Schmerzen lassen sich auf viele Arten lindern. Physikalische Verfahren wie Massagen und Wärmeanwendungen fördern beispielsweise die Beweglichkeit. Krafttraining stärkt die Muskeln, meditative Entspannungsübungen verbessern das Körperbewusstsein, und alternative Verfahren wie Akupunktur können den Umgang mit chronischen Beschwerden erleichtern.
Weil jeder Schmerz und jedes Schmerzempfinden anders ist, ist oft auch eine Kombination aus unterschiedlichen Behandlungsansätzen sinnvoll. Die Nachfrage dafür steigt: Laut Statistischem Bundesamt beanspruchten 2010 rund 9000 Patienten in Deutschland die Leistungen einer multimodalen Komplexbehandlung, 2016 waren es fast 68 Prozent mehr.
Faszientraining
Faszien sind ein faseriges Bindegewebsnetz, das aus Bändern und Sehnen besteht und die Muskeln umhüllt beziehungsweise sie in Form hält. Werden Faszien nicht ausreichend trainiert, verhärten sie. Dadurch können kleine Risse und Wunden entstehen, die je nach Körperpartie Rücken- und Gelenkschmerzen auslösen. Ein spezielles Training mit einer Faszienrolle beugt vor. Sie massiert die betroffene Partie, löst Verklebungen und lockert Verhärtungen.
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Stromtherapie
Manche Patienten schwören bei der Schmerzbehandlung auf elektrische Impulse. Dabei ist lediglich ein leichtes Kribbeln auf der Haut zu spüren, das Gehirn empfängt milde Schmerzreize, welche die eigentlichen Beschwerden überlagern sollen. Die bekannteste Form der Stromtherapie im Bereich der Schmerzlinderung ist die transkutane elektrische Nervensimulation (TENS). Dabei klebt der Arzt zwei bis vier Elektroden an der betroffenen Stelle auf die Haut. Die Stromimpulse blockieren eine Weiterleitung des Schmerzes ans Gehirn. Der Körper produziert außerdem mehr schmerzlindernde Endorphine. TENS-Geräte gibt es auch für den Hausgebrauch. Patienten mit rheumatoider Arthritis und Arthrose berichten über positive Wirkungen der TENSBehandlung. Studien, die einen tatsächlichen Nutzen belegen, fehlen.
Wärme und Kälte
Wärmepflaster und -flaschen oder Rotlicht wirken gut bei akuten Schmerzen, verursacht durch Muskelverspannungen. Die hohe Temperatur regt die Durchblutung an und löst leichte Verhärtungen. Bei chronischen Beschwerden dient Wärme vorrangig dem Wohlbefinden. Fühlt sich die Haut an einer Stelle heiß an, deutet das auf eine Entzündung des darunterliegenden Gelenks hin. Sanfte Kälte in Form von Quarkwickeln oder Kühlpads lässt Schwellungen abklingen und betäubt den Schmerz.
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Kinesio-Tapes
Ein Kinesio-Tape ist ein elastisches, wasserfestes Stoffpflaster. Ein Arzt oder Physiotherapeut fixiert es an der betroffenen Stelle auf der Haut. Das Tape sollte keine Falten werfen und weder zu stark noch zu schwach gedehnt sein. Das korrekte Anlegen ist entscheidend für die Wirkung: Der enge Hautkontakt löst bei Bewegung einen ständigen Reiz aus, der den Blutfluss anregen und Schmerzen reduzieren soll. Außerdem stützt und entlastet das Tape die geschädigte Körperstelle, ohne die Beweglichkeit
einzuschränken. Das Aussehen der Tapes orientiert sich an der chinesischen Farbenlehre. Die meisten Hersteller sprechen blauen Pflastern eine kühlende, schmerzlindernde Wirkung zu. Rote Tapes sollen den Stoffwechsel anregen. Die Wirkung von Kinesio-Pflastern ist nicht belegt, viele medizinische Betreuer von Leistungssportlern vertrauen gleichwohl darauf.
Akupunktur
Die Behandlung stammt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), laut deren Lehre es Leitbahnen im Körper gibt, sogenannte Meridiane, durch die Lebensenergie strömt. Bilden sich Blockaden, entstehen Schmerzen. Um diese zu lösen, setzt der Akupunkteur Nadeln an ausgewählten Stellen in die Haut. Die Wirksamkeit bei Schmerzen belegen wissenschaftliche Studien. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) empfiehlt Patienten, Akupunktur nur in Verbindung mit aktivierenden Maßnahmen wie einer Physiotherapie zu nutzen.
Dies ist eine gekürzte Fassung. Weitere Behandlungsmöglichkeiten und alles gegen Rücken- und Gelenkbeschwerden finden Sie in FOCUS-GESUNDHEIT Nr. 48 „Rücken & Gelenke“ – als Print-Heft oder Digital-Ausgabe.
Faszien: So bleibt das Bindegewebe gesund (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #13)
Zu Gast im Podcast:
Dr. Robert Schleip, Humanbiologe an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technische Universität München und Pionier der FaszienforschungWie beweglich wir sind, hängt stark von unseren Faszien ab. Das sind bindegewebige Strukturen, die unseren Körper durchdringen wie ein Netz und jede einzelne Muskelfaser umhüllen.
Wir finden heraus, wie wir unser Fasziengewebe geschmeidig halten und somit schmerzfrei und beweglich bleiben oder wie wir durch Faszientraining bessere Leistungen beim Sport erbringen. Wieso wir uns ein Beispiel an Schimpansen nehmen sollten und was Purzelbäume mit Fasziengesundheit zu tun haben, erfahrt ihr in dieser Folge.