Gallensteine: Symptome
Gallensteine zu erkennen, ist nicht leicht und oft merken es Betroffene gar nicht, wenn sie welche haben. In drei von vier Fällen haben Personen mit Gallensteinen keine Beschwerden und die Gallensteine treten ohne Schmerzen auf.
In einigen Fällen verursachen die Gallensteine aber doch Symptome. Charakteristisch für Gallensteine sind krampfartige Schmerzen im Oberbauch. Ärzte nennen das eine Kolik. Die Schmerzen können in die Schulter ausstrahlen – meist ist die rechte Schulter betroffen – und sich auch bis in den Rücken ausweiten. Weiter kann es bei Betroffenen zu Fieber und Schüttelfrost kommen. Wenn einer der Gallensteine den Haupt-Gallengang blockiert, kann die Gallenflüssigkeit nicht abfließen und Betroffene können eine Gelbsucht entwickeln. Ihre Haut und die Augäpfel verfärben sich dabei gelblich, der Urin wird dunkler und der Stuhlgang heller. Wie bei vielen weiteren Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts kann es auch bei einem durch Gallensteine verursachten Leiden zu einem Völlegefühl, zu Blähungen, Durchfall, zu Übelkeit oder gar Erbrechen und Aufstoßen kommen.Die Symptome von Gallensteinen in der Übersicht:
- Krampfartige Schmerzen im Oberbauch (Kolik)
- Schulterschmerzen, Rückenschmerzen
- Völlegefühl, Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Aufstoßen
- Fieber (teilweise mit Schüttelfrost)
- Gelbsucht (gelbliche Verfärbung von Haut und Augäpfeln)
- Der Urin wird dunkler, der Stuhlgang wird heller und verfärbt sich dabei weißgrau bis grau
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Gallensteine entfernen
Verursachen die Gallensteine keine Beschwerden, sehen Ärzte meist keinen Grund, sie zu entfernen. In vielen Fällen bleibt es dabei, dass die Gallensteine auch im weiteren Verlauf keine Beschwerden verursachen.
Treten aber doch Symptome auf, beginnt der Arzt die Behandlung in der Regel damit, die Symptome zu lindern. Zur Therapie gibt er Medikamente gegen Schmerzen oder Entzündungen. Außerdem kann er eine Null-Diät verordnen.
Die eigentliche Behandlung der Gallensteine richtet sich anschließend danach, wo sich die Gallensteine befinden und wie groß sie sind. Sie können in der Gallenblase oder aber auch in den Gallengängen auftreten.
Gallensteine: OP
Treten die Schmerzen wiederholt auf oder stellt der Arzt fest, dass die Gallenblase entzündet ist, wird er vermutlich zu einer Entfernung der Gallenblase raten. Werden Gallensteine mit Medikamenten behandelt oder während einer Spiegelung entfernt, bilden sich leider oftmals neue Gallensteine.
Die Entfernung der Gallenblase nennen Ärzte eine Cholezystektomie. In der Regel ist der Eingriff minimalinvasiv – also nur mit sehr kleinen Schnitten ohne, dass die gesamte Bauchdecke geöffnet wird – und findet mittels einer Bauchspiegelung statt. Über vier kleine Schnitte in der Bauchdecke findet der Arzt Zugang zur Gallenblase und kann diese entfernen. Der Eingriff findet in der Regel ambulant statt, Operierte können noch am selben Tag nach Hause gehen. Die Dauer der OP beträgt zwischen 30 Minuten und einer Stunde.Etwa 95 bis 99 Prozent der Eingriffe können auf diesem Weg stattfinden. Nur in seltenen Fällen muss der Arzt die Bauchdecke weiter öffnen, etwa wenn sich dort gewisse Verwachsungen befinden. Dann muss der Eingriff stationär durchgeführt werden und die Regeneration wird etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. In Deutschland entfernen Ärzte jedes Jahr etwa 190.000 Gallenblasen.
Gallensteine: Medikamente
Medikamente nutzen Ärzte bei der Behandlung von Gallensteinen in den meisten Fällen dafür, die Symptome der Betroffenen zu lindern. So stehen schmerzlindernde und entkrampfende Medikamente gegen die Bauchschmerzen zur Verfügung. Ebenso gibt es Medikamente gegen Übelkeit oder ein unangenehmes Völlegefühl. Eher selten versuchen Ärzte die Gallensteine mit Medikamenten aufzulösen. Bestehen die Gallensteine aus Cholesterin und sind besonders klein, besteht die Möglichkeit mit dem Wirkstoff Ursodeoxycholsäure gegen sie vorzugehen. Die medikamentöse Behandlung dauert allerdings zwischen ein und zwei Jahren. Dabei werden die Gallensteine auch nicht komplett aufgelöst, sondern nur zu etwa höchstens drei Vierteln. In über der Hälfte der Fälle bilden sich innerhalb von fünf Monaten neue Gallensteine. Deswegen setzen Ärzte Medikamente nur sehr selten ein, um damit Gallensteine aufzulösen.ERCP Gallensteine
Befinden sich die Gallensteine im Gallengang, kann der Arzt sie während einer Endoskopie entfernen. Ähnlich einer Magenspiegelung führt er dabei einen langen, biegsamen Schlauch durch die Speiseröhre in den Magen, von dort in den Zwölffingerdarm und schließlich bis zur Mündung des Gallengangs. Hier spritzt der Arzt über den Schlauch ein Kontrastmittel. Der Ausgang der Gallenblase wird anschließend meist etwas aufgeschnitten. Mit speziellen Körbchen kann der Arzt die Gallensteine endoskopisch entfernen. Das Verfahren heißt Endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP). Auf das Zertrümmern der Gallensteine verzichten Ärzte dabei.ESWL
Die Extrakorporale Stosswellenlithotripsie (ESWL) wird zur Behandlung von Gallensteinen nur noch selten eingesetzt. Bei der ESWL werden Schallwellen in den Körper geleitet, um damit die Gallensteine zu zertrümmern. Das Verfahren gilt aber eher als veraltet. Bei anderen Leiden wird es noch häufiger eingesetzt, etwa zur Behandlung von Harnsteinen.
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Gallensteine: welcher Arzt?
Die erste Anlaufstelle ist in der Regel der Hausarzt. Er wird erste Tests durchführen und Betroffene gegebenenfalls zu einem Spezialisten überweisen. Sind die Symptome besonders stark und akut, können sich Betroffene auch direkt in eine Klinik begeben.
Die Frage, wann Betroffene zum Arzt gehen sollten, ist schnell beantwortet: wenn sie die Symptome eines Gallensteinleidens verspüren. Bei akuten Bauchschmerzen, die eventuell gar von Fieber oder Schüttelfrost begleitet werden, sollten sie direkt einen Arzt kontaktieren. Aber auch wenn die Beschwerden nicht von alleine wieder abklingen, empfiehlt es sich, den Ursachen nachzugehen.
Gallensteine: Ernährung
Die Ernährung spielt bei Gallensteinen eine wichtige Rolle. Zwar können Betroffene ihre Gallensteine nicht durch die richtige Ernährung auflösen und sie somit natürlich entfernen. Doch besonders, um der Entstehung von neuen Gallensteinen vorzubeugen, spielt es eine Rolle, was Betroffene essen.
Eine falsche Ernährung erhöht nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Gallensteine bilden. Eine besonders kalorienreiche Ernährung gilt, besonders in der Verbindung mit zu wenig Bewegung, als Risikofaktor für die Entstehung von Gallensteinen.
Auf sehr fetthaltige Lebensmittel sollte ebenfalls verzichtet werden, Gemüse und Obst eignen sich also eher zur Ernährung bei Gallensteinen als Schokolade. Ebenso sollten in der Ernährung ausreichend Ballaststoffe vorkommen.Wer seine Gallenblase bereits entfernt bekommen hat, sollte ebenfalls auf seine Ernährung achten. Eine spezielle Gallenschonkost oder bestimmte Hausmittel sind zwar nicht erforderlich. Es hilft dem Körper aber, wenn man mehrere kleine Mahlzeiten einnimmt, auf Frittiertes und Gegrilltes verzichtet und blähende Lebensmittel meidet.
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Was sind Gallensteine?
Gallensteine sind kleine Kristalle, die sich in der Gallenblase oder in den Gallengängen anlagern. Ihre Größe kann auf mehrere Zentimeter anwachsen. Ärzte sagen zu einem Gallenstein auch Cholelith. Haben sich mehrere Gallensteine angesammelt, sprechen Mediziner von einem Gallensteinleiden, auch Cholelithiasis genannt.
Gallensteine können sich im Körper an zwei Stellen ablagern: in der Gallenblase und in den Gallengängen. Am häufigsten finden sich die Gallensteine in der Gallenblase, Ärzte sprechen dabei von einer Cholezystolithiasis. Haben sich die Gallensteine hingegen in einem Gallengang angelagert, was etwa fünf bis zehn Prozent aller Fälle betrifft, handelt es sich um eine Choledocholithiasis.
Wie entstehen Gallensteine?
Das hängt davon ab, um welche Art von Gallensteinen es sich handelt. Hauptsächlich gibt es zwei verschiedene Arten von Gallensteinen, je nachdem, aus welchem Material sie sich bilden. Die einen bestehen zu großen Teilen aus Cholesterin (Cholesterinsteine), die anderen aus Bilirubin-Pigmentmaterial (Pigmentsteine).Cholesterinsteine entstehen, wenn der Anteil an Cholesterin im Verhältnis zu den übrigen Gallensäuren zu groß wird. Dann verklumpt das Cholesterin zu kleinen Kristallen und lagert sich ab. Die Pigmentsteine entstehen dadurch, dass im Körper zu viel des gelben Blutfarbstoffs Bilirubin gebildet wird, etwa bei einer Leberzirrhose. Sind zusätzlich die Abbauprozesse des Bilirubins gestört, können sich daraus ebenfalls kleine Ablagerungen bilden, die über die Zeit zu Gallensteinen wachsen.
Gallensteine können auch ohne Gallenblase auftreten, wenn Ärzte die Gallenblase bereits entfernt haben. Die Gallenflüssigkeit wird in der Leber auch weiterhin gebildet. Etwa in den Gallengängen können dann die Ablagerungen entstehen.
Gallensteine kommen in der Bevölkerung häufig vor. Etwa 15 Prozent aller Frauen und 7,5 Prozent der Männer haben Gallensteine. Je älter eine Person ist, desto höher ist auch das Risiko, dass sich Gallensteine bilden. Bei Frauen erhöht jede Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit noch zusätzlich.
Gallensteine: Ursachen
Auch die Ernährung scheint einen Einfluss zu haben. Genaueres zum Thema Ernährung bei Gallensteinen findet sich im Kapitel „Gallensteine: Ernährung“.
Für den englischsprachigen Raum haben Forscher die 6F-Regel aufgestellt, in der sie sechs Risikofaktoren zusammenführen. Die 6 Fs lauten:
- fat (übergewichtig)
- female (weiblich)
- fourty (älter als 40 Jahre)
- fertile (fruchtbar)
- fair (blond, hellhäutig)
- familiar (vererbbar, genetische Disposition)
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Gallensteine: Diagnose
Treten bei einem Betroffenen allerdings Symptome auf, können Ärzte manchmal schon anhand dessen ein Gallensteinleiden vermuten, was der Patient ihnen erzählt.
Um die Gallensteine zweifelsfrei feststellen zu können, führen die Ärzte in der Regel eine Untersuchung per Ultraschall durch. Selbst wenn die Gallensteine in der Gallenblase nur ein bis zwei Millimeter groß sind, können Ärzte sie bei einer Ultraschalluntersuchung sehen. Befinden sich die Gallensteine allerdings in den Gallengängen, sieht man sie auf einem Ultraschallbild meist nicht.
Zusätzlich zur Ultraschall-Untersuchung können Ärzte die Blutwerte des Patienten überprüfen. Ist die Gallenblase entzündet, sehen sie dies an den Blutwerten.
Kann die Diagnose nicht zweifelsfrei gestellt werden, kann der Arzt zusätzlich eine Endoskopie durchführen. Bei einer Endoskopie führt der Arzt einen dünnen Schlauch, an dessen Ende sich eine Kamera befindet, in den Körper des Patienten ein und kann sich verschiedene Regionen direkt anschauen. Zur Diagnose von Gallensteinen kann er mit einer solchen Kamera vom Magen aus in den Haupt-Gallengang schauen und dort eventuell jene Gallensteine sehen, die ihm bei der Ultraschall-Untersuchung verborgen blieben. Gegebenenfalls kann er sie im Rahmen einer Endoskopischen retrograden Cholangio-Pankreatikographie (ERCP) gleich entfernen.
Gallensteine: gefährlich?
In den meisten Fällen sind Gallensteine nicht gefährlich. Drei von vier Betroffenen merken nicht, dass sie Gallensteine haben.
In einigen Fällen können Gallensteine aber doch ernstere Komplikationen nach sich ziehen. Etwa wenn ein Gallenstein den Ausgang der Gallenblase verschließt. Die Gallenflüssigkeit kann dann nicht abfließen, was zu einer Entzündung der Gallenblase führen kann. Unbehandelt kann die Gallenblase eitern und es kann sogar zu einem Durchbruch der Gallenblasenwand kommen. In extremen Fällen kann das zu einer Bauchfellentzündung führen, die wiederum in seltenen Fällen tödlich verlaufen kann.
Auch kann eine Verstopfung des Haupt-Gallengangs, bei der die Gallenflüssigkeit nicht abfließen kann, zu einer Gelbsucht führen. Zusätzlich kann sich der Gallengang entzünden.Werbung
Gallensteine: vorbeugen
Der beste Weg, um der Entstehung von Gallensteinen vorzubeugen, ist ein gesunder Lebensstil. Einerseits helfen Bewegung und ein Gewicht im Normalbereich das Risiko einzuschränken. Andererseits trägt eine ausgewogene und gesunde Ernährung dazu bei, die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass sich Gallensteine bilden. Genaueres zum Thema Ernährung bei Gallensteinen findet sich im Kapitel „Gallensteine: Ernährung“.
Besonders nach einer Magenbypass-Operation ist das Risiko erhöht, dass sich Gallensteine bilden. Um die Bildung von Gallensteinen zu vermeiden, können Ärzte bestimmte Medikamente verordnen, die der Entstehung von Gallensteinen vorbeugen.
Quellen
- S3-Leitlinie: Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen (Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten(DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- undViszeralchirurgie (DGAV)); Stand: Datum 04.06.2020
- Piper, W: Innere Medizin; Springer-Verlag; 2. Auflage 2013
- Prinz, C: Basiswissen Innere Medizin; Springer-Verlag; 1. Auflage 2012
- Online-Informationen Das Gastroenterologen-Portal: www.dasgastroenterologieportal.de; Abruf 04.06.2020
- Online-Informationen Berufsverband der Niedergelassenen Gastroenterologen Deutschlands e.V.: www.magen-darm-aerzte.de; Abruf 04.06.2020
- Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de; Abruf 04.06.2020
- Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf 04.06.2020