Tipp 1: Schwanger? Ab zum Zahnarzt!
Der Schutz der Kinderzähne sollte bereits während der Schwangerschaft beginnen. Denn so gut wie jeder Erwachsene trägt Karieskeime im Mund und kann sein Kind damit anstecken. „Bei Menschen, die Karies oder gar ein Loch haben, ist die Zahl der Keime drastisch erhöht“, sagt Kinderzahnärztin Feierabend.
Daher legt sie werdenden Eltern ans Herz, sich gleich nach dem Bekanntwerden der Schwangerschaft beim Zahnarzt anzumelden. Vater wie werdende Mutter sollten die Zähne professionell reinigen und Karies sowie Zahnfleischentzündungen behandeln lassen.Werbung
Tipp 2: Vorsicht, Ansteckung! Ein Löffel für Mama, einer fürs Baby
Trotz aller Liebe (oder gerade deshalb) sollten Eltern vermeiden, dass ihr Speichel in die Mundhöhle des Kindes gelangt. Natürlich brauchen Babys und Kleinkinder engen Körperkontakt, und Eltern sollen ihr Kind durchaus unbeschwert knuddeln und herzen. Küsschen, auch auf den Mund, sind kein Grund zur Sorge.
Die Übertragungswege sind andere: den heruntergefallenen Schnuller ablecken; am Fläschchennuckel probieren, ob die Milch nicht zu heiß ist; beim Füttern stets vom Breilöffel kosten – oder sogar eine gemeinsame Zahnbürste benutzen. Lieber nicht.
Tipp 3: Schluss mit dem Dauernuckeln
Professor Elmar Hellwig von der Universität Freiburg erlebt täglich, wie Kleinkindern Zähne gezogen werden müssen, weil sie fortwährend an Fläschchen oder Schnabeltasse nuckeln. „Mit etwa sechs Monaten bricht der erste Milchzahn durch. Dann muss ein Baby nicht mehr ständig an Brust oder Fläschchen getröstet werden.“ Stillen bis Ende des ersten Lebensjahres sei grundsätzlich in Ordnung. Auf die Frequenz käme es an: „Die ständige Zufuhr zuckerhaltiger Nahrung ist nicht gut für die Zähne“, so der Experte weiter. „Und Muttermilch zählt auch dazu.“
Verschiedene Studien zeigen, dass Stillen bis zu einem Alter von zwölf Monaten das Karies-Risiko nicht erhöht. Erst danach beobachten Forscher einen Anstieg des Risikos. Zusätzlich zum verlängerten Stillen können dabei aber auch andere Faktoren eine Rolle spielen, zum Beispiel nächtliches Füttern, süße Getränke und Lebensmittel oder unzureichende Zahnhygiene.
Da im Schlaf weniger Speichel gebildet wird, sollten Kinder möglichst nicht mit der Nuckelflasche im Mund einschlafen.
Werbung
Tipp 4: Keine Angst vor der oralen Phase
Im ersten Lebensjahr erkunden Kinder ihre Umgebung besonders mit dem Mund. Während dieser oralen Entwicklungsphase wandern beim Spiel mit Gleichaltrigen Gegenstände oft von einem Mund zum anderen. Soll man das verhindern – und wenn ja wie? „Da würde ich mir keine Gedanken machen“, sagt Kinderzahnärztin Stefanie Feierabend, „in diesem Alter reicht die Anzahl der Karieskeime für eine Ansteckung meist nicht aus.“
Tipp 5: Zähneputzen ab dem ersten Zahn
Mit etwa sechs Monaten bricht im Unterkiefer der erste Milchzahn durch. Ab jetzt heißt es für die Eltern: zweimal täglich die Kinderzähne putzen. Geeignet sind speziell dafür genoppte Fingerlinge, Gummibürsten oder weiche Kinderzahnbürsten.
Werbung
Tipp 6: Für jedes Alter die passende Paste nutzen
Bis zum zweiten Geburtstag sollten die Eltern die Milchzähne am Morgen nur mit Wasser putzen und abends mit einem knapp erbsgroßen Hauch Kinderzahnpasta. Es genügt, diese einmal quer über die Zahnbürste zu streichen. Kinderzahnpasta sollte 500 ppm (parts per million) Fluorid enthalten, rät Stefan Zimmer, Professor an der Universität Witten/Herdecke. Ab dem zweiten Geburtstag bräuchten Milchzähne auch morgens eine Fluoridgabe mit der Zahnpasta.
Mit etwa sechs Jahren bricht hinten im Kiefer der erste bleibende Backenzahn durch. Sobald Eltern diesen sogenannten Sechsjahresmolar entdecken, ist es Zeit, auf eine normale Zahncreme oder eine Juniorzahncreme umzusteigen. Im Wechselgebiss ist der Zahnschmelz noch weich. Einmal wöchentliches Putzen mit einem speziellen Fluoridgel hilft, ihn zu härten
Tipp 7: Seien Sie Vorbild!
Je regelmäßiger in der Familie geputzt wird, desto stärker prägt sich den Kindern das Verhalten als Tagesritual ein. Den besten Lerneffekt gibt es beim gemeinsamen Zähneputzen vor dem Badezimmerspiegel. Damit Kindern die richtige Putztechnik in Fleisch und Blut übergeht, sollten Vater und Mutter schon Kleinkindern erklären, dass systematisch alle Flächen gebürstet werden müssen. Untersuchungen zeigen: Die meisten Menschen behalten die Technik, die sie im Kindergartenalter gelernt haben, ein Leben lang bei.
Werbung
Tipp 8: Bitte Nachputzen
Kindergartenkinder sind unendlich stolz, wenn es ihnen gelingt, erste ungelenke Bögen zu malen; Kreisbewegungen überfordern sie. Deshalb haben Eltern oft Jahre des Nachputzens vor sich. Erst ab dem zehnten Lebensjahr verfügen Kinder über das Geschick, ihre Zähne selbstständig zu putzen. Wann es soweit ist, hängt auch von der Entwicklung der Feinmotorik ab. Anhaltspunkte liefert das Schreiben: „Gelingt einem Achtjährigen Schönschreiben, reicht es, wenn Eltern nur noch abends nachputzen“, rät Stefan Zimmer.
Tipp 9: Karies im Auge behalten
Weiße Flecken am Kinderzahn können auf Karies hinweisen. Die Entkalkung kann der Zahnarzt meist noch rückgängig machen. Ist die Stelle bereits braun, hat sich das Kind höchstwahrscheinlich mit Karies angesteckt. Wenn der Zahnarzt die kariöse Substanz entfernt hat, sollte an dieser Stelle künftig besonders gründlich geputzt werden. Sonst sind die darunter liegenden bleibenden Zähne in Gefahr. „Riskant wird es, wenn ein frisch durchgebrochener Zahn mit einem kariösen Milchzahn in Kontakt kommt“, warnt Kinderzahnärztin Feierabend. „Das fördert Karies am bleibenden Zahn.“
Werbung
Tipp 10: Regelmäßig zum Zahnarzt?
Expertin Stefanie Feierabend wünscht sich, dass Eltern schon ihr Baby zum Zahnarzt mitnehmen, damit es lernt, sich angstfrei in den Mund schauen zu lassen. Spätestens ab dem dritten Lebensjahr bräuchten die Kleinen halbjährliche Vorsorgetermine, bei denen das Gebiss professionell gereinigt und der Patient zur Mundhygiene angeleitet wird.Umfassende Informationen zum Thema Karies bei Kindern finden Sie hier.
Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass mehrmaliges nächtliches Stillen nicht gut für die Zähne sei. Dieser Satz wurde gelöscht und in einem neuen Absatz vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Studien eingeordnet.
Foto: mauritius images / Cultura / Philipp Nemenz