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Melatonin

Melatonin ist ein Schlafhormon, das bei Schlafstörungen helfen kann. Alles über die Wirkung von Melatonin und wie Sie ein Präparat am besten einnehmen.

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Inhaltsverzeichnis
Melatonin: Frau liegt in einem Bett und schläft

© Shutterstock

Was ist Melatonin?

Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert und die innere Uhr eines Menschen beeinflusst. Es gilt als natürliches „Schlafhormon“, das die Müdigkeit fördert und das Einschlafen erleichtert. Für die Melatonin-Produktion ist hauptsächlich die Zirbeldrüse (Epiphyse) zuständig, die ein Teil des Zwischenhirns ist. Zu einem geringeren Teil entsteht das Schlafhormon auch im Darm und in der Netzhaut des Auges.

Wenn es dunkel ist, bildet die Zirbeldrüse vermehrt Melatonin und schüttet es ins Blut aus. Der Ausgangsstoff für Melatonin ist das tagsüber produzierte „Glückshormon“ Serotonin. In der Dunkelheit beginnt die Zirbeldrüse, das Serotonin in das Schlafhormon Melatonin umzuwandeln. Mit dem Melatoninspiegel geht es im Lauf von 24 Stunden kontinuierlich auf und ab:

  • Zwischen zwei und vier Uhr morgens ist die Konzentration des Hormons im Blut am höchsten – dann befinden Sie sich im Tiefschlaf.
  • Anschließend sinkt die Melatonin-Produktion langsam wieder ab.
  • Wenn es hell wird und Tageslicht auf die Augen trifft, setzt die Zirbeldrüse kein Melatonin mehr frei – und Sie werden langsam wieder wach.

Das Licht hemmt also den Aufbau und die Ausschüttung des Schlafhormons. Das Melatonin signalisiert dem Körper auf diese Weise, wann es Nacht und somit Schlafenszeit und wann es Tag und damit Zeit zum Aufwachen ist. Tagsüber liegt der Melatoninspiegel bei ungefähr zehn Pikogramm pro Milliliter (pg/ml). Nachts, wenn es dunkel ist, steigt der Melatonin-Wert auf etwa 100 pg/ml.

Dieser tägliche und nächtliche Verlauf des Melatonin-Spiegels bleibt ungefähr bis zur Mitte des Lebens so bestehen. Danach sinkt die nächtliche Produktion des Schlafhormons allmählich. Etwa um das 70. Lebensjahr herum haben Menschen dann tagsüber und nachts ähnliche Melatonin-Werte im Blut. Der Tag-Nacht-Rhythmus der Melatonin-Konzentration im Blut verliert somit seine „Trennschärfe“. Die Folge kann sein, dass ältere Menschen nachts weniger und tagsüber verstärkt müde sind. Wie stark diese Veränderungen ausfallen, ist jedoch individuell sehr verschieden. Niedrige Melatonin-Werte bedeuten übrigens nicht zwangsläufig, dass Sie unter Schlafstörungen leiden.

Die Konzentration des Melatonins im Blutplasma ist von Mensch zu Mensch äußerst unterschiedlich und hängt auch vom Alter ab. Allgemein gültige Melatonin-Werte lassen sich daher kaum ableiten. Eine Studie untersuchte, wie hoch das Melatonin in welchem Lebensalter ungefähr ist:

  • Erste 6 Lebensmonate: ca. 27.3 pg/ml
  • 1 bis 3 Jahre: ca. 329.5 pg/ml
  • 15 bis 20 Jahre: ca. 62.5 pg/ml
  • 70 bis 90 Jahren: ca. 29.2 pg/ml

Melatonin ist nicht nur ein körpereigenes Hormon, sondern es ist auch in Form eines verschreibungspflichtigen Medikaments erhältlich. Ärztinnen und Ärzte setzen es bei manchen Menschen mit Schlafstörungen und einer verminderten Schlafqualität ein. Daneben gibt es Melatonin in niedrigerer Dosierung, etwa in Form von Nasensprays. Diese Präparate sind nicht als Arzneimittel, sondern als Nahrungsergänzungsmittel einzustufen. Sie sind frei verkäuflich, zum Beispiel in Drogerien, Apotheken und im Internet.

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Melatonin: Wirkung

Die Funktion des Melatonins beschränkt sich nicht nur auf die Regulierung der inneren Uhr. Das Hormon ist zudem ein wichtiger Mitspieler bei vielen biologischen Körperfunktionen, die mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus zusammenhängen. Das Hormon Melatonin:

  • senkt den Energieverbrauch des Körpers
  • vermindert den Blutdruck
  • reduziert die Körpertemperatur
  • drosselt die Nierenfunktion
  • bremst die Ausschüttung von Sexualhormonen
  • erhöht die Aktivität des Immunsystems
  • fördert regenerative Prozesse, die zum Beispiel fürs Lernen und Gedächtnis wichtig sind
  • wirkt als Antioxidans – macht aggressive freie Radikale unschädlich, welche die Zellen schädigen
     

Melatonin: Anwendung

Zur Anwendung kommt Melatonin bei Schlafstörungen (Dyssomnien), aber nicht grundsätzlich bei allen Formen. Am besten geeignet scheint Melatonin als Medikament bei Schlaflosigkeit (Insomnie), Jetlag, Schichtarbeit oder häufigem nächtlichem Erwachen zu sein.

Ein weiteres Anwendungsgebiet für Melatonin sind Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen zwei und 18 Jahren, die unter einer Autismus-Spektrum-Störung und/oder dem Smith-Magenis-Syndrom (eine genetische Erkrankung, die mit Schlafstörungen verbunden ist) leiden. Das Medikament ist einsetzbar, wenn andere Maßnahmen zur Schlafhygiene keinen ausreichenden Erfolg erbracht haben. Forschende haben untersucht, ob sich Melatonin auch bei Schlafstörungen aufgrund einer Demenz eignet. In Studien schnitt es jedoch nicht besser ab als ein Scheinmedikament (Placebo). Dies berichtet die Stiftung Warentest in einer aktuellen Analyse verschiedener Studien. Es gebe zudem keine Untersuchungen, die Melatonin mit gängigen Schlafmitteln verglichen hätten. Auch Studien zu Langzeitwirkungen und selteneren Nebenwirkungen stünden noch aus.

Inzwischen gibt es auch freiverkäufliche Melatonin-Präparate in Apotheken, Drogerien und im Internetversandhandel. Erhältlich sind verschiedene Darreichungsformen von Melatonin als Einschlafhilfe, zum Beispiel:

  • Nasenspray
  • Pulver
  • Granulat
  • Kapseln
  • Tabletten
  • Schmelztabletten
  • Dragees

Diese Produkte enthalten das Schlafhormon in einer geringeren Dosierung (meist zwischen 0,5 und 1 Milligramm). Sie gelten als Nahrungsergänzungsmittel und besitzen keine Zulassung als Arzneimittel. Daneben ist Melatonin auch als Spray zum Einatmen über den Mund erhältlich. Das Schlafhormon geht schnell über die Schleimhäute ins Blut über. Die Menge lässt sich hier nicht ganz so einfach regulieren. Sie müssen deshalb darauf achten, dass Sie keine Überdosis des Dampfs „erwischen“.  Am besten fragen Sie vor der Melatonin-Anwendung grundsätzlich Ihren Arzt um Rat.

Zu beachten ist außerdem, dass die Leber einen Großteil des zugeführten Melatonins schnell wieder abbaut. So gelangen nur vergleichsweise geringe Mengen des Schlafhormons in den Blutkreislauf. Bei älteren Menschen ist mehr Melatonin im Blut als bei den Jüngeren, weil die Leber mit zunehmenden Lebensjahren langsamer arbeitet. Sie baut also das Schlafhormon nicht mehr ganz so rasch ab. Dennoch ist die Menge des Melatonins im Blut auch bei betagten Personen individuell verschieden.

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Melatoninspiegel messen

Ihr Melatoninspiegel lässt sich aus dem Blut, aber auch aus dem Speichel oder Urin bestimmen (Melatonin wird mit dem Harn ausgeschieden). Der Melatonin-Test beim Arzt wird oft anhand einer Blutprobe durchgeführt. Ein Labor bestimmt dabei den Melatonin-Wert im Blut. So lässt sich ein eventueller Melatonin-Mangel aufdecken. Auch aus dem 24-Stunden-Sammelurin lässt sich das Melatonin bestimmen. Es gibt keinen festen Wert, ab dem bei einem Menschen ein Melatonin-Mangel vorliegt. Der Melatonin-Wert ist individuell sehr verschieden und hängt auch vom Alter ab. Grob gesagt beträgt die Melatoninkonzentration tagsüber ungefähr zehn Pikogramm pro Milliliter (pg/ml), während sie nachts auf etwa 100 pg/ml steigt.

Daneben gibt es freiverkäufliche Melatonin-Tests für zu Hause, die im Internet erhältlich sind. In der Regel handelt es sich dabei um einen Speicheltest, den Sie selbst durchführen und dann an eine Fachlabor zur Auswertung einschicken. Das Ergebnis erhalten Sie einige Tage, nachdem die Speichelprobe eingegangen ist. Der Test des Melatonin-Spiegels kostet ungefähr 50 Euro. Die Tests sind keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen - Sie müssen sie in der Regel selbst bezahlen.

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Melatonin einnehmen

In der Europäischen Union sind zwei Arzneimittel mit dem Inhaltsstoff Melatonin als Tabletten zugelassen. Beide Medikamente sind verschreibungspflichtig, also nur mit einem Rezept vom Arzt erhältlich.

Das erste Melatonin-Medikament kommt zur Behandlung von Schlafstörungen bei Menschen ab 55 Jahren zum Einsatz. Es:

  • eignet sich, wenn der zirkadiane Rhythmus beeinträchtigt ist und Betroffene unter einer schlechten Schlafqualität leiden
  • enthält zwei Milligramm Melatonin pro Tablette
  • handelt sich um Retardtabletten, die den Wirkstoff Melatonin kontinuierlich und gleichmäßig freisetzen
  • ist zur Kurzzeitbehandlung empfohlen. Das heißt, Sie sollten das Melatonin nicht länger als 13 Wochen einnehmen.

Zur Melatonin-Dosierung: Sie nehmen täglich nach der letzten Mahlzeit etwa ein bis zwei Stunden vor dem Zubettgehen eine Tablette ein.

Das zweite Melatonin-Medikament können Kinder und Jugendliche zwischen zwei und 18 Jahren anwenden, die unter einer Autismus-Spektrum-Störung und/oder dem Smith-Magenis-Syndrom leiden. Es ist eine Behandlungsmöglichkeit, wenn eine gesunde Schlafroutine wie regelmäßige Schlafenszeiten oder eine beruhigende Schlafumgebung nicht genügend gewirkt haben.

  • Es ist in zwei verschiedenen Dosierungen erhältlich – ein und fünf Milligramm.
  • Zu Beginn ist eine Dosierung von zwei Milligramm pro Tag empfohlen – zwei Tabletten einmal täglich
  • Die Höchstdosis beträgt zehn Milligramm pro Tag – zwei Tabletten mit jeweils fünf Milligramm
  • Kinder und Jugendliche nehmen das Melatonin abends etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen ein – nach dem Abendessen auf gefüllten Magen.
  • Es handelt sich ebenfalls um Retardtabletten, die den Wirkstoff nach und nach freisetzen.
     

Tipps für einen gesunden Schlaf (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #1)

In unserer ersten Folge dreht sich alles um den gesunden Schlaf.

Wir sprechen mit Ingo Fietze darüber, was man tun kann, wenn man abends schlecht in den Schlaf findet oder mitten in der Nacht aufwacht und nicht mehr richtig einschlummern kann. Er erklärt uns, warum ausreichend Schlaf so wichtig ist und welche keinen Helferlein (Apps, Kopfkissensprays, Tracker und Co.) wirklich nützlich sind. Außerdem verrät er, wie ein Tag richtig gestaltet sein sollte, damit sich Körper und Gehirn nachts optimal erholen.

Melatonin: Nebenwirkungen des Medikaments

Melatonin kann - wie jedes Medikament - verschiedene Nebenwirkungen haben. Meist sind sie nur vorübergehend. Auch treten die meisten unerwünschten Wirkungen nur gelegentlich oder selten auf. Die wichtigsten Nebenwirkungen sind:

  • Schmerzen in der Brust
  • Müdigkeit am Morgen, Schläfrigkeit tagsüber, plötzliche Schlafattacken
  • Reizbarkeit, Unruhe, Rastlosigkeit, Nervosität, Ängste
  • Intensive Träume, Albträume
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen
  • Trockener Mund
  • Gewichtszunahme
  • Nächtliche Schweißausbrüche, Hitzewallungen – bei Frauen ähnlich wie in den Wechseljahren
  • Schwindel
  • Verminderte Sehschärfe
  • Orientierungslosigkeit
  • Erhöhter Blutdruck
  • Bei Herzkrankheiten: Herzrhythmusstörungen
  • Allergische Hautreaktionen

Melatonin: Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Zwischen Melatonin und anderen Medikamenten sind einige Wechselwirkungen bekannt. Um diese zu vermeiden, sollten Sie das Medikament für Erwachsene ab 55 Jahren zum Beispiel nicht gleichzeitig mit diesen Arzneimitteln anwenden:

  • Antidepressiva: Fluvoxamin hemmt den Abbau des Schlafhormons so stark, dass Sie die gleichzeitige Einnahme unbedingt vermeiden müssen. Bei den Antidepressiva Imipramin und Thioridazin verstärkt Melatonin die schläfrig und benommen machende Wirkung. Die Kombination zwischen Melatonin und Antidepressiva ist also in manchen Fällen mit äußerster Vorsicht zu genießen. Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt über die Einnahme.
  • Psoralen: Medikament gegen Hauterkrankungen wie die Psoriasis
  • Cimetidin: Arzneimittel bei Magenproblemen, etwa Magengeschwüren
  • Östrogene, etwa das Verhütungsmittel „Pille“ oder eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren
  • Antibiotika aus der Gruppe der Chinolone, z.B. Ciprofloxacin (Fluorchinolone), Rifampicin (Gruppe der Ansamycine)
  • Antiepileptika wie Carbamazepin
  • Antikoagulanzien: Medikamente, welche die Blutgerinnung hemmen
  • Blutdrucksenkende Mittel wie adrenerge Agonisten/Antagonisten, welche die Gefäße engstellen
  • Benzodiazepine und Nicht-Benzodiazepin-Hypnotika wie Zaleplon, Zolpidem und Zopiclon, da Melatonin die beruhigenden Eigenschaften verstärken kann.

Einige dieser Arzneimittel erhöhen den Melatoninspiegel im Blut, indem sie die Verstoffwechselung und den Abbau des Schlafhormons in der Leber hemmen (etwa  Fluvoxamin, Psoralen, Cimetidin). Andere Arzneien vermindern dagegen die Melatoninkonzentration im Blut (zum Beispiel Carbamazepin, Rifampicin).

Daneben gibt es einige Genussmittel, die die Wirkung von Melatonin beeinflussen. So schwächt Alkohol die Wirkung des Schlafhormons. Trinken Sie daher vor, bei oder nach der Einnahme des Melatonin-Medikaments keinen Alkohol. Auch Rauchen lässt den Melatoninspiegel sinken, indem es den Abbau in der Leber beschleunigt. Damit vermindert sich die Wirkung des Melatonins. Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, wirkt das Melatonin dann verstärkt.

Quellen
  • S3-Leitlinie: Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen, Kapitel „Insomnie bei Erwachsenen“ (Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin); Stand: Dezember 2017 
  • Online-Informationen Gelbe Liste: www.gelbe-liste.de; Abruf: 31.08.2021
  • Online-Informationen DocCheck: flexikon.doccheck.com; Abruf: 31.08.2021
  • Online-Informationen Rote Liste, PatientenInfoService: www.patienteninfo-service.de; Abruf: 31.8.2021
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 31.08.2021
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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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