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Erste Hilfe bei Kindern

Bei Kinderunfällen und in Notsituationen können Eltern viel Schaden abwenden. So helfen Sie Ihrem Kind im Ernstfall am besten – von A wie Allergische Reaktion bis Z wie Zahnunfall.

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Erste Hilfe bei Kindern: Mädchen mit einer weißen Binde um den Kopf, auf der ein Rotes Kreuz abgebildet ist

© FOCUS GESUNDHEIT

Es gibt Gegenstände, die Burkhard Rodeck besonders hasst: Spielzeug-Knopfbatterien zum Beispiel. Immer wieder musste der Kinder- und Jugendmediziner die Winzlinge aus der Speiseröhre von Kindern entfernen, die sie verschluckt hatten. „Der enge Kontakt mit der Schleimhaut erzeugt Stromfluss, dadurch kann diese schwer geschädigt werden, bis hin zum Durchbruch“, warnt der Mediziner.

Unfallverletzungen sind für Kinder in Deutschland eine der größten Gesundheitsgefahren und für Kinder ab einem Jahr die häufigste Todesursache. Viele Unglücke lassen sich verhindern – alle jedoch nicht. Diese Verhaltenstipps des Spezialisten sollten Eltern für den Ernstfall im Hinterkopf haben.

Dann ist es ein Fall für den Notarzt

Ist ein Kind bewusstlos, hat es Probleme mit der Atmung, blutet stark oder erbricht es nach einer Vergiftung, rufen Sie umgehend den Notruf 112. Auch über das Handy und international gelangt man mit dieser Nummer immer zu einer Hilfestelle.

Jede Form von Bewusstseinsstörung muss dringend ärztlich behandelt werden. Dazu gehören:

  • Bewusstlosigkeit (keine Reaktion auf Schmerzreiz)
  • Benommenheit, Apathie, Schläfrigkeit
  • Verwirrtsein
  • Doppeltsehen, neue Sprachstörungen

Unser Experte für Kinder- und Jugendmedizin

Dr. Burkhard Rodeck , Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Burkhard Rodeck

© PR

Allergische Reaktion

Wenn das Kind mit Ausschlag, Schwellungen oder Atemproblemen reagiert

Was tun? „Bei Hautausschlag allein muss nicht gleich der Notarzt kommen“, sagt Rodeck. Treten dagegen Luftnot, eine Schwellung im Bereich der Atemwege oder im Gesicht und Rachenbereich auf, ist auf jeden Fall ärztliche Hilfe gefordert. „Es könnte sich ein allergischer Schock bis hin zum Kreislaufstillstand entwickeln“, warnt Kinderarzt Burkhard Rodeck. Ist eine Allergie bekannt, die zu einem solchen Schock führen kann (z. B. gegen Insektengift), besitzen die Patienten oft einen Injektionsstift mit einem Medikament, das im Notfall gespritzt wird. Unbedingt darauf achten, dass er immer mitgeführt wird!

Vermeiden: Kind nicht herumtoben lassen. Bewegung verstärkt noch die allergische Reaktion.

Hilfreich: Mediziner stellen gefährdeten Kindern einen Anaphylaxie-Pass aus. Dieser enthält Informationen zum Auslöser und eine Handlungsanweisung für den Notfall.

Prävention: Anhand eines Allergietests in der Arztpraxis lässt sich das Gefahrenpotenzial einschätzen und ein entsprechender Notfallplan aufstellen. Bei Problemen mit Nahrungsmitteln erinnert ein Aufkleber des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (z. B. für Brotdosen) Kinder daran, was sie ggf. nicht essen dürfen (www.daab.de).

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Fieberkrampf

Das Kind hat Fieber, verdreht die Augen, seine Arme und Beine zucken, und es ist nicht ansprechbar

Was tun? Ruhig bleiben. „Ein unkomplizierter Fieberkrampf ist in der Regel schnell vorbei“, sagt Rodeck. Dann reiche ein Anruf in der Kinderarztpraxis. „Bei komplizierten Fieberkrämpfen, die sich wiederholen oder länger als 15 Minuten dauern, den Notarzt rufen.

Vermeiden: Das Baby in der Aufregung nicht in unsicherer Umgebung wie auf dem Küchentisch allein lassen.

Hilfreich: Nach dem ersten Auftreten den Kinderarzt aufsuchen. Er berät, was zu tun ist, falls ein Fieberkrampf noch mal auftreten sollte, und verschreibt ggf. krampflösende Medikamente, die im Kühlschrank gelagert werden.

Sonnenstich

Das Kind hat Kopfschmerzen, Erbrechen und/oder Nackenschmerzen

Was tun? Ohne Bewusstseinseinschränkungen: sofort in den Schatten, viel trinken, abkühlen. Kommen schwere Nackenschmerzen, Fieber, Schüttelfrost oder Bewusstseinsstörungen dazu und kann das Kind den Kopf nicht nach vorn beugen, unbedingt den Rettungsdienst rufen. Es könnte ein Hitzschlag sein.

Vermeiden: Kind nicht bei hohen Temperaturen allein im Auto lassen. Bei Sonnenstich oder Hitzschlag nicht warm zudecken, dicke Kleidung ausziehen.

Hilfreich: Eine frische (nicht eiskalte) Dusche verschafft Erleichterung. Kopf und Nacken mit kalten Quark- oder Joghurt-Umschlägen abkühlen.

Prävention: Bei Hitze auf Kopfbedeckung und ausreichend Sonnenschutz achten, Kind nicht nackt herumlaufen lassen.

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Sturz auf den Kopf

Wenn Klettermaxe ausrutschen oder fallen

Was tun? „Bei Bewusstseinsstörung oder Bewusstlosigkeit und Erbrechen unbedingt in die Klinik fahren, weil es zu einer Hirnblutung gekommen sein kann“, warnt Burkhard Rodeck. Ein Kind sollte nach einem Sturz schreien oder weinen. Tut es das nicht, ist das ein Alarmsignal! Zum Kinderarzt sollte es auch, wenn dem Kind erst am Tag nach dem Sturz übel wird (Verdacht auf Gehirnerschütterung). Blutungen mit einer sterilen Kompresse versorgen. Platzwunden ärztlich versorgen lassen.

Vermeiden: Kind in den ersten 48 Stunden nach dem Sturz nicht allein lassen, auch nachts nicht. Zeigt es in dieser Zeit keine Symptome und spielt normal weiter, ist vermutlich nichts Schlimmes passiert.

Hilfreich: Kühlpad in Geschirrtuch einwickeln und Beule 15-30 Minuten kühlen (geht auch mit feuchtem Waschlappen). Schürfwunden säubern, Schmutz entfernen, Blutung mit sauberer Kompresse stoppen, bevor ein Pflaster draufkommt.

Prävention: Sturzgefahren in der Wohnung vermeiden, Treppengitter anbringen, Kleinkindern keine Gehfrei-Lauflernhilfen geben. Stürzen sie damit, fallen sie mit dem Kopf voran.

Verbrühen

Wenn die heiße Kaffeetasse auf dem Schoß landet

Was tun? Falls nicht zu groß, die verbrühte Hautfläche mit zimmerwarmem Leitungswasser kühlen. Heiße Kleidung entfernen. Wundfläche locker mit feuchtem Handtuch abdecken, direkten Wundkontakt vermeiden. Die Wundversorgung sollte ein Arzt durchführen.

Vermeiden: Kein Icepack auf die Wunde! „Wenn die Kühlung nachlässt, fließt sonst vermehrt Blut in die verbrühte Stelle. Das schmerzt“, warnt Rodeck. „Und nicht zum Trost ein Eis kaufen. Essen erschwert eine eventuelle Narkose bei der Wundversorgung.“

Hilfreich: Kind locker in Silberfolie aus dem Autoverbandskasten wickeln, damit es nicht auskühlt. Keine Frischhaltefolie verwenden, sie klebt an der Haut.

Prävention: Beim Trinken von Heißgetränken kein Kind auf dem Schoß haben. Heiße Flüssigkeiten, Töpfe und Wasserkocher nie in Reichweite von Kindern abstellen (Achtung, kleine Kinder ziehen auch an Tischdecken oder Kabeln!). Herd und Ofen sichern.

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Das gehört in die Wundapotheke

Wichtig: Verfallsdatum regelmäßig überprüfen!

  • Sterile Kompressen
  • Mullbinden, Dreieckstuch, Brandwundauflage
  • Leinentuch für Umschläge
  • Kompressen zum Wärmen und Kühlen
  • Verbandsschere
  • Pflaster (verschiedene Größen)
  • Desinfektionsmittel zur Wundsäuberung
  • Sicherheitsnadeln
  • Einmalhandschuhe

Vergiftung

Das Kind hat Medikamente, Putz-, Spül-, Waschmittel oder andere Chemikalien geschluckt

Was tun? Sich klarmachen, was und wie viel das Kind eingenommen oder getrunken hat. „Schaumbildner wie normale Geschirrspülmittel sind meist weniger gefährlich“, sagt Rodeck. „Laugenhaltige Substanzen können dagegen zu schweren Verätzungen führen.“ Mund ausspülen und dem Kind etwas Wasser geben, um das Geschluckte zu verdünnen. Dann sofort den Giftnotruf (siehe Kasten unten) wählen und den weiteren Anweisungen folgen. Bei lebensbedrohlichen Symptomen sofort die 112 wählen.

Vermeiden: Auf keinen Fall Erbrechen auslösen, sonst kann der Giftstoff weitere Verätzungen hervorrufen. Auch Milch hilft in der Situation nicht, sondern erschwert die nachfolgende Diagnostik.

Hilfreich: Behälter mit kindersicheren Verschlüssen verwenden.

Prävention: Giftstoffe außer Reichweite von Kindern lagern. Flüssigkeiten nicht in „harmlose“ Behälter ohne Kindersicherung umfüllen. Auf Wortwahl achten (Medikamente sind keine „Bonbons“).

Giftnotruf

Diese Giftinformationszentralen (Giftnotrufzentralen) sind für akute Fälle rund um die Uhr erreichbar:

  • Berlin: 0 30 / 1 92 40
  • Bonn: 02 28 / 1 92 40
  • Erfurt: 03 61 / 73 07 30
  • Freiburg: 07 61 / 1 92 40
  • Göttingen: 05 51 / 1 92 40
  • Mainz: 0 61 31 / 1 92 40
  • München: 0 89 / 1 92 40

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Verschlucken/Einatmen

Ein Nahrungsmittel oder Gegenstand steckt in der Speise- oder Luftröhre fest

Was tun? Verschluckte Nahrungsmittel sind häufig unproblematisch, aber Gegenstände (besonders metallische, spitze oder scharfe) müssen entfernt werden. Ist unklar, was das Kind geschluckt hat und wo das festsitzende Teil steckt, bitte in die Klinik fahren. Bei Luftnot Notarzt rufen und Erste Hilfe leisten. Kann das Kind effektiv husten, den Hustenstoß unterstützen, z. B. mit dem Heimlich-Manöver oder der Rückenklopfmethode. „Wenn ein Kind vor einer geöffneten Erdnussdose sitzt und anfängt zu husten – sofort in die Klinik“, warnt Rodeck. Aufgrund ihrer Form und öligen Oberfläche gelangen Erdnüsse leicht bis tief in die Lunge.

Vermeiden: Bitte nicht den Finger in den Hals des Kindes stecken. „Das schiebt den Fremdkörper im schlimmsten Fall nur weiter nach unten“, so der Experte. Auch keinen Brechreiz auslösen oder zu trinken geben.

Tipp: Gegenstände in der Nase entfernt der Kinder- und Jugendarzt oder HNO-Arzt.

Prävention: Vorsicht bei kleinen, harten Lebensmitteln wie Nüssen sowie Kleinteilen wie Knopfbatterien und Spielmagneten. Bei Spielzeug auf Altersangabe und das Gütesiegel für Sicherheit (GS) achten.

Erste Hilfe beim Einatmen („falscher Hals“)

Diese Handgriffe unterstützen das Kind dabei, den Fremdkörper abzuhusten:

❶ Wenn das Kind keine Luft bekommt und nicht mehr husten kann:  Baby mit dem Gesicht nach unten über den Oberschenkel legen und mit der flachen Hand fünfmal zwischen die Schulterblätter klopfen (Rückenklopfmethode).  ❷ Wenn der Fremdkörper nicht entfernt wurde:  Mit zwei Fingern oder dem Handballen fünfmal fest auf die Brust des Säuglings drücken, in der Mitte des Brustkorbs (Heimlich-Manöver).

© FOCUS-GESUNDHEIT

❶ Wenn das Kind keine Luft bekommt und nicht mehr husten kann:
Baby mit dem Gesicht nach unten über den Oberschenkel legen und mit der flachen Hand fünfmal zwischen die Schulterblätter klopfen (Rückenklopfmethode).

❷ Wenn der Fremdkörper nicht entfernt wurde:
Mit zwei Fingern oder dem Handballen fünfmal fest auf die Brust des Säuglings drücken, in der Mitte des Brustkorbs (Heimlich-Manöver).

❶ Wenn das Kind keine Luft bekommt und nicht mehr husten kann:  Legen Sie das Kind über den Oberschenkel und klopfen Sie mit der flachen Hand fünfmal zwischen die Schulterblätter (Rückenklopfmethode).  ❷​​​​​​​ Wenn der Fremdkörper nicht entfernt wurde:  Kind mit den Händen über der Magengegend greifen und die eigenen Arme schnell heranziehen (Heimlich-Manöver).

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❶ Wenn das Kind keine Luft bekommt und nicht mehr husten kann:
Legen Sie das Kind über den Oberschenkel und klopfen Sie mit der flachen Hand fünfmal zwischen die Schulterblätter (Rückenklopfmethode).

❷ Wenn der Fremdkörper nicht entfernt wurde:
Kind mit den Händen über der Magengegend greifen und die eigenen Arme schnell heranziehen (Heimlich-Manöver).

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Zahnunfall

Wenn sich das Kind einen Zahn ausschlägt oder abbricht

Was tun? Milchzähne werden in der Regel nicht wieder eingesetzt, bleibende Zähne ja. Den Zahn oder das Zahnstück sofort suchen und feucht lagern (z. B. in einem mit Kochsalzlösung getränkten Lappen), damit es nicht austrocknet. Schnellstmöglich damit zum Zahnarzt, jede Minute zählt.

Vermeiden: Zahn nicht am Zahnhals anfassen, sondern an der Krone. Nicht säubern oder desinfizieren. Gewebereste an der Zahnwurzel erleichtern das Zurückpflanzen.

Hilfreich: Eine Zahnrettungsbox aus der Apotheke für den Fall der Fälle bereithalten.

Prävention: Stürze vermeiden

FOCUS-GESUNDHEIT 09/22

Dieser Artikel ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in der Ausgabe Kinder & Jugendliche. Weitere Themen: So viel Bewegung braucht Ihr Kind, Adipositas in jungen Jahren – Strategien gegen die Extrakilos u.v.m.

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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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Dr. Andrea Bannert

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