Insemination: Definition
Neben der IUI gibt es noch andere Methoden der Insemination bei unerfülltem Kinderwunsch:
- Intravaginale Insemination (sogenannte Becher- oder Kappeninsemination), bei der die Frau das Sperma bis zum Scheideneingang befördert, z.B. mit einer Einwegspritze.
- Intrazervikale Insemination, bei der das Ejakulat mittels Spritze direkt an den Gebärmutterhals befördert wird.
- Intratubare Insemination, bei der der Samen im Eileiter platziert wird.
Entweder handelt es sich bei den Samenzellen um die des Partners der Frau (homologe Insemination) oder um einen Spendersamen (heterologe Insemination). Wann es sinnvoll oder möglich ist, eine Samenübertragung mit dem Partner-Ejakulat zu versuchen, hängt von der individuellen Situation ab. Sie kommt zum Beispiel in Betracht, wenn:
- ein Paar seit längerer Zeit versucht, Kinder zu bekommen und der Grund, warum es nicht klappt, unbekannt ist.
- der Mann zu wenige oder nicht ausreichend bewegliche Samenzellen für eine natürliche Befruchtung hat.
- die beiden Partner keinen Geschlechtsverkehr haben können, etwa weil eine Frau unter Vaginismus leidet - einer willkürlichen Verkrampfung der Scheidenöffnung. Dann kann der Penis nicht in die Vagina eindringen.
- sich im Schleim in der Scheide (Zervixschleim) spermienfeindliche Antikörper befinden oder die Samenzellen nicht durch ihn hindurchdringen können.
- die Frau einen unregelmäßigen Eisprung hat.
- der Mann Ejakulationsprobleme hat, etwa durch eine Impotenz.
Eine Insemination mit Spendersamen kommt infrage, wenn
- der Partner unfruchtbar ist.
- die Frau alleinstehend oder lesbisch ist.
Unterschied: Insemination und In-Vitro-Fertilisation
Bei der In-Vitro-Fertilisation (IVF) handelt es sich um eine künstliche Befruchtung im Reagenzglas. Das heißt, die Eizelle wird entnommen und im Labor befruchtet. Diese Methode greift entsprechend stärker in die natürlichen Abläufe ein als eine Insemination.Bei einer IVF müssen meist erst mittels Hormongabe genügend befruchtungsfähige Eizellen in den Eierstöcken „gezüchtet“ und dann entnommen werden. Außerdem wird der weibliche Körper nicht wie bei der IUI ab dem Einbringen der Samenzellen selbst aktiv. Die IVF ist zwar weniger natürlich, aber besser kontrollierbar und damit erfolgreicher (Erfolgsrate zwischen 25 und 30 Prozent) als die intrauterine Insemination (Erfolgsrate 15 Prozent).
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Insemination: Kosten
Für eine intrauterine Insemination fallen Kosten um die 200 Euro an. Mit einer vorherigen Hormonbehandlung, welche die Bildung von Eizellen anregt, erhöhen sich die Inseminations-Kosten auf rund 1.000 Euro. Gesetzlich Krankenversicherte bekommen von der Krankenkasse 50 Prozent erstattet. Dies gilt aber unter anderem nur:
- für acht Inseminationen ohne vorherige Hormonstimulation
- für drei Samenübertragungen mit hormoneller Behandlung
- für verheiratete Paare
- für Inseminationen mit dem Partner-Ejakulat
- wenn der Arzt vor Behandlungsbeginn einen Behandlungsplan einreicht
- wenn beide Partner älter als 25 Jahre sind, die Frau maximal 40 und der Mann höchstens 50 Jahre alt ist und beide vor der Behandlung einen HIV-Test machen lassen.
In der privaten Krankenversicherung gibt es keine einheitlichen Regelungen für Kostenbeteiligung oder -übernahme bei einer Insemination. Privat Krankenversicherte sollten deshalb vor der Behandlung mit ihrer Krankenkasse die Bedingungen abklären.
Insemination: Ablauf
Bei der Behandlung in einer Arztpraxis führt der Arzt die folgenden Schritte durch:
- Die Wahl des optimalen Zeitpunktes
- Die Aufbereitung des Ejakulats
- Die eigentliche Insemination
Die Wahl des richtigen Zeitpunktes
Grundsätzlich ist eine Insemination im Spontanzyklus möglich, also im natürlichen Zyklus der Frau. In diesem Fall erfolgt die Insemination ohne Hormone. Für einen optimalen Ablauf der Insemination bestimmt der behandelnde Arzt oder Sie selbst möglichst genau den Zeitpunkt der fruchtbaren Tage und des Eisprungs. In der Arztpraxis nutzt der Gynäkologe dazu Ultraschall und Blutuntersuchungen.Führen Sie die Insemination ohne ärztliche Unterstützung zu Hause durch, nutzen Sie Ovulationstests, um den Zeitpunkt zu ermitteln. Zyklus- und Eisprungrechner können Sie dabei unterstützend anwenden. Bei der ärztlichen Behandlung findet die Samenübertragung direkt am Tag des Eisprungs statt. Der ideale Zeitpunkt für eine Selbstinsemination ist zwei bis fünf Tage vor dem Eisprung.
Unter bestimmten Vorrausetzungen stehen die Chancen auf Erfolg jedoch bei einer Insemination mit hormoneller Stimulation besser. Ob eine Hormonbehandlung durchgeführt wird oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Das Alter der Frau spielt eine entscheidende Rolle. Ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit bei Frauen deutlich ab. Hormonpräparate unterstützen die Produktion befruchtungsfähiger Eizellen.
- Auch bei Zyklusstörungen kann die Eizellreifung durch hormonelle Stimulation angeregt und der Eisprung gezielt ausgelöst werden.
- Bei nicht ausreichender Spermienqualität, beispielsweise bei zu wenigen oder zu unbeweglichen Spermien, ist eine gezielte Hormontherapie der Frau ebenso sinnvoll, weil dies insgesamt die Erfolgschancen erhöht. Die Überlebenschance der Spermien hängt von ihrer Qualität und der Umgebung ab, an der Luft überleben Spermien nur kurz, in der Vagina hingegen bis zu 5 Tage.
Samenzellgewinnung und -aufbereitung
Die Samenprobe wird entweder am Tag des Eingriffs durch Masturbation gewonnen, es handelt sich also um eine frische Probe, oder es kommt eine Samenspende aus der Samenbank zum Einsatz, dann sind die Spermien tiefgefroren (kryokonserviert).
Das kryokonservierte Material ist zur Weiterverarbeitung bereit, das frische Ejakulat muss erst in einem Labor für die Samenübertragung aufbereitet werden. Dabei trennt ein technischer Mitarbeiter die Samenzellen von der Samenflüssigkeit und filtert die potentesten Samenzellen heraus. Meistens kommt die sogenannte „Swim-up“- Methode zum Einsatz, um die Probe zu reinigen. Ein spezielles Medium wird über das Probenmaterial gelegt. Nur die beweglichsten Samenzellen schaffen es, in dieses Medium hineinzuschwimmen.
Samenübertragung
Die ärztlich begleitete Insemination findet am Tag des Eisprungs statt oder bei Selbstinsemination einige Tage vor dem Eisprung, sie ist in der Regel schmerzfrei und kann ohne Betäubung erfolgen. Die Behandlung nimmt nur wenige Minuten in Anspruch. Welcher Arzt die Insemination durchführt, hängt vom Ablauf ab. Eine Insemination ohne Hormone kann prinzipiell auch ein Frauenarzt durchführen. Eine Samenübertragung mit vorheriger hormoneller Stimulation dürfen nur Ärzte mit einer Spezialisierung auf dem Gebiet „Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin“ vornehmen.
Für die Samenübertragung wird die zuvor aufbereitete Samenflüssigkeit von der behandelnden Ärztin oder dem Arzt mithilfe einer Kanüle oder eines Katheters direkt in die Gebärmutter, den Gebärmutterhals oder in den Eileiter gespült.
Intrauterine Insemination (IUI; intra lat. „in“, uterus lat. „Gebärmutter“): ): Die häufigste Variante ist die intrauterine Insemination, auch assistierte Befruchtung genannt, bei der die Samenzellen direkt in die Gebärmutterhöhle befördert werden. Das zuvor aufbereitete Ejakulat schleust der behandelnde Arzt am Tag des Eisprungs mit einem dünnen Schlauch, einem sogenannten Katheter, in die Gebärmutter ein. Bei dieser Variante liegt die Probe nahe an den Eileiterabgängen und damit am Ort der Ovulation. Die IUI wird häufig mit einer Hormontherapie kombiniert.
Intrazervikale Insemination (ICI; intra lat. „in“, cervix lat. „Hals“, hier ist der Gebärmutterhals gemeint): Bei der intrazervikalen Samenübertragung wird das Ejakulat in den Gebärmutterhals der Patientin platziert. Bei ausreichend guter Spermienqualität und einem definitiven Eisprung sind die Erfolgsaussichten bei dieser Art der Insemination relativ gut. Dennoch findet dieses Verfahren bei der homologen Insemination, also der Samenübertragung mit den Spermien des Partners, nur noch selten Anwendung.
Intratubare Insemination (ITI; intra lat. „in“, tubus lat. „Eileiter“): Bei dieser Variante der Insemination injiziert der behandelnde Arzt oder die Ärztin die Samenprobe mittels Katheter in den Eileiter der Patientin. Dieses Verfahren wird eher selten angewandt, in der Regel nutzt der behandelnde Arzt oder die Ärztin die intrauterine Methode. Allerdings gilt die intratubare Insemination als Alternative zur IUI, wenn zu wenige und zu unbeweglichen Spermien vorhanden sind.
Intravaginale Insemination (IVI): Bei dieser Methode handelt es sich um die sogenannte Heiminsemination. Diese kann auf zwei Arten erfolgen:
- Der Mann masturbiert in ein Gefäß (oft eine Tasse oder einen Becher, daher nennt man die Methode auch Becherinsemination). Die Frau nimmt das Sperma mittels Einwegspritze auf und bringt es in die Vagina ein. Bei dieser Variante ist das Ejakulat nicht aufbereitet, die Erfolgsaussichten sind geringer.
- Oder es wird die sogenannte Kappeninsemination durchgeführt. Es handelt sich dabei um eine aufbereitete Samenprobe, welche in der Frauenarztpraxis in eine spezielle Kappe gegeben und vor dem Muttermund fixiert wird. Nach ein bis zwei Stunden kann die Patientin die Kappe selbstständig entfernen.
Bei beiden Varianten handelt es sich allerdings nicht um eine „echte“ künstliche Befruchtung, da die Frau das Ejakulat lediglich in die Vagina einbringt. Von dort aus müssen die Spermien aus eigener Kraft zu Eileiter und Gebärmutter schwimmen. Die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, ist entsprechend niedriger als bei einer medizinischen Insemination. Auch weil das Sperma – zumindest bei der Bechermethode – nicht aufbereitet ist und keine Hormonstimulation stattfindet.
Dass die Erfolgsaussichten sich verbessern, wenn die Frau danach noch rund 15 Minuten liegen bleibt, ist mittlerweile übrigens widerlegt. Eine niederländische Studie kam zu dem Ergebnis, dass es keinen Unterschied macht, ob die Frau danach liegt oder umherläuft.
Insemination: Chancen
Wie groß bei einer Insemination der Erfolg ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:
- dem Grund, warum es auf natürlichem Weg nicht klappt
- der Anzahl und Qualität der Spermien des Mannes
- dem Alter der Frau
- ob zuvor eine Hormonstimulation erfolgt
Bei Paaren mit eingeschränkter Fruchtbarkeit beziehungsweise nicht erklärbarer Unfruchtbarkeit, sind die Chancen auf einen Inseminations-Erfolg mit Hormonstimulation deutlich höher als ohne diese Behandlung. Generell ist die Wahrscheinlichkeit für Frauen, mittels Insemination schwanger zu werden, etwa genauso hoch wie für Frauen, die auf natürlichem Weg schwanger werden. Pro Zyklus liegen die Erfolgsaussichten bei 15 Prozent, meist klappt es innerhalb der ersten drei bis vier Versuche.
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Insemination: Risiken
Zudem macht eine Hormonbehandlung vor der Insemination Mehrlingsschwangerschaften wahrscheinlicher. Das ist für die Frau körperlich deutlich belastender als eine Schwangerschaft mit nur einem Baby. Außerdem steigt das Risiko für Frühgeburten und vorzeitige Wehen.
Quellen
- Banerjee, K & Bhavana, S: Pregnancy Outcome of Home Intravaginal Insemination in Couples with Unconsummated Marriage; Journal of Human Reproductive Sciences; 2017; DOI: 10.4103/jhrs.JHRS_5_17
- Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.familienplanung.de; Abruf: 11.08.2021
- Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.familienplanung.de; Abruf: 11.08.2021
- Online-Informationen Gemeinsamer Bundesausschuss: www.g-ba.de; Abruf: 11.08.2021
- Online-Informationen Human Fertilisation & Embryology Authoriy: www.hfea.gov.uk; Abruf: 11.08.2021
- Online-Informationen National Health Service (NHS): www.nhs.uk; Abruf: 11.08.2021
- Online-Informationen Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: www.gesundheit.gv.at; Abruf: 12.08.2021