„Wenn man den Feind kennt, kann man ihn bekämpfen“.
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Alzheimer Erkrankung
„Die Früherkennung wird immer wichtiger“.
Eine Heilung gibt es bisher nicht. Rechtzeitig bemerkt, lässt sich aber viel tun. „Die Früherkennung wird immer wichtiger“, sagt Richard Dodel. Der Neurologe und Alzheimer-Experte leitet an der Universität Duisburg- Essen und am Geriatriezentrum Haus Berge die Gedächtnissprechstunde. „Derzeit konzentrieren wir uns auf Prävention und frühe Intervention.“
Woran erkennt man Alzheimer?
Gelegentliche Vergesslichkeiten gehören zum Alter, allerdings sind Störungen der Merkfähigkeit, die über einen längeren Zeitraum anhalten und zunehmen, das wichtigste Warnsignal für eine Alzheimer-Erkrankung. Wachsende Schwierigkeiten, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, sind ein weiteres Indiz. Oder wenn gewohnte Tätigkeiten schwerfallen.
Alzheimer: Ursachen
Zwei verschiedene Protein-Schädigungen sind charakteristisch für die nach ihrem Entdecker benannte Erkrankung: Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Beta-Amyloid entsteht bei der Aufspaltung eines größeren Proteins, normalerweise wird es abgebaut. Funktioniert das nicht mehr, verklumpt das überschüssige Protein und lagert sich als unauflösliche Plaque zwischen den Nervenzellen ab. Das Tau-Protein ist innerhalb der Nervenzellen für die Stabilität und die Nährstoffversorgung verantwortlich. Aufgrund einer chemischen Veränderung degeneriert es und sammelt sich fadenförmig an als sogenannte Tau-Fibrillen. Beide Eiweißablagerungen stören die Kommunikation in und zwischen den Neuronen, die Zellen sterben ab. Betroffen sind vor allem die Gehirnregionen, die für Gedächtnis, Denken, Sprache und Orientierung zuständig sind: Großhirnrinde und Hippocampus. Die Veränderungen sind bereits Jahre, wenn nicht Jahrzehnte im Gange, bevor sich die ersten klinischen Symptome bemerkbar machen.Zum E-Paper Shop
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Alzheimer vorbeugen
Die Hoffnung, durch eine Beseitigung der Amyloid-Plaques mittels Antikörpertherapie auch die Gedächtnisstörungen zu beheben, hat sich nicht erfüllt. Derzeit gewinnen nicht medikamentöse Therapieansätze an Bedeutung. Durch Lebensstilfaktoren lassen sich mehr als ein Drittel der Alzheimer-Erkrankungen verhindern.
„Wir können 35 Prozent der Demenz-Fälle durch Alzheimer verhindern oder relevant verzögern, wenn wir neun Faktoren beeinflussen“, so Dodel. Grundsätzlich gilt: Je mehr Begleiterkrankungen ein Patient hat, umso schlechter funktionieren Reparaturmechanismen, die den Abbau im Gehirn verhindern können. Probleme an Herz und Gefäßen befördern Alzheimer. Ein erhöhter Blutdruck im Alter von 36 bis 55 Jahren lässt laut aktuellen Studien das Demenz-Risiko steigen, ein gut eingestellter Blutdruck verringert es. Ungünstig wirken sich Übergewicht im mittleren Lebensalter und Diabetes aus. Die damit einhergehende Insulin-Resistenz stört womöglich die Amyloid-Aufräumarbeiten im Gehirn. Bereits geringfügige Schwerhörigkeit kann einen langsamen Abbau der kognitiven Fähigkeiten nach sich ziehen. Wer viel allein ist – mangels Kontakten oder weil er sich aufgrund einer Depression zurückzieht –, hat ein doppelt so hohes Risiko, Alzheimer zu entwickeln, wie ein geselliger Mensch. Körperliche Aktivität beeinflusst die Gedächtnisleistung positiv. Beim Sport ist eher ein Training der koordinativen Motorik förderlich, etwa Tanzen, als reine Kraftübungen. Rauchen verursacht Gefäßprobleme und schädigt somit auch das Gehirn.Alzheimer-Forschung zu neuen Therapieansätzen
Dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, das ist die Zielrichtung vieler Studien, die derzeit laufen.
* Namen von der Redaktion geändert