Migräne kann Betroffene heftig plagen. Sie leiden an starken, meist halbseitigen, pulsierenden und pochenden Kopfschmerzen. Oft treten dabei noch weitere Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit auf. Wer an Migräne leidet, hat eine Vielzahl an Medikamenten zur Auswahl, um die Symptome zu lindern. Doch welches hilft gegen die Beschwerden am effektivsten? Dies wollten Forscher herausfinden und haben in einer Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift British Medical Journal (BJM) veröffentlicht wurde, erstmals einen großen Vergleich der Schmerz- und Migränemittel durchgeführt.
Zwei Stunden nach der Einnahme komplett schmerzfrei
In der Metaanalyse haben Forscher der Harvard Medical School in Boston (USA), der Universität in Oxford (UK), der Universität in Kopenhagen (Dänemark) und der Universität in Duisburg-Essen die Ergebnisse von 137 Studien mit insgesamt 89.445 Patienten ausgewertet. In diesen Studien wurden 17 verschiedene Medikamente sowie Placebos (wirkstofflose Präparate) verwendet. Die Wirksamkeit der Arzneimittel bewerten die Forscher danach, wie viele Patienten zwei Stunden nach der Einnahme komplett schmerzfrei waren. Ein weiterer Aspekt war, wie viele Probanden zwei bis 24 Stunden nach der Verabreichung keine Beschwerden mehr hatten. Am häufigsten waren diejenigen Patienten bereits nach zwei Stunden schmerzfrei, die ein Präparat mit Eletriptan eingenommen hatten. Schmerzmittel mit Rizatriptan, Zolmitriptan und Sumatriptan zeigten eine annähernd ähnlich gute Wirksamkeit.
Dagegen linderten die neueren Migräne-Medikamente (mit Lasmiditan, Rimegepant oder Ubrogepant) die Beschwerden schlechter als die Triptane. Ihre Wirksamkeit war vergleichbar mit der von Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Acetylsalicylsäure. Die geringste Wirksamkeit hatte Paracetamol bei Migräne.
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Nur wenige Patienten erhalten die richtige Behandlung
Obwohl Triptane die wirksamsten Medikamente bei diesen starken Kopfschmerzen sind, verwenden sie nur 7,3 Prozent aller Migränepatienten. Das zeigte eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts 2020.
Das Ergebnis der neuen Studie könnte dazu beitragen, dass sich dies ändert und ein Umdenken bei der Behandlung der Beschwerden erfolgt. „Die Tatsache, dass Triptane so selten eingesetzt werden, kann auch nicht mehr darauf beruhen, dass sie teuer sind“, sagt Hans-Christoph Diener, Neurologe und Co-Autor der Studie. „In der Zwischenzeit sind alle Triptane nach Ablauf des Patentschutzes als Generika erhältlich, einige sogar ohne Rezept.“
Behandlung mit oder ohne Medikamente
Mehr zu Migräne-Medikamenten und auch zu Behandlungsmethoden, die ohne Arzneimittel auskommen, hört ihr in unserer Podcastfolge mit Dr. Stefanie Förderreuther und Migräne-Patientin Sabrina Wolf.
Migräne: Den Feind im Kopf bekämpfen (Podcast #66)
Zu Gast im Podcast: Dr. Stefanie Förderreuther, Fachärztin für Neurologie mit den Schwerpunkten Kopfschmerz und Migräne am Klinikum der LMU München
Mehr Infos zur Folge
Vielleicht kennst du das auch: Man schließt sich stundenlang in einen ruhigen, dunklen Raum ein und wartet, dass der Kopfschmerz endlich besser wird. Migräne betrifft fast jeden vierten Menschen in Deutschland und kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Das muss aber nicht sein, erklärt Migräne-Patientin Sabrina Wolf. Sie hatte früher oft 20 Migräne-Tage im Monat, heute sind es nur noch sechs. Wie sie das geschafft hat und wie ihr Alltag mittlerweile aussieht, berichtet sie in dieser Folge.
Außerdem sprechen wir mit Dr. Stefanie Förderreuther, Fachärztin für Neurologie mit den Schwerpunkten Kopfschmerz und Migräne am Klinikum der LMU München, über die Trigger einer Migräneattacke, neue Behandlungsmethoden, die ohne Medikamente auskommen, und die Wichtigkeit der Migräne-Prophylaxe.
Und: Wir fragen nach, warum deutlich mehr Frauen als Männer an Migräne leiden.