Egal ob es stürmt oder schneit: Hartgesottene Radfahrer lassen sich auch von schlechten Witterungsbedingungen nicht aufhalten. In Deutschland nutzen laut Fahrradmonitor 2019 etwa 36 Prozent der Berufstätigen das Rad zum Pendeln. 30 Prozent davon setzen sich regelmäßig auf den Drahtesel, um zur Arbeit oder Ausbildungsstätte zu gelangen – und 29 Prozent sogar zu jeder Jahreszeit. Gerade in Herbst und Winter, wenn die Straßen durch nasses Laub, Schnee, Eis und Dunkelheit gefährlicher für Fahrradfahrer werden, ist es wichtig, sich einige Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Angefangen von der richtigen Kleidung bis zum angepassten Fahrverhalten, die wichtigsten Tipps für Radfahren im Winter:
Kleidung: Warm anziehen
Die Kleidung von Fahrradfahrern, die sich auch im Winter auf die Straßen trauen, sollte vor allem zwei Funktionen erfüllen: Wärmen und den Radler sichtbar machen. Bewährt hat sich dabei das Zwiebelprinzip – mehrere dünnere Lagen an Jacken und Shirts übereinander schützen vor Wind und Kälte. Sie lassen sich aber auch einfach wieder ausziehen, wenn es doch wärmer ist als gedacht.
Als unterste Schicht sollten Sie auf Funktionskleidung setzen, die Feuchtigkeit nach außen abgibt (z.B. aus Merinowolle oder Kunstfaser). Die oberste Jacke sollte wenn möglich wind- und regenfest sein. Ziehen Sie sich nicht zu dick an, damit Sie nicht übermäßig schwitzen und bei längeren Strecken womöglich auskühlen. Außerdem sollten Sie windundurchlässige Handschuhe tragen. Wer an den Füßen friert, kann Wärmeeinlagen für die Schuhe oder Überzieher besorgen.
Gerade morgens und abends – also zu den typischen Pendelzeiten – ist es im Winter oft noch dunkel. Reflektoren an der Kleidung sorgen dafür, dass man von Autofahrern nicht übersehen wird.
Tipp: Ziehen Sie eine Warnweste über die normale Winterjacke, wenn Sie keine Kleidung mit integrierten Reflektoren besitzen. So fallen Sie auch bei schlechten Lichtverhältnissen auf.
Wenn die Straßen glatt werden und die Sturzgefahr steigt, wird ein Helm unverzichtbar. Um nicht zu frieren, gibt es extra Mützen im Handel, die sich unter dem Helm tragen lassen.
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Ausstattung: Rad aufrüsten
Die beste Kleidung nutzt nichts, wenn das Fahrrad nicht für kalte und nasse Witterung ausgerüstet ist. Wichtig ist auch hier die Sichtbarkeit: Vorder- und Rücklicht sollten einwandfrei funktionieren. Reflektoren sollten vorne und hinten am Rad sowie an den Pedalen und in den Speichen angebracht sein.
Damit die Rutschgefahr sinkt, sind vor allem gute Reifen wichtig. Eine Winterreifenpflicht gibt es nicht für Fahrräder, wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) mitteilt. Es ist jedoch ratsam, breitere Reifen mit einem guten, groben Profil zu nutzen. Im Gegensatz zum Auto dürfen am Fahrrad Reifen mit Spikes montiert werden. Die kurzen Metallstifte geben auf vereisten Flächen oder auf festgefahrenem Schnee mehr Sicherheit.
Tipp: Reduzieren Sie den Reifendruck etwas, um eine größere Auflagefläche zu erzeugen.
Salz und Feuchtigkeit setzen jedem Rad zu. Deshalb sollten Sie besonders im Winter auf eine regelmäßige Pflege achten und z.B. die Kette mit einem öligen Lappen säubern, um Salzreste zu entfernen. Wenn möglich, stellen Sie Ihr Fahrrad an einem trockenen, warmen Ort ab.
Fahrverhalten: Vorsichtig fahren
Am wichtigsten ist jedoch, dass Sie Ihr Fahrverhalten an die Beschaffenheit der winterlichen Straßen anpassen. Oberstes Gebot: Vorsichtig, vorausschauend und langsam fahren.
Auf schnee- oder eisbedeckten Straßen greifen die Bremsen nicht so, wie auf trockenem Untergrund. Der Bremsweg verlängert sich. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) empfiehlt, frühzeitig und maßvoll zu bremsen und zwar gleichzeitig mit Vorder- und Rücktrittbremse. So können Sie sicher in eine Kurve fahren. Innerhalb der Kurve sollten Sie laut DVR weder bremsen noch in die Pedale treten. Es besteht bei fester Schneedecke und Glätte die Gefahr, dass die Reifen ihre Haftung verlieren.
Halten Sie ausreichend Abstand zum Vordermann und fahren Sie generell am besten in reduziertem Tempo. Schon eine kleine Eisfläche vor einer Kreuzung reicht aus, um einen schwerwiegenden Unfall zu verursachen. Befindet sich Glatteis auf den Straßen, empfiehlt der ADFC jede Lenkbewegung zu vermeiden und nicht zu bremsen, sondern das Rad ausrollen zu lassen. Steigen Sie ab und gehen Sie zu Fuß weiter – die Situation ist unberechenbar und gefährlich.
Übrigens: Sollte der Radweg nicht geräumt sein, muss er nicht benutzt werden. Das gilt auch für ausgeschilderte Radwege, bei denen normalerweise laut StVO Benutzungspflicht herrscht. Sie dürfen dann auf der Fahrbahn fahren.