Was, wenn das Spray abgelaufen ist? Bei einem Erkältungsmittel mögen die Auswirkungen noch harmlos sein. Doch bei Blutdrucksenkern oder Mitteln zur Erweiterung der Herzkranzgefäße können sie verheerend sein: Schätzungen zufolge sind gut sieben Prozent aller Notfälle im Krankenhaus auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen oder eine falsche Medikamenteneinnahme zurückzuführen.
In unserem Medikamentenführer erhalten Sie wichtige Tipps zur Einnahme, zu den Wechselwirkungen und zur Entsorgung.
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Richtig einnehmen
Viele Patienten halten sich nicht an die genauen Anweisungen zur Einnahme eines Medikaments. „Die Verabreichung eines Pharmazeutikums entscheidet aber über Wirkung und Wirkungslosigkeit“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer.
So muss der Patient bei Augentropfen gegen ein Glaukom den Tränenkanal zudrücken, damit die Wirkstoffe im Auge bleiben und nicht in den Blutkreislauf gelangen.
Auch Asthmasprays sind unterschiedlich zu inhalieren.
Die Heilkraft von Tabletten ist generell am höchsten, wenn der Patient sie mit einem großen Glas Wasser einnimmt. Wer Schluckprobleme hat, setzt sich aufrecht hin, trinkt etwas Wasser und drückt dann das Kinn nach unten – so öffnet sich die Speiseröhre stärker und erleichtert das Schlucken vor allem von Kapseln.
Kapseln schlucken leicht gemacht
Mit der Vorwärts-Neige-Technik rutscht die Kapsel von der Zunge problemlos Richtung Speiseröhre
❶ Ein sauberes Glas mit Leitungswasser füllen
❷ Die Tablette oder Kapsel auf die Zunge legen
❸ Einen Schluck Wasser nehmen, aber noch nicht schlucken
❹ Kopf Richtung Brust neigen und in dieser Bewegung Wasser und Tablette schlucken
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Gut beraten
Frei verkäuflich bedeutet nicht „Freifahrtschein“. Auch bei Medikamenten ohne Rezept lohnt es sich nachzufragen, wie mit ihnen umzugehen ist. „Schildern Sie dem Apotheker Ihre Symptome so genau wie möglich, statt einfach ein Präparat zu verlangen, das im Fernsehen beworben wurde“, rät Apothekerin Sellerberg. Vielen fällt es jedoch nicht leicht, Krankheiten wie Durchfall oder Scheidenpilz offen anzusprechen. „Dafür gibt es in jeder Apotheke einen Platz für eine diskrete Beratung“, so die Expertin.Gefährliches Wechselspiel
Lebensmittel können die Wirkung von Medikamenten verstärken oder abschwächen. So hemmt Milch beispielsweise Mittel gegen Osteoporose und viele Antibiotika. Grapefruit verstärkt die Wirkung von Blutdrucksenkern. Vorsicht ist auch bei Brokkoli, Spinat und Rosenkohl geboten: Sie schwächen Gerinnungshemmer ab. Alkohol wiederum erhöht die leberschädigende Wirkung von Paracetamol.Werbung
Haltbarkeit
Auf jeder Verpackung steht das Verfallsdatum. Danach sollten Sie Arzneimittel wegwerfen. Augentropfen und von der Apotheke angerührte Arzneimittel sind meist nur vier bis sechs Wochen haltbar. „Niemand kann sich das merken, daher sollten Sie das Öffnungsdatum auf der Verpackung notieren“, rät Sellerberg. Nasentropfen nach jeder Erkältung entsorgen, da sich Bakterien in der Flasche ansammeln.
Dunkel lagern
Medikamente am besten in der Originalverpackung in einem abgeschlossenen Schrank aufbewahren. Denn Arzneimittel mögen es dunkel und trocken – große Temperaturschwankungen oder pralle Sonne schaden ihnen. Der Schrank sollte daher nicht im Badezimmer oder in der Küche stehen. Bei Reisen sind sie im Idealfall unter dem Autositz und im Flugzeug im Handgepäck. Manche Präparate unbedingt im Kühlschrank aufbewahren! Hinweise auf die richtige Lagerung gibt der Beipackzettel.
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Korrekt entsorgen
40 Prozent aller Deutschen schütten nicht mehr benötigte Medikamente in die Toilette oder das Waschbecken. Das belastet Grund- und Trinkwasser, warnt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Die Arzneimittelrückstände können Kläranlagen kaum oder gar nicht aus dem Wasser filtern. Auch aus diesem Grund nehmen gefährliche Antibiotikaresistenzen bei Menschen zu, zeigen verschiedene Studien. „Am besten wirft man die alten Medikamente in den Hausmüll oder bringt sie zum Wertstoffhof“, rät Expertin Sellerberg. Apotheken sind nicht mehr verpflichtet, sie zurückzunehmen.
Dies ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text mit weiteren Tipps zur Einnahme von Medikamenten und den Top-Ärzten Deutschlands finden Sie in FOCUS-GESUNDHEIT Nr. 49 „Deutschlands Top-Ärzte 2018“ – als Print-Heft oder Digital-Ausgabe.