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Großes Blutbild

Das große Blutbild hilft bei der Diagnose von Krankheiten. Lesen Sie, welche Werte es umfasst und welche Kosten damit verbunden sind.

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Inhaltsverzeichnis
Drei Blutabnahme-Röhrchen auf einem Blatt mit Blutwerten

© iStock

Ein großes Blutbild lassen Ärzte aus verschiedenen Gründen anfertigen. Sie können sich zum Beispiel einen generellen Eindruck vom Gesundheitszustand eines Patienten verschaffen oder abklären, ob ein Nährstoffmangel, eine Infektion oder andere Erkrankung vorliegt. Lesen Sie hier, welche Werte das große Blutbild umfasst, welche Krankheiten sich erkennen lassen und mit welchen Kosten es verbunden ist.

Zusammenfassung:

  • Definition: Analyse bestimmter Blutwerte im Labor, hilft bei der Diagnose verschiedener Erkrankungen
  • Welche Werte: Anzahl und Konzentration der Blutplättchen und Blutkörperchen sowie Zelltypen der weißen Blutkörperchen
  • Welche Krankheiten sind erkennbar: u. a. Infektionen, Krebserkrankungen, Organfehlfunktionen, Allergien, Nährstoffmängel
  • Welcher Arzt: Internist, Hausarzt
  • Kosten: ca. 100 Euro, ab einem Alter von 35 Jahren alle drei Jahre als gesetzliche Kassenleistung

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Was ist ein großes Blutbild?

Ein großes Blutbild ist eine Blutuntersuchung, bei der Ärzte bestimmte Blutwerte überprüfen. Sie können sehen, ob diese Werte im Normalbereich liegen. Und wenn sie zu hoch oder zu niedrig ausfallen, können sie Rückschlüsse auf verschiedene Erkrankungen ziehen.

Für ein großes Blutbild entnimmt der Arzt eine Blutprobe aus der Vene des Patienten und schickt sie zur Analyse ins Labor. Dieses ermittelt teilweise die gleichen Werte wie beim kleinen Blutbild. Bei der Blutuntersuchung für das große Blutbild kommen aber noch einige Werte hinzu, genauer: Es werden auch die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gezählt und deren unterschiedliche Typen erfasst.

Ein großes Blutbild veranlassen Ärzte meist dann, wenn bestimmte Werte im kleinen Blutbild auffällig waren und sie diese genauer überprüfen möchten. Auch wenn der behandelnde Arzt einen Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung hat, lässt sich dieser mit Hilfe eines großen Blutbildes bestätigen – oder ausräumen.

Großes Blutbild: Werte

Ein großes Blutbild liefert zunächst Informationen zu Werten, die auch ein kleines Blutbild erfasst, zum Beispiel: Liegt eine Blutarmut (Anämie) vor? Oder: Funktioniert die Blutbildung richtig? Darüber hinaus analysiert das Labor beim großen Blutbild weitere Werte. Diese helfen dem Arzt, wenn sein Patient beispielsweise unspezifische Symptome zeigt, also solche, die nicht eindeutig einer Erkrankung zuzuordnen sind (z. B. Müdigkeit, Schwindel etc.). Dann helfen die zusätzlichen Analysewerte aus dem großen Blutbild beim Stellen der Diagnose.

Großes Blutbild: Was wird getestet?

Das menschliche Blut besteht zu 55 Prozent aus Wasser, Eiweißen (Proteinen), Stoffwechselprodukten sowie Blutplasma (ein flüssiger, zellfreier Blutbestandteil) und zu 45 Prozent aus Blutzellen. Letztere sind für ein Blutbild relevant.

Die Blutzellen setzen sich zusammen aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Das große Blutbild erfasst - im Gegensatz zum kleinen Blutbild - nicht nur die Anzahl, Konzentration und Gestalt der Blutzellen, sondern unterscheidet auch die weißen Blutkörperchen nach ihren Zelltypen.

Konkret sind folgende Blutwerte im großen Blutbild aufgeschlüsselt:

  • Blutplättchen (Thrombo/PLT/THRO): Die Thrombozyten helfen bei der Blutgerinnung und Wundheilung. Zu niedrige Werte sind unter anderem Anzeichen für eine Überfunktion der Milz, Autoimmunerkrankungen (z. B. Morbus Werlhof/ITP) oder Knochenmarkschäden. Zu hohe Werte können auf Entzündungen, Tumoren, Blutarmut oder Erkrankungen des blutbildenden Systems (Thrombozythämie, Polyzythämie) hindeuten.
  • Hämatokrit (HKT, HK oder HCT): Das Hämatokrit ist der Volumenanteil, also der Prozentwert, den die roten Blutkörperchen am Gesamtblut haben. Ist dieser Wert zu niedrig, ist dies unter anderem ein Zeichen für Blutverlust oder Überwässerung. Zu hohe Werte deuten zum Beispiel auf eine übermäßige Vermehrung der roten Blutkörperchen (Polyglobulie) oder eine Dehydrierung (Austrocknung) hin.
  • Mittlerer Gehalt an Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) pro rotes Blutkörperchen (MCH, HbE): Dieser Blutwert dient dazu, eine Blutarmut (Anämie) genauer zu diagnostizieren. Zu niedrige Werte lassen auf einen Kupfer- oder Vitamin-B6-Mangel schließen, zu hohe auf einen Vitamin-B12- oder Folsäure-Mangel.
  • Mittlere Hämoglobinkonzentration der gesamten Menge roter Blutkörperchen (MCHC): Dieser Wert zeigt an, wie hoch die Konzentration des roten Blutfarbstoffs durchschnittlich in allen roten Blutkörperchen ist. Zusammen mit MCH und MCV lässt sich mit dieser Information (der Grund für) eine Anämie feststellen. Zu niedrige Werte bedeuten eine Eisenmangelanämie oder einen Vitamin-B6-Mangel, während zu hohe Werte möglicherweise eine Erkrankung der roten Blutkörperchen signalisieren (z.B. Sphärozytose – eine genetisch bedingte Erkrankung).
  • Mittleres Volumen der roten Blutkörperchen (MCV): Dieser Wert gibt Aufschluss darüber, wie groß die roten Blutkörperchen im Schnitt sind. Diese Information ist für Ärzte wichtig, um die Art einer Blutarmut (Anämie) näher zu bestimmen. Ist das MVC zu niedrig, liegt meist ein Eisenmangel vor. Bei erhöhten Werten fehlen häufig Folsäure oder Vitamin B. Bei normalen Werten liegt der Grund für die Anämie evtl. in einer Nierenerkrankung.
  • Roter Blutfarbstoff (Hb): Hämoglobin bindet Sauerstoff und transportiert ihn durch den Körper. Zudem ist es für die Blutbildung wichtig. Hämoglobin besteht zu einem großen Teil aus Eisen. Bei einem zu niedrigen Hb-Wert zirkuliert zu wenig Eisen im Blut, was die Blutbildung und den Sauerstofftransport einschränkt. Zu hoch klettern die Hb-Werte beispielsweise bei Lungenerkrankungen durch das Rauchen oder beim Aufenthalt in großer Höhe.
  • Rote Blutkörperchen (Ery/RBC): Die Erythrozyten sind für den Sauerstofftransport zuständig. Zu niedrige Werte lassen auf eine Blutarmut schließen. Zu hohe Werte können unter anderem auf hormonelle Störungen, einen Sauerstoffmangel durch eine Herz- oder Lungenkrankheit oder auf Blutkrebs (Leukämie) hindeuten.
  • Weiße Blutkörperchen (Leuk/WBC): Sie sind ein wichtiger Teil des Immunsystems und an der Abwehr von Krankheiten beteiligt. Zu niedrige Werte können zum Beispiel von Virusinfektionen, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel, Knochenmarkschäden oder Immundefekten herrühren. Zu hoch klettert die Anzahl an Leukozyten etwa aufgrund von Infektionen mit Bakterien oder Pilzen, Autoimmunerkrankungen oder Blutkrebs.

Neben diesen Werten, die auch das kleine Blutbild analysiert, liefert das große Blutbild zusätzliche Informationen zu den verschiedenen Leukozytenarten. Diese gehören dazu:

Granulozyten

  • Die neutrophilen Granulozyten (NEU/Neutro) sind Fresszellen, die Erreger und Zelltrümmer „wegschaffen“. Sind die Werte zu niedrig, kann das an bakteriellen Infektionen (z. B. Tuberkulose) oder Parasiten (beispielsweise Malaria) liegen, aber auch an von Viren verursachten Erkrankungen wie Grippe, Masern oder Windpocken. Zu hohe Werte deuten unter anderem auf Stress, Vergiftungen, Leukämien oder das Cushing-Syndrom hin, bei dem die Nebenniere zu viel Cortisol produziert.
  • Auch eosinophile Granulozyten (EOS/Eosino) gehören zu den Fresszellen. Sie bekämpfen speziell Würmer und Parasiten. Außerdem neutralisieren sie das Gewebshormon Histamin und regulieren so allergische Reaktionen. Ist deren Wert zu niedrig, bedeutet das unter Umständen Stress, Knochenmarkschäden oder Cushing-Syndrom. Zu hohe Werte können zum Beispiel ein Hinweis auf Allergien, Parasiten, akute Infektionen, Leukämien oder Lymphome sein (letztere sind meist bösartige Tumoren des Lymphgewebes).
  • Basophile Granulozyten (BAS/Baso) spielen eine Rolle bei allergischen Sofortreaktionen. Sind die Werte zu niedrig, könnte das eine Schilddrüsenüberfunktion, allergische Hautreaktionen oder Infektionen bedeuten. Zu hohe Werte sprechen dagegen für eine Schilddrüsenunterfunktion, aber auch für Allergien oder eine erhöhte Zellzahl im Blut (Polyzythämie).

Monozyten

Monozyten sind auch unter den Abkürzungen „MON“ oder „Mono“ bekannt und zählen ebenfalls zu den Fresszellen. Sie bekämpfen Infektionen, beseitigen geschädigtes oder totes Gewebe und zerstören Krebszellen. Ist ihre Anzahl zu niedrig, kann dies ein Anzeichen für eine Knochenmarkerkrankung sein. Aber auch andere Erkrankungen, welche die Menge der weißen Blutkörperchen reduzieren, kommen als Ursache in Frage (z.B. Infektionen im Blut). Zu viele Monozyten im großen Blutbild kommen bei bestimmten Krebsarten, chronischen Infektionen oder Blut- und Autoimmunerkrankungen vor.

Lymphozyten

Die Lymphozyten (LYM/Lympho) bilden entweder Antikörper gegen Krankheitserreger oder regen die Immunabwehr an. Außerdem bekämpfen sie veränderte Körperzellen (Tumorzellen). Ist ihr Wert zu niedrig, kann dies an Lymphknotenerkrankungen wie der Sarkoidose oder einem Morbus Hodgkin liegen. Auch eine HIV-Infektion oder Mangelernährung kann der Grund für zu niedrige Lymphozyten-Werte sein. Zu viele Lymphozyten entstehen dagegen beispielsweise bei Pfeifferschem Drüsenfieber, Herpesinfektionen oder Röteln.

Großes Blutbild: Normalwerte

Bei den Blutwerten kann es Schwankungen geben. Leichte Abweichungen im kleinen oder großen Blutbild von den Normwerten sind nicht gleich Grund, sich Sorgen zu machen. Bei deutlichen Veränderungen nach oben oder unten nehmen Ärzte jedoch immer weitere Untersuchungen vor.

Welche beim großen Blutbild als Normwerte gelten, zeigt diese Tabelle (Werte für Erwachsene).

Messgröße Normalwert Männer Normalwert Frauen
Basophile Granulozyten 25 – 45 % 25 – 45 %
Blutplättchen 140.000 – 360.000 pro µl 140.000 – 360.000 pro µl
Eosinophile Granulozyten 2 – 6 % 2 – 6 %
Hämatokrit 41 – 50 % 37 – 46 %
Hämoglobin 14 – 18 g/dl 12 – 16 g/dl
Lymphozyten 25 – 45 % 25 – 45 %
MCH 27 – 34 pg (Pikogramm/1 Billionstel Gramm pro Zelle) 27 – 34 pg (pro Zelle)
MCV 85 – 98 fl (Femtoliter = 1 Milliardstel Milliliter) 85 – 98 fl
MCHC 30 – 36 g pro dl 30 – 36 g pro dl
Monozyten 3 – 7 % 3 – 7 %
Neutrophile Granulozyten 34 – 70 % 34 – 68 %
Rote Blutkörperchen 4,1 – 5,1 Mio. pro µl 4,5 – 5,9 Mio. pro µl
Weiße Blutkörperchen 4.000 – 10.000 Zellen/µl 4.000 – 10.000 Zellen/µl

 

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Großes Blutbild: Welche Krankheiten sind erkennbar?

Welche Krankheiten kann man durch eine Blutuntersuchung feststellen und wann fertigen Ärzte ein großes Blutbild an? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Ärzte entscheiden dies immer von Fall zu Fall und je nach Verdacht auf eine Erkrankung.

Über die Unterscheidung der verschiedenen Typen weißer Blutkörperchen und deren Menge im großen Blutbild lassen sich beispielsweise akute und chronische Infektionen (z. B. bakterielle Harnwegs- oder Niereninfektion) oder Krebserkrankungen wie Leukämie/Blutkrebs feststellen.

Auch organische Probleme kann das große Blutbild aufdecken. Beispiele: Fehlfunktionen von Organen wie der Leber oder Schilddrüse sowie Knochenmarkschäden und Allergien.

Zudem hilft diese Blutuntersuchung, einen Vitamin-, Mineral- oder Nährstoffmangel festzustellen – die Blutwerte sind dann nämlich verändert.

Wo kann man ein großes Blutbild machen lassen?

Ein großes Blutbild machen lassen können Sie bei Ihrem Hausarzt oder einem Internisten. In den meisten Fällen analysiert das Labor nur Werte, welche eine Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst. Daher müssen Sie zum großen Blutbild nicht nüchtern erscheinen. Es gibt jedoch Ausnahmen, etwa der Verdacht auf Eisenmangelanämie. Hier analysiert das Labor nämlich andere Parameter. Fragen Sie am besten Ihren Arzt, ob Sie vor der Blutentnahme etwas essen dürfen und - wenn nicht - wie lange Sie vorher nüchtern bleiben sollten.

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Was kostet ein großes Blutbild?

Die Kosten für ein großes Blutbild belaufen sich auf circa 100 Euro inklusive Blutentnahme, Laboranalyse und Arztgespräch. Grundsätzlich ist diese Blutuntersuchung keine gesetzliche Kassenleistung. Da ab einem Alter von 35 Jahren alle drei Jahre ein großes Blutbild empfohlen wird, übernimmt die Krankenkasse in diesem Fall die Kosten. Das tut sie auch, wenn der Arzt das große Blutbild aufgrund bestimmter Symptome oder des Verdachts auf bestimmte Erkrankungen für notwendig hält.

Quellen
  • Hahn, Johannes-Martin: Checkliste Innere Medizin; Georg Thieme Verlag; 1. Auflage 2010
  • Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten. Wann ein großes Blutbild erforderlich ist: unter: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 02.12.2022
  • Online-Informationen München Klinik: www.muenchen-klinik.de; Abruf: 02.12.2022
  • Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten. Mittleres korpuskuläres Hämoglobin: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 06.12.2022
  • Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten. Hämatokrit: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 06.12.2022
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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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