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Hypnose

Hypnose ist eine Methode, bei der Therapeuten ihren Patienten in Trance versetzen. Lesen Sie hier, wann Experten sie anwenden.

Geprüft von Ingrid Müller, Biologin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2022-10-17T00:00:00+02:00 2022-10-17T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
Frau liegt während einer Hypnose auf einem Behandlungsbett, neben ihr sitzt eine Therapeutin

© Shutterstock

Was ist Hypnose?

Bei der Hypnose versetzt der Therapeut seinen Klienten in Trance. Das ist ein Zustand, in dem Personen loslassen können und gleichzeitig hochkonzentriert sind. Hypnose galt lange Zeit als unglaubwürdige Technik, die Außenstehende mit Shows und schwingenden Pendeln verbinden. Heute sehen Forscher jedoch ein großes Potenzial für Medizin und Psychotherapie in der Hypnose.

Therapeuten bieten Hypnose im Rahmen einer Psychotherapie oder als reine Hypnosetherapie beziehungsweise Hypnotherapie an. Hypnotiseure können in der Trance Veränderungen anstoßen – etwa Schmerzen lindern, Ängste lösen und ihre Klienten dazu anregen, schlechte Gewohnheiten wie das Rauchen abzulegen. Dieser medizinische Nutzen unterscheidet die seriöse Hypnose von der Showhypnose.

Für Kinder kann eine Hypnose ebenfalls sinnvoll sein – etwa bei starken Schmerzen, Migräne oder vor einer Operation. Auch bei Ängsten oder Bettnässen kann Kindern eine Hypnose helfen. Der Hypnotiseur baut in die Therapie häufig Spiele oder Geschichten ein, vor allem bei kleineren Kindern.

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Hypnose: Praxis und Therapeut finden

Wissenschaftler konnten mittlerweile in rund 200 Studien belegen, dass die Hypnose kein Hokuspokus ist, sondern tatsächlich wirkt. Seitdem hat sich die Methode mehr und mehr in der Praxis etabliert. Seit 2006 ist die Methode wissenschaftlich anerkannt, etwa um Schmerzen zu behandeln oder Ängste zu lindern. Etwa 10.000 Psychologen und Ärzte in Deutschland praktizieren Hypnose.

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Wichtig ist es, dass Sie sich einen seriösen Hypnotherapeuten suchen. Diesen erkennen Sie an seiner Ausbildung. Er sollte Arzt oder Psychologe sein. Zudem sollte er eine psychotherapeutische Ausbildung abgeschlossen haben, etwa in der Verhaltenstherapie oder einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie. Darüber hinaus haben seriöse Hypnotiseure eine Weiterbildung von einer der anerkannten Hypnose-Gesellschaften besucht, beispielsweise von der Deutschen Gesellschaft für Hypnose (DGH) oder der Milton-Erickson-Gesellschaft (MEG).

Beim ersten Treffen sollten Sie darauf achten, dass der Hypnotiseur sie ausführlich berät und aufklärt, bevor er mit der Hypnose beginnt. Seriöse Therapeuten legen Wert darauf, dass sich ihr Patient während der gesamten Sitzung wohlfühlt. Nach der Hypnose nimmt er sich Zeit, um offene Fragen zu beantworten.

Hypnose: Anwendung bei vielen Problemen und Krankheiten

Therapeuten wenden Hypnose für viele verschiedene Gesundheitsprobleme und Krankheitsbilder an. Die Methode ist vor allem sinnvoll bei Beschwerden, die durch psychische Faktoren wie Stress ausgelöst werden. Die Hypnose kann hier effektiver sein als reine Gespräche, da sich die Patienten Lösungen und Ratschläge mit allen Sinnen vorstellen. Hypnose hilft nachweislich:
  • bei Stimmungsschwankungen und Depressionen
  • gegen Ängste, etwa bei Flugangst oder Prüfungsangst. Auch mancher Zahnarzt wendet die Hypnose erfolgreich an. Er hypnotisiert Patienten während der Zahnbehandlung, sodass sie die Geräusche des Zahnbohrers und Schmerzen ausblenden. Die Patienten sind weniger gestresst und verkrampft.
  • bei Schlafstörungen: Die Hypnose kann dazu verhelfen, schneller einzuschlafen und die Tiefschlafphase verlängern – vor allem bei Kindern und Jugendlichen
  • bei Reizdarm und Verdauungsbeschwerden
  • bei einer Essstörung wie Magersucht (Anorexia nervosa) und Ess-Brech-Sucht (Bulimie)
  • beim Rauchstopp: Einigen Rauchern gelingt es durch Hypnose, mit dem Rauchen aufzuhören.
  • bei Tinnitus: Hier versucht der Therapeut, das Geräusch zu minimieren oder in einen weniger störenden Ton umzuformen.
  • gegen Schmerzen
  • bei Migräne

Hypnose fürs Abnehmen, bei Kinderwunsch oder seelischen Problemen

Auch beim Abnehmen kann eine Hypnose sinnvoll sein. Studien konnten zeigen, dass Hypnose bei der Gewichtsreduktion vor allem langfristig besser hilft als Diäten und Psychotherapien. Einige Hypnotiseure wenden die Methode des Magenbandes an. Dabei suggerieren sie dem Patienten während der Hypnose, dass sie ihm ein Magenband einlegen. Diese symbolische Schnur soll dabei helfen, weniger Appetit zu verspüren.

Für Frauen mit Kinderwunsch ist Hypnose ebenfalls eine Option. Bereits in der Schwangerschaft kann die werdende Mutter die Methode nutzen, um Ängste vor der Geburt abzubauen. Während der Geburt selbst kann Hypnose dabei helfen, Schmerzen zu reduzieren (Hypnobirthing). Darüber hinaus kann eine Hypnose für Personen nützlich sein, die eine akute seelisch Krise durchmachen – sei es durch Stress, einen Todesfall in der Familie oder eine Trennung mit Liebeskummer. Die Hypnose ermöglicht es den Betroffenen, von der anstrengenden Situation loszulassen, Stress abzubauen und zu entspannen. Der Therapeut kann die Person in der Hypnose zurück zu Erinnerungen an glücklichere Zeiten führen. Dabei werden vergangene Erlebnisse und Emotionen wach und die betroffene Person kann wieder positiv denken.

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Wie funktioniert Hypnose?

Therapeuten versetzen ihren Klienten in Hypnose, indem sie nach einem klaren Ablauf vorgehen. Als erstes leiten sie durch Worte und Gesten den Zustand der Trance ein. Sie bitten ihren Klienten beispielweise, die Augen zu schließen und deuten darauf hin, dass sich ihr Körper schwer anfühlt und immer tiefer in den Sessel sinkt. Anschließend sagt der Therapeut seinem Klienten, dass sich sein rechter Arm leicht anfühlt und sich anhebt. Je höher der Patient seine Hand ausstreckt, desto tiefer befindet er sich in Trance. Diese Prüfung nennen Therapeuten Hand-Levitation.

Nun beginnt die eigentliche Hypnosetherapie. Der Therapeut schickt seinen Klienten gedanklich in eine Situation, die Ängste aufkommen lässt, etwa eine Prüfung. Der Patient soll sich genau vorstellen, wie er in den Seminarraum tritt und der Professor die Klausur austeilt. Der Betroffene fühlt, wie Nervosität aufkommt.

An dieser Stelle kann der Therapeut zu Veränderungen anregen. Das funktioniert mit sogenannten Suggestionen oder Vorschlägen. Während der Hypnose ist unser Unterbewusstsein dafür besonders aufnahmebereit. Innere Bilder, Erinnerungen und Gefühle nehmen wir intensiver wahr.

Der Therapeut leitet den Patienten zum Beispiel dazu an, sich einen Wohlfühlort vorzustellen, etwa den heimischen Lesesessel oder einen Waldspaziergang. Der Patient soll den Prüfungsraum nun durch diesen persönlichen Wohlfühlort ersetzen. Immer wieder soll er sich vorstellen, wie statt Nervosität und Panik das glückliche Gefühl aufkommt, durch den Wald zu gehen, das Rascheln der Blätter zu hören und die frische Luft einzuatmen.

Wenn die Person den neuen Ort verinnerlicht hat, beendet der Therapeut die Hypnose. Er bittet ihn, seine Aufmerksamkeit langsam wieder auf das Hier und Jetzt zu richten und schließlich die Augen zu öffnen.

Bei einigen Menschen bringt bereits die erste Hypnosesitzung Erfolge. Bei den meisten Patienten wirkt die Hypnose nach mehreren Terminen: Betritt die Person das nächste Mal einen Seminarraum, kommt das wohlige Gefühl des Waldspaziergangs statt Prüfungsangst auf.

Studien konnten zeigen, dass etwa zehn bis 15 Prozent der Menschen sehr empfänglich für Hypnose sind. Das sind vor allem kreative Menschen, die eine große Vorstellungskraft besitzen. Grundsätzlich ist aber jeder hypnotisierbar. Auch Skeptiker sind zu Hypnose fähig – wenn sie sich darauf einlassen.

Die Wirksamkeit klinischer Hypnose lässt sich auch anhand körperlicher Veränderungen objektiv nachweisen. Messbar sind dabei verringerte oder erhöhte Aktivität in bestimmten Hirnregionen – besonders die, die mit der Planung eigenen Handelns, der Selbstwahrnehmung und den daraus folgenden Konsequenzen einhergehen. Die Forschung geht davon aus, dass dies der Grund für die Wirksamkeit der Hypnose darstellt, da lähmende Denkmuster – wie beispielsweise der Befürchtung einer Situation nicht gewachsen zu sein – entfallen und somit den Betroffenen nicht weiter einschränken. Ein weiterer Aspekt ist die sogenannte Trancelogik. Damit sind psychische Verarbeitungsmuster gemeint, in denen die normalerweise bekannten Regeln der Logik und der Naturgesetze außer Kraft gesetzt sind und so dem Patienten den Zustand der Trance erleichtern. Dadurch ist es in der Hypnose beispielsweise problemlos möglich, sich an zwei Orten zugleich aufzuhalten.

Hypnose: Kosten müssen Sie meist selbst tragen

Interessierte sollten den Therapeuten zu Beginn der Behandlung fragen, wie teuer die Sitzungen sind und wie lange sie dauern. In der Regel liegen die Kosten für eine Hypnose-Sitzung zwischen 80 und 120 Euro je 50 Minuten. Patienten müssen reine Hypnosetherapien selbst bezahlen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen Kosten in der Regel nicht.

Einige Psychotherapeuten integrieren die Hypnose in eine Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Die Kosten für diese beiden Therapiearten übernehmen die Krankenkassen.

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Hypnose: Risiken gibt es in der Regel nicht

Eine Hypnose bei einem seriösen Therapeuten ist ungefährlich. Patienten müssen keine Risiken oder Nebenwirkungen befürchten. Im Gegenteil: Häufig erfahren Personen in Trance positive Nebeneffekte. Dazu gehört, dass der Blutdruck, Puls und die Atemfrequenz sinken. Akute Schmerzen lassen in der Hypnose oft nach.

Patienten müssen auch keine Angst davor haben, in Trance ihren Willen zu verlieren, wie es häufig in der Showhypnose den Anschein hat. Bei einer seriösen, therapeutischen Hypnose arbeitet der Therapeut niemals gegen den Willen seines Klienten. Der Patient entscheidet selbst, welche Themen und innere Bilder er zulässt. Gute Therapeuten verhelfen dem Betroffenen sogar zu mehr Willenskraft, indem sie stärkende Erinnerungen in der Hypnose hervorrufen.

Zudem können Patienten zu jedem Zeitpunkt wieder aus der Hypnose aussteigen. Da es sich bei der Trance um einen Zustand der Entspannung und nicht um einen Tiefschlaf handelt, wachen sie in jedem Fall wieder auf. Nach der Hypnose können sich Patienten an alles erinnern.

Hypnose: Meditation ist sehr ähnlich

Wer sich hypnotisieren lässt, ist weder wach noch schläft er. Er befindet sich in einem veränderten Bewusstseinszustand dazwischen, indem er sich besser konzentrieren kann. Einen ähnlichen Zustand erreichen Menschen, wenn sie meditieren. In der Meditation konzentrieren sich Personen lediglich auf das Hier und Jetzt, anstatt sich an vergangene Erlebnisse zu erinnern.

Auch wer in einen Tagtraum fällt, ein spannendes Buch liest oder einen Film schaut, befindet sich teilweise in Trance. Der Begriff Trance stammt vom lateinischen Wort „transire“ ab und bedeutet „hinübergehen, überschreiten“. Gemeint ist damit ein veränderter Bewusstseinszustand mit der Fähigkeit des intensiven mentalen Erlebens. Die Person schweift mit den Gedanken ab und verliert das Gefühl für Raum und Zeit. Hypnose ist also etwas Alltägliches. Studien konnten zeigen, dass jeder Mensch täglich für 45 bis 90 Minuten in einen leichten Trancezustand fällt.

Quellen
  • Halsband U: Hypnose und Meditation: Was passiert in unserem Gehirn? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind erkennbar?; Suggestionen; 2008
  • Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnosetherapie: https://dgh-hypnose.de; Abruf: 23.09.2019
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 23.09.2019
  • Online-Informationen Deutscher Verband für Hypnose (DVH): www.hypnose-fachverband.de; Abruf: 23.09.2019
  • Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Hypnose: www.dgzh.de; Abruf: 23.09.2019
  • Online-Informationen Milton Erikson Gesellschaft für klinische Hypnose: www.meg-tuebingen.de
  • Online-Informationen HypnoseGesellschaften: https://hypnose.de; Abruf: 22.09.2019
  • Online-Informationen Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V. (GWUP e.V.): www.gwup.org; Abruf: 23.09.2019

 

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