Coronavirus: Was ist das?
Coronaviren wurden erstmals Mitte der 1960er-Jahre identifiziert. Sie können sowohl Menschen als auch Tiere infizieren – es gab bereits Fälle bei Haushunden.
Coronaviren verursachen verschiedene Krankheiten. Gefährlich können sie vor allem werden, wenn es zu einer Lungenentzündung kommt.
Forscher kennen derzeit weltweit rund 3.200 Coronaviren. 95 Prozent von ihnen haben sie in Fledermäusen identifiziert. Das Erbgut von Coronaviren kann sich rasch verändern, wodurch sie leicht Artgrenzen überwinden können. Dies geschah etwa 2002/2003 beim eng verwandten Sars-Virus: Ursprünglich infizierte es nur Fledermäuse, sprang dann auf eine Schleichkatzenart über und gelangte schließlich in den Menschen.
Die Wirte des 2012 auf der Arabischen Halbinsel entdeckten Coronavirus (Kurzbezeichnung Mers) waren ursprünglich vermutlich ebenfalls Fledermäuse, die Zwischenwirte Dromedare.
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Coronavirus: Übertragung auf den Menschen
Woher das derzeit grassierende Coronavirus stammt, ist noch nicht gesichert. Genetisch ist es am engsten verwandt mit zwei Coronaviren, die Forscher schon vor Jahren in Fledermäusen identifizierten.
Darüber hinaus stimmt seine DNA zu 79,5 Prozent mit der des Sars-Virus von 2002/2003 überein. Als Ausgangspunkt gilt ein Markt in der chinesischen 11-Millionen-Stadt Wuhan, auf dem auch das Fleisch von Wildtieren gehandelt wurde. Märkte dieser Art, auf denen Mensch und Tier in besonders engen Kontakt kommen, gelten seit Langem als potenzielle Brutstätten neuer Erreger.
Wie gefährlich ist das Coronavirus?
Die Mehrzahl der Infektionen nimmt einen leichten Verlauf. Doch bei etwa 15 bis 20 Prozent der bislang Erkrankten kam es zu ernsten Folgen wie einer Lungenentzündung. Unter den Toten waren vor allem ältere Patienten mit Vorerkrankungen. Aktuell wird die Sterblichkeit auf ein bis zwei Prozent geschätzt – der Unsicherheitsfaktor ist die unbekannte Zahl der tatsächlich Infizierten.
Damit ist Sars-CoV-2 wohl deutlich gefährlicher als der Erreger der saisonalen Grippe, der Influenza, bei der die Letalität meist bei 0,1 Prozent liegt. Bei der Sars-Epidemie von 2002/2003 starben etwa zehn Prozent der Infizierten.
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Coronavirus: Verbreitung in Deutschland
Das Virus hat Deutschland und Dutzende weitere Länder erreicht. Kein Experte hofft mehr, dass es sehr bald verschwinden wird. All die Quarantänemaßnahmen, Reisebeschränkungen und Veranstaltunsgabsagen dienen jetzt vor allem dazu, seine Ausbreitung zu verlangsamen und die gefährdeten Personengruppen – ältere Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen – zu schützen.
Der Berliner Virologe Christian Drosten meint, dass sich wahrscheinlich 60 bis 70 Prozent der Deutschen infizieren werden, „aber wir wissen nicht, in welcher Zeit“. Drosten ist optimistisch, „dass wir das Virus hier bei uns auf sehr, sehr kleiner Flamme halten können“.
Coronavirus: Symptome
Die ersten Symptome einer Erkrankung (sie trägt die Kurzbezeichnung Covid-19) sind nahezu die gleichen wie bei einer Influenza – Kopfschmerzen, Mattigkeit, Fieber, eventuell auch Husten und Schüttelfrost.
Händeringend appellieren Mediziner zumindest an jene, die nicht an einer Grunderkrankung leiden, mit derartigen Anzeichen nicht gleich in eine Arztpraxis zu gehen oder eine Rettungsstelle aufzusuchen. Man sollte viel eher zu Hause bleiben und telefonisch Rat einholen. In jedem Fall sollten Betroffene vorher Fieber messen.
Für eine erste Einschätzung bieten sich – zunächst telefonisch – der Hausarzt, das Gesundheitsamt und der ärztliche Bereitschaftsdienst an sowie die bundesweite Patientenservice-Telefonnummer 116 117.
„Sofern erforderlich“, werde unter der 116 117 „die weitere Abklärung vorgenommen“, sagt Andreas Gassen, der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), und ergänzt: „Die abklärenden Tests in Form eines Rachenabstrichs können in den Praxen vorgenommen werden, wenn der Arzt dies für medizinisch notwendig einschätzt.“
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FOCUS-Arztsuche: Corona-Teststellen finden
Coronavirus: Behandlung
Bei Viren helfen keine Antibiotika, und noch gibt es keine spezifischen antiviralen Therapien für Coronaviren. Mehrere bereits vorhandene antivirale Substanzen werden getestet und auch bereits verabreicht, darunter eine (bislang als HIV-Medikament verwendete) Kombination von Lopinavir und Ritonavir.
Auch laufen Studien mit Remdesivir, das gegen die deutlich aggressiveren Ebola- und Marburgviren entwickelt wurde. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit setzt außerdem Hoffnung in den alten Malaria-Wirkstoff Chloroquin.
Einstweilen empfehlen die Ärzte Bettruhe und viel Flüssigkeit. Je nach Bedarf kann die Atmung unterstützt werden.
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Coronavirus: Impfstoff
Forscher arbeiten bereits seit Jahren an einem Impfstoff gegen Sars und auch Mers. Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neue Coronavirus kann darauf aufbauen. Aktuell meldet die US-Biotechfirma Moderna, sie habe die ersten Einheiten eines von ihr entwickelten Impfstoffs an die zuständige US-Behörde geliefert.
Der Direktor dieser Behörde, Anthony Fauci, schätzt, dass der Impfstoff ab Ende April an Freiwilligen getestet werden kann. Wegen der notwendigen Sicherheits- und Wirksamkeitstests dürfte allerdings wohl erst 2021 ein Impfstoff global zur Verfügung stehen. Moderna bedient sich, ebenso wie die Tübinger Firma Curevac, einer innovativen Technologie, die die Impfstoffherstellung wesentlich beschleunigen soll. Dabei erhält der Körper die Bauanleitung für das Protein, auf das das Abwehrsystem reagieren soll.
Coronavirus: Worauf im Alltag achten?
Häufiges Händewaschen mit Seife ist das oberste Gebot in Zeiten von Grippe und der aktuellen Coronaviren-Epidemie.
Antibakterielle Seifen wirken nicht gegen Viren und sind daher nicht notwendig. Der Hygieneexperte Franz Daschner befürwortet in Zeiten erhöhter Infektionsgefahr eine Abkehr von mitteleuropäischen Sitten. „Schütteln Sie jetzt keine Hände, begrüßen Sie einander lieber mit einem Lächeln und einer angedeuteten Verbeugung“, sagt Daschner. Greift man doch zu, sollte man sich bis zum nächsten Händewaschen wenigstens nicht mit der Hand im Gesicht berühren.
Dasselbe gelte auch nach Kontakten mit anderen Infektionsquellen, etwa mit Haltestangen öffentlicher Verkehrsmittel.
In vielen katholischen Kirchen gibt es derzeit kein Weihwasser, um eine Übertragung auszuschließen. Kirchenvertreter raten derzeit auch von der Kelchkommunion ab, bei der sich Gläubige beim Abendmahl einen Kelch teilen.
Podcast #18: Das Immunsystem boostern
Zu Gast im Podcast:
Prof. Dr. Eva Peters, Leiterin des Psychoneuroimmunologie Labors am Universitätsklinikum Gießen/MarburgMehr Infos zur Folge
Die Nase läuft, der Schädel brummt, der Hals schmerzt – im Winter rollt die Erkältungswelle, gefühlt bei dem einen häufiger als bei dem anderen und nach den Coronamaßnahmen vielleicht stärker als vor der Pandemie?
Zusammen mit der Psychoneuroimmunologin Prof. Dr. Eva Peters vom Universitätsklinikum Gießen finden wir heraus, warum sich die Immunantwort unterscheidet, insbesondere zwischen Männern und Frauen.
Und natürlich interessiert uns, wie wir unser Immunsystem unterstützen können. Gibt es eine abwehrkräftefördernde Ernährung? Welche Rolle spielen Bewegung und Schlaf? Und wie beeinflusst Stress das Infektionsgeschehen?
Coronavirus: Schutz durch Gesichtsmasken?
Wer an einer akuten Atemwegsinfektion erkrankt ist und sich in der Öffentlichkeit bewegt, kann andere schützen, indem er selbst einen Mund-Nasen-Schutz trägt. Den Träger selbst schützen solche einfachen (Chirurgen-) Masken nicht. Das Klinikpersonal verwendet spezielle Atemschutzmasken mit einem Ventil.
Coronavirus: Trinkwasser als eine mögliche Infektionsquelle?
Die deutschen Trinkwasserversorger beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit Techniken, Viren fernzuhalten. Die Erreger seien leicht „abfiltrierbar“, heißt es bei dem Unternehmen Gelsenwasser.
Viren haften nämlich gut an Sand, Lehm und Truübstoffen. Zu den Modulen, mit denen Trinkwasser aufbereitet wird, zählten außerdem die Ozonierung und die Desinfektion. Besonders wirksam sei die Desinfektion mit UV-Strahlen.
Gelsenwasser: „Bei Trinkwässern, die entsprechend den anerkannten Regeln der Technik gewonnen, aufbereitet und verteilt wurden, ist in Deutschland seit 30 Jahren keine Viren-Epidemie über Trinkwasser bekannt geworden.“
Dies ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in FOCUS-GESUNDHEIT SPEZIAL „Corona 2020" als E-Paper.