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Muskelfaserriss

Ein Muskelfaserriss entsteht durch starke Belastungen und ist äußerst schmerzhaft. Lesen Sie mehr, wie Sie ihn behandeln und bestenfalls vorbeugen können.

Von

Geprüft von Bernhard Hobelsberger, Medizinredakteur

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2021-06-08T00:00:00+02:00 2021-06-08T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
Muskelfaserriss: Verletzung, bei der durch Überbelastung einzelne oder mehrere Muskelfasern reißen

© Imago Images

Was ist ein Muskelfaserriss?

Ein Muskelfaserriss ist eine typische Sportverletzung, bei der durch Überbelastung einzelne oder mehrere Muskelfasern reißen. Dabei kommt es zu einer Unterbrechung der Muskelstruktur, die als Delle sicht- und tastbar sein kann. Bei einer Unterbrechung von bis zu fünf Millimetern spricht man von einem Muskelfaserriss, bei größeren Lücken handelt es sich um einen Muskelbündelriss oder sogar um einen Muskelriss.

Ursachen für einen Muskelfaserriss sind meist starke und plötzliche Belastungen. Die Myofibrillen, aus denen die einzelnen Muskelfasern bestehen, halten nur einen bestimmten Grad an Dehnung oder Stauchung aus, bis sie reißen. Weitere Ursachen können sein:

  • Falsches Aufwärmen vor dem Training
  • Fehlerhafte Bewegungsabläufe
  • Ermüdete Muskulatur
  • Verringerte Dehnungsfähigkeit
  • Gewalteinwirkung (zum Beispiel ein Tritt in die Wade)
  • Kalte und nasse Witterung bei Bewegung
  • Nicht ausgeheilte Vorverletzungen
  • Chronische Entzündungen im Körper, zum Beispiel Karies oder Mandelentzündung

Prinzipiell können Muskelfaserrisse in allen Muskelpartien auftreten. Besonders häufig betroffen sind Oberschenkel und Wade.

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Muskelfaserriss im Oberschenkel

Anfällig für Muskelfaserrisse ist der Oberschenkel speziell im hinteren Bereich. Die Oberschenkelmuskulatur ist in Aktion bei allen Sportarten mit häufigem Abbremsen und Beschleunigen, zum Beispiel bei Fußball oder Tennis, Laufen oder Springen. Eine Verletzung in diesem Bereich ist relativ schmerzhaft und langwierig.

Muskelfaserriss in der Wade

Die Wadenmuskulatur ist bei plötzlichen Beschleunigungsbewegungen wie Abspringen oder Loslaufen ebenso wie beim Abbremsen hohen Belastungen ausgesetzt. Zu einem Muskelfaserriss im Unterschenkel kommt es daher häufig bei solchen Bewegungen. Auch direkte Gewalteinwirkung, zum Beispiel durch einen Tritt beim Fußball, kann zu dieser Verletzung führen. 

Muskelfaserriss im Arm oder in der Schulter

Von Rissen in der Schulter- oder Armmuskulatur sind nicht nur Sportler betroffen. Zu solchen Verletzungen kann es auch in Alltagssituationen kommen, zum Beispiel beim Tragen einer schweren Getränkekiste. Wenn die Schulter betroffen ist, ist es wichtig, danach zwar die Muskulatur zu schonen, aber regelmäßig (zunächst passiv) zu bewegen, damit es nicht zu einer Verklebung der Schultergelenkkapsel kommt. Auch bei einem Muskelfaserriss im Bizeps sollte der betroffene Arm etwa vier Wochen nicht belastet werden.

Muskelfaserriss im Bauch

Zu Rissen in der geraden oder schrägen Bauchmuskulatur kann es bei Überbelastungen durch Training, aber auch durch starken Husten oder Schwangerschaft kommen. Meist ist dann allein das Atmen schmerzhaft.

Muskelfaserriss im Rücken

Am Rücken sind Muskelfaserrisse genau wie im Fuß eher selten. Auftreten können sie aber zum Beispiel beim Heben von schweren Gegenständen, wenn die Bewegung zu schnell und ruckhaft abläuft. 

Aufbau des Muskels

© Shutterstock

Aufbau des Muskels: Der Muskel setzt sich aus einer Vielzahl an Faserbündeln zusammen. In diesen Bündeln befinden sich die Muskelfasern (Muskelzellen). Die Muskelfasern bestehen aus Muskelfibrillen, welche sich aus den Proteinen Aktin und Myosin zusammensetzen

Faszien: So bleibt das Bindegewebe gesund (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #13)

Zu Gast im Podcast:

Dr. Robert Schleip, Humanbiologe an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technische Universität München und Pionier der Faszienforschung
Robert Schleip

© fascialnet.com

Wie beweglich wir sind, hängt stark von unseren Faszien ab. Das sind bindegewebige Strukturen, die unseren Körper durchdringen wie ein Netz und jede einzelne Muskelfaser umhüllen.

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Wie kann ich einen Muskelfaserriss richtig behandeln?

Um den Schaden bei einem Muskelfaserriss möglichst gering zu halten und die Heilung positiv zu beeinflussen, hilft als Erste-Hilfe-Maßnahme die sogenannte PECH-Regel:

  • P – Pause einlegen. Der wichtigste Teil der Behandlung ist die Schonung des Muskels. Er sollte direkt nach dem Auftreten zunächst komplett ruhig gestellt werden. Je nachdem welcher Muskel wie stark betroffen ist, sollte die Pause drei bis zwölf Wochen betragen.
  • E – Eis auflegen. Kälte lindert nicht nur die Schmerzen, sondern verhindert auch, dass die betroffene Stelle weiter anschwillt.
  • C – Compression/Kompression anlegen. Auch Druckverbände wirken gegen die Schwellung und verhindern, dass sich Blutergüsse ausbreiten.
  • H – Hochlagern. Die betroffenen Körperregionen sollten möglichst hochgelagert werden, um den Rückfluss des Blutes zu unterstützen.

Bei einem Muskelfaserriss sollten Sie auf Massieren und Erwärmen zunächst verzichten.

Muskelfaserriss: Therapie beim Arzt

Neben entzündungshemmenden Schmerzmedikamenten wie Diclofenac oder Iboprofen wird der Arzt zur Druck- und Schmerzlinderung bei einem Muskelfaserriss unter Umständen eine Lymphdrainage verordnen und Physiotherapie empfehlen. Die auf den jeweiligen Muskelfaserriss abgestimmten Übungen helfen, den Muskel zunehmend zu beanspruchen und sanft anzuregen, damit er sich langsam regenerieren kann.

Zur Unterstützung und Begleittherapie eignen sich spezielle Tape-Verbände an den verletzten Stellen. Um zum Beispiel einen Muskelfaserriss an der Wade zu behandeln, kann das Tapen mit einem elastischen Kinesiotape den geschädigten Muskel entlasten.

Hat der Muskelfaserriss zu einem großen Bluterguss geführt, kann das Gewebe punktiert werden, damit das Blut abfließen kann. Ist die Verletzung sehr schwer oder handelt es sich sogar um einen Muskelbündelriss oder einen Muskelriss, müssen die gerissenen Partien unter Umständen in einer Operation genäht werden.

Was hilft außerdem bei Muskelfaserriss?

Homöopathie: Zur begleitenden Therapie bei einem Muskelfaserriss kommen einige Anwendungen aus der Homöopathie in Frage. So hilft Arnica (Bergwohlverleih) als klassisches „Verletzungsmittel“ bei Zerrungen und Verstauchungen, auch Bryonia (Weiße Raunrübe) wird bei Verletzungen von Sehnen und Muskeln angewandt. Helfen können zudem Calendula (Ringelblume), Apis mellificia (Honigbiene) und Rhus toxicodendron (Giftsumach), entweder als Tropfen, Tabletten oder Salben.

Hausmittel: Quark- oder Lehmwickel wirken abschwellend.

Nahrungsergänzung: Zur ausreichenden Versorgung mit Mikronährstoffen empfiehlt sich nach einem Muskelfaserriss die Einnahme von Magnesium, das die Muskelelastizität begünstigt.

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Muskelfaserriss: Dauer und Verlauf

Die Ausprägung und Lokalisation des Muskelfaserrisses bestimmen, wie lange der geschädigte Muskel braucht, bis er vollständig regeneriert ist. Allgemein geht man bei einem Muskelfaserriss von einer Dauer zwischen drei bis sechs Wochen bis zur vollständigen Heilung aus. In dieser Zeit sollte der Muskel nicht trainiert und auch so wenig wie möglich belastet werden.

Bei einer zu frühen Belastung kann es sein, dass der betroffene Muskel erneut verletzt wird und es zu einer Retraumatisierung kommt. Zwar bildet sich im Bereich des Muskelfaserrisses je nach Stärke der Einblutung auch Narbengewebe, das weniger elastisch als der Muskel ist. Ansonsten heilt ein Muskelfaserriss in der Regel ohne Folgen aus. Komplikationen sind selten.

An welchen Symptomen erkenne ich einen Muskelfaserriss?

Ein Muskelfaserriss kündigt sich durch Schmerzen an, die sich spitz und messerstichartig anfühlen. Der Betroffene muss die Belastung bzw. Bewegung sofort unterbrechen und nimmt eine Schonhaltung ein, um den Muskel zu entlasten. Durch Anspannen oder Dehnen des Muskels sowie durch Druck verstärkt sich der Schmerz.

Anders als bei einer bloßen Zerrung kann man an der Stelle des Muskelfaserrisses oft eine Delle erkennen, die sich auch tasten lässt. Das gilt aber nur für einen kurzen Zeitraum direkt nach der Verletzung, bis die Schwellung eintritt. Je nach Ausprägung zeigt sich bei einem Muskelfaserriss manchmal auch ein Bluterguss.

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So stellt der Arzt die Diagnose beim Muskelfaserriss

Nach einer Befragung zu Unfallhergang und Beschwerden untersucht der Arzt den verletzten Muskel durch Abtasten auf Dellen, Blutergüsse und Schwellungen und prüft dessen Funktionsfähigkeit durch spezielle Bewegungstests. Wie stark die Schädigung des Muskels ist, zeigt eine Ultraschalluntersuchung: Nicht nur der Muskelfaserriss ist auf dem  Ultraschallbild in der Regel deutlich zu erkennen, auch mögliche Hämatome. Wenn diese Untersuchungen keinen eindeutigen Befund liefern, kann der Arzt einen Muskelfaserriss auch per MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie) untersuchen.

Muskelfaserriss: Welcher Arzt ist der richtige?

Bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss ist es ratsam, möglichst schnell einen Arzt aufzusuchen. Er kann die genaue Diagnose stellen und therapeutische Maßnahmen verordnen. Sowohl der Hausarzt als auch ein auf Sportmedizin spezialisierter Orthopäde sind dabei die richtigen Anlaufstellen.

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Dem Muskelfaserriss richtig vorbeugen

Ob als Sportler oder in Alltagssituationen – es gibt einige Möglichkeiten, einem Muskelfaserriss wirksam vorzubeugen:

  • Am wichtigsten ist ausreichendes Aufwärmen. Kalte Muskeln sind generell weniger elastisch und verletzungsanfällig, was bei kalter Witterung noch verstärkt wird.
  • Muskeln sollten nie überlastet werden. Bei neuen Bewegungsabläufen, zum Beispiel bei einer neuen Sportart, braucht der gesamte Körper Zeit zum Gewöhnen. Tapeverbände können gefährdete Muskeln unterstützen.
  • Auch eine geeignete Sportausrüstung kann helfen einem Muskelfaserriss vorzubeugen, dabei es kommt es insbesondere auf die richtigen Sportschuhe an.

 

Sport als Medizin (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #6)

Zu Gast im Podcast:

Prof. Dr. Martin Halle, Direktor der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der Technischen Universität in München

„Zellen fahren gerne Fahrrad“, sagt Professor Martin Halle, Direktor der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der Technischen Universität in München. Wer sich bewegt, verjüngt die Blutgefäße, beugt Krankheiten vor und kann Symptome lindern. Wie das genau funktioniert, klären wir mit dem Präventivmediziner in dieser Folge unseres Podcasts.

Wir finden heraus, wie die Wunderpille Sport am besten wirkt – also was, wie lange und wie oft man trainieren sollte, damit die Bewegung besonders heilsam ist. Und inwieweit körperliche Aktivität sogar Medikamente ersetzen kann. Wir erfahren auch, wie wir uns vor Verletzungen schützen können, ob Muskelkater gefährlich ist und wie schnell man nach einer Corona-Infektion wieder ins Training einsteigen darf.

Der Sportexperte verrät außerdem seine ganz persönlichen Motivationstricks.

   

Quellen
  • Müller-Wohlfahrt HW et al.: Muskelverletzungen im Sport; Thieme Verlag; 3.Auflage 2018
  • Online-Informationen Patienteninformationsportal des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU): www.orthinform.de; Abruf: 01.04.2019
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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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