Definition: Was ist eine Demenz?
Demenz ist der Oberbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, die mit einem Verlust von kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Das Wort Demenz leitet sich vom lateinischen „Demens“ ab und bedeutet „weg vom Geist“ oder „ohne Geist“. Bei einer Demenz-Erkrankung ist anfangs das Kurzzeitgedächtnis gestört, später auch das Langzeitgedächtnis. Im späten Stadium sind an Demenz erkrankte Menschen rund um die Uhr auf Hilfe im Alltag und Pflege angewiesen.
Die häufigste Demenzform ist die Alzheimer-Erkrankung. Hierbei sterben Nervenzellen im Gehirn ab. Das beantwortet auch gleich die häufig gestellte Frage nach dem Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz. Die Antwort lautet: Alzheimer ist eine Form der Demenz. Theoretisch lassen sich diverse Demenz-Formen voneinander abgrenzen (siehe unten). In der Realität ist es oft komplizierter, eine Diagnose zu stellen, da auch Mischformen auftreten.Demenz einfach erklärt:
- Eine primäre Demenz ist eine eigenständige Erkrankung, die im Gehirn entsteht. Die häufigste primäre Demenz ist die Alzheimer-Krankheit.
- Eine sekundäre Demenz tritt als Folge einer anderen Erkrankung (zum Beispiel Alkoholsucht) auf.
- Bei allen Demenzformen kommt es zu einer Verschlechterung des Gedächtnisses und/oder anderer Hirnfunktionen. Auch Veränderungen der Persönlichkeit können vorkommen.
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Demenzformen
Es gibt verschiedene Demenzformen: Als primäre Demenz bezeichnen Experten alle Demenzarten, die ihren Ursprung im Gehirn haben. Es sind – bis jetzt unheilbare – Erkrankungen, die mit dem Absterben von Nervenzellen einhergehen.
Dazu zählen zum Beispiel:
- die Alzheimer-Erkrankung, bei der nach und nach Nervenzellen und deren Verbindungen untereinander absterben, wodurch das Gehirn schrumpft.
- vaskuläre Demenzen (aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn),
- die Frontotemporale Demenz (hier sterben nach und nach Nervenzellen in Stirn- und Schläfenlappen des Großhirns ab. Das sind Bereiche, die unter anderem Emotionen und Sozialverhalten kontrollieren),
- und die Lewy-Körperchen-Demenz (bei der sich Eiweißreste in den Nervenzellen der Großhirnrinde ablagern).
Eine andere Einteilung bezieht sich auf den Hirnbereich, wo die Demenz auftritt:
- kortikale Demenz und
- subkortikale Demenz
Demenz: Ursachen
Die meisten Demenzen zählen zu den primären Demenzen. Das heißt, ihr Ursprung liegt darin, dass im Gehirn Nervenzellen absterben. Die Ursache hierfür ist abhängig von der Form der Demenz und bei manchen Demenzen nicht abschließend geklärt.
Mögliche Ursachen der häufigsten Demenzen:
- Das Demenz-Risiko steigt generell mit zunehmendem Alter. Betroffene sind in der Regel älter als 65 Jahre.
- Selten ist die Demenz vererbbar. So kann eine genetische Veränderung beispielsweise dazu führen, dass sich im Gehirn sogenannte Plaques (Ablagerungen) bilden, die Alzheimer begünstigen.
- Ein hoher Alkoholkonsum kann die Entstehung einer Demenz begünstigen, weil er die Blutgefäße schädigen und den Blutdruck in die Höhe treiben kann. Beides erhöht das Risiko von Gefäßverschlüssen sowie Durchblutungsstörungen und damit das für eine (vaskulären) Demenz.
- Eine vaskuläre Demenz entsteht, wenn Teile des Gehirns nicht mit mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden können und dadurch Schaden nehmen. Als wichtigste Ursachen gelten daher Faktoren, die das Risiko von Gefäßerkrankungen, Gefäßverschlüssen und Durchblutungsstörungen erhöhen. Sie kann sich zudem nach einem Schlaganfall entwickeln. Verstopft, reißt oder platzt dabei ein Gefäß, wird das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet und Nervenzellen sterben ab.
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Demenz: Symptome
Langfristig schwinden bei Betroffenen die geistigen Fähigkeiten. Welche weiteren Symptome auftreten, hängt von der Art der Erkrankung ab. Keine Sorge: Schusseligkeiten wie der vergessene Wohnungsschlüssel, immer wieder die Brille zu verlegen oder generelle Gedächtnisprobleme im Alter müssen nicht gleich erste Anzeichen für eine Demenz sein.
Woran aber lässt sich eine Demenz erkennen?
- Zu den Frühsymptomen zählt nicht nur, dass das Gedächtnis des Betroffenen nachlässt, sondern auch das Schwinden seiner kognitiven Fähigkeiten. Je nach Demenzform und -verlauf kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen. Betroffene vergessen, was sie vor kurzem getan (etwa zu Mittag gegessen) oder gesagt haben. Und es fällt ihnen schwer(er) einfache Alltagsdinge zu bewältigen , die ihnen vorher keine Probleme bereitet haben. Beispiele hierfür sind das Führen eines Bankkontos oder die selbständige Bewältigung des eigenen Haushalts.
- Anzeichen für eine Demenz können auch Orientierungsprobleme sein. Betroffene finden sich beispielsweise in ihrer eigenen Umgebung nicht mehr gut zurecht oder verlaufen sich auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause.
- Weitere mögliche Symptome sind Sprach- und Wortfindungsprobleme. Demenzkranken Menschen fallen selbst einfache Begriffe nicht mehr ein, wodurch Unterhaltungen mit ihnen immer schwieriger werden.
- Viele haben mit Müdigkeit und Schlafproblemen zu kämpfen. Bei Menschen mit Demenz verändert sich oftmals das Schlafmuster – sie nicken tagsüber oft ein und haben abends trotz früher Müdigkeit Einschlafprobleme. Nachts sind die REM-Phasen verkürzt und sie gelangen kaum mehr in einen Tiefschlaf. Nicht selten kommt es im Verlauf daher zur Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus.
- Sogar typische Verhaltensweisen und selbst die Persönlichkeit können sich verändern: Manche Menschen, die an Demenz leiden, werden lustlos, teilnahmslos, ängstlich oder boshaft, aggressiv und haben Wutausbrüche. Andere ziehen sich zurück und nehmen nicht mehr wie vorher am sozialen Leben teil.
- Betroffene streiten Fehler und ihre nachlassenden Fähigkeiten oft ab und wollen die Erkrankung nicht wahrhaben.
Spezielle Alzheimer Symptome
Bei Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, schrumpft das Gehirn. Betroffene haben zuerst Probleme mit ihrem Kurzzeitgedächtnis.
- Sie vergessen Essentielles („Was habe ich vorhin gegessen?“ „Was wurde im Gespräch gerade erzählt?“) und können sich nur mit Mühe konzentrieren. Dinge werden an ungewohnte Orte gestellt (z.B. die Zahnbürste in den Kühlschrank).
- Auffallende Wortfindungsstörungen und Orientierungsschwierigkeiten zählen ebenfalls zu den Frühsymptomen von Alzheimer. Betroffene vergessen Namen oder finden nicht mehr vom Supermarkt nach Hause zurück. Später wird auch die zeitliche Orientierung zum Problem.
- Viele Alzheimer-Patienten haben Schwierigkeiten, Gerüche zu erkennen.
- Schreitet die Alzheimer Demenz voran, lässt das Langzeitgedächtnis nach und länger entfernte Ereignisse verblassen. Betroffene erinnern sich kaum noch an Vergangenes und erkennen selbst ihnen nahestehende Menschen wie den Ehepartner, Kinder oder die besten Freunde nicht mehr.
- Im Spätstadium bauen Alzheimer-Patienten extrem ab. Sie sind Tag und Nacht auf Hilfe angewiesen.
Spezielle Symptome für eine vaskuläre Demenz
Die vaskuläre (Blutgefäße betreffende) Demenz ist eine Form der Demenz, bei der es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommt – vor allem in den kleinen Gefäßen. Sie kann schubweise voranschreiten oder sehr plötzlich nach einem Schlaganfall auftreten.
- Ob und welche Symptome sich zeigen, hängt von der Art und dem Ort der Schädigung im Gehirn ab. Die Anzeichen zeigen sich im Vergleich zu Alzheimer meist früher. Allerdings bleibt Betroffenen das Langzeitgedächtnis länger erhalten.
- Manchen fällt es schon in der Frühphase der vaskulären Demenz schwer, aufmerksam zuzuhören, zusammenhängend zu sprechen, die richtigen Worte zu finden und sich zu orientieren, wodurch ihr Umfeld sie schnell als verwirrt wahrnimmt. Dazu kommen Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.
- Patienten wechseln aufgrund der Hirnschädigungen manchmal rasch zwischen Lachen und Weinen – auch ohne die dazu gehörigen Emotionen zu fühlen.
- Es fällt ihnen oft schwer, sich zu konzentrieren, sie haben Schwierigkeiten mit einfachen Alltagsdingen, die ihnen vorher keine Probleme bereitet haben. Sie können etwa ihren Haushalt oder ihre Bankgeschäfte nicht mehr selbständig führen.
- Ihr Urteilsvermögen kann abnehmen.
- Mitunter fühlen sie sich antriebslos bis hin zur Teilnahmslosigkeit.
- Später können neurologische Ausfälle wie Unsicherheit beim Gehen, eine Verlangsamung und Störungen verschiedener Reflexe vorkommen. Betroffene neigen zu Stürzen. Auch Taubheitsgefühle und Lähmungen können Symptome der vaskulären Demenz sein. Betroffene verlieren die Kontrolle über Darm und Blase. Sehstörungen und Depressionen kommen gehäuft vor.
Frontotemporale Demenz Symptome
Bei der Frontotemporalen Demenz (Morbus Pick) stehen Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen im Fokus.
- Davon betroffene Menschen sind typischer Weise leicht reizbar, aggressiv und benehmen sich unbeherrscht und unangenehm bis beschämend.
- Schreitet die Erkrankung voran, kommen Gedächtnis- und Sprachstörungen dazu.
Lewy-Körperchen-Demenz Symptome
Bei der Lewy-Körperchen-Demenz lagern sich Eiweißreste in den Nervenzellen des Gehirns ab.
- Diese Demenzformen führt relativ schnell zu heftigen Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Betroffene sehen Menschen oder Tiere, die gar nicht da sind. Seltener treten akustische Halluzinationen auf. Die Demenz-Kranken „hören“ Töne, Melodien oder Stimmen, die sonst niemand hört.
- Ihre Aufmerksamkeit und die Wachheit verändern sich schnell und stark im Tagesverlauf. Betroffene sind fit und aufmerksam, dann wieder apathisch, verwirrt und orientierungslos. Das Gedächtnis lässt nach (jedoch nicht so schnell wie bei der Alzheimer Demenz). Patienten schreien, sprechen oder bewegen sich im Schlaf.
- Dazu kommen bei vielen Betroffenen Parkinson-Symptome. Typisch sind beispielsweise eine erhöhte Muskelsteifigkeit (Rigor), Händezittern in Ruhe (Tremor), eine Verlangsamung der Bewegung (Akinese) und die Neigung zu Stürzen. Manche Erkrankte entwickeln eine Depression oder fallen in lange Tiefschlafphasen.
- Später treten Symptome wie Sprach- und Schluckstörungen auf.
Demenz: Verlauf
Eine Demenz verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich, weshalb es keine allgemeingültige Prognose geben kann. Zudem unterscheidet sich der Krankheitsverlauf je nach Form der Demenz. Während sich die vaskuläre Demenz in der Regel schubweise verschlechtert, lässt sich die Alzheimer-Demenz in drei Stadiengliedern, die fließend ineinander übergehen.
Zur groben Einstufung wird unter anderem der MMST (Mini-Mental-Status-Test) eingesetzt, der auch in klinischen Studien als Kriterium für die Schweregraddefinition der Demenz verwendet wird.
Nehmen wir als Beispiel die mit zwei Dritteln der Fälle am häufigsten vorkommende Alzheimer-Demenz:
- Im ersten Stadium nimmt der an Alzheimer-Demenz Erkrankte den schleichenden geistigen Abbau bewusst war. Er vergisst vieles, kann Neues nicht mehr gut lernen und die Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Dinge werden an ungewohnte Orte gestellt (z.B. die Zahnbürste in den Kühlschrank). Typisch sind Stimmungsschwankungen, sozialer Rückzug und Sprachschwierigkeiten. Die Orientierungsfähigkeit lässt nach – sowohl zeitlich, als auch räumlich. Für Betroffene ist es extrem beängstigend, erste Symptome bei sich zu bemerken. Viele reagieren beschämt bis aggressiv darauf.
- Mittel-Stadium: Die genannten Symptome nehmen zu und es wird für Betroffene immer schwieriger, den Alltag allein zu bewältigen. Sie können sich nicht mehr allein anziehen oder waschen und sind jetzt auf Hilfe angewiesen. Die Sprache funktioniert als Kommunikationsmittel zunehmend schlechter, sie wird undeutlich. Immer häufiger fehlt für Angehörige der Sinn hinter den weniger werdenden Worten. Das Gefühl für Zeit und die Fähigkeit, sich zu orientieren, verschwindet nun ganz. Demenz-Erkrankte können ihre Emotionen nicht mehr kontrollieren. Die Stimmungsschwankungen nehmen zu. Sie können je nach Typ und Situation in Aggressionen und Depressionen münden.
- Demenz letztes Stadium: Im Endstadium sind Alzheimer-Demenz-Erkrankte vollständig auf Pflege und Betreuung angewiesen. Sie erkennen selbst geliebte Menschen nicht mehr, können sich nicht mehr verständigen. Das Gehen fällt ihnen immer schwerer. Dazu kommen Schluckstörungen. Viele können ihre Blase und ihren Darm nicht mehr kontrollieren. Vereinzelt kommt es zu epileptischen Anfällen. Ist ein Patient bettlägerig, verschlechtert sich die Demenz in der Regel schnell. Zudem folgen häufig Infektionen wie eine Lungenentzündung, an der Betroffene sterben können.
Viele Alzheimer-Patienten und deren Angehörige bewegt die Frage nach der Lebenserwartung bei Demenz: Je nachdem, wann die Diagnose feststeht, liegt sie bei drei bis zehn Jahren – von den ersten Symptomen bis zum Tod des Patienten.
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Demenz: Diagnose
Um eine Demenz festzustellen, wird der Hausarzt zunächst ausführlich mit seinem Patienten – und nach Absprache eventuell auch mit seinen Angehörigen – sprechen. Er fragt den Betroffenen zum Beispiel:
- Wie gut können Sie sich etwas merken?
- Hat sich an Ihrer Stimmung und Ihrem Verhalten etwas verändert?
- Nehmen Sie Medikamente ein, und wenn ja, welche?
- Leiden Sie unter Vorerkrankungen?
Es folgen eine körperliche Untersuchung und Bluttests, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Wie etwa eine sekundäre Demenz durch einen starken Vitamin-B12-Mangel oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung.
Dazu kommen neurologische (das Nervensystem betreffende) Checks sowie bildgebende Verfahren wie ein MRT (Magnetresonanztomografie). Selten – etwa bei einem Verdacht auf eine Lewy-Körperchen-Demenz – ist eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder eine Single Photon Emission Computed Tomographie (SPECT) angezeigt. Diese nuklearmedizinischen Untersuchungen geben Aufschluss über Stoffwechsel- und Proteinveränderungen im Gehirn.Bei Verdacht auf Alzheimer kann eine Liquor-Diagnostik, also eine Untersuchung des Nervenwassers, Klarheit geben.
Wichtig zu wissen: Nur im Zusammenspiel von Gesprächen, Tests und Untersuchungen lässt sich eine Aussage treffen, ob und um welche Demenzform es sich möglicherweise handelt.
Demenz: Welcher Arzt?
Bei Verdacht auf eine Demenz, ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Bestätigt sich die Befürchtung, dass eine Demenz wahrscheinlich ist, wird der Arzt zu einem Termin bei einem Neurologen beziehungsweise Facharzt für Neurologie und/oder Psychiatrie raten. An vielen Kliniken gibt es außerdem Gedächtnis-Ambulanzen und -Sprechstunden, die sich auf die Diagnose und Therapie von Demenzen spezialisiert haben.
Da eine Demenz für Betroffene und ihre Familien extrem belastend sein kann, raten Ärzte dazu, sich früh an Spezialisten zu wenden, um einer Verschlechterung der Erkrankung entgegenzuwirken.
Demenz: Früherkennung
Ein wichtiger Baustein der Früherkennung einer Demenz ist die Untersuchung beim Hausarzt oder in einer Gedächtnis-Ambulanz. Neuropsychologische Demenz-Tests erfassen zudem die Hirnleistung des Betroffenen und geben Hinweise darauf, ob eine Demenz vorliegt und wenn ja, wie ausgeprägt sie ist. Wichtig: Jeder Test ist nur ein Puzzleteil, um sich der Diagnose anzunähern.
Ein in der Leitlinie empfohlener Test ist der Montreal Cognitive Assessment Test (MoCA). Er prüft Orientierung, Erinnerung, Sprache, Aufmerksamkeit sowie die Selbstregulation und Kontrolle von Verhalten.
- Dazu soll der zu Testende beispielsweise einen Kreis zeichnen und die zwölf Ziffern einer Uhr platzieren. Danach soll er einen bestimmten Zeitpunkt mit Stunden- und Minutenzeiger in der Uhr eintragen (Demenz Uhrentest). Diese Aufgabe gelingt nur, wenn der Patient die notwendige kognitive Leistungsfähigkeit (Erinnern, visuelle Orientierung etc.) besitzt. Ein Hinweis auf eine beginnende Demenz ist, wenn der Patient den Stundenzeiger richtig einzeichnet, den Minutenzeiger jedoch falsch platziert.
- Oder die Testperson muss sich vier Wörter merken, die nach einiger Zeit wiederholt werden. Dazu kommen einfache Rechenaufgaben. Oder er soll sagen, welches Datum heute ist sowie innerhalb einer Minute möglichst viele Wörter nennen, die mit "K" beginnen.
- Auch Depressionstests werden zur Früherkennung genutzt.
Demenz: Behandlung
Je früher eine Demenz-Therapie beginnt und je besser sie in den Alltag und zu den Neigungen des Patienten passt, desto höher sind die Erfolgsaussichten, den Demenz-Verlauf zu verzögern. Aber: eine primäre Demenz ist nicht heilbar. Vorhandene Schäden im Gehirn lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Der Behandlungsschwerpunkt liegt auf der bestmöglichen Lebensqualität für den Betroffenen.
Ob und welche Arzneimittel in Frage kommen, hängt von der Form und Schwere der Demenz ab. Bestimmte Medikamente können die Symptome mildern und bremsen.
Speziell bei der Alzheimer-Erkrankung gibt es zwei Mittel, die den Verlust des Gedächtnisses abbremsen können (Antidementiva):
- Acetylcholinesterase-Hemmer hemmen im Gehirn das Enzym, das den Nervenbotenstoff Acetylcholin abbaut, der wichtig ist für die Kommunikation der Nervenzellen untereinander. Alzheimer-Patienten bilden zu wenig davon. Deshalb hilft das Medikament im frühen Krankheitsstadium, die Hirnleistungen zu verbessern und länger zu erhalten.
- Memantin, ein Glutamat-Antagonist, wird im späteren Stadium eingesetzt. Er blockiert im Gehirn die Andockstellen für den Nervenbotenstoff Glutamat, von dem Menschen mit Alzheimer oft zu viel haben. Die Folge: Nervenzellen gehen zugrunde. Memantine können die Betroffenen vor den irreversiblen Schädigungen schützen.
- Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass bei bestehender Demenz Tabletten mit einem speziellen Extrakt aus Ginkgo-Blättern (Ginkgo biloba EGb761) das Gedächtnis verbessern können.
- Menschen mit Demenz entwickeln häufig depressive Verstimmungen. Ist das der Fall, kann der betreuende Arzt stimmungsaufhellende und antriebsteigernde Antidepressiva verschreiben.
- Leiden Menschen mit Demenz unter Sinnestäuschungen, Verfolgungswahn oder verändert sich ihr Verhalten und sie werden aggressiv und unruhig, können kurzzeitig Neuroleptika helfen.
- Bei Menschen mit vaskulärer Demenz gilt es, weiteren Gefäßschädigungen vorzubeugen. Bei erhöhten Fettwerten kann der Arzt Lipidsenker verschreiben. Auch ein erhöhter Blutdruck muss eingestellt werden.
Ein wichtiger Teil der Behandlung der Demenz sind zudem Therapien, die das Gedächtnis fördern, Fähigkeiten erhalten, das Selbstbewusstsein stärken und helfen, den Alltag zu bewältigen. Dazu zählen – abhängig von den Symptomen – folgende Ansätze:
- Spezielles Gedächtnis-Training, das den Betroffenen weder unter- noch überfordert. Dazu zählt die autobiographische Arbeit – beispielsweise, indem sich die Betreuungsperson mit dem von Demenz Betroffenen Fotoalben ansieht, um sich an früher zu erinnern. Die Bilder sollten als Erinnerungsstütze beschriftet sein.
- Verhaltenstherapie
- Ergotherapie
- Logopädie
- Begleitende Psychotherapie
- Realitätsorientierung mit Hilfsmitteln (wie etwa Notizzetteln oder beschrifteten Fotos) und die demenzgerechte Gestaltung des Zuhauses (auch Milieutherapie genannt)
- Physiotherapie und Gehtraining
- Musiktherapie
- Toilettentraining
Trotz all der unterstützenden Möglichkeiten können Menschen mit Demenz ihren Alltag irgendwann nicht mehr alleine bewältigen. Sie brauchen Unterstützung und Pflege. Wichtige, zu klärende Fragen sind dann zum Beispiel: Welche Hilfe braucht der Betroffene und wer kann sie leisten? Kommt eine Pflege zu Hause infrage und welche Alternativen gibt es?
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Umgang mit Demenz
Diagnose Demenz – Was soll ich jetzt tun? Wurde die Demenz-Erkrankung erkannt, ist das für Patienten und Angehörige zunächst ein Schock. Schließlich ist eine primäre Demenz nicht heilbar. Betroffene und ihr Umfeld müssen lernen, damit zu leben, dass die eigene Leistungsfähigkeit beziehungsweise die eines geliebten Menschen nun schrittweise nachlassen wird.
Unterstützung und Beratung zum Thema Demenz und den Umgang damit bieten zum Beispiel die Pflegekassen, Pflegestützpunkte, Wohlfahrtsverbände, Verbraucherzentralen oder Sozial- und Gesundheitsämter an.
Auch viele Gedächtnisambulanzen an großen Kliniken veranstalten Informations-Vorträge für Demenz-Patienten und deren Angehörige. Anlaufstellen für Menschen mit Alzheimer und deren Angehörige sind zudem die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. oder die Deutsche Seniorenliga.
Hier lernen Angehörige auch, wie sie am besten mit dem demenzkranken Patienten umgehen können.
Hilfreiche Kommunikationsregeln bei Demenz sind zum Beispiel folgende:
- Konkret raten Experten Angehörigen etwa, Blickkontakt zu halten, wenn sie mit dem Patienten sprechen. Kurze, einfache Sätze sind für Betroffene leichter verständlich.
- Stellen Sie möglichst Fragen, die mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten sind.
- Es ist zugegebenermaßen nicht immer leicht, aber umso wichtiger, geduldig und zugewandt zu bleiben. Selbst wenn vom Patienten immer wieder die gleichen Fragen kommen. Manchen Menschen mit Demenz helfen ergänzende Berührungen, um sich besser zu verständigen.
- Vermeiden Sie, den Patienten zurechtzuweisen und ihn zu kritisieren. Diskussionen führen in der Regel zu nichts, außer zu schlechter Stimmung.
Tipps für sinnvolle Beschäftigungen für Menschen mit Demenz:
- Fragen Sie sich als Angehörige: Was liegt dem Demenz-Patienten, was mag er gern und welche Aktivitäten waren ihm bislang wichtig? Welche Fähigkeiten gilt es so lange wie nur möglich zu erhalten?
- Beziehen Sie den Demenz-Patienten in den Alltag mit ein. Das können leichte Hausarbeit sein, ein Spaziergang oder Dinge, die ihm Freude machen.
- Hilfreich sind Erinnerungsstützen. Schauen Sie alte Fotos aus guten Zeiten an. Kommen neuere Bilder ins Spiel, raten Experten dazu, sie zu kommentieren, um beim Betroffenen ungute Gefühle zu vermeiden, falls er keine Erinnerung daran hat. Wer Namen und Datum aufs Foto schreibt, hilft zusätzlich.
- Wichtig: Der Fokus muss darauf liegen, Fähigkeiten, die der Demenz-Patient besitzt, zu üben und zu stärken. Etwas Neues zu lernen ist für Menschen mit fortschreitender Demenz kaum noch möglich.
Ein anderes herausforderndes Thema bei einer Demenz ist die Nahrungsverweigerung. Betroffene spüren oft weder Hunger noch Durst. Ärzte raten dazu, Mahlzeiten in angenehmer Atmosphäre zu gestalten und ihnen gut zuzureden, um sie zum Essen zu ermuntern.
Demenz – Hilfe für Angehörige:
- Unterstützung bei sozialen und rechtlichen Fragen bieten Sozialdienste, Beratungsstellen oder Selbsthilfeorganisationen an.
- Wo Angehörige von Demenz-Kranken eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe finden, erfahren sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).
- Brauchen Angehörige Hilfe bei der Pflege, können sie unter anderem durch ambulante Pflegedienste entlastet werden.
Eine bessere Orientierung im Krankenhaus hilft Menschen mit und ohne Demenz
Große Piktogramme, Uhren und mehr – eine demenzsensible Klinik kann Komplikationen nach einer OP verhindern. Vor allem das Delir.
Prof. Dr. Christine von Arnim, Leiterin der Geriatrie am Universitätsklinikum Göttingen sowie Initiatorin der Arbeitsgruppe Demenzsensibles KrankenhausOrientierung, Zeit und etwas mehr Menschlichkeit. Am Ende
sind es viele kleine Dinge, die eine große Wirkung entfalten. Das beginnt damit, wie man sich in der Klinik zurechtfindet. Bei uns sind alle Zimmer farblich markiert, die Nummern sind größer, und wir haben Piktogramme, die ohne Worte viel erklären. Oder große Uhren und Kalender in den Patientenzimmern, damit sich die Menschen nach einem Eingriff wieder in Raum und Zeit zurechtfinden. Zudem haben wir – im Rahmen einer Studie – niederschwellige Besuche und Begleitung angeboten. Zum Beispiel jemanden, der beim Essen einfach nur zur Ansprache am Tisch sitzt oder etwas am Bett vorliest. Das ist für jeden Patienten hilfreich. Wenn jemand aber Probleme mit dem Gedächtnis hat, ist das umso besser – und reduziert die Komplikationen nach einer OP wesentlich.
Vor allem das Delir. Also ein plötzlicher Verwirrtheitszustand. Er kann die Denkleistung vermindern, zu Stürzen führen und den Krankenhausaufenthalt wesentlich verlängern. In einer Studie haben wir vor Kurzem belegt, dass wir das Delirrisiko bei geplanten Eingriffen um 30 Prozent reduzieren konnten – und das senkt am Ende sogar die Ausgaben.
Ja, ein Delir zu behandeln, ist sehr kostenintensiv. Unser Konzept reduziert diese Kosten deutlich – weshalb die Chancen gutstehen, dass es künftig von Kassen getragen wird und mehr Kliniken demenzsensibel arbeiten können.
Interview: Christian Andrae
Demenz: vorbeugen
Und wie kann ich das Risiko für eine Demenz konkret senken?
Wichtig ist vor allem ein gesunder Lebensstil:
- ausreichend körperliche Bewegung,
- eine ausgewogene Ernährung,
- Rauchverzicht,
- maßvoller Alkoholgenuss
- soziale Kontakte zu anderen Menschen und Hobbies pflegen
- sowie die Behandlung von zugrunde liegenden Erkrankungen
Noch gibt es kein Medikament, das eine Demenz verhindern kann. Auch von Ginkgo-Mitteln zur Prävention raten viele Ärzte ab.
Quellen
- S1-Leitlinie: Vaskuläre Demenzen (Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)); Stand: 15.11.2016
- S3-Leitlinie: Demenzen (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz); Stand: 01.2016
- Online-Informationen Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Bundesärztekammer (BÄK): Patienteninformation: Demenz: www.awmf.org; Abruf: 01.03.2021
- Online-Informationen Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Bundesärztekammer (BÄK): Information für Angehörige: Demenz: www.awmf.org; Abruf: 01.03.2021
- Online-Informationen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: www.wegweiser-demenz.de; Abruf: 01.03.2021
- Online-Informationen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Weitere Demenzformen: www.wegweiser-demenz.de; Abruf: 01.03.2021
- Online-Informationen Amboss: www.amboss.com; Abruf: 01.03.2021
- Online-Informationen Stiftung Gesundheitswissen: www.stiftung-gesundheitswissen.de; Abruf: 01.03.2021
- Online-Informationen MSD Manual: www.msdmanuals.com; Abruf: 01.03.2021
- Online-Informationen Bundesministerium für Gesundheit: www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 01.03.2021