Was ist Libidoverlust?
Libidoverlust bedeutet, dass ein Mann oder eine Frau keine oder wenig Lust auf sexuelle Aktivitäten hat. Der Libidoverlust kann auch die Selbstbefriedigung und erotische Phantasien an sich mit einschließen. Ärzte bezeichnen einen Libidoverlust auch als sexuelle Inappetenz oder Hyposexualität.
Früher verwendete man für ein geringes sexuelles Verlangen den Begriff „Frigidität“. Er leitet sich ab vom lateinischen Wort „frigidus“, was soviel wie „kalt“ oder „kühl“ bedeutet. Da das Wort „Frigidität“ abwertend gemeint war, wird es heute im Sprachgebrauch nicht mehr verwendet.
Der Libidoverlust zählt zu den sexuellen Funktionsstörungen und wurde erstmals in den 70er-Jahren als eigenständige Diagnose definiert. Die erotische Unlust kann unterschiedliche psychische und körperliche Ursachen haben, zum Beispiel Stress, Beziehungsprobleme, Hormonstörungen oder Krankheiten. Auch bestimmte Medikamente können eine sexuelle Lustlosigkeit fördern. Das Verlangen kann plötzlich oder allmählich verschwinden. Meist ist die sexuelle Unlust jedoch nur vorübergehend.Eine Libidostörung ist gar nicht so selten: Rund 30 Prozent der Frauen zwischen 18 und 59 Jahren geben an, dass sie eine verringerte Libido haben. Bei Männern in dieser Altersgruppe berichteten 14 bis 17 Prozent von sexueller Unlust.
Wie viel sexuelle Lust normal ist, lässt sich allerdings schwer beziffern. Es gibt keinen einheitlichen Maßstab für die „normale“ Libido. So hat der eine täglich Lust auf Sex und dem anderen reicht es, alle paar Wochen oder noch seltener Geschlechtsverkehr zu haben. Zudem schwankt die Lust beziehungsweise Unlust ja auch, manchmal ist das Verlangen häufiger vorhanden und manchmal seltener, was ein ganz natürlicher Prozess ist. Zum Problem wird Libidoverlust erst, wenn die Betroffenen oder die Beziehung darunter leiden. Dann sollten sie sich professionelle Hilfe suchen.
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Libidoverlust: Welche Ursachen gibt es für die sexuelle Unlust?
Die Ursachen für den Libidoverlust sind sehr verschieden. Versiegt das Verlangen nach erotischen Aktivitäten, sind meist körperliche, psychische und/oder äußere Faktoren daran beteiligt. Oft gibt es nicht „die eine“ Ursache für die sexuelle Unlust, sondern es sind mehrere Faktoren dafür verantwortlich.
Sexuelle Unlust kann sich zum Beispiel nur auf einen bestimmten Partner beschränken, während man nach wie vor Spaß an der Selbstbefriedigung hat. Libidoverlust ist also ein vielschichtiges Phänomen, das sich grob nach den Ursachen einteilen lässt.
Körperliche Ursachen von Libidoverlust
Sexuelle Unlust bei Mann und Frau kann körperlich bedingt sein, aber auch der Lebensstil spielt manchmal eine Rolle. Folgende Ursachen kommen in Frage:
- Schmerzen: Manche Frauen verlieren die Lust am Geschlechtsverkehr, weil er ihnen Schmerzen bereitet. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass die Scheide nicht feucht (genug) wird.
- Orgasmusunfähigkeit: Manche kommen nicht zum Orgasmus, was ihnen den Spaß an erotischer Aktivität nimmt.
- Lebensstil: Zu wenig oder zu viel Sport kann sich negativ auf die Libido auswirken. Das Gleiche gilt für einen hohen Alkoholkonsum, die Einnahme von Drogen oder starkes Rauchen. Letzteres verringert die Durchblutung, was zum Beispiel die Erektionsfähigkeit verringern kann.
- Krankheiten: Bestimmte Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck (Hypertonie), die koronare Herzkrankheit (KHK), Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder Nierenschwäche können die sexuelle Lust dämpfen – weil sie u.a. die Bildung von Hormonen beeinträchtigen, Nervenschäden verursachen oder die Durchblutung beeinflussen und etwa Erektionsstörungen begünstigen können. Außerdem können Herz-Patienten Ängste entwickeln, dass sexuelle Aktivität eine zu starke Belastung für das Organ sein könnte.
- Operationen: Auch Operationen kommen als „Lustbremse“ in Frage, etwa, wenn sie die erogenen Zonen betreffen (zum Beispiel Brüste, Genitalbereich) und deren Sensibilität verringern.
Libidoverlust durch Medikamente
Auch Medikamente können der Grund für die sexuelle Störung sein. Denn einige Medikamente erzeugen als Nebenwirkung einen Libidoverlust. Beispiele hierfür sind Antidepressiva, blutdrucksenkende Mittel, Tranquilizer (Psychopharmaka, die eine beruhigende, angstlösende Wirkung haben) oder auch hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille.
Hormonelle Ursachen für den Libidoverlust
Hormone sind an zahlreichen Vorgängen in unserem Körper beteiligt. Auch die sexuelle Lust oder Unlust hat entscheidend mit Hormonen zu tun und in Phasen von hormonellen Veränderungen wie während einer Schwangerschaft oder im reiferen Alter kann es bei Frau und Mann deswegen zu sexueller Inappetenz (Frigidität) kommen.
Sexuelle Unlust: Hormonelle Ursachen bei der Frau
- Schwangerschaft und Stillzeit: Der Körper werdender oder frisch gebackener Mütter befindet sich im hormonellen Ausnahmezustand. Das ist zwar wichtig für das Baby, kann jedoch auf Kosten der Libido gehen. Auch die Tatsache, dass Frauen in der Schwangerschaft und später im Alltag mit ihrem Neugeborenen häufig müde sind, Probleme mit ihrem sich verändernden Körper haben oder sich ständig Sorgen machen, ob es dem Nachwuchs gutgeht, kann zu (vorübergehendem) Libidoverlust führen.
- Wechseljahre: Bei Frauen versiegt mit zunehmenden Alter die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone: der Östrogene. Nicht wenige Frauen erleben einen Libidoverlust in den Wechseljahren. Durch den Östrogenmangel werden zudem die Schleimhäute im Genitalbereich trockener und es sind Schmerzen beim Sex möglich. Der Libidoverlust in den Wechseljahren betrifft zwar nicht alle Frauen, dennoch berichten viele von einem Libidoverlust im Alter.
Sexuelle Unlust: Hormonelle Ursachen beim Mann
- Alter: Ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron allmählich und das erotische Begehren kann dadurch nachlassen.
- Hoden: Auch eine Hodenentzündung oder Entfernung eines Hodens (zum Beipsiel wegen einer Krebsdiagnose) kann die Testosteron-Produktion in den Hoden verringern.
Psychische Ursachen für die sexuelle Unlust
Manchmal ist eine sexuelle Störung psychisch bedingt. Dann bremst der Kopf die Libido. Nicht umsonst sagt man, dass die Lust im Kopf entsteht.
- Stress: Viele schieben im Job ständig Überstunden, haben kleine Kinder, die sie nachts aus dem Bett holen, müssen jede Menge soziale Verpflichtungen meistern und sind darüber hinaus noch ständig per Smartphone erreichbar – der moderne Alltag kann ganz schön müde machen. Kein Wunder also, wenn die Lust auf Sex und Zärtlichkeit dann manchmal auf der Strecke bleibt.
- Geringes Selbstwertgefühl: Wer seinen Körper nicht mag und so akzeptiert, wie er ist, wird ihn vermutlich nicht gerne nackt zeigen. Falsche Vorbilder wie dürre Magazin-Models oder durchtrainierte Influencer können sich negativ auf die Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl auswirken. Das Selbstwertgefühl kann auch nach einer Operation leiden, weil sich Betroffene beispielsweise durch die Entfernung einer Brust aufgrund einer Krebsdiagnose nicht mehr weiblich fühlen oder sich durch Narbe(n) entstellt sehen und nicht mehr attraktiv finden. Auch ein paar Pfunde mehr auf den Rippen, zum Beispiel nach einer Schwangerschaft, können das Selbstwertgefühl schmälern.
- Schlechte Erfahrungen: Hatte eine Frau oder ein Mann negative Erlebnisse beim Sex, kann ein Libidoverlust die Folge sein. Schmerzen beim Sex, abfällige Bemerkungen des Partners oder unangenehme Handlungen beim Geschlechtsverkehr können sehr prägende Erfahrungen sein.
- Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen und andere psychische Leiden belasten die Betroffenen sehr und schränken ihren Alltag ein. Wenn die Gedanken oft um negative Inhalte, Sorgen und Ängste kreisen, kann nur schwer sexuelle Lust entstehen.
Libidoverlust: Ursachen können auch in der Partnerschaft liegen
Für viele Frauen, aber auch manche Männer ist es wichtig, eine emotionale Nähe zu spüren, um Lust auf Intimität zu bekommen. Deshalb können ein Streit mit dem Partner, ungelöste Konflikte, unerfüllte sexuelle Wünsche oder das Gefühl, sich auseinandergelebt zu haben, die Ursachen für einen Libidoverlust sein. Sind die Probleme gelöst, kommt häufig auch die sexuelle Lust zurück.
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Libidoverlust: Was tun?
Wenn längere Zeit eine sexuelle Unlust besteht und Betroffene darunter leiden, fragen sie sich, was sie dagegen tun können. Um die Libido wieder zu steigern, gibt es verschiedene Methoden. Sie reichen von pflanzlichen Präparaten über Entspannungstechniken bis zur Paartherapie. Hier ein Überblick:
Libidoverlust: Therapie mit pflanzlichen Mitteln
Verschiedenen Pflanzen werden Eigenschaften zugeschrieben, die die Libido steigern können, und bei sexueller Unlust helfen sollen. So zeigen Studien, dass Safran und asiatischer Ginseng eine luststeigernde Wirkung haben. Auch die chinesische Heilpflanze Schisandra gilt seit Jahrtausenden als Aphrodisiakum. Yohimbin, ein Extrakt aus der Rinde des westafrikanischen Yohimbe-Baums, und Chilli fördern die Durchblutung der Leistengegend und der Sexualorgane und Muira Pumba, eine Pflanze aus Brasilien, enthält Sterole (Naturstoffe aus der Gruppe der Steroide), die die Rezeptoren für das Hormon Testosteron anregen und so ebenfalls die Libido ankurbeln sollen.
Entspannungsmethoden und Bewegung vertreiben den Stress
Wenn Stress der Grund für Ihren Libidoverlust sind, helfen Ihnen vielleicht Entspannungstechniken. Beispiele hierfür sind Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Gut gegen Stress sind auch „sanfte“ Bewegungsarten wie Yoga, Pilates, Tai Chi oder Qigong. Manchmal kann es aber auch helfen, eine Runde zu joggen oder eine andere Audauersportart zu betreiben, um den Kopf frei zu bekommen. Wenn Sie entspannter sind, kommt oft auch die Lust zurück.Psychotherapeuten bieten Hilfe, wenn der Libidoverlust seelisch bedingt ist
Ist die sexuelle Unlust nicht körperlich begründet, können Sie bei anhaltendem Libidoverlust Hilfe bei einem Sexualtherapeuten oder Psychologen finden. Denn häufig ist eine sexuelle Störung erworben, das heißt: Die Lust war früher da, ist jetzt aber verloren gegangen.
- Sprechen Sie auch mit Ihrem Partner darüber, was Sie belastet. Wenn Konflikte häufiger auftreten oder länger bestehen, kann auch eine Paartherapie empfehlenswert sein. Manchmal lösen sich so negative Dynamiken und mentale Blockaden – und damit verschwindet auch der Libidoverlust.
- Manchmal hilft es auch schon, wenn Sie sich bewusst Zeit zu zweit zu nehmen: Reden Sie einmal wieder in Ruhe miteinander (auch über sexuelle Wünsche), kuscheln Sie einfach nur oder geben Sie Ihrem Sexualleben durch Rollenspiele oder Sexspielzeug neuen Schwung.
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Libidoverlust: Wann sollte man zum Arzt gehen und welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner?
Generell gilt: Setzen Sie sich nicht unter Druck. Wenn Sie trotz Ihres anhaltenden Libidoverlusts nichts vermissen und ein erfülltes Leben führen, brauchen Sie keine Behandlung. Sexuelle Unlust muss nicht automatisch ein Problem oder eine Störung sein. Wie Sie sexuelle Unlust und ihre möglichen Folgen erleben, ist bis zu einem gewissen Grad also auch Einstellungssache.
Wenn Sie aber unter Ihrem Libidoverlust leiden und Entspannungstechniken ebenso wenig Erfolg bringen wie pflanzliche Mittel, suchen Sie am besten einen Arzt auf. Ihr Hausarzt kann zum Beispiel herausfinden, ob die sexuelle Unlust durch eine Erkrankung oder bestimmte Medikamente, die Sie einnehmen, verursacht sein kann. Bei Frauen kann zudem ein Gynäkologe die Ursache von Schmerzen beim Sex feststellen und untersuchen, ob ein hormonelles Ungleichgewicht schuld am Libiodverlust ist, bei Männern kann ein Urologe etwa die Gründe für Erektionsstörungen abklären und besprechen, welche Behandlungsmethoden helfen könnten.
Quellen
- Laumann, E O et al.: Sexuality: Measures of Partnerships, Practices, Attitudes, and Problems in the National Social Life, Health, and Aging Study; The Journal of Gerontology; 2009; DOI: 10.1093/geronb/gbp038
- Sutherland, S et al.: Women who believe their sex drive changes can better cope with low libido; Journal of Sex and Marital Therapy; 2018
- Pressemeldung University of Waterloo: Women who believe their sex drive changes can better cope with low libido; 05.04.2018
- Online-Informationen Berufsverband der Frauenärzte e. V.: www.frauenaerzte-im-netz.de; Abruf: 21.03.2024
- Online-Informationen pro familia Bundesverband: www.profamilia.de; Abruf: 21.03.2024