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Antihistaminika

Antihistaminika helfen bei Allergien wie der Pollen- oder Tierhaarallergie. Hier erfahren Sie, welche Nebenwirkungen auftreten können.

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Inhaltsverzeichnis
Antihistaminika: Frau tropft sich Augentropfen in die Augen

© Mauritius Images

Antihistaminika: Was ist das?

Antihistaminika (Einzahl: Antihistaminikum) sind Medikamente, die Ärzte gegen allergische Reaktionen einsetzen. Bei einer Allergie reagiert der Körper beispielsweise auf Pollen, Insektenstiche oder bestimmte Lebensmittel und schüttet dabei den Botenstoff Histamin aus. Das Hormon dockt an Bindungsstellen der Zellen an und löst eine allergische Reaktion aus – zum Beispiel Juckreiz oder Heuschnupfen.

Antihistaminika ähneln dem Hormon und besetzen die Bindungsstellen, bevor das körpereigene Histamin dort ankommt. Die allergische Reaktion wird abgeschwächt. Mediziner bezeichnen die Arzneimittel wegen dieser Wirkung auch als Histamin-Blocker oder Histamin-Rezeptorblocker.

Die Bindungsstellen, die Antihistaminika bei einer Allergie blockieren, sind sogenannte H1-Rezeptoren. Ärzte nennen die Medikamente daher H1-Antihistaminika. Es gibt zwei Generationen von H1-Antihistaminika. Die Wirkstoffe der ersten Generation erreichen nicht nur den H1-Rezeptor, sondern auch andere Bereiche des Körpers, wie etwa das zentrale Nervensystem. Es kommt daher häufig zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schläfrigkeit. Einige Präparate sind auch als Schlafmittel zugelassen. Die Wirkstoffe der ersten Generation haben nur einen kurzfristigen Effekt. Patienten müssen sie daher häufiger einnehmen. Zur ersten Generation gehören
  • Dimetinden,
  • Diphenhydramin,
  • Meclozin,
  • Promethazin,
  • Clemastin,
  • Ketotifen,
  • Bamipin
  • und Dimenhydrinat.

Antihistaminika der zweiten Generation wirken hingegen spezifisch auf den H1-Rezeptor und machen nicht müde. Außerdem haben sie eine längere Wirkdauer von etwa 12 bis 24 Stunden. Beispiele sind

  • Loratadin,
  • Cetirizin,
  • Desloratadin,
  • Azelastin,
  • und Levocabastin.
Es gibt auch H2-Antihistaminika, die H2-Rezeptoren blockieren. Diese haben Ärzte früher oft bei Sodbrennen eingesetzt, da der Magen dadurch weniger Säure produziert. Heute sind Antihistaminika bei Sodbrennen jedoch nicht mehr das Mittel der Wahl. Sie wurden von den sogenannten Protonenpumpenhemmern (PPI) abgelöst.

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Antihistaminika: Welches ist das Richtige?

Patienten fragen sich häufig, welches Antihistaminikum sie bei ihren Beschwerden einnehmen sollten. Bei allergischen Symptomen wie Juckreiz, Nesselsucht und Heuschnupfen sollten sie ein Antihistaminikum der zweiten Generation bevorzugen. Der Grund dafür ist, dass Antihistaminika der ersten Generation häufig müde machen. Antihistaminika helfen auch bei einer Histaminintoleranz. Betroffene vertragen Histamin aus Nahrungsmitteln wie Käse, Rotwein und Wurst nicht. Die Patienten sollten zunächst versuchen, diese Nahrungsmittel von ihrem Speiseplan zu streichen. Gelingt das nicht, empfehlen Ärzte Antihistaminika. Die Betroffenen greifen auch hier bevorzugt zu Wirkstoffen der zweiten Generation. Antihistaminika der ersten Generation haben bei gewöhnlichen allergischen Reaktionen heute kaum noch Bedeutung. Dafür helfen sie bei einem anaphylaktischen Schock als eines von mehreren Notfallmedikamenten. Dabei handelt es sich um eine lebensbedrohliche allergische Reaktion, die mit Atemnot einhergeht. Auch bei Schlafstörungen als Schlafmittel und bei Übelkeit und Schwindel können Präparate der ersten Generation sinnvoll sein.
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Antihistaminika: Anwendung

Antihistaminika-Medikamente gibt es in verschiedenen Varianten. Systemische Antihistaminika geben Ärzte und Apotheker als Tablette, Tropfen oder Saft. Die Wirkstoffe Cetirizin und Loratadin gibt es zum Beispiel in dieser Form. Sie wirken auf den ganzen Körper und bieten sich bei heftigen Beschwerden an – zum Beispiel, wenn folgende Allergien stark ausgeprägt sind:

Bei einem anaphylaktischen Schock, also einer schweren allergischen Reaktion, und bei sehr starkem Heuschnupfen, Juckreiz und Hautausschlägen werden Antihistaminika häufig als Injektion mit einer Spritze verabreicht. Der Wirkstoff Clemastin ist zum Beispiel als Injektion verfügbar.

Bei geringeren Symptomen sind lokale Antihistaminika sinnvoll. Sie begrenzen sich auf eine Körperstelle. Ein Antihistaminikum als Nasenspray bietet sich zum Beispiel an, wenn eine Person durch einen Heuschnupfen eine laufende Nase hat. Bekannte Wirkstoffe als Spray sind Azelastin und Levocabastin. Sie bewirken, dass die Nasenschleimhaut abschwillt und sich die Beschwerden verringern.

Augentropfen helfen bei geschwollenen Augen beispielsweise durch eine Pollenallergie oder Tierhaarallergie. Die Wirkstoffe Azelastin, Levocabastin und Ketotifen sind in dieser Darreichungsform verfügbar.

Antihistaminika als Salbe, Creme, Gel oder Stick lindern zum Beispiel eine Sonnenallergie, wenn sie sich auf eine bestimmte Hautregion wie etwa die Hände begrenzt. Auch Insektenstiche können Betroffene mit dieser Form behandeln. Die Wirkstoffe Dimetinden und Bamipin bieten sich hier zum Beispiel an.

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Antihistaminika: Nebenwirkungen

Antihistaminika der ersten Generation haben eine sogenannte sedierende Wirkung. Das heißt, dass sie müde machen. Tagsüber kann das für die Betroffenen sehr unangenehm sein und sogar gefährlich werden. Wenn Sie merken, dass Sie durch die Antihistaminika schläfrig werden, dürfen Sie keine Maschinen bedienen und müssen Ihr Auto stehen lassen.

Die Antihistaminika der zweiten Generation wirken deutlich weniger sedierend. Trotzdem kann es sein, dass sie im Einzelfall müde, benommen oder schläfrig machen. Betroffene sollten beachten, dass Alkohol die Müdigkeit durch Antihistaminika verstärkt.

Bei beiden Generationen sind weitere Nebenwirkungen möglich. Manche Patienten klagen über einen trockenen Mund. Andere verspüren Kopfschmerzen, Übelkeit oder Magen-Darm-Probleme. Wiederum andere Betroffene haben mehr Appetit. Wie häufig und stark diese Beschwerden auftreten, hängt vom Antihistaminikum und vom Patienten ab. Die Wirkstoffe der zweiten Generation vertragen Betroffene in der Regel besser. In sehr seltenen Fällen treten starker Schwindel, Erbrechen oder Herzrasen auf. In diesem Fall sollten Sie das Medikament nicht weiter einnehmen und Ihren Arzt aufsuchen. Bei Patienten mit bestehenden Herz-, Leber- oder Nierenproblemen können Antihistaminika die Beschwerden verschlimmern. Die Betroffenen sollten sich vorher von ihrem Arzt beraten lassen, welches Antihistaminikum sie in welcher Dosis einnehmen dürfen.

Antihistaminika können einen sogenannten Prick-Test verfälschen. Dabei testet der Arzt auf Ihrer Haut, gegen welche Stoffe Sie allergisch reagieren. Wenn Sie einen Termin für einen solchen Test haben, müssen Sie die Antihistaminika 10 bis 14 Tage vorher absetzen.

Antihistaminika: Kinder

Die Nebenwirkungen von Antihistaminika können sich bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren verstärken. Sie sind meist deutlich müder und unkonzentrierter. Säuglinge können mit Atemstörungen und Krämpfen reagieren.

Viele Antihistaminika sind daher erst ab einem bestimmten Alter zugelassen. Die Wirkstoffe Dimetinden und Desloratadin können Kinder beispielsweise ab einem Jahr einnehmen. Antihistaminika mit den Wirkstoffen Cetirizin und Loratadin empfehlen Ärzte in der Regel erst ab zwei Jahren.

Die Arzneimittel müssen bei Kindern zudem niedriger dosiert werden. Antihistaminika in Form von Cremes oder Salben dürfen Eltern etwa nicht auf größere Hautflächen auftragen. Die Anzahl der Tabletten oder Tropfen müssen im Vergleich zu Erwachsenen reduziert werden. Der Kinderarzt erklärt, welche Dosis bei welchem Wirkstoff, Alter und Körpergewicht erlaubt ist.

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Antihistaminika: Schwangerschaft und Stillzeit

Für viele Antihistaminika ist noch nicht ausreichend untersucht, ob sie sich auf das ungeborene Kind im Mutterleib oder den Säugling auswirken. In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft sollten werdende Mütter zur Sicherheit auf Antihistaminika verzichten. Für die restliche Schwangerschaft und für die Stillzeit sollten die Frauen abwägen, ob sie die Mittel wirklich benötigen und sich vorher von ihrem Arzt beraten lassen.

Haben die Betroffenen starke Allergiebeschwerden, sind die Wirkstoffe Cetirizin, Loratadin und Clemastin akzeptabel. Bei dem letzteren Wirkstoff sollten Schwangere beachten, dass er der ersten Generation entstammt und Müdigkeit auslöst. Mütter sollten ihr Kind nach dem Stillen sorgfältig beobachten, da die müde machende Wirkung über die Muttermilch auf den Säugling übergehen kann.

Antihistaminika als Creme oder Salbe dürfen Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht großflächig auf der Haut auftragen. Der Bereich der Brustwarzen ist während der Stillzeit tabu.

Achtung: Antihistaminika mit dem Wirkstoff Hydroxyzin kann das ungeborene Kind schädigen und beim Säugling über die Muttermilch schwere Nebenwirkungen auslösen. Schwangere und Stillende dürfen Hydroxyzin daher nicht einnehmen.

Quellen
  • S2-Leitlinie: Akuttherapie und Management der Anaphylaxie (Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie); Stand: 31.12.2013 
  • Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag; Köln; 2020
  • Online-Information Pschyrembel: www.pschyrembel.de; Abruf: 09.12.2020
  • Online-Informationen Amboss-Medizinlexikon: Antihistaminika: www.amboss.com; Abruf: 09.12.2020
  • Online-Informationen Amboss-Medizinlexikon: Systemische Antihistaminika im Kindes- und Jugendalter: www.amboss.com; Abruf: 09.12.2020
  • Online-Informationen Allergieinformationsdienst des Helmholtz-Zentrums München: www.allergieinformationsdienst.de; Abruf: 09.12.2020
  • Online-Informationen Deutsche Ärzteverlag: www.aerzteblatt.de; Abruf: 09.12.2020
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