Zugelassen schon länger – aber zur Behandlung
Zugelassen ist Lenacapavir in der Europäischen Union schon seit 2022 – aber zur Behandlung bereits bestehender HIV-Infektionen mit besonders resistenten Viren, die auf keine andere Therapie mehr ansprechen. Lenacapavir dämmt die Virusvermehrung dann effektiv ein, indem es an der Hülle des Virus andockt und dessen Funktion stört. Dass der Wirkstoff auch vorbeugend wirkt, war bisher unklar. Die Injektion ist nicht nur einfach, sondern wird auch gut vertragen: Die Nebenwirkungen beschränken sich meist auf Schwellungen, Schmerzen oder Rötungen an der Einstichstelle. Ob bei längerer Anwendung weitere Beschwerden auftreten und wie das Medikament bei Männern wirkt, soll nun untersucht werden.
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Faire Preise gefordert
Zum wirklichen „Gamechanger“ wird die Spritze allerdings erst, wenn sie zum Einsatz kommt, wo HIV verbreitet ist. Der Verein „Ärzte ohne Grenzen“, der sich für Nothilfe auf der ganzen Welt einsetzt, fordert deshalb faire Preise – und den Hersteller auf, die Produktion günstiger Generika („Nachahmerprodukte“) zu ermöglichen. „Lenacapavir könnte das Leben all jener Menschen verändern, die einem hohen HIV-Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Aber dafür muss es in den Ländern mit den höchsten Infektionsraten zu bezahlbaren Preisen angeboten werden“, so Helen Bygrave von Ärzte ohne Grenzen. In den USA soll die Behandlung derzeit rund 40.000 Dollar pro Person und Jahr kosten. Mehr als die Hälfte der mit HIV Infizierten lebt in Ost- und Südafrika. Wann Lenacapavir in Deutschland vorbeugend zum Einsatz kommen darf, ist derzeit noch unklar. Gilead rechnet mit der Zulassung Ende 2025.
Quellen
- Bekker, L-G et al: Twice-Yearly Lenacapavir or Daily F/TAF for HIV Prevention in Cisgender Women; The New England Journal of Medicine; 2024; DOI: 10.1056/NEJMoa2407001
- Online Informationen Ärzte ohne Grenzen e.V.: www.aerzte-ohne-grenzen.de; Abruf: 31.07.2024
- Online Informationen Statistisches Bundesamt: www.destatis.de; Abruf: 31.07.2024