75 Prozent aller Deutschen nahmen im vergangenen Jahr Nahrungsergänzungsmittel ein, meist griffen sie zu Vitamin-Präparaten. Die Brausetabletten und Kapseln sollen den Organismus stärken und Krankheiten vorbeugen. Ob die künstlichen Vitamine tatsächlich eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben und zu einem längeren Leben beitragen können, hat nun eine US-Studie untersucht. Die Ergebnisse, die im Fachjournal JAMA Network Open veröffentlicht wurden, sind ernüchternd: Multivitamin-Präparate haben keine nachweisbare Wirkung auf die Gesundheit.
Wie sich Vitamin-Präparate auf die Lebensdauer auswirken
In der Studie wollte Erikka Loftfield, Epidemiologin an den National Institutes of Health in Rockville (USA), mit ihrem Team herausfinden, ob sich die Einnahme von Vitamin-Pillen auf die Lebensdauer auswirkt. Daher untersuchten sie, ob ein Zusammenhang besteht zwischen einer langjährigen täglichen Einnahme von Multivitamin-Präparaten und der Sterblichkeit bei gesunden Erwachsenen. Die Forscher analysierten hierfür die Daten von drei großen US-Studien mit 390.124 Teilnehmern, die in einem Zeitraum von bis zu 27 Jahren erfasst worden waren. Die Teilnehmer hatten zu Studienbeginn keine Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs oder andere Erkrankungen und gaben per Fragebogen regelmäßig Auskunft über ihr Gesundheitsverhalten – auch darüber, wie oft und in welcher Menge sie Multivitaminpräparate einnahmen.
Knapp die Hälfte der Teilnehmer (164.762 Probanden) war innerhalb der langjährigen Nachbeobachtungszeit der Studien verstorben. 30 Prozent von ihnen an Krebs, 21 Prozent an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sechs Prozent an zerebrovaskulären Erkrankungen. Die Forscher um Loftfield fanden heraus, dass diejenigen, die täglich Multivitaminpräparate einnahmen, sogar ein um 4 Prozent höheres Sterblichkeitsrisiko hatten – gegenüber denjenigen, die solche Präparate seltener oder gar nicht verwendeten. Das Fazit: Gesunde Erwachsene können auf Multivitaminpräparate verzichten.
Für wen Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sind
Nur in bestimmten Phasen wie etwa der Schwangerschaft oder den Wechseljahren, bei Ernährungsformen wie der vegetarischen oder veganen Ernährung und wenn ein diagnostizierter Mangel besteht, können Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. Betroffene sollten die Einnahme mit ihrem Arzt besprechen.
Um den täglichen Bedarf mit Vitaminen zu decken, reicht in der Regel eine ausgewogene Ernährung. So liefern Lebensmittel wie etwa Rindfleisch, Eier, Milchprodukte, Karotten, Paprika, Tomaten, Feldsalat, Walnüsse und Leinsamen viele wichtige Vitamine und machen künstliche Pillen überflüssig.
Quellen
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Loftfield, E et al.: Multivitamin Use and Mortality Risk in 3 Prospective US Cohorts; JAMA Network Open; 2024; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.18729