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Warum die Lebensdauer allein nicht entscheidend ist

Unsere Lebenszeit wird länger – unsere Gesundheit macht aber oft schon weit vorher schlapp, wie eine Studie zeigt. Wer frühzeitig ein paar Weichen stellt, kann jedoch eine Menge dafür tun, bis ins hohe Alter fit zu bleiben.

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Drei ältere Frauen am Rand eines Schwimmbeckens

© Jupiterimages / Getty Images

Wir leben immer länger. Dank medizinischen Fortschritts, besserer Hygiene, Ernährung und Wohnsituation werden die Menschen in Deutschland mittlerweile gut doppelt so alt wie bei der ersten Aufzeichnung von 1871: Männer leben hierzulande laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 78,2 Jahre, Frauen rund 83. (Hinweis am Rande: Natürlich spielt die sinkende Kindersterblichkeit hierbei auch eine wichtige Rolle.)

„Zu kurz“, findet dennoch die Longevity-Bewegung. Ursprünglich eine Forschungsrichtung, die sich mit Maßnahmen beschäftigt, die das Leben verlängern und die Gesundheit bis ins hohe Alter erhalten sollen. Inzwischen ist daraus ein populärer Social-Media- und Lifestyle-Trend geworden, der darauf abzielt mit verschiedenen Mitteln und Methoden so jung wie möglich so alt wie möglich zu werden. Dabei liegt der Fokus auf der Lebensqualität – zu 

Große Kluft zwischen Lebenserwartung und Lebensgesundheit

Denn die Menschen leben zwar weltweit länger, sind aber auch länger gesundheitlich angeschlagen, das ergab eine Studie, die 2024 in der Fachpublikation JAMA Network Open erschien. Im Schnitt beträgt die „Lifespan Healthspan Gap“, also die Differenz zwischen Lebensdauer und der Zeitspanne guter Gesundheit 9,6 Jahre. Das sind 13 Prozent mehr als noch vor 20 Jahren. Da waren es 8,5 Jahre die Menschen weltweit am Ende ihres Lebens mit starken gesundheitlichen Einschränkungen verbringen mussten. Dazu zählen mentalen sowie körperlichen Probleme, etwa Nerven-, Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Für Deutschland lag die durchschnittliche Krankheitszeit im Alter bei 10,82 Jahren. Die größte „Lifespan Healthspan Gap“ hat übrigens Amerika mit 12,4 Jahren, gefolgt von Australien und Neuseeland. Positiver Spitzenreiter mit dem kleinsten Wert ist Lesotho mit 6,55 Jahren, ein hoch gelegenes Königreich, das vollständig von südafrikanischem Territorium umgeben ist.

In Deutschland ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern von allen 183 untersuchten Ländern am größten: 3,6 Jahre mehr verbringen Frauen im Alter hierzulande krank, verglichen mit Männern. Der weltweite Durschnitt dieses Unterschieds beträgt 2,4 Jahre. 

Anders ausgedrückt, während die jährliche Zunahme an durchschnittlicher Lebenszeit zwischen 2000 und 2019 in Deutschland jährlich um 0,18 Jahre anstieg, waren es für die gesund verbrachte Zeit nur 0,12 Jahre. Das heißt, die „Lifespan Healthspan Gap“ wird größer – wir werden zwar immer älter, verbringen diese Zeit aber nur zum Teil gesund. Bleibt die Frage: Ist es das dann wert?

Die wachsende Kluft zwischen Lebenserwartung und Gesundheit im Alter erfordere „einen beschleunigten Wandel hin zu proaktiven, gesundheitszentrierten Versorgungssystemen“, fordern die Studienautoren. Proaktiv bedeutet, dass deutlich mehr Prävention gemacht werden sollte, man also vorbeugt, anstatt bereits bestehende Krankheiten zu behandeln – ein Ansatz, den die Longevity-Szene schon lange propagiert.

„Solche Versorgungssysteme, beispielsweise in Form von psychotherapeutischen Angeboten oder Physiotherapie, müssen auf die jeweils im Land vorherrschenden Gründe für mangelnde Gesundheit abgestimmt sein“, schreiben die Studienautoren. In den USA waren das laut Studie zum Beispiel mentale und durch Substanzmissbrauch ausgelöste Probleme sowie Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems. 

Die gute Nachricht: Jeder kann selbst eine Menge dazu beitragen, gesund alt zu werden. Es stimmt, dass Gene eine Rolle dabei spielen, aber Experten schätzen, Longevity hängt auch zu 50 Prozent vom Lebensstil ab – und den kann jeder aktiv beeinflussen. Wer frühzeitig gesund lebt, hat gute Chancen, die Differenz zwischen Gesundheits- und Lebenserwartung zu verringern. Besonders relevant sind die Bereiche Ernährung, Bewegung, Schlaf und soziale Kontakte. 

Für die Studie haben die Autoren die globalen gesundheitsbezogenen Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) analysiert und für 183 Mitgliedsstaaten ausgewertet. Verglichen wurden dabei die Jahre 2000 und 2019. 

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Faktor Ernährung: Her mit den Pflanzen – außer Tabak

Verschiedenen Studien zufolge ist eine Ernährung mit verringertem Kohlenhydratanteil, viel Obst, Gemüse, Nüssen, Getreide, Fisch und ungesättigten Fettsäuren generell der Gesundheit förderlich. Die dadurch aufgenommenen Antioxidantien, bestimmte Pflanzen(farb)stoffe und Vitamine, sowie das Kalium, zum Beispiel aus Nüssen oder Trockenobst, und Omega-3, eine ungesättigte Fettsäure in Pflanzenölen und fettem Seefisch, senken das Risiko für Herzkreislauferkrankungen oder Übergewicht und schützen das Gehirn vor Erkrankungen und vorzeitigem Altern. 

Übrigens: Eine im Februar 2025 in der Fachpublikation Nature Medicine veröffentlichte Studie stellte fest, dass Rauchen der größte Risikofaktor für vorzeitigen Tod und schnelles Altern ist. 

Longevity: So können wir das Altern bremsen und uns sogar verjüngen (Folge #64)

Zu Gast im Podcast: Prof. Dr. Bernd Kleine-Gunk

Mehr Infos zur Folge

Was nach einer Science-Fiction-Utopie klingt, ist tatsächlich Realität. Ergebnisse der modernen Forschung zeigen: die Altersuhr lässt sich tatsächlich verlangsamen. Neben dem Wunsch nach ewiger Jugend, geht es vor allem darum, wie wir gesund altern können, um möglichst lange eine hohe Lebensqualität zu haben.

In dieser Folge sprechen wir mit Prof. Bernd Kleine-Gunk, einem der weltweit führenden Anti-Aging-Medizinern und Präsident der German Society of Anti Aging Medicine darüber, was ihr tun könnt, um lange jung, fit und gesund zu bleiben. Und falls ihr jetzt denkt: Sport machen und sich gesund ernähren weiß ich schon. Ja, das spielt eine Rolle, aber ihr werdet Tipps bekommen, die über die klassischen Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil hinausgehen. Kleiner Spoiler: Wusstet ihr, was Fasten oder das im Sperma enthaltene Spermidin damit zu tun haben?  

Faktor Bewegung: Körper und Kopf fit halten

Wer sich regelmäßig körperlich betätigt, kann den Alterungsprozess verlangsamen und seine Gesundheit verbessern oder erhalten. Zu diesem Schluss kommen verschiedene Studien, zuletzt oben genannte Nature-Medicine-Veröffentlichung. Sie stuft Bewegungsmangel gar als zweitwichtigsten Negativ-Einfluss auf gesundes Altern ein – nach dem Rauchen. 

Speziell Aktivität bei moderater Intensität, wie Gehen oder Radfahren, die sowohl Ausdauer als auch Kraft verbessert, scheint wirkungsvoll im Hinblick auf ein gesundes, langes Leben zu sein. Bewegung erhält aber nicht nur Muskulatur und Beweglichkeit. Sie reduziert auch das Risiko für Herzkreislauferkrankungen und Entzündungsprozesse im Körper, die verschiedene chronische Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma oder entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa begünstigen oder verstärken können.

Zudem verbessert sich die geistige Fitness. Besonders dann, wenn zusätzlich Denksport betrieben wird, stellt eine 2023 im JAMA Network Open publizierte Untersuchung fest. Dafür gibt es speziell entworfene Programme, aber auch Tätigkeiten wie Lesen, Musikmachen oder Schachspielen scheinen schon einen positiven Effekt zu haben.

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Faktor Schlaf: Sieben Stunden Wartungsarbeit

Wenn wir schlafen, laufen im Körper verschiedene Reparatur- und Reinigungsprozesse ab. Probleme beim Ein- oder Durchschlafen sowie stressbedingt verkürzter Schlaf können sich entsprechend auf die Gesundheit und das Altern auswirken. Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2021 geht davon aus, dass Schlafmangel den biologischen Alterungsprozess vorantreibe und die Lebenserwartung verkürze. Gründe dafür seien unter anderem Veränderungen im Stoffwechsel, vermehrte Zellschäden und Defizite bei Reparatur- und Regenerationsprozessen. Wie viel Schlaf jemand braucht, ist individuell unterschiedlich. Diverse wissenschaftliche Quellen halten jedoch rund sieben Stunden für ideal.

Faktor soziale Kontakte: mit Zwischenmenschlichem gegen Stress

Zeit mit anderen Menschen verbringen, sich austauschen und gebraucht fühlen – soziale Kontakte haben ebenfalls großen Einfluss auf die Gesundheit im Alter. Einsamkeit erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depression, Angstzustände oder gar Suizidgedanken, aber auch für Demenz, Herzerkrankungen und Herzinfarkt, Bluthochdruck und Diabetes.

Ein Grund für die höhere Krankheitsanfälligkeit im Alter bei fehlenden sozialen Kontakten könnte der von den Betroffenen empfundene „Einsamkeits-Stress“ sein, der wiederum auf lange Sicht Entzündungen im Körper wahrscheinlicher macht. Diese wiederum können das Risiko für chronische Erkrankungen verstärken, wie Diabetes Typ 1, Rheuma oder die entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn.

Quellen
  • Garmany, A et al: Global Healthspan-Lifespan Gaps Among 183 World Health Organization Member States; JAMA Network Open; 2024; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.50241
  • Leitao, C et al.: The Effect of Nutrition on Aging—A Systematic Review Focusing on Aging-Related Biomarkers; Nutrients; 2022; DOI: 10.3390/nu1403055
  • Fekete, M et al.: Nutrition Strategies Promoting Healthy Aging: From Improvement of Cardiovascular and Brain Health to Prevention of Age-Associated Diseases; Nutrients; 2023; DOI:10.3390/nu15010047
  • Montero-Odasso, M et al.: Effects of Exercise Alone or Combined With Cognitive Training and Vitamin D Supplementation to Improve Cognition in Adults With Mild Cognitive Impairment – A Randomized Clinical Trial; JAMA Network Open; 2023; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.24465
  • Moreno-Agostino, D et al.: The impact of physical activity on healthy ageing trajectories: evidence from eight cohort studies; BMC; 2020; DOI: 0.1186/s12966-020-00995-8
  • Szychowska, A et al: Physical activity as a determinant of successful aging: a narrative review article; Aging Clin Exp Res.; 2021; DOI: 10.1007/s40520-021-02037-0
  • Gratachea, N et al.: Exercise Attenuates the Major Hallmarks of Aging; Rejuvenation Research; 2015; DOI: 10.1089/rej.2014.1623
  • Kelly, M E et al.: The impact of cognitive training and mental stimulation on cognitive and everyday functioning of healthy older adults: A systematic review and meta-analysis; Ageing Research Reviews; 204; DOI: 10.1016/j.arr.2014.02.004
  • Argentieri, M A et al.: Integrating the environmental and genetic architectures of aging and mortality; Nature Medicine; 2025; DOI: 0.1038/s41591-024-03483-9
  • Carroll, J. et al.: Sleep and Biological Aging: A Short Review; Curr Opin Endocr Metab Res.; 2021; DOI: 10.1016/j.coemr.2021.03.021
  • Li, Y et al.: The brain structure and genetic mechanisms underlying the nonlinear association between sleep duration, cognition and mental health; Nature; 2022; DOI: 0.1038/s43587-022-00210-2
  • Yang, Y C et al.: Social relationships and physiological determinants of longevity across the human life span; Proc Natl Acad Sci U S A; 2016; DOI: 10.1073/pnas.1511085112
  • Online-Informationen Statistisches Bundesamt: www.destatis.de; Abruf: 26.02.2025
  • Online-Informationen DocCheck Flexikon: www.flexikon.doccheck.com; Abruf: 26.02.2025
  • Online-Informationen Weltgesundheitsorganisation Deutschland: https://data.who.int; Abruf: 26.02.2025
  • Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Kalium: www.dge.de; Abruf: 26.02.2025
  • Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Kein Fisch?! Fit im Alter: www.dge.de; Abruf: 26.02.2025
  • Online-Informationen Mayo Clinic: www.mcpress.mayoclinic.org; Abruf: 26.02.2025)
  • Online-Informationen Bundesministerium für Bildung und Forschung: www.gesundheitsforschung-bmbf.de; Abruf: 26.02.2025
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