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Immuntherapie bei Krebs

Eine Immuntherapie bei Krebs bekämpft Tumoren mithilfe des eigenen Immunsystems. Hier lesen Sie, wie die Behandlung abläuft.

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Inhaltsverzeichnis
Immunzellen gegen Krebs

© Science Photo

Immuntherapie bei Krebs: Was ist das?

Immuntherapien bei Krebs nutzen das körpereigene Immunsystem, um den Tumor zu bekämpfen. Die Medikamente einer Immuntherapie bewirken im Optimalfall, dass Immunzellen des Körpers Krebszellen erkennen und diese vernichten. Experten sprechen bei der Methode von Immunonkologie. Sie bildet neben Operationen, Bestrahlungen, Chemotherapie und Medikamenten die fünfte Säule im Kampf gegen Krebs.

Immuntherapien gegen Krebs sind jedoch kein Wundermittel. Denn: Unsere Immunzellen erkennen Krebszellen nicht direkt als Feind. Zum einen sind Krebszellen körpereigene Zellen. Zum anderen haben viele Krebsarten Strategien entwickelt, sich vor Immunzellen zu "verstecken". Etwa indem die Zellen keine Antigene (Oberflächenproteine, an denen Zellen andere Zellen erkennen können) nach außen zeigen oder indem sie die Immunreaktion hemmen.

Trotzdem verstehen Wissenschaftler das Zusammenspiel zwischen Tumoren und Immunsystem immer besser und konnten einige Ansätze entwickeln, um Krebs mit Immuntherapien zu bekämpfen. Wie lange die Therapie dauert und wie sie abläuft, hängt von den verschiedenen Methoden ab:

Immuntherapie: Monoklonale Antikörper

Antikörper sind Moleküle, die an Antigene von Zellen andocken und sie so als kranke oder fremde Zellen markieren. Immunzellen können die feindlichen Zellen so erkennen und bekämpfen. Die Immuntherapie mit Antikörpern setzt darauf, diese Moleküle im Labor vorzuproduzieren. Patienten erhalten diese künstlichen Antikörper als Infusion in die Vene.

Die Methode soll den Stoffwechsel und das Wachstum des Tumors stoppen. Wie oft und wie lange Patienten die Infusionen bekommen, ist von der Krebsart abhängig. In der Regel müssen Betroffene alle ein bis vier Wochen zu einer Sitzung ins Krankenhaus.

Ärzte können Antikörper auch zur Diagnose einsetzen, indem sie die Moleküle mit radioaktiven oder fluoreszierenden Partikeln bestücken. Docken sie an die Antigene der Tumorzellen an, werden Tumor und Metastasen mit bildgebenden Verfahren sichtbar.

Immuntherapie: Checkpoint-Inhibitoren

Das Immunsystem besitzt sogenannte Checkpoints oder Kontrollpunkte, die eine Immunreaktion bremsen. Diese Funktion schützt eigene, gesunde Zellen vor den zerstörenden Immunzellen. Krebszellen kopieren dieses Konzept, um sich zu schützen. Mediziner machen sich die Checkpoints als Immuntherapie zunutze, indem sie künstliche Antikörper mit sogenannten Inhibitoren ausstatten. Diese blockieren die Kontrollpunkte und bewirken eine Immunantwort auch bei körpereigenen Krebszellen. Patienten erhalten die bestückten Antikörper ebenfalls als Infusion. Wie oft der Arzt eine Infusion gibt und wie lange die Immuntherapie dauert, hängt von der Krebsart und von der Art der Checkpoint-Inhibitoren ab.

Neue Medikamente aktivieren das Immunsystem gegen Krebs

© FOCUS-Gesundheit

So funktioniert die Immuntherapie:

❶ Intakte Immunabwehr: Die T-Zellen des Immunsystems erkennen Krebszellen als Feind, attackieren und zerstören sie.

❷ Getarnte Krebszelle: Die Tumorzelle tarnt sich mit dem PD-Liganden 1. Dieser inaktiviert den Rezeptor der T-Zelle.

❸ Tarnkappe ade! Medikamente, die PD-1- und PDL-1-Hemmer, besetzen den Rezeptor und enttarnen die Krebszelle.

❹ Attacke frei: Die T-Zelle ist nunmehr aktiv. Sie greift die Krebszelle an und tötet sie.

Immuntherapie: Krebsimpfung

Anders als Schutzimpfungen vor Krebs (etwa gegen das Humane Papillomvirus (HPV), das Gebärmutterhalskrebs auslösen kann), sollen Krebsimpfungen in der Immuntherapie bestehende Tumoren bekämpfen. Mediziner können den Betroffenen beispielweise den Bauplan von Krebszellen impfen, eine sogenannte Impfung mit dem Erbmolekül RNA – noch befindet sich diese Methode in der Erforschung. Der Bauplan ermöglicht dem Immunsystem Tumorzellen leichter zu erkennen und zu bekämpfen.

Ein weiterer Ansatz der Immuntherapie: Ärzte entnehmen Immunzellen des Patienten und bestücken sie mit den Informationen zur Krebszelle. Anschließend geben sie dem Patienten die Zellen durch eine Impfung wieder zurück – in der Regel mit einer Spritze wie bei einer normalen Impfung.

 

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Immuntherapie bei Krebs: Bei welchen Krebsarten?

Es gibt nicht für alle Krebsarten eine Immuntherapie. Außerdem hilft sie bei einigen Krankheitsformen und Patienten besser als bei anderen. Am wirksamsten gilt die Immuntherapie bei Hautkrebs, Nierenzellkrebs und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Forscher vermuten, dass diese Tumoren mehr Antigene besitzen, welche das Immunsystem erkennen kann. Für folgende Krebsarten gibt es bisher Immuntherapien:

Monoklonale Antikörper:

Checkpoint-Inhibitoren:

  • Schwarzer Hautkrebs (mit Metastasen)
  • Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (mit Metastasen)
  • Nierenkrebs
  • Harnblasenkrebs
  • Knochenkrebs

Krebsimpfungen:

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Immuntherapie bei Krebs: Nebenwirkungen

Bei einer Immuntherapie ist es wichtig, ein Gleichgewicht zu finden. Ist die Dosis zu schwach, kann das Immunsystem Krebszellen nicht bekämpfen. Ist sie zu hoch, ist das Immunsystem überaktiv und richtet seine Abwehrstrategien auch gegen gesunde Zellen. Autoimmunreaktionen mit Hautausschlägen, Entzündungen des Darms, der Leber oder der Hirnanhangdrüse können die Folge sein.

Patienten mit einer Krebsimpfung können Schüttelfrost oder Fieber bekommen. Einige Betroffene haben Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen. Auch Übelkeit kann eine Nebenwirkung sein.

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Immuntherapie bei Krebs: Erfolg

Die Immuntherapie bei Krebs wird meist als großer Hoffnungsträger beschrieben. Aber: Sie kommt nicht für jeden Patienten und jede Krebsart infrage. Nur bei einem Teil der Behandelten spricht die Immuntherapie an. Bei einigen Betroffenen hilft sie gar nicht.

Trotzdem lässt sich verallgemeinern, dass eine Immuntherapie beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (mit Metastasen) das Überleben um einige Monate verlängern kann. Patienten mit schwarzem Hautkrebs können mehrere Monate bis Jahre an Lebenszeit gewinnen.

Um die Immuntherapie bei Krebs effektiver zu machen, müssen Wissenschaftler noch weitere Studien und Untersuchungen durchführen. Forscher versuchen beispielsweise diejenigen Patienten besser zu identifizieren, die gut auf eine Immuntherapie ansprechen.

In Kooperation mit Dr. Mathias Hoiczyk

Lungenkrebs ist kein Todesurteil mehr.

Dr. Mathias Hoiczyk, Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und internistische Onkologie

Vor zehn Jahren habe ich einen der ersten Patienten in Deutschland mit der Immuntherapie behandelt – er ist bis heute der lebende Beweis dafür, dass diese Behandlung das Potenzial hat, die Überlebensrate von Lungenkrebspatienten zu erhöhen und ihnen deutlich mehr Lebenszeit und Lebensqualität zu schenken.

Immuntherapie bei Krebs: Kosten

Die Kosten der Immuntherapie sind sehr hoch. Experten rechnen mit rund 150.000 Euro pro Patient. Wenn andere Methoden den Krebs nicht besiegen konnten und der Betroffene die Immuntherapie in einem anerkannten Zentrum macht, übernimmt die Krankenkasse in der Regel die Kosten.

Da die Therapie noch nicht umfassend erforscht ist, nehmen die Patienten meist gleichzeitig an einer klinischen Studie teil. Seriöse Institute bieten eine Probandenversicherung an, die Teilnehmer vor Risiken finanziell schützt.

Patienten sollten hingegen vorsichtig bei kommerziellen Anbietern sein. Es gibt zahlreiche private Institute, die eine Heilung mit Immuntherapie versprechen. Für ihre Ansätze gibt es aber meist keine wissenschaftlichen Belege. Und: Die Kosten tragen die Betroffenen häufig selbst.

Quellen
  • Füreder, T: Immuntherapie in der Onkologie; Wiener klinische Wochenschrift; 2017; DOI: 10.1007/s11812-017-0089-1
  • Interview mit Dr. Susanne Weg-Remers, Ärztin, Leitung des Deutschen Krebsinformationsdienstes; 06.07.2019
  • Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft e.V.: www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 06.06.2019
  • Online-Informationen Deutscher Krebsinformationsdienst: www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 06.06.2019
  • Online-Informationen Bundesministerium für Bildung und Forschung: www.gesundheitsforschung-bmbf.de; Abruf: 06.06.2019
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