Was ist Adrenalin?
Adrenalin ist ein Hormon, das im menschlichen Körper als Botenstoff arbeitet. Die Produktion erfolgt im Nebennierenmark. Dort wird das Adrenalin aus seinem Vorprodukt, dem Noradrenalin, hergestellt. Anschließend wird es in das Blut abgegeben und so im Körper verteilt.
Von seinem Produktionsort im Körper rührt auch der Begriff her. Das Wort Adrenalin kommt aus dem Lateinischen: „Ad-renal“ bedeutet so viel wie „bei der Niere“. Im Griechischen hat die Bezeichnung „epi-nephros“ eine ähnliche Bedeutung. Daher stammt auch die Bezeichnung Epinephrin. Im englischen und amerikanischen Sprachgebrauch wird sie häufig verwendet. Der Begriff „Epinephrin“ bedeutet das Gleiche wie das Wort „Adrenalin“.
Adrenalin ist neben seiner Rolle als Hormon auch ein Neurotransmitter. Hormone sind Botenstoffe, die über das Blut verbreitet werden. Neurotransmitter sind hingegen Botenstoffe, die Informationen zwischen Nervenzellen weitergeben. Einige Nervenzellen kommunizieren zwar auch mittels Adrenalin, aber im Zentralnervensystem spielt das Adrenalin eher eine untergeordnete Rolle.
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Adrenalin: Wirkung
Adrenalin hat die Funktion, den Menschen für eine Fight- or Flight-Reaktion vorzubereiten. Übersetzen lässt sich das mit „Kampf oder Flucht“. Gemeint ist eine Situation (Anspielung auf die Steinzeit), in der eine Gefahr droht – zum Beispiel ein Angriff durch ein wildes Tier. Dann muss man sich entweder dazu entscheiden, es zu bekämpfen oder davor zu fliehen. In beiden Fällen muss der Körper gedanklich und mit den Muskeln schnell reagieren. Dabei hilft das Adrenalin und wird deshalb vom Körper freigesetzt.
Das Adrenalin hat im Körper viele verschiedene Effekte:
- Adrenalin erhöht den Blutdruck
- Adrenalin führt dazu, dass das Herz schneller und stärker schlägt
- Adrenalin steigert den Blutzucker-Spiegel
- Adrenalin weitet die Bronchien und die Atmung wird schneller
- Adrenalin vergrößert die Pupillen
Neben der natürlichen Ausschüttung durch den eigenen Körper gibt es auch einige Fälle, in denen Ärzte und Ärztinnen Adrenalin als Medikament einsetzen. Vor allem, aber nicht nur in der Notfallmedizin greifen Mediziner häufig auf die Wirkung von Adrenalin zurück.
Medizinische Anwendungen von Adrenalin sind:
- Adrenalin wird bei einem Kreislaufstillstand zur Reanimation genutzt, um das Herz wieder zum Schlagen zu bringen.
- Bei einem Bronchialkrampf (Bronchospasmus) können Ärzte Adrenalin einsetzen, um die Muskulatur wieder zu entspannen. Dabei blockiert die verkrampfte Muskulatur, welche die Atemwege umspannt, die Atmung. Der Bronchialkrampf kann bei Menschen mit Asthma bronchiale auftreten.
- Starke Allergiker können beim Kontakt mit einem Allergie auslösenden Reiz einen anaphylaktischen Schock (Anaphylaxie) erleiden – hier hilft Adrenalin, den Kreislauf wieder in Gang zu bringen.
- Auch bei örtlichen Narkosen können Mediziner Adrenalin einsetzen und dem Narkosemittel beimischen. Das Adrenalin zieht die Blutgefäße zusammen, verzögert den Abfluss des Betäubungsmittels und verlängert damit die Wirkung.
Beim Einsatz von Adrenalin können auch Nebenwirkungen auftreten. Dabei handelt es sich in der Regel um die normalen physiologischen Wirkungen, die aber ungewollt oder zu stark auftreten. Beispiele sind Herzklopfen, Anstieg des Blutdrucks, Durchblutungsstörungen, erhöhter Blutzucker-Spiegel oder Lichtempfindlichkeit.
Adrenalinspiegel
Den Adrenalinspiegel messen können Ärzte und Ärztinnen über das Blut oder über den Urin. Beim Urin sammeln sie mehrere Proben über 24 Stunden hinweg. Welcher Arzt den Adrenalinwert bestimmt? Das macht in der Regel der Hausarzt.
Bevor Blut oder Urin entnommen wird, sollte der- oder diejenige 20 bis 30 Minuten ruhen, da der Adrenalinspiegel durch körperliche Anstrengung steigen kann. Ebenso sollten die zu Untersuchenden etwa einen halben Tag lang vorher keinen Kaffee, kein Nikotin und keinen Tee konsumieren.
Adrenalin kann eigentlich nicht zu niedrig ausfallen, weil ein zu geringer Wert keinerlei Beeinträchtigungen mit sich bringt. Zu viel Adrenalin kann aber durchaus im Körper vorhanden sein. Die Standardwerte für Adrenalin im Körper unterscheiden sich je nachdem, ob der Arzt den Wert über das Blut oder den Urin bestimmt. Im Blut liegt der Normalwert für Erwachsene zwischen zehn und 80 Nanogramm pro Liter. Die Werte von Kindern fallen in etwa halb so hoch aus. Im 24-Stunden-Urin liegen die Normalwerte je nach Alter in den folgenden Bereichen:
Alter |
μg/d (Mikrogramm pro Tag) |
---|---|
Jünger als 2 Jahre | Weniger als 3,5 μg/d |
2 - 3 Jahre | Weniger als 6 μg/d |
4 - 10 Jahre | Weniger als 10 μg/d |
Älter als 10 Jahre | Weniger als 20 μg/d |
Ist der Adrenalinwert erhöht, kann das verschiedene Ursachen haben. Neben körperlicher Aktivität führen verschiedene Substanzen wie Koffein oder Nikotin zu einer Adrenalin-Ausschüttung. Auch bei Bluthochdruck, einer Unterzuckerung oder Stress können die Werte erhöht sein. Ebenfalls können einige Medikamente den Adrenalinspiegel ansteigen lassen.
Die Symptome bei zu viel Adrenalin im Körper gleichen jenen Nebenwirkungen, die auch Adrenalin als Medikament hat, zum Beispiel Herzklopfen oder Blutdruckanstieg (siehe Adrenalin: Wirkung).
Quellen
- Neumeister B & Böhm B O: Klinikleitfaden Labordiagnostik; Elsevier, 6. Auflage 2018
- Kleine, B & Rossmanith, W: Hormone und Hormonsystem - Lehrbuch der Endokrinologie; Springer; 3. Auflage 2014
- Piper, W: Innere Medizin; Springer; 2. Auflage 2013
- Online-Informationen Charité – Universitätsmedizin Berlin: www.charite.de; Abruf: 25.10.2021
- Online-Informationen Pschyrembel: www.pschyrembel.de; Abruf: 25.10.2021