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Migräne

Migräne ist ein starker Kopfschmerz, der oft mit Sehbeeinträchtigungen und Übelkeit einhergeht. Wie Sie Migräne erkennen und was sich dagegen tun lässt.

Geprüft von Yvonne Küster, Medizinjournalistin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2023-05-09T00:00:00+02:00 2023-05-09T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
Kopfschmerzen hat fast jeder mal. Mit Migräne sind sie allerdings nicht zu vergleichen. Diese Schmerzen kommen unvermittelt, sind deutlich heftiger als normales Kopfweh und mitunter begleitet von Beschwerden wie Sehstörungen oder Übelkeit. Lesen Sie hier, wie sich eine Migräne äußert und wirksam behandelt wird.

Was ist Migräne?

Per Definition ist Migräne ein Kopfschmerz, der anfallsartig und in unregelmäßigen Abständen kommt. Manche Menschen haben jeden Monat eine Migräne-Attacke, andere nur ein- oder zweimal pro Jahr.

Der Schmerz ist heftig, oft stechend oder pulsierend und auf eine Kopfseite beschränkt. Manchmal dehnt er sich aber auch auf den gesamten Kopf aus. Oft treten zusätzliche Beschwerden wie Übelkeit oder Lärm- sowie Lichtempfindlichkeit auf. Eine Migräne schränkt den Alltag der Betroffenen meist merklich ein, zumal jede Bewegung den Schmerz verschlimmert.

Viele Betroffene begeben sich bei einem Migräneanfall in ein möglichst dunkles, ruhiges Zimmer, legen sich ins Bett und hoffen, dass die Beschwerden bald vorbei sind. Wie lange diese andauern, ist unterschiedlich.

Bei manchen ist der Schmerz nach wenigen Stunden verschwunden, andere müssen bis zu drei Tage ausharren, bis die Migräne abebbt. Dauert sie länger als 72 Stunden an, sprechen Experten vom Status migraenosus. Dieser gilt als eine Migränekomplikation, die zwar viele Betroffene schon erlebt haben, allerdings nicht regelmäßig.

Für den Status migraenosus gibt es keine eindeutige Ursache, bestimmte Faktoren wie zum Beispiel eine mehrjährige Migräneerkrankung zusammen mit andauerndem Medikamenten-Übergebrauch, machen ihn aber wahrscheinlicher. Auch hormonelle Umstellungen während der Periode, können daran beteiligt sein, dass die Migräne über mehrere Tage bzw. länger als 72 Stunden anhält. Bei Kindern und älteren Menschen sind Migräneanfälle oft kürzer. Der Migräne-Verlauf umfasst mehrere Phasen (siehe: Migräne: Symptome).

Die Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen (= die Nerven betreffenden) Erkrankungen. In Deutschland leiden bis zu 20 Prozent der Frauen und rund acht Prozent der Männer darunter, bei Kindern bis zur Pubertät sind es rund vier bis fünf Prozent.

Meist haben Mädchen die erste Migräneattacke im Alter von zwölf Jahren bzw. wenn sie ihre erste Menstruation bekommen, Jungen sind im Schnitt 16 bis 20 Jahre alt. Ihren Höhepunkt erreicht die Migräne meist zwischen dem 25. und 45. Lebensjahr, ab dem 55. Lebensjahr klingt sie oft langsam wieder aus, bei vielen Frauen verschwindet sie mit den Wechseljahren. In manchen Fällen wird die Migräne aber auch chronisch.

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Migräne: Symptome

Wie lässt sich nun aber eine Migräne erkennen und von anderen Kopfschmerzarten unterscheiden? Anhand bestimmter Migräne-Anzeichen, die typisch für dies Art Kopfschmerz sind:

  • Bei Migräne sind die Kopfschmerzen häufig auf eine Kopfseite beschränkt.
  • Die Kopfschmerzen sind hämmernd, stechend oder pulsierend und meist mittelschwer bis stark.
  • Die Intensität der Kopfschmerzen nimmt bei Bewegung zu.
  • Anders als zum Beispiel beim Spannungskopfschmerz spüren Betroffene die Migräne nicht im Hinterkopfbereich. Der Schmerz sitzt eher im Bereich von Gesicht, den Augen, im Bereich der Zähne oder im Nacken.
  • Der Schmerz ist jedoch nur ein Teil der Migräne. Oft begleiten den Kopfschmerz weitere Symptome:
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Licht- und Lärmempfindlichkeit
  • Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen
  • Schwindelgefühl
  • Sehstörungen
  • leichtes Augentränen
  • Sensibilitätsstörungen (Kribbeln)

Diese Begleiterscheinungen sind bezeichnend für Migräne mit Aura, dem Fachbegriff für diese Symptome. Das ist eine Sonderform der Migräne, ebenso wie die Migräne ohne Kopfschmerzen, die Augen-Migräne und Sehstörungen wie Flimmern, jedoch oft ohne nachfolgenden Kopfschmerz, oder eine der anderen Arten, die im Abschnitt Migräne: diese Formen gibt es genauer beschrieben sind.

Ebenfalls typisch ist es, dass die Migräne in Phasen verläuft, für gewöhnlich sind es drei bis vier, je nachdem, ob es sich um eine Migräne mit Aura oder ohne handelt.

  • Migräne-Vorboten: Diese Phase, auch als Prodromalphase bezeichnet, beginnt bei einigen Betroffenen schon einen Tag vor der Attacke und kündigt diese mehr oder weniger an. Solche Vorboten können Emotionen wie Hochstimmung oder depressive Verstimmungen ebenso sein wie Gereiztheit, Verstopfung, mehr Appetit oder besondere Lust auf Süßigkeiten.
  • Aura: Unter Aura sind die Symptome zusammengefasst, die dem Migräne-Kopfschmerz bei manchen Betroffenen vorausgehen. Das können unterschiedliche Sehstörungen sein (Lichtblitze, Flimmern, Farben, blinde Flecken), die meist in Gesichtsfeldmitte beginnen und sich langsam ausbreiten. Einseitiges Taubheitsgefühl oder Kribbeln im Gesicht, der Hand oder dem Bein sowie Sprechstörungen sind weitere Aurabeschwerden bei Migräne. Sie entwickeln sich über fünf bis zehn Minuten hinweg und bleiben 15 bis 30 Minuten, maximal eine Stunde bestehen, bevor dann in den allermeisten Fällen (Ausnahme: Migräne ohne Kopfschmerz) der Schmerz einsetzt. Manchmal überlappen Aura und Schmerz auch. Die Aurastörungen sind unangenehm, hinterlassen aber keine bleibenden Schäden.
  • Schmerzphase: Jetzt setzt der mittlere bis starke Kopfschmerz ein, er ist pochend, stechend, hämmernd. Normalerweise beginnt er auf einer Seite und breitet sich über Stirn, Schläfe und Auge aus. Manchmal dehnt er sich auch auf die andere Kopfseite aus. Welche Seite betroffen ist, kann sich von Attacke zu Attacke ändern. Ein Migräneanfall dauert zwischen vier und 72 Stunden. Mitunter kommt es vor, dass Betroffene während der Migräne-Attacke frieren. Solche vegetativen, also nicht bewusst steuerbaren Symptome, entstehen vermutlich durch die Aktivierung eines bestimmten Hirnareals, des Hypothalamus. Dieser ist unter anderem für die Temperaturregulierung zuständig. Manche leiden bei Migräne unter Übelkeit und Erbrechen oder sind licht-, lärm- oder geruchsempfindlich.
  • Rückbildungsphase: In diesem Stadium haben Betroffene noch Migräne-Nachwehen wie einen gleichbleibenden statt pulsierenden Schmerz. Es folgt die Migräne-Erholungsphase, in der der Betroffene häufig schläft und der Migräne-Anfall abklingt

Migräne oder Kopfschmerzen?

Normale Kopfschmerzen und Migräne unterscheiden sich allein schon durch die Heftigkeit des Schmerzes. Beim Kopfweh – typischerweise handelt es sich um Spannungskopfschmerzen – verspüren Sie einen drückenden, dumpfen Schmerz im gesamten Kopf; als säße er in einem Schraubstock.

Der Schmerz bei Migräne ist einseitig, bohrend, stechend oder pochend. Zudem begleiten die Migräne Erscheinungen wie die Aura (Sehstörungen, Schwindel, Gefühlsstörungen an Armen oder Beinen), Licht- und Lärmempfindlichkeit, Übelkeit oder Appetitlosigkeit. Im Gegensatz zum Kopfschmerz, der zwar unangenehm, aber in der Regel ertragbar ist, verhindert Migräne häufig, dass Betroffene ihren Alltag während der akuten Schmerzphase weiter meistern können.

Auch die Dauer ist unterschiedlich: Kopfschmerz kann schon nach einer halben Stunde wieder verschwinden, Migräne dauert mindestens vier Stunden, ist nach 72 Stunden aber in der Regel spätestens vorbei.

Migräne oder Schlaganfall?

Wer an Migräne mit Aura leidet, hat nicht nur ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, manchmal ähneln sich auch die Symptome. Ein Unterschied ist: Während sich die Symptome bei einer Migräne mit Aura meist über eine halbe Stunde bis Stunde entwickeln, setzen sie bei einem Schlaganfall plötzlich ein.

Deshalb sollten Betroffene die Beschwerden besonders aufmerksam beobachten und zum Arzt gehen oder im Notfall den Rettungswagen unter 112 rufen, wenn zeitgleich mit den Kopf- oder Gesichtsschmerzen plötzlich Seh- (Doppelbilder, Sichteinschränkungen auf einer Körperseite, Dinge und Menschen in diesem Bereich „verschwinden“, Probleme beim räumlichen Sehen), Sprach- (stockende, abgehakte Aussprache, Silbendreher) oder Empfindungsstörungen (Taubheits-/Pelzigkeitsgefühl im Gesicht, Arm oder in der Hand) auftreten. Das könnte auf einen Schlaganfall hindeuten! Auch wenn die migränebedingten Lähmungserscheinungen, Seh- oder Artikulationsstörungen länger als eine Stunde anhalten, sollten Sie den Notarzt rufen.

Beim Verdacht auf einen Schlaganfall können medizinische Laien den sogenannten FAST-Test durchführen:

  • Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln (F = Face). Verzieht er oder sie das Gesicht einseitig, deutet das auf eine halbseitige Lähmung hin.
  • Dann soll der Betroffene die Arme nach vorn strecken (A = Arms) und die Handflächen nach oben drehen. Bei einer Lähmung kann der Betroffene nicht beide Arme heben, sie sinken ab oder drehen sich.
  • Lassen Sie den Betroffenen einen Satz nachsprechen (S = Speech). Klingt er verwaschen, deutet das auf Sprachstörungen hin.
  • Rufen Sie dann sofort (T = Time) den Notarzt, bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Minute an.

Migräne: Formen

Es gibt unterschiedliche Formen von Migräne, die mit Abstand häufigste ist die Migräne ohne Aura.

Die Migräne mit Aura ist eine Sonderform, unter der etwa zehn bis 15 Prozent der Betroffenen leiden.

Migräne mit Aura

Bei dieser Form der Migräne haben die Betroffenen Ausfallerscheinungen, am häufigsten im visuellen Bereich, bevor die Kopfschmerzen einsetzen. Diese Sehstörungen bezeichnen Experten als „visuelle Aura“, die etwa 15 bis 30 Minuten anhält.

Betroffene nehmen sie als Flimmern vor den Augen (Flimmerskotome), als helle Zacken, die sich immer weiter ausdehnen (Fortifikationen) wahr. Oft beginnen diese Phänomene in der Mitte des Gesichtsfeldes und breiten sich beidseitig aus. Haben sie die größte Ausdehnung erreicht, lassen sie nach und der Kopfschmerz kommt.

Neben den visuellen Störungen können als Aura-Symptome auch Sprechstörungen auftreten oder halbseitige Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle entstehen. Diese halten meist nicht länger als eine Stunde an. Es gibt aber auch eine seltene Migräneform, bei der die Aura, also die Ausfallerscheinungen, bis zu einer Woche anhalten.

Chronische Migräne

Eine Migräne wird dann als chronisch bezeichnet, wenn in mindestens drei aufeinanderfolgenden Monaten an je 15 oder mehr Tagen Kopfschmerzen aufgetreten sind, davon an mehr als sieben Tagen migräneartigen Schmerzen. Die chronische Migräne ist nicht zu verwechseln mit schmerzmittelinduzierten Kopfschmerzen, die entstehen, wenn jemand zu häufig Schmerzmittel einnimmt, also mehrmals pro Woche plus an mehr Tagen als vorgesehen oder nötig (prophylaktische Einnahme).

Die chronische Migräne ist selten, laut Deutscher Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft haben sie 0,2 bis 1,5 Prozent der Menschen weltweit.

Familiär hemiplegische Migräne (FHM)

Die familiäre hemiplegische Migräne kommt ebenfalls nicht sehr häufig vor. Bezeichnend für diese Migräneform ist, dass während der Attacke der Betroffene halbseitig komplett gelähmt ist (hemi = halb; Plegie = Lähmung). Diese Lähmung hält eine halbe Stunde bis Stunde an, manchmal auch länger. Ursache sind wohl verschiedene Gendefekte, weshalb Wissenschaftler je nach vorliegendem Defekt zwischen drei Formen der FHM unterscheiden.

Basiläre Migräne

Die basiläre Migräne oder auch Basilarismigräne kommt sehr, sehr selten vor, ist dafür aber umso heftiger. Sie macht sich mitunter in Bewegungsstörungen, Tinnitus, Schwindel, Seh- und Hörstörungen, Doppelbildern und eventuell Lähmungserscheinungen bemerkbar. Grund ist, dass sich die Arteria basilaris, die Kleinhirn und Hirnstamm mit Blut versorgt, vorübergehend verkrampft und dadurch nicht genug Blut in die zu beliefernden Hirnregionen gelangt.

Retinale Migräne

Diese Migräneform tritt nicht oft auf, wenn dann aber hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen. Sie beginnt mit Augenflimmern, vorübergehender Blindheit oder Gesichtsfeldausfällen – etwa eine Stunde bevor der Kopfschmerz einsetzt. Die Beschwerden sind bei der retinalen, die Netzhaut (Retina) betreffenden, Migräne einseitig (sind beide Augen betroffen, sprechen Experten von opthalmoplegischer, die Augenmuskulatur lähmende, Migräne) und zeitlich begrenzt: bei Einsetzen des Kopfschmerzes, spätestens nach wenigen Stunden, verschwinden sie wieder.

Migraine sans migraine („Migräne ohne Kopfschmerzen“)

Dieser französische Begriff beschreibt eine Migräne ohne Kopfschmerzen. Es treten lediglich Aura-Symptome auf. Anders als bei der herkömmlichen Migräne gehen sie dem Kopfschmerz nicht voraus, sondern stehen für sich allein. Wer an einer Migräne mit Aura leidet, kann in seltenen Fällen (ca. 10 %) ab und zu eine solche Migräne ohne Kopfschmerzen bekommen.

Menstruelle Migräne

Diese Migräneart tritt bei Frauen um die Monatsblutung herum auf, typischerweise geht es zwei Tage vor der Periode los. Vermutlich hat das hormonelle Gründe, da der Spiegel des weiblichen Sexualhormons Östrogen kurz vor der Menstruation stark abfällt. Die Symptome sind die gleichen wie bei der Migräne mit oder ohne Aura, sie können aber etwas länger anhalten.

Bauchmigräne

Die Bauchmigräne (auch abdominelle Migräne genannt) äußert sich in regelmäßig auftretenden Bauchschmerzen, betroffen sind vor allem Kinder im Grundschulalter. Die abdominelle Migräne ist oft eine Vorstufe zur klassischen Migräne, auch wenn der kleine Patient keine Kopfschmerzen hat. Kinder mit abdomineller Migräne haben ein erhöhtes Risiko, später eine Kopfmigräne zu entwickeln. Die Bauchschmerzen, deren Zentrum um den Nabel herum liegt, treten plötzlich auf, oft begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Blässe sowie Lichtempfindlichkeit. Die Ursache für Bauchmigräne ist noch nicht geklärt.

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Migräne: Auslöser

Es gibt bestimmte Faktoren, äußerliche wie innerliche, die je nach Veranlagung eine Migräne-Attacke wahrscheinlicher machen oder auslösen können. Diese Faktoren heißen auch Migräne-Trigger. Da diese Trigger bei jedem Betroffenen andere sein können, ist es meist hilfreich, ein Schmerztagebuch zu führen, indem beispielsweise notiert wird, was der Betroffene gegessen hat, wie lange er geschlafen hat, ob es eine stressige Lebensphase oder ein hektischer Tag war und so weiter. Denn triggern kann eine Attacke vieles. Häufig entsteht eine Migräne durch:

  • Wetter (Föhn, Kälte) oder durch Höhenveränderungen
  • Stress, körperlicher (zum Beispiel nach Sport an der Belastungsgrenze) ebenso wie seelischer. Die Migräne tritt hier oft nicht während der Belastung auf, sondern in der Entspannungsphase danach.
  • Hormone, ein Beispiel ist die menstruelle Migräne, bei der vermutlich die Migräne um die Periode herum durch einen Östrogenabfall vor der Blutung entsteht. Bei anderen schlägt die Migräne um den Eisprungherum bevorzugt zu. Darüber hinaus können auch die Wechseljahre oder Hormonpräparate wie die Anti-Baby-Pille die starken Kopfschmerzen auslösen.
  • Bestimmte Lebensmittel wie beispielsweise Rotwein, Käse und Schokolade machen die Migräneanfälle wahrscheinlicher.
  • Lärm, Gerüche oder Flackerlicht (etwa in der Disco)
  • Einige Medikamente wie beispielsweise Potenzmittel oder bestimmte Präparate zur Behandlung von Herzkrankheiten können Migräneattacken triggern.

Migräne Ursachen

Vollständig geklärt sind die Ursachen einer Migräne bis heute nicht. Früher vermuteten Wissenschaftler, dass sich vor einer Migräne-Attacke die Blutgefäße im Gehirn erst verengen, was die Durchblutung reduziert, sich danach als überschießende Gegenreaktion wieder erweitern und es dadurch zum Kopfschmerz kommt. Diese Theorie ist nach neuesten Erkenntnissen allerdings nicht mehr haltbar.

Vielmehr spielen wohl Entzündungen an den Blutgefäßen im Gehirn eine Rolle, wenn ein Migräneanfall auftritt; ausgelöst durch eine Fehlfunktion von Botenstoffen (vor allem Serotonin), die die Gefäßwände im Gehirn durchlässig machen und bestimmte Blutbestandteile, etwa entzündliche Eiweißstoffe, freisetzen. Auch wie das Gehirn Schmerzsignale verarbeitet, könnte eine Rolle spielen. Keinen Einfluss auf die Migräneneigung scheint der Blutdruck zu haben. Zwar tendieren Menschen mit niedrigem Blutdruck eher zu Kopfschmerzen und sind generell schmerzempfindlicher als solche mit hohem Blutdruck, wie eine norwegische Studie ergab. Dies scheint sich jedoch nicht auf Migränekopfschmerz übertragen zu lassen.

Studien zeigen außerdem, dass Migräne vererbbar ist. Faktoren wie Stress können ebenfalls Migräne entstehen lassen. Hormonpräparate sind eine weitere Ursache, manche Frauen bekommen zum Beispiel Migräne durch die Pille.

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Ist es Migräne – ein Test

Für einen Facharzt ist es vergleichsweise einfach die Diagnose Migräne zu stellen, da die Symptome in der Regel eindeutig sind. Er wird einige Fragen stellen, um herauszufinden, was die Kopfschmerzen triggern könnte und kann bei Bedarf weiterführende Untersuchungen durchführen, zum Beispiel bildgebende Verfahren wie eine Computer- oder Kernspintomographie des Schädels und Gehirns.

Hilfreich für die Diagnose und anschließende Therapie ist es, wenn der Betroffene über einige Zeit hinweg ein Schmerztagebuch führt.

Darüber hinaus haben Betroffene die Möglichkeit, mittels eines Tests für zu Hause herauszufinden, ob es sich um Migräne oder Spannungskopfschmerzen handelt. Solche Kurztests gibt es im Internet, sie beinhalten meist Fragen wie:

  • Sind die Kopfschmerzen sehr stark?
  • Sind die Schmerzen einseitig?
  • Sind Sie licht- und lärmempfindlich?
  • Ist Ihnen übel?
  • Halten die Kopfschmerzen über mehrere Stunden oder Tage an?
  • Werden die Schmerzen bei Anstrengung stärker?

Migräne: Welcher Arzt ist der richtige?

Erster Ansprechpartner beim Verdacht auf Migräne ist meist der Hausarzt. Er kann die Symptome richtig deuten und behandeln. Gegebenenfalls kann er Sie auch an einen Facharzt überweisen, das ist bei Migräne ein Neurologe.

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Dies kann sinnvoll sein, wenn die Therapie nicht anschlägt, der Hausarzt bei der Diagnose Schwierigkeiten hat oder Sie Symptome wie Schwindel oder Sprachstörungen aufweisen. Bei chronischer Migräne oder wenn die Schmerzen immer schlimmer werden, kann er Sie auch an einen spezialisierten Schmerztherapeuten überweisen. Vermutet der Hausarzt, dass die Kopfschmerzen andere Ursachen haben, zum Beispiel eine Nasennebenhöhlenentzündung oder Probleme mit den Augen, ist ein HNO-Arzt oder ein Facharzt für Augenheilkunde der richtige Ansprechpartner.

Manche Betroffene gehen (zunächst) trotz Migränebeschwerden nicht zum Arzt. Spätestens wenn folgende Symptome sich zeigen, sollten Sie das aber tun bzw. einen Notarzt rufen:

  • Der Kopfschmerz wird immer stärker.
  • Der Kopfschmerz wird begleitet von Fieber, Krämpfen, Doppelbildern, Hautausschlag, Verwirrtheit, einem steifen Nacken oder Sprachstörungen.
  • Der Kopfschmerz ist Folge einer Schädelverletzung (beispielsweise nach einem Sturz).
  • Der Kopfschmerz tritt plötzlich und heftig auf bzw. stärker als gewohnt auf.

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Migräne behandeln

Eine Migräne lässt sich nicht heilen. Es gibt mittlerweile aber verschiedene Möglichkeiten, die Migräne zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen so gut wie möglich zu erhalten. Für die Migräne-Therapie stehen zum Beispiel verschiedene Medikamente zur Verfügung, die den Kopfschmerz und/oder die Begleiterscheinungen verringern sollen. Neben solchen Migräne-Mitteln gibt es noch alternative Methoden und Hausmittel, die bei Attacken helfen können.

Migräne mit Medikamenten behandeln

Welche Medikamente zum Einsatz kommen, hängt unter anderem davon ab, wie stark die Schmerzen sind. Bei leichten bis mittelschweren Schmerzen genügen manchmal rezeptfreie Präparate, beispielsweise Tabletten mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Paracetamol. Insbesondere die Wirksamkeit von Acetylsalicylsäure bei Migräne konnte durch mehrere Studien belegt werden. Betroffene sollten bereits bei den ersten Anzeichen von Migräne ein Arzneimittel, das ASS enthält, einnehmen. So lässt sich die Intensität der Schmerzphase meist wirksam reduzieren. Präparate zum Kauen oder zum Auflösen wirken bei Migräne oft besonders schnell.

Besprechen Sie aber vorher mit Ihrem Arzt, ob es in Ordnung ist, bei Migräne diese Schmerzmittel zu nehmen.

Sind solche Medikamente zu schwach, um die Migräne in den Griff zu bekommen, kann der Arzt stärkere Mittel verschreiben. So kommen bei starker Migräne oft Triptane zum Einsatz. Das sind Wirkstoffe, die den körpereigenen Botenstoff Serotonin imitieren. Sie regulieren die Weite der Blutgefäße und unterbrechen so den Migräneanfall. Darüber hinaus wirken Triptane auch gegen Begleiterscheinungen wie Übelkeit oder Erbrechen. Bei der akuten Therapie kommen unter anderem die Wirkstoffe Sumatriptan, Almotriptan, Zolmitriptan, Eletriptan und Rizatriptan zum Einsatz. Sie sind als Tabletten und Nasenspray erhältlich, können aber auch subkutan (also unter die Haut injiziert) verabreicht werden. Falls die Therapie mit Triptanen keine ausreichende Wirkung zeigt, kann es sinnvoll sein, das Triptan mit einem Schmerzmittel zu kombinieren. Vor allem die Kombination von Sumatriptan und Naproxen hat sich bislang als wirksam erwiesen.

Die Medikamente sollten früh in der Kopfschmerzphase eingenommen werden. Patienten, die an einer Migräne mit Aura leiden, sollten ein Triptan jedoch erst nach dem Abklingen der Aura und mit dem Beginn der Kopfschmerzen anwenden, sonst ist das Medikament nicht wirksam.

Aber Vorsicht: Triptane sollten Sie nicht zu oft, also nicht öfter als zweimal pro Tag bei einer Migräne-Attacke einnehmen. Außerdem gilt für Schmerzmittel und Triptane: Die Einnahme sollte maximal an zehn Tagen im Monat erfolgen, sonst können die Präparate einen Dauerkopfschmerz (medikamenteninduzierten Kopfschmerz) verursachen. Bestehen die Migränekopfschmerzen auch noch am elften oder zwölften Tag in dem Monat, sollten Sie die Beschwerden daher ohne Medikation durchstehen.

Um die Begleiterscheinungen der Migräne zu lindern, können Sie spezielle Migränemittel nach Absprache mit dem Facharzt manchmal auch mit Schmerzmitteln oder Mitteln gegen Übelkeit kombinieren. Antiemetika sind Präparate, die Übelkeit und Erbrechen unterdrücken, sie enthalten etwa den Wirkstoff Metoclopramid oder Domperidon.

Das Übelkeitsmedikament sollten Sie zuerst einnehmen, denn es sorgt dafür, dass Migräne- und Schmerzmittel im Körper bleiben und durch die Magen-Darm-anregende Wirkung verteilen sich durch ein solches Medikament die beiden anderen auch schneller.

Noch etwas wackelig ist die Datenlage, ob bei Migräne Magnesium einen vorbeugenden Effekt haben kann. Manchen Betroffenen scheint es – einigen kleineren Studien zufolge – zu helfen, aber nicht jedem.
In Kooperation mit Jan Meier

Migräne ist mehr als nur ein Kopfschmerz.

In Kooperation mit Jan Meier, Facharzt für Anästhesiologie und Spezielle Schmerztherapie

Die Erkrankung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der auch die körperlichen und psychischen Aspekte einer Migräne berücksichtigt. Mit gezielter Diagnostik und maßgeschneiderten Therapien helfen wir Betroffenen, wieder ein schmerzfreieres Leben zu führen.

Medikamentöse Therapie von Kindern und Jugendlichen

Bei einer kurzen Migräneattacke (höchstens drei Stunden lang) können die Kopfschmerzen des Kindes durch Kühlen der Stirn und der Schläfen sowie durch die Gabe eines Schmerzmittels (am besten mit dem Wirkstoff Ibuprofen, ansonsten mit Paracetamol) behandelt werden. Außerdem sollte das Kind ausreichend Ruhe und Schlaf bekommen.

Bei Jugendlichen ab dem 12. Lebensjahr können Triptane mit dem Wirkstoff Sumatriptan und Zolmitriptan als Nasenspray zum Einsatz kommen.

Medikamentöse Therapie in der Schwangerschaft/ Stillzeit

Im ersten und zweiten Trimenon der Schwangerschaft können Migräneattacken mit Medikamenten, die Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen enthalten, behandelt werden. Im dritten Trimenon dürfen diese Präparate jedoch nicht mehr verwendet werden.

Gegen Übelkeit und Erbrechen können Medikamente, die den Wirkstoff Metoclopramid enthalten, zum Einsatz kommen. Schwangere und Stillende sollten allerdings jede Anwendung von Medikamenten einmal mit ihrem Gynäkologen besprechen.

Während der Stillzeit sollten leichte Migräneattacken möglichst nicht medikamentös, sondern durch Kühlen der Stirn und Schläfen, Ruhe und Entspannung behandelt werden. Wenn stillende Mütter doch ein Medikament einnehmen möchten, sollten sie ein Präparat mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen auswählen. Ist die Anwendung nur kurzzeitig, ist eine Stillpause nicht erforderlich. Auch Tripane mit dem Wirkstoff Sumatriptan oder Eletriptan sind während des Stillens erlaubt. Antiemetika mit dem Wirkstoff Metoclopramid oder Dimenhydrinat sind hingegen in dieser Zeit tabu. Denn die Substanzen können in die Muttermilch gelangen und Nebenwirkungen beim Säugling auslösen.

Stimulation der Nerven

Eine weitere Behandlungsmethode, die bei Migräne zum Einsatz kommt, ist die Nervenstimulation. Hierbei werden Reize auf das Nervensystem übertragen, so soll die Schmerzweiterleitung im Gehirn beeinflusst werden. Hierzu werden beispielsweise über Elektroden auf der Kopfhaut elektrische Impulse ans Gehirn gesendet. Es können auch einzelne Nerven stimuliert werden, zum Beispiel der Nervus trigeminus, der fünfte Hirnnerv, und der Nervus vagus, der zehnte Hirnnerv. So kann der Patient beispielweise ein kleines Gerät, das elektrische Impulse abgibt, am Hals im Bereich der Halsschlagadern aufsetzen, dort verläuft der Nervus vagus ziemlich nah an der Hautoberfläche. Wenn der Nervus vagus bei Beginn einer Migräneattacke durch Strom stimuliert wird, kann der Patient bereits nach einer halben bis einer Stunde schmerzfrei werden, zeigte eine italienische Studie 2017.

Neue Therapien für Migräne-Geplagte

Mit modernen Medikamenten, elektrischer Stimulation und neuen Empfehlungen zum Lebensstil erweitern sich die Möglichkeiten der Therapie von Migräne.

Dr. Stefanie Förderreuther, Oberärztin an der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München

Förderreuther ist zertifizierte Expertin für Kopf- und Gesichtsschmerzen und war bis 2022 Präsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft sowie Leitlinien-Autorin.

Frau Dr. Förderreuther, Sie haben die S1-Migräne-Leitlinie zusammen mit anderen Experten überarbeitet. Diese empfiehlt neue Medikamente. Welche sind das?

Das relevanteste ist Lasmiditan, das seit 1. März 2023 in Deutschland verfügbar ist. Das Akutmedikament hat eine ähnliche Wirkung wie Triptane, stellt aber die Blutgefäße nicht eng. Damit steht Migränepatienten, die wegen eines hohen Gefäßrisikos keine Triptane einnehmen dürfen, eine neue Substanz zur Verfügung. Natürlich kommt es aber auch für Patienten in Frage, die auf Triptane und andere Akutmedikamente nicht ausreichend ansprechen. Was man wissen muss: Lasmiditan wirkt direkt im Gehirn und kann deshalb Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder Benommenheit auslösen. Bislang gibt es keine Vergleichsstudien, aber wahrscheinlich ist es so wirksam wie die Triptane.

Gibt es neue nicht-medikamentöse Therapien?

Zur Vorbeugung ist die elektrische Stimulation eines Astes des Trigeminusnervs an der Stirn ein gutes Zusatzverfahren oder Alternative zu Medikamenten. Täglich angewendet, verzeichnen Patienten einen Rückgang ihrer Migränetage. Auch unter einer akuten Attacke sind in Untersuchungen mit dieser Stimulation mehr Patienten schmerzfrei geworden als in der Vergleichsgruppe, die eine Scheinstimulation erhielt. Die Behandlung macht ein Britzeln an der Stirn und tut nicht weh. Leider zahlen die Kassen die rund 380 Euro für das Gerät noch nicht.

Welche Änderungen des Lebensstils sind effektiv?

Alle Studienergebnisse zeigen, dass die Kombination einer nichtmedikamentösen Prophylaxe wie eine Entspannungstechnik oder Ausdauersport mit einem medikamentösen Verfahren deutlich wirksamer ist als jedes Verfahren für sich. Wer einen langen Atem hat und kontinuierlich dreimal die Woche 30 Minuten Sport macht, kann auch nach zwölf Monaten noch die Anzahl seiner Migräneattacken verringern.­

Interview: Franziska Wiegard

Migräne: Diese Hausmittel können helfen

Was hilft auf sanfte Weise bei Migräne? Es muss nicht immer die Chemiekeule sein, auch nicht bei Migräne. Zumindest bei weniger starken Attacken können auch Hausmittel oder alternative Methoden manchmal die Beschwerden lindern. Wissenschaftlich belegt ist dies allerdings nicht.

  • Kaffee: Bei leichteren Migräneanfällen kann eine Tasse starker Kaffee mit dem Saft einer halben Zitrone lindernd wirken. Das Koffein wirkt auf die Blutgefäße im Gehirn, das Vitamin C in der Zitrone kann dabei helfen, die Produktion eines körpereigenen Botenstoffes zu erhöhen, der den Kopfschmerz reduziert. Aber Achtung: Kaffee kann ab einer bestimmten Menge (regelmäßig sechs Tassen pro Tag) auch ein Migräne-Auslöser sein!
  • Wärme oder Kälte: Einige Betroffene fühlen sich besser, wenn sie der Migräne mit Wärme zu Leibe rücken. So kann beispielsweise ein warmes Bad mit Rosmarin- oder Fichtennadel-Zusatz die Muskeln entspannen und die Durchblutung anregen. Andere sprechen besser auf Kälte an. Eine kühle Kompresse auf der Stirn oder ein Arm- oder Fußbad mit kühlem Wasser hilft, die geweiteten Blutgefäße zu verengen.
  • Bewegung: Gemäßigtes, aber regelmäßiges Ausdauertraining kann helfen, Migräne-Attacken zu verhindern. Noch ist aber nicht bekannt, ob das daran liegt, dass die Bewegung eine Art Entspannungsverfahren darstellt, oder ob die Migräne-Anfälle deshalb ausbleiben, weil das Training das körpereigene System der Schmerzregulierung anregt. Das heißt, der Körper ist in der Lage, besser auf einen Vorgang wie die Anbahnung einer Migräne zu reagieren.
  • Alternative Heilmethoden: Methoden wie Akupunktur oder manuelle Migränebehandlungen können eine Migränetherapie unterstützen.

Migräne: Ernährung

Migräne und Ernährung hängen zusammen, im positiven wie im negativen Sinne. So können bestimmte Lebensmittel Attacken wahrscheinlicher machen, andere helfen, sie zu verhindern, oder je nach aufgenommener Menge mal so, mal so wirken. Generell halten Experten Nahrungsmittel als Trigger aber für überschätzt, wenngleich sie ein sogenannter Co-Auslöser sein können. Das heißt, sie können in Kombination mit anderen Faktoren eine Attacke wahrscheinlicher machen.

Wichtig ist zunächst einmal, dass Sie, wenn Sie unter Migräne leiden, regelmäßig essen und trinken. Denn fällt der Blutzuckerspiegel ab, kann das einen Anfall triggern. Auf Verdacht irgendwelche Lebensmittel zu meiden, von denen Sie gehört haben, dass sie Migräne auslösen können, ist weder sinnvoll noch notwendig. Besser: Schreiben Sie in einem Schmerztagebuch auf, was Sie gegessen und wann Sie eine Attacke bekommen haben. So können Sie Zusammenhänge feststellen und mit einem Arzt oder Ernährungsberater Ihre Ernährung entsprechend zusammenstellen.

Ebenso wie es grundsätzlich keine verbotenen Nahrungsmittel gibt, gibt es keine Migräne-Diät; also eine bestimmte Ernährungsform, die gegen Migräne hilft. Was geht und was nicht, ist bei jedem Betroffenen unterschiedlich, und hängt auch davon ab, in welcher Kombination und Phase Sie Lebensmittel X oder Y zu sich nehmen.

Einige Lebensmittel scheinen jedoch häufiger Migräneanfälle auszulösen als andere. Dazu gehören unter anderem:

  • Rotwein
  • Käse
  • Schokolade
  • koffeinhaltige Getränke (oder ein Koffeinentzug)
  • Milchprodukte
  • bestimmte Früchte, etwa Bananen
Konservierungsstoffe wie Nitrate in Würstchen oder konservierten Wurstwaren oder Geschmacksverstärker wie Glutamat (etwa in manchen Tütensuppen oder Brühwürfeln) können auch eine Migräne-Attacke auslösen.

Generell gilt auch für Menschen mit Migräne: Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit frischen, vollwertigen, möglichst unverarbeiteten Produkten und ausreichend ungesättigten Fettsäuren. Die beeinflussen nämlich die Zusammensetzung der Blutfettwerte und wirken entzündungshemmend.

 

Migräne: Den Feind im Kopf bekämpfen (Podcast #66)

Zu Gast im Podcast: Dr. Stefanie Förderreuther, Fachärztin für Neurologie mit den Schwerpunkten Kopfschmerz und Migräne am Klinikum der LMU München

Mehr Infos zur Folge

Vielleicht kennst du das auch: Man schließt sich stundenlang in einen ruhigen, dunklen Raum ein und wartet, dass der Kopfschmerz endlich besser wird. Migräne betrifft fast jeden vierten Menschen in Deutschland und kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Das muss aber nicht sein, erklärt Migräne-Patientin Sabrina Wolf. Sie hatte früher oft 20 Migräne-Tage im Monat, heute sind es nur noch sechs. Wie sie das geschafft hat und wie ihr Alltag mittlerweile aussieht, berichtet sie in dieser Folge.

Außerdem sprechen wir mit Dr. Stefanie Förderreuther, Fachärztin für Neurologie mit den Schwerpunkten Kopfschmerz und Migräne am Klinikum der LMU München, über die Trigger einer Migräneattacke, neue Behandlungsmethoden, die ohne Medikamente auskommen, und die Wichtigkeit der Migräne-Prophylaxe.

Und: Wir fragen nach, warum deutlich mehr Frauen als Männer an Migräne leiden.

Migräne in Schwangerschaft und Stillzeit

Bei manchen Frauen entwickelt sich erst in der Schwangerschaft eine Migräne. Genauer gesagt: in der Frühschwangerschaft (1. und 2. Trimenon/Trimester). Bei einigen Frauen, die schon vor der Schwangerschaft Migräne hatten, bessert sich diese, was wohl auf die Hormonumstellung zurückzuführen ist. Sie kommt meist jedoch bald nach der Geburt zurück. Aber: Experten glauben, dass Stillen möglicherweise vor Migräne schützt.

Aus Angst vor Fehlbildungen oder anderen Gefahren für ihr ungeborenes Kind, haben viele werdende Mütter Angst, der Migräne mit Medikamenten zu Leibe zu rücken. Laut Leitlinie lässt sich im 1. und 2. Trimester Migräne noch mit Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Ibuprofen behandeln, ab dem 3. Trimenon sollte das aber aufhören. Triptane sind nicht zugelassen in der Schwangerschaft. Paracetamol galt lange als sicheres Mittel in der Schwangerschaft, es liegen aber aktuelle Studien vor, aufgrund derer, laut Leitlinie, „Paracetamol nur dann gegeben werden sollte, wenn es Kontraindikationen für Acetylsalicylsäure gibt“. Das ist beispielsweise der Fall, wenn eine werdende Mutter keine Acetylsalicylsäure bekommen darf, weil sie im 3. Trimester die Blutungszeit verlängern oder die Wehentätigkeit hemmen könnte.

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Migräne bei Kindern

Migräne kommt bei Kindern relativ selten vor. Rund vier bis fünf Prozent haben Attacken, die sich bei jedem zweiten Kind in der Pubertät auswachsen. Bei Kindern verlaufen Migräne-Attacken anders als bei Erwachsenen und sind oft nach zwei Stunden vorbei. Manchmal dauern sie aber auch zwei Tage.

Ein Kind, das Migräne hat, will für gewöhnlich nicht spielen oder lernen. Es ist blass, möchte schlafen. Beim Aufwachen ist dann meist alles wieder gut.

Anders als bei Erwachsenen spüren Kinder den Migräneschmerz oft beidseitig, teils mit Aura, wobei Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel stärker ausgeprägt sein können als beim Erwachsenen. Einige Kinder haben auch Bauchmigräne (siehe Abschnitt „Migräne-Formen“), die später zu Kopfmigräne wird.

So sehr Sie Ihrem Kind bei Migräne auch helfen möchten: Geben Sie ihm keine frei verkäuflichen Schmerzmittel, diese könnten zu stark sein und schwere Schäden anrichten. Paracetamol oder Ibuprofen sollten in Ordnung sein, sprechen Sie aber sicherheitshalber vorher mit Ihrem Kinderarzt. Der kann gegebenenfalls auch stärkere Mittel verschreiben.

In vielen Fällen helfen den Kindern auch Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung, und achten Sie darauf, dass Ihr Kind genug Schlaf, Bewegung und regelmäßige Mahlzeiten bekommt. Auch ein geregelter Tagesablauf mit eingeplanten Ruhemomenten kann helfen, Migräne-Attacken zu verhindern.

Migräne: Prophylaxe

Angenehmer, als die Migräne zu bekämpfen, wenn sie mal da ist, ist es, sie gar nicht erst zu bekommen. Es gibt tatsächlich Wege, um einer Migräne vorzubeugen.

Es stehen einige Medikamente zur Verfügung, die dabei helfen, die Attacken seltener, kürzer und weniger intensiv auftreten zu lassen. Hierzu gehören Präparate wie:

  • Betablocker (hemmen bestimmte Enzyme und Rezeptoren, die an der Entstehung von Migräne beteiligt sind)
  • Kalziumantagonisten (wirken Verkrampfungen der Gefäße entgegen und können so Migräne vorbeugen)
  • Antiepileptika (hemmen die Krampfbereitschaft des Gehirns)
  • (trizyklische) Antidepressiva
  • Monoklonale Antikörper (sie docken etwa an ein bestimmtes Eiweiß im Körper an, das gefäßerweiternd wirkt und an Entzündungsreaktionen bei Migräne beteiligt ist, und blockieren so den Signalweg der Migräne)

Eine solche medikamentöse Prophylaxe kommt besonders dann infrage, wenn:

  • die Behandlung der Anfälle bisher nicht befriedigend verlief,
  • Sie mehr als drei Migräneattacken pro Monat haben,
  • die Anzahl der Anfälle zunimmt,
  • Ihre Lebensqualität stark eingeschränkt ist und/oder
  • Sie zum Beispiel wegen der Migräne oft krankgeschrieben sind.

Ihr Arzt wird dann mit Ihnen zusammen die passenden Medikamente ermitteln.

Medikamente sind aber nicht die einzige Möglichkeit, um Migräneanfälle zu verhindern. So kann es zum Beispiel hilfreich sein, Entspannungstechniken (beispielsweise Progressive Muskelentspannung) zu erlernen, regelmäßig Ausdauersport zu betreiben oder eine Akupunktur durchführen zu lassen. Auch Biofeedback und kognitive Verhaltenstherapie haben bei der Vorbeugung von Migräne bereits gute Erfolge erzielt. Beim Biofeedback nimmt der Patient Körpervorgänge bewusster wahr und trainiert, diese zu steuern. In der Verhaltenstherapie lernen Migränepatienten, wie Gedanken, Gefühle und Verhalten das Schmerzempfinden beeinflussen und wie sie mit den Kopfschmerzen besser umgehen können.

Achten Sie darauf, dass Sie ausreichend und regelmäßig schlafen und ebenso regelmäßig essen und trinken.

Führen Sie ein Schmerztagebuch, so können Sie Trigger ermitteln und vermeiden, zum Beispiel, indem Sie die Türklingel leiser stellen oder bestimmte Lebensmittel nicht mehr essen. Manchen Menschen hilft auch ein Stressbewältigungstraining, um die Migräne besser in den Griff zu bekommen.

Migräne mit Botox therapieren

Bei chronischer Migräne ist laut Leitlinie auch eine Therapie mit Botulinumtoxin A (BoNT-A) (besser bekannt als Botox) möglich. Es kommt dann zum Einsatz, wenn Betroffene nicht ausreichend „auf prophylaktische Migränemedikation angesprochen oder diese nicht vertragen haben“. Das Botox soll die Muskulatur im Nacken- und Kopfbereich lockern und verhindern, dass ein bestimmter Neurotransmitter (Acetylcholin) und mit ihm die Reizübertragung gehemmt wird.

Botox ist nur bei chronischer Migräne wirksam. Die Behandlung wird in der Regel mit einer Dosierung von 155 Einheiten begonnen. Das Ziel der Therapie ist, eine Besserung der Migräne um mindestens 30 Prozent zu bewirken. Um dies zu erreichen, kann der Arzt auch eine höhere Dosierung (195 Einheiten) einsetzen. Die Botox-Verabreichung sollte auf jeden Fall durch einen Neurologen erfolgen, der viel Erfahrung mit der Therapie von chronischen Kopfschmerzen besitzt.

Das Botox sollte über zwei bis drei Behandlungszyklen im Abstand von drei Monaten angewendet werden. Spricht der Patient gut auf die Therapie an, kann man das Intervall auf vier Monate ausdehnen und bei weiterem guten Verlauf auch einen Auslassversuch machen.

Eine Migräne-Therapie mit Botulinumtoxin A ist jedoch vergleichsweise teuer, gesetzliche Krankenversicherungen übernehmen die Kosten für gewöhnlich nicht. Zudem ist noch nicht bekannt, ob Botox eine sogenannte krankheitsmodifizierende Wirkung hat, also das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten kann.

Quellen
  • S1-Leitlinie: Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne (Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG)); Stand: Oktober 2022
  • Hagen, K et al.: Blood pressure and risk of headache: a prospective study of 22 685 adults in Norway; Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry; DOI: 10.1136/jnnp.72.4.463
  • Dalet, R: Rökan bei Kopfschmerzen und Migräne; Springer Verlag; 1992
  • Ruscheweyh, R et al.: Therapie der chronischen Migräne mit Botulinumneurotoxin A – Expertenempfehlung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft; Der Nervenarzt; 2018; DOI: 10.1007/s00115-018-0534-0
  • Stam, A H et al.: Shared genetic factors in migraine and depression; Neurology; 2010; DOI: 10.1212/WNL.0b013e3181cbcd19
  • von Luckner, A & Riederer, F: Magnesium in Migraine Prophylaxis—Is There an Evidence‐Based Rationale? A Systematic Review; Headache; 2017; DOI: 10.1111/head.13217
  • Pressemeldung Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V.: Bauchmigräne: Individuelle Auslöser durch Bauchschmerztagebuch ermitteln; 25.01.2017
  • Online-Informationen Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe: www.schlaganfall-hilfe.de; Abruf: 17.04.2023
  • Online-Informationen Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: Symptome, Phasen und Erkrankungsbild bei Migräne; unter: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de; Abruf: 17.04.2023
  • Online-Information der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: Was ist Migräne?; unter: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de; Abruf: 17.04.2023
  • Online-Information der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: Migräne mit Aura: Bei ungewöhnlichen Symptomen an Schlaganfall denken; unter: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de; Abruf: 17.04.2023
  • Online-Informationen Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG): www.dmkg.de; Abruf: 17.04.2023
  • Online-Informationen Migräneliga Deutschland e.V.: Ernährung und Migräne: www.migraeneliga.de; Abruf: 17.04.2023
  • Online-Informationen Migräneliga Deutschland e.V.: Migräne-Therapie heute; www.migraeneliga.de; Abruf: 17.04.2023
  • Online-Informationen Kliniken Köln: www.kliniken-koeln.de; Abruf: 17.04.2023

 

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