Übergewicht und Bewegungsmangel sind die Hauptrisikofaktoren für Typ-2-Diabetes. Auf der 60. Jahrestagung der Fachgesellschaft „European Association for the Study of Diabetes“ (EASD) stellte ein britisches Expertenteam jetzt eine Strategie vor, mit der jeder sein individuelles Risiko senken kann: Intervallfasten.
Blutzuckerspiegel länger im Normbereich
Beschränken sich die Mahlzeiten auf ein Zeitfenster von acht Stunden am Tag, so die Wissenschaftler, verbessern sich die Blutzuckerwerte deutlich. Die Forschenden hatten 15 Risikopatienten je drei Tage lang verschiedene Ernährungsweisen auferlegt und dann die Blutzuckerwerte verglichen. Während die Gruppe für drei Tage keinerlei Vorgaben bekam, durfte sie anschließend nur noch innerhalb eines bestimmten Zeitraums essen – drei Tage lang von 8 bis 16 Uhr, drei andere Tage lang von 12 bis 20 Uhr.
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Kalorienmenge unwichtig
Ohne Vorgaben aßen die Probanden im Schnitt während eines Zeitfensters von mindestens 14 Stunden und fasteten höchstens zehn Stunden am Tag. Begrenzten sie die Nahrungsaufnahme auf acht Stunden und fasteten in den übrigen 16, blieb ihr Blutzuckerspiegel deutlich länger im gesunden Bereich. Auch kam es durch das Intervallfasten nicht mehr zu so starken Blutzuckerschwankungen, wie die kontinuierliche Messung per Sensor ergab. Ob essen eher vor- oder nachmittags erlaubt war, spielte für die Werte keine Rolle. Auch die Kalorienmenge war für das Ergebnis unwichtig. Die Forschenden schlussfolgerten, dass zeitlich begrenztes Essen bei bestehendem Diabetesrisiko eine effektive Strategie sein könnte, die Erkrankungsgefahr zu reduzieren.
Tierversuche bestätigen Effekt
Dass Intervallfasten beim Abnehmen helfen und den Zuckerstoffwechsel positiv beeinflussen kann, legen bereits frühere Untersuchungen nahe. Es gab Studien, in denen Menschen mit Typ-2-Diabetes nach einer dreimonatigen Fastenkur die Werte von Gesunden hatten und keine Medikamente mehr benötigten. Untersuchungen mit Mäusen lassen vermuten, dass durch das Fasten das Fett in der Bauchspeicheldrüse schmilzt, das den Insulin produzierenden Zellen schadet. Bei Typ-2-Diabetes produziert der Körper weniger Insulin. Das Hormon ist wichtig, damit Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen und verstoffwechselt werden kann.
Die Studie aus Großbritannien weist nun in eine ähnliche Richtung – trotzdem liefert sie nur Hinweise. Denn eine Teilnehmerzahl von 15 ist in der Wissenschaft eine sehr kleine Stichprobe – je niedriger die Zahl der Probanden, desto unsicherer ist das Ergebnis. Hinzu kommt, dass der Beobachtungszeitraum von drei Tagen pro Ernährungsweise kurz war – Daten dazu, wie Intervallfasten das Diabetesrisiko langfristig beeinflusst, liefern die Forschenden nicht. Dass sie ihren Probanden nur während des Intervallfastens eine bestimmte Diät vorgaben (50 % Kohlenhydrate, 30 % Fett, 20 % Eiweiß), ansonsten aber nicht, macht die ohnehin spärlichen Daten schwer vergleichbar.
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Warnung vor Unterzuckerungen
Wer bereits einen bestehendem Typ-2-Diabetes hat, sollte das Intervallfasten nicht ohne ärztliche Begleitung auszuprobieren, warnen Medizinerinnen und Mediziner: Es könne zu gefährlichen Unterzuckerungen kommen, wenn die Stoffwechselerkrankung bereits mit Antidiabetika behandelt werde.
Quellen
- Bowden Davies K et al.: Time restricted eating improves glycaemic variability, independently of energy intake, in adults at risk of type 2 diabetes; European Association for the Study of Diabetes; 2024
- Yang X et al.: Effect of an Intermittent Calorie-restricted Diet on Type 2 Diabetes Remission: A Randomized Controlled Trial; The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism; 2023; DOI: https://doi.org/10.1210/clinem/dgac661
- Pressemeldung Bundesministerium für Bildung und Forschung: Neue Spur: Schützt Intervallfasten vor Diabetes?; Oktober 2019
- Online-Informationen Diabetiker Niedersachsen e.V.: www.diabetiker-nds.de; Abruf: 18.09.2024