- Definition: Ein bösartiger Tumor an den Eierstöcken, es gibt verschiedene Arten von Ovarialkarzinomen - je nach Zelltyp, von dem sie ausgehen; viele Tumoren am Eierstock sind aber gutartig, z.B. Zysten
- Urschen und Risiken: Genaue Ursache ist unbekannt, aber es gibt Risikofaktoren, z.B. BRCA-Mutation, Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit, Hormonersatherapie, starkes Übergewicht; bekannt sind auch schützende Faktoren, z.B. viele Geburten, lange Stillzeiten oder die Anti-Baby-Pille
- Symptome: Im Anfangsstadium meist keine, daher wird Eierstockkrebs oft erst spät im fortgeschrittenen Stadium entdeckt; möglich sind Schmerzen im Unterleib, Zunahme des Bauchumfangs oder Verdauungsstörungen
- Diagnose: Krankengeschichte, gynäkologische und Tastuntersuchung, bildgebende Verfahren wie Ultraschall, CT oder MRT, Tumormarker; danach Einteilung des Tumors je nach Stadium und Aggressivität
- Behandlung: Hängt immer vom Stadium, der Ausbreitung und Aggressivität ab; meist Operation, bei fortgeschrittenen Tumoren zusätzlich Chemo und zielgerichtete Medikamente
- Nachsorge: Jetzt auf verschiedene Krankheitssituationen zugeschnitten, z.B. nach Abschluss der Erstbehandlungen, Abschluss der Rezidiztherapie oder nach fünftem Jahr nach der Krebsdiagnose („Survivorship“)
- Verlauf: Hängt vom Stadium, der Ausbreitung und Aggressivität ab, aber Eierstockkrebs ist oft aggressiv und wächst schnell
- Lebenserwartung und Prognose: eher ungünstig, weil Eierstockkrebs aufgrund fehlender Symptome meist spät diagnostiziert wird; Lebenserwartung ist vermindert, im Frühstadium sind die Heilungsschancen aber gut
- Vorsorge: Keine speziellen Früherkennungsprogramme, es gibt „Schutzfaktoren“, die das Erkrankungsrisiko vermindern, aber keine gezielte Vorbeugung möglich. Bei BRCA-Mutation: Möglichkeit der Entfernung von Eierstöcken.
Was ist Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs ist ein bösartiger Tumor an den Eierstöcken. Der medizinische Fachbegriff dafür ist Ovarialkarzinom. Die Eierstöcke (Ovarien) gehören zu den weiblichen Geschlechtsorganen. Sie setzen sich aus verschiedenen Typen von Zellen und Geweben zusammen. Aus allen kann sich Eierstockkrebs entwickeln. Ärzte unterscheiden beim Ovarialkarzinom verschiedene Arten – je nach Zelltyp, aus dem sich der Krebs entwickelt hat:
- Epitheliale Tumoren haben ihren Ursprung in der obersten Zellschicht. Sie machen ungefähr 90 Prozent aller Ovarialkarzinome aus.
- Seltener sind sogenannte Keimstrangstromatumoren, die sich aus dem Stützgewebe bilden.
- Außerdem gibt es Keimzelltumoren, die sich aus den Eizellen im Eierstock entwickeln. Sie kommen sehr selten vor und können schon Kinder und junge Frauen betreffen.
Viele Tumoren am Eierstock sind gutartig. Ein Beispiel sind Zysten, mit denen viele Frauen zu tun haben. Nur äußerst selten entwickelt sich Eierstockkrebs aus einer Zyste. Forscher nehmen an, dass bei Frauen mit vielen Zysten in den Eierstöcken hormonelle Faktoren das Risiko für ein Ovarialkarzinom steigern könnten.
Eierstockkrebs: Häufigkeit und Alter bei Erkrankung
Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt in seinem Bericht „Krebs in Deutschland“ (2023) folgende Zahlen zur Häufigkeit von Eierstockkrebs und dem Alter bei der Erkrankung an:
- Ungefähr 1 von 74 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs.
- Die Erkrankungs- und Sterberaten nehmen in Deutschland seit der Jahrtausendwende weiter deutlich ab.
- Im Jahr 2020 erkrankten 7.180 Frauen neu an einem Ovarialkarzinom.
- Im Schnitt waren Frauen bei der Diagnose 68 Jahre alt.
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Eierstockkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von Eierstockkrebs sind nicht bekannt. Vermutlich gibt es auch nicht „die eine“ Ursache, sondern mehrere Faktoren müssen zusammenspielen, damit Krebs entsteht. Eine Krebserkrankung wie der Eierstockkrebs beginnt in der Regel damit, dass sich das Erbgut (die DNA) einer Zelle verändert. Sie entartet (mutiert) und wird zur Krebszelle. Dann kann sie sich unkontrolliert teilen und vermehren.
Wie bei vielen anderen Krebsarten spielt auch beim Eierstockkrebs das Alter eine wesentliche Rolle. Die Wahrscheinlichtkeit, dass bei der Zellteilung Fehler passieren, nimmt mit den Lebensjahren zu. So ist das Alter zwar nicht die Ursache von Eierstockkrebs, aber ein wichtiger Risikofaktor diese Krebserkrankung. Dies gilt für viele andere Krebsarten auch.
Daneben gibt es noch andere Risikofaktoren für Eierstockkrebs, bei denen Forscher einen Zusammenhang vermuten oder diskutieren. Wie sie genau das Risiko erhöhen, ist bei manchen Faktoren noch ein Gegenstand der Forschung.
- Gene: Veränderungen (Mutationen) in den „Brustkrebsgenen“ BRCA1 und BRCA2 erhöhen das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs. Diese Gene sind gut erforscht. In solchen Hochrisikofamilien treten beide Krebsarten gehäuft auf (auch Brustkrebs beim Mann). Das Eierstockkrebs-Risiko liegt für Trägerinnen des BRCA1 bei 44 Prozent und für BRCA2 bei etwa 17 Prozent, berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Bekannt sind inzwischen noch andere Risikogene, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erhöhen.
- Kinderlosigkeit und Unfruchtbarkeit – wie diese Faktoren genau risikoerhöhend wirken, ist noch nicht aufgeklärt. Forschende gehen zum Beispiel davon aus, das jeder Eisprung das Krebsrisiko etwas erhöhen könnte. Bei einer Schwangerschaft fällt der Eisprung über viele Monate aus, bei Kinderlosigkeit nicht.
- Hormonersatztherapie (HRT) nach der letzten Regelblutung (Menopause); die Hormone regen das Zellwachstum an.
- Übergewicht (Body-Mass-Index): Fettleibigkeit (Adipositas) im Erwachsenenalter ist offenbar mit einem erhöhten Risiko für Eierstockkrebs verbunden. Das Fettgewebe produziert ebenfalls Hormone, zum Beispiel Östrogene.
- Bei Frauen mit vielen Zysten in den Eierstöcken steigern vermutlich hormonelle Faktoren das Risiko.
- Wenn Frauen schon an Brustkrebs, Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) oder Darmkrebs erkrankt sind.
- Wenn enge Verwandte wie Mutter oder Schwester an Eierstockkrebs erkrankt sind.
- Asbest – bei einem beruflichen Kontakt mit Asbest müssen Ärztinnen und Ärzte ihren Verdacht auf eine Berufskrankheit melden, etwa an den Unfallversicherungsträger.
Umgekehrt haben Forscher auch einige Faktoren identifiziert, die wahrscheinlich das Risiko für Eierstockkrebs senken können. Hormonelle Faktoren und die Einwirkung von Hormone auf den Körper spielen hier wieder mit, aber der genaue Mechanismus dahinter wird noch erforscht.
Schützende Faktoren für ein Ovarialkarzinom können sein:
- Viele Schwangerschaften (weniger Eisprünge) und Geburten
- Längere Stillzeiten
- Einnahme oraler Verhütungsmittel (Anti-Baby-Pille) – sie hemmen den Eisprung. Forscher vermuten, dass jeder Eisprung das Eierstockkrebsrisiko leicht erhöhen könnte.
- Sterilisation
Eierstockkrebs: Symptome treten erst spät auf
Eierstockkrebs ist gefährlich, weil er oft aggressiv ist und lange Zeit keine Symptome verursacht. Weil im Anfangsstadium typische und deutlich wahrnehmbare Eierstockkrebs-Symptome fehlen, suchen viele Frauen erst spät einen Arzt auf und der Tumor bleibt lange Zeit unentdeckt. Oft ist das Ovarialkarzinom dann schon weit fortgeschritten. Bösartige Tumoren an den Eierstöcken finden im Becken und Bauchraum ausreichend Platz, um zu wachsen und sich auszudehnen – ohne Symptome zu verursachen.
Erste Anzeichen treten meist erst im Spätstadium auf. So finden Ärzte rund 75 Prozent der Fälle von Eierstockkrebs erst im fortgeschrittenen Stadium.
Eierstockkrebs erkennen: mögliche Symptome
Die folgenden Beschwerden können Anzeichen für Eierstockkrebs sein, vor allem wenn sie erst kürzlich erstmals aufgetreten sind oder sich verstärkt haben:
- Ihr Bauchumfang nimmt zu, obwohl Sie kein Gewicht zulegen. Der Grund ist, dass sich im Bauch Wasser ansammelt und Ödeme bilden; Ärzte sprechen von Bauchwassersucht oder Aszites, die oft im Spät- oder Endstadium von Eierstockkrebs auftritt. Aber: Ein dicker Bauch ist kein sicheres Anzeichen für Eierstockkrebs. Er kann viele andere und harmlosere Gründe haben.
- Eierstockkrebs kann Schmerzen verursachen, allen voran unklare Bauchschmerzen.
- Blutiger Ausfluss aus der Scheide zwischen den Menstruationen oder nach den Wechseljahren kann ein Symptom bei Eierstockkrebs sein.
- Verdauungsprobleme, etwa Völlegefühl, Blähungen und dicker Bauch – größere Tumoren schränken die Darmfunktion ein.
- Sie müssen häufiger Wasserlassen als sonst – Eierstockkrebs kann die Funktion des Harntrakts stören.
- Sie verlieren Gewicht, ohne dass es dafür eine Erklärung gibt.
- Sie fühlen sich allgemein müde, abgeschlagen und erschöpft.
Achten Sie darauf, ob diese Symptome wieder nach kurzer Zeit von selbst abklingen oder länger bestehen bleiben. Falls Sie unsicher sind, suchen Sie besser immer Ihren Arzt auf, um die Beschwerden abklären zu lassen. Es muss nicht zwangsläufig Eierstockkrebs dahinter stecken, sondern es gibt noch viele andere (harmlose) Möglichkeiten für die Beschwerden. Aber: Wenn Ärzte den Eierstockkrebs frühzeitig erkennen, sind die Behandlungsmöglichkeiten besser und die Heilungschancen steigen.
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Eierstockkrebs: Diagnose
Eierstockkrebs erkennen: Gespräch liefert erste Hinweise
Am Anfang Ihres Arztbesuches steht immer ein ausführliches Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte, das erste Anhaltspunkte für die Ursache Ihrer Beschwerden liefert. Ihr Gynäkologe wird Ihnen einige Fragen stellen, zum Beispiel:
- Welche Beschwerden haben Sie genau und seit wann?
- Wie stark sind die Symptome ausgeprägt?
- Gibt es Krebserkrankungen in Ihrer näheren Verwandtschaft, allen voran Brustkrebs (auch bei Männern möglich) und Eierstockkrebs? Einige Gene – sie haben die Bezeichnung BRCA1 und BRCA2 – erhöhen nicht nur das Risiko für Brustkrebs, sondern auch für Eierstockkrebs.
- Wie viel wiegen Sie? Übergewicht scheint ein Risikofaktor für das Ovarialkarzinom zu sein.
- Haben Sie Kinder, wenn ja: wie viele? Kinderlosigkeit und Unfruchtbarkeit erhöhen das Risiko für diese Krebsart, viele Geburten und lange Stillzeiten senken es.
An das Gespräch schließen sich weitere Untersuchungen an, um den Verdacht auf Eierstockkrebs zu erhärten oder die Erkrankung auszuschließen.
Folgende Untersuchungen führt Ihr Arzt durch:
- Tastuntersuchung/Spiegeluntersuchung: Ihr Arzt tastet die Geschlechtsorgane von außen über den Bauch sowie von innen über die Scheide ab. Veränderungen lassen sich mit den Händen gut erspüren. Mit Spiegeln dehnt der Arzt die Wände der Scheide vorsichtig auf und sieht sich die Geschlechtsorgane an.
- Vaginaler Ultraschall (Sonografie): Beim Verdacht auf Eierstockkrebs ist ein Ultraschall ratsam. Ihr Arzt führt eine Ultraschallsonde in die Scheide ein. So lassen sich alle Geschlechtsorgane und besonders die Eierstöcke gut untersuchen und ihr Zustand auf dem Monitor beurteilen.
- In der Regel werden auch spezielle Blutwerte bestimmt. Der Tumormarker CA 125 spielt beim Ovarialkarzinom eine Rolle, weil der Wert meist erhöht ist. Allerdings kann dieser Tumormarker auch bei anderen gutartigen Erkrankungen erhöht sein. Er ist also noch kein Beweis für Eierstockkrebs.
Wenn die Untersuchungsergebnisse den Verdacht auf Eierstockkrebs erhärtet haben, folgen weitere Untersuchungen, um spezielle Fragen zu beantworten:
- Computertomographie (CT) – eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen
- Magnetresonanztomografie (MRT) – eine Untersuchungsmethode, die mit Hilfe starker Magnetfelder arbeitet. Die MRT liefert hochaufgelöste Schichtbilder.
- Positronen-Emissions-Tomografie (PET) – die Methode macht Bereiche im Körper sichtbar, deren Stoffwechsel besonders aktiv ist, z.B. bei Krebszellen
Mit diesen bildgebenden Verfahren können Ärzte beurteilen, wie weit sich der Eierstockkrebs im Bauch und Becken ausgebreitet hat. Die Aufnahmen zeigen auch, ob womöglich eine ganz andere Krebserkrankung hinter den Beschwerden steckt.
Diagnostische Operation bei Eierstockkrebs
Im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen sichern Ärzte die Diagnose nicht durch die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) ab, sondern führen gleich eine Operation durch. Diagnostische Operation heißt dieses Vorgehen. So lässt sich die Eierstockkrebs-Diagnose endgültig stellen. Manchmal stellen Ärzte aber auch fest, dass der Tumor gutartig ist. Ärzte finden außerdem heraus, um welche Art von Eierstockkrebs es sich handelt. Operatives Staging ist der Fachausdruck dafür. Während der OP nehmen Ärzte meist gleich die erste Behandlung vor.Diagnose Eierstockkrebs: Tumorart und Stadien
Eierstockkrebs kann von verschiedenen Zelltypen ausgehen, weshalb es auch unterschiedliche Formen bei dieser Krebsart gibt. Unter dem Mikroskop können Pathologen diese Art des Ovarialkarzinoms näher bestimmen. Etwa neun von zehn Tumoren der Eierstöcke gehen vom obersten Deckgewebe (Epithel) der Eierstöcke aus. Sie lassen sich – je nach Zellmerkmalen – noch weiter unterteilen. Sogar direkt von den Eizellen selbst kann der Eierstockkrebs ausgehen (Keimzelltumoren), vor allem bei jüngeren Frauen unter 45 Jahren.
Darüber hinaus unterscheiden Ärzte verschiedene Stadien bei Eierstockkrebs (Staging). Dafür setzen sie das TNM-System und die FIGO-Klassifikation ein. Die Abkürzung TNM steht für T=Tumorgröße, N=Node (Anzahl befallener Lymphknoten) und M= Metastasen (ja/nein). Hinter dem Kürzel FIGO verbirgt sich die Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique.
Stadien bei Eierstockkrebs: TNM- und FIGO
TNM | FIGO | |
---|---|---|
T1 | Der Krebs ist auf die Eierstöcke begrenzt | I |
T2 | Der Tumor erstreckt sich auf einen oder beide Eierstöcke sowie auf das Becken | II |
T3 | Der Krebs betrifft einen oder beide Eierstöcke, hat das Bauchfell außerhalb des Beckens und/oder die Lymphknoten im kleinen Becken sowie entlang der Hauptschlagader (Aorta) befallen | III |
T4 | Es sind Fernmetastasen nachweisbar (mit Ausnahme des Bauchfells), zum Beispiel in Leber, Milz, Brustfell, Gehirn oder Knochen | IV |
Eierstockkrebs: Wie schnell wächst er?
Pathologen untersuchen das während der Operation entnommene Krebsgewebe auf bestimmte Merkmale. Im Zentrum steht die Frage, wie sehr sich die Krebszellen von gesundem Gewebe unterscheiden. Grading ist der Fachbegriff dafür. Folgende Einteilung gibt es:
- G1 (gut differenziert): Die Krebszellen sind gesundem Eierstockgewebe noch sehr ähnlich; die Wachstumsgeschwindigkeit ist niedrig und der Krebs gilt als weniger aggressiv.
- G2 (mäßig differenziert): Das Krebsgewebe unterscheidet sich stärker vom gesunden Gewebe der Eierstöcke und die Wachstumsrate ist höher.
- G3 (schlecht differenziert): Das Eierstockgewebe hat kaum oder keine Ähnlichkeit mehr mit gesundem Gewebe. Die Wachstumsgeschwindigkeit ist hoch und der Krebs gilt als aggressiv.
Das Stadium bei Eierstockkrebs lässt im Zusammenspiel mit dem Grading Rückschlüsse auf den Verlauf der Krebserkrankung sowie auf die Prognose zu. Ein Eierstockkrebs-Rezidiv – also ein Rückfall – kommt selten vor. Der Grund ist, dass der bösartige Tumor im Eierstock meist erst entdeckt wird, wenn er schon Metastasen gebildet hat. Dann ist der Krebs nicht mehr heilbar. Eine Rückkehr des Krebses setzt aber voraus, der der Tumor durch verschiedene Behandlungen einmal verschwunden gewesen ist.
Eierstockkrebs: Behandlung
Eierstockkrebs: Operation
Am Anfang der Behandlung von Eierstockkrebs steht meist die Operation, die ein sehr umfangreicher und belastender Eingriff sein kann. Ärzte versuchen, den Krebs möglichst vollständig zu beseitigen. Gelingt dies, besteht die Möglichkeit, dass der Eierstockkrebs heilbar ist. Im Rahmen der Operation entnehmen Chirurgen die Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und das große Bauchnetz. Bei stärkerer Ausbreitung des Krebses entfernen sie zusätzlich Teile des Darms, des Bauchfells, den Blinddarm oder Lymphnoten. Sie untersuchen den gesamten Bauchraum mit seinen Organen und entnehmen Bauchwasser sowie Gewebeproben, die ein Pathologe auf Krebszellen hin untersucht. Die Operation ist eine Eierstockkrebs-Behandlung und eine diagnostische Methode zugleich. Denn Ärzte gewinnen viele Informationen über den Eierstockkrebs.Nur wenn der Tumor noch auf den Eierstock begrenzt und die Kapsel intakt ist, genügt eine Operation. Dann lässt sich der Eierstockkrebs ohne Chemo behandeln. Dies ist jedoch sehr selten der Fall, weil Ärzte den Eierstockkrebs meist in einem fortgeschrittenen Stadium entdecken.
Eierstockkrebs: Chemo mit Platin
An die Operation schließt sich in den meisten Fällen eine Chemotherapie an. Nur wenn der Eierstockkrebs noch im Frühstadium ist, ist keine Chemo nötig. Besprechen Sie dies immer ausführlich mit Ihrem Behandlungsteam.
Bei einer Chemotherapie verabreichen Ärzte Zellgifte über eine Infusion, die verbliebene Krebszellen zerstören und das Tumorwachstum eindämmen sollen. Zytostatika heißen diese Arzneien, die im gesamten Körper wirken. Meist enthält die Chemotherapie gegen Eierstockkrebs Platin. Am häufigsten setzen Krebsärzte Carboplatin oder Cisplatin in Kombination mit dem Zytostatikum Paclitaxel ein. Die Zytostatika sollen den Krankheitsverlauf bremsen und die Prognose verbessern.
Zudem gibt es die Möglichkeit, die Chemotherapie direkt in die Bauchhöhle zu verabreichen und diese damit zu spülen (Bauchhöhlen-Chemotherapie). Manchmal erwärmen Ärzte die Zellgifte, bevor sie diese in die Bauchhöhle geben (Hypertherme Intraperitoneale Chemotherapie = HIPEC). Krebszellen sind hitzeempfindlich und die Wärme verstärkt die Wirkung der Chemotherapie. Beide Verfahren sollten Ärzte derzeit nur im Rahmen klinischer Studien anwenden. Bislang liegen aber keine überzeugenden Daten vorvor, die den Einsatz von HIPEC bei Frauen Patientinnen mit Ovarialkarzinom rechtfertigen, so die Leitlinie „Ovarialkarzinom“.
Erhaltungstherapie bei Eierstockkrebs
Nach einer Chemotherapie schließt sich bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs oft eine sogenannte Erhaltungstherapie an. Sie zielt darauf ab, die Ergebnisse der Chemo möglichst lange aufrechtzuerhalten und zu stablisieren sowie den Tumor zu kontrollieren. Eine Erhaltungstherapie erfolgt in der Regel über einen längeren Zeitraum.
Zum Einsatz kommt die zielgerichtete Therapie (engl. „targeted therapy“) mit Medikamenten, die sich gegen bestimmte Eigenschaften des Tumors richten. Es gibt verschiedene Wirkstoffe:
- Antikörpertherapie mit dem Wirkstoff Bevacizumab
- PARP-Hemmer: Die Wirkstoffe Olaparib (auch in Kombination mit Bevacizumab) und Niraparib können bei einer BRCA-Mutation eingesetzt werden. PARP-Hemmer blockieren ein spezielles Enzym namens Poly-ADP-Ribose-Polymerase (PARP), das bei der Reparatur von Erbgutschäden mit hilft. Funktioniert das PARP-Protein nicht, entstehen sehr schwere Erbgutschäden, die normalerweise von intakten BRCA-Proteinen repariert werden. Bei einer BRCA-Mutation funktionieren diese Proteine aber nicht richtig - und somit auch die DNA-Reparatur nicht. In der Folge sterben die Krebszellen ab.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind supportive Therapien (Behandlung der Nebenwirkungen von Krebstherapien) und die Palliativmedizin.
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Eierstockkrebs: Nachsorge
An die ersten Krebsbehandlung kann sich direkt oder zeitnah eine Rehabilitation („Reha“) anschließen. Sie heißt auch Anschlussheilbehandlung (AHB). Ziel ist es, Frauen wieder körperlich und seelisch zu stablisieren und mögliche Beschwerden und Folgen der Krebserkrankung oder Krebsbehandlungen zu lindern.
Wie bei jeder Krebserkrankung ist auch bei Eierstockkrebs die Nachsorge wichtig. Ärzte fragen unter anderem nach Beschwerden, kontrollieren die Krebserkrankung und suchen nach Anzeichen für einen Rückfall (Rezidiv). Auch Nebenwirkungen, Begleit- und Folgeerkrankungen behandeln Ärzte im Rahmen der Nachsorge. Zudem helfen sie bei körperlichen, psychischen und sozialen Problemen aufgrund der Krebserkrankung oder Krebstherapien.
Neu bei der Nachsorge ist, dass sie auf verschiedene Krankheitssituationen zugeschnitten und unterschiedlich gehandhabt werden sollte. Unterschieden werden zum Beispiel die Nachsorge:
- nach dem Abschluss der ersten Behandlungen
- nach dem Abschluss einer Rezidivtherapie
- nach dem fünften Jahr nach der Diagnose („Survivorship-Programm“)
- zum Therapiemonitoring bei der Erhaltungstherapie
Eierstockkrebs: Verlauf
Wie für die meisten Krebsarten gilt auch beim Eierstockkrebs: Je früher Ärzte das Ovarialkarzinom finden, desto besser sind die Heilungsaussichten und die Prognose. Allerdings diagnostizieren Ärzte den Eierstockkrebs oft erst, wenn er schon weiter fortgeschritten ist. Dann ist er nicht mehr auf die Eierstöcke begrenzt, sondern hat sich schon weiter im Körper ausgebreitet. Rund 75 Prozent der Fälle von Eierstockkrebs finden Ärzte erst im fortgeschrittenen Stadium.
Für den Verlauf von Eierstockkrebs spielen außerdem diese Faktoren eine Rolle:
- Wie aggressiv ist der Tumor und wie schnell wächst der Eierstockkrebs?
- In welchem Stadium befindet sich der Tumor? Wie weit hat er sich ausgebreitet? Bei weiter fortgeschrittenen Stadien ist der Verlauf meist ungünstiger.
- Hat der Tumor schon Metastasen gebildet?
- Ist nach den ersten Behandlungen ein Rezidiv aufgetreten?
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Eierstockkrebs: Lebenserwartung und Prognose
Die Heilungschancen bei Eierstockkrebs hängen von verschiedenen Faktoren ab, in erster Linie vom Stadium, der Ausbreitung und der Aggressivität des Tumors. Auch Ihr Alter, Gesundheitszustand, die Behandlung sowie Tumorreste, die nach der Operation womöglich noch verblieben sind, spielen eine Rolle für die Eierstockkrebs-Prognose.
Ganz allgemein ist ein früh entdeckter Tumor besser behandelbar und oft auch eher heilbar als eine weiter fortgeschrittene Krebserkrankung, die sich ausgebreitet und womöglich schon Metastasen gebildet hat. Das gilt auch für Eierstockkrebs. Aber selbst nach einer zunächst erfolgreichen ersten Behandlung kann sich ein Rezidiv bilden und der Krebs kann zurückkehren. Auch das hat einen Einfluss auf die Lebenserwartung bei Eierstockkrebs. Diese lässt sich jedoch nie exakt beziffern. Auch eine genaue Prognose ist meist nicht möglich, denn der Krankheitsverlauf ist mmer individuell verschieden und lässt sich nicht genau vorhersagen.
Das Robert Koch-Institut nennt einige Zahlen zur Lebenserwartung und Prognoose bei Eierstockkrebs:
- Fünf Jahre nach der Diagnose waren durchschnittlich 44 Prozent der Frauen noch am Leben, nach zehn Jahren waren es 34 Prozent. Die Lebenserwartung bei Eierstockkrebs ist also vermindert.
- Die Überlebensrate ist bei Eierstockkrebs geringer als bei vielen anderen Krebsarten. Die Prognose ist auch deshalb eher ungünstig, weil Ärzte die Diagnose oft erst im fortgeschrittenen Stadium stellen (73 Prozent im Stadium 3 oder 4).
- Das 5-Jahres-Überleben im Stadium 3 beträgt 42 Prozent, im Stadim 4 nur noch 21 Prozent. Dagegen liegen die Überlebenschancen im Stadium 1 bei früher Diagnose bei 90 Prozent.
- Im Jahr 2021 starben 5.379 Frauen an Eierstockkrebs. Sie waren im Durchschnitt 74 Jahre alt.
Eierstockkrebs: Vorsorge
Eine gezielte Vorsorge bei Eierstockkrebs oder spezielle Früherkennungsprogramme gibt es nicht. Es ist auch keine medizinischen Maßnahme bekannt, mit der Sie Eierstockkrebs vorbeugen und seine Entwicklung effektiv verhindern könnten. Allerdings sind einige schützende Faktoren bekannt, zum Beispiel viele Geburte, lange Stilllzeiten oder die Einnahme von oralen Verhütungsmitteln. Allerdings kommen diese Maßnahme nicht für jede Frau in Frage.
Ein allgemeiner Ratschlag: Besuchen Sie mindestens einmal im Jahr Ihren Frauenarzt. Auch bei ungewöhnlichen Symptomen ist immer ein zeitnaher Arztbesuch ratsam. Er untersucht die Geschlechtsorgane und kann Veränderungen frühzeitig feststellen.
Eierstockkrebs vorbeugen bei BRCA-Mutation
Ein besonderer Fall sind Frauen, die ein familiäres Risiko für Brust- und Eierstockkrebs tragen. Dieser heißt auch erblicher Brust- und Eierstockkrebs. Am besten untersucht sind die veränderten Gene BRCA 1 und BRCA2. Mit Hilfe eines Gentests können Ärzte feststellen, ob Sie Trägerin dieser Genvarianten sind. Übrigens können auch Männer Träger des veränderten Gens sein und es an den Nachwuchs weitergeben. In betroffenen Familien häufen sich die Fälle von Brust- und Eierstockkrebs, oft schon in jungen Jahren. Auch Brustkrebs bei Männern kommt dort vor.
Wenn Sie zu einer solchen Hochrisikofamilie gehören, ist es eine Möglichkeit, dass Sie vorbeugend die Brüste und Eierstöcke entfernen lassen. Die Schauspielerin Angelina Jolie ist Trägerin der BRCA1-Mutation und hat sich für diesen Weg entschieden.
Das Risiko für Trägerinnen des BRCA1 und BRCA2, an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken, lässt sich ungefähr so angeben:
- BRCA1-Mutation: Frauen erkranken zu 72 Prozent bis zum Alter von 80 Jahren an Brustkrebs; das Risiko für Eierstockkrebs liegt bei 44 Prozent.
- BRCA2-Mutation: Frauen erkranken zu 69 Prozent an Brustkrebs; das Risiko für Eierstockkrebs beträgt etwa 17 Prozent.
Allerdings ist es wohl für alle Frauen ein tiefgreifender Schritt mit weitreichenden Konsequenzen, wenn sie ihre Brüste und Eierstöcke entfernen lassen. Informieren Sie sich daher gut und lassen Sie sich von Spezialisten beraten. Qualifizierte Informationen bietet das BRCA-Netzwerk e.V. (www.brca-netzwerk.de) oder das Deutsche Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs: www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de.
Quellen
- S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)); Stand: Mai 2022
- Online-Informationen Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de; Abruf: 13.12.2023
- Online-Informationen Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 13.12.2023
- Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 13.12.2023
- Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI): www.krebsdaten.de; Abruf: 13.12.2023
- Online-Informationen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: www.gesundheit.gv.at; Abruf: 13.12.2023
- Online-Informationen Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und Stiftung Deutsche Krebshilfe: www.leitlinienprogramm-onkologie.de; Abruf: 14.12.2023
- Online-Informationen Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 14.12.2023
- Online-Informationen Deutsche Stiftung Eierstockkrebs: https://stiftung-eierstockkrebs.de; Abruf: 14.12.2023