Kind: Was tun?
Meist ist eine Mittelohrentzündung die Ursache für Ohrenschmerzen bei Kindern. Die Mittelohrentzündung entsteht durch eine Infektion durch Viren oder Bakterien. In der Regel heilt die Mittelohrentzündung von alleine wieder ab. Sollten die Beschwerden zu groß sein, kann ein Arzt schmerzlindernde Medikamente oder auch Arzneimittel gegen die Keime verschreiben, zum Beispiel Antibiotika. Die Behandlung von Ohrenschmerzen mit Medikamenten sollte in jedem Fall von einem Arzt angeordnet werden.
Ansonsten helfen eventuell Hausmittel gegen die Ohrenschmerzen beim Kind. Hier können Eltern dieselben ausprobieren, die auch Erwachsene bei Ohrenschmerzen einsetzen. Eine Übersicht finden Sie im Abschnitt Ohrenschmerzen: Hausmittel.
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Ohrenschmerzen Kind: Wann zum Arzt?
Gerade bei Kindern und Jugendlichen sind Ohrenschmerzen nichts Ungewöhnliches, häufig steckt eine Mittelohrentzündung dahinter. In der Regel heilt diese nach zwei, drei Tagen von alleine wieder ab. Dennoch ist ein Arztbesuch bei Ohrenschmerzen nie eine schlechte Idee. Unbedingt nötig ist ein Termin beim Kinderarzt, wenn das Kind noch jünger als zwei Jahre ist.
Für alle kleinen Patienten gilt: Sollten die Schmerzen nach ein, zwei Tagen nicht schwächer werden, sollten sich Eltern beim Kinderarzt melden. Auch wenn die Ohrenschmerzen sehr stark sind, ist eine ärztliche Kontrolle sinnvoll. Zudem machen weitere Symptome – etwa höheres Fieber, ein starkes Krankheitsgefühl oder ein schlechter Allgemeinzustand einen Arztbesuch nötig. Will das Kind nicht mehr Trinken, sollten Eltern besonders schnell handeln.
Quellen
- S2k-Leitlinie: Ohrenschmerzen (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM)); Stand: 01.11.2014
- Koch, Dirk: HNO Fragen und Antworten; Springer; 1. Auflage 2016
- Thurnher, D et al.: HNO-Heilkunde; Springer; 1. Auflage 2011
- Online-Informationen Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.:Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen ernst nehmen: www.hno-aerzte-im-netz.de; Abruf: 28.05.2021
- Online-Informationen Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: Hinter Ohrenschmerzen kann eine Rachen- oder Mandelentzündung stecken: www.hno-aerzte-im-netz.de; Abruf: 28.05.2021
- Online-Informationen Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: Schnupfen: Begleitende Ohrenschmerzen abklären lassenwww.hno-aerzte-im-netz.de; Abruf: 28.05.2021
- Online-Informationen Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: Fehlfunktion des Kiefers kann zu Gesichts- und Ohrenschmerzen führen: www.hno-aerzte-im-netz.de; Abruf: 28.05.2021
- Online-Informationen Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: Rachenentzündung – Anzeichen und Verlauf: www.hno-aerzte-im-netz.de; Abruf: 28.05.2021
- Stiftung Gesundheitswissen: www.stiftung-gesundheitswissen.de; Abruf: 28.05.2021