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Lang leben und jung bleiben

Das Altern stoppen können Wissenschaftler derzeit noch nicht. Dass wir die Prozesse des Älterwerdens immer besser verstehen, ist unter anderem dem Killifisch zu verdanken

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Der Killifisch hat nichts mehr zu verbergen. Das gesamte Genom des afrikanischen Süßwasserfisches steht nun all jenen zur Verfügung, die das Altern erforschen. Das Tier bietet sich an dafür: Binnen weniger Monate wird ein Jungfisch mit allen Symptomen zum Greis.

Wer verstehen will, warum ein Killifisch nach zwölf Wochen uralt ist, während ein hundertjähriger Hummer noch lange nicht stirbt, sollte sich mit dem Hayflick-Limit befassen. 1961 entdeckte der Gerontologe Leonard Hayflick, dass sich Zellen nicht unendlich oft teilen. Irgendwann ist eine Grenze erreicht – bei Menschen nach etwa 50 Teilungen. Mäuse mit ihrer Lebenserwartung von zwei, drei Jahren haben ein Hayflick-Limit von 14 bis 28, während sich die Zellen der Galapagosschildkröte stolze 125-mal teilen können.

„Ein Krebsgeschwür altert nicht“

Grund dafür, dass das Teilen ein Ende hat, sind die Telomere. Sie sitzen wie schützende Kappen auf den Enden der Chromosomen und nutzen bei jeder Teilung ab. Sind sie so kurz geworden, dass sie das Erbgut nicht mehr schützen, stirbt die Zelle. „Wer den Alterungsprozess begreifen will, muss sich mit Krebs beschäftigen“, sagt Johannes Huber, Endokrinologe und emeritierter Professor der Medizinischen Universität Wien. „Ein Krebsgeschwür altert nicht. Deshalb ist es ja so gefährlich.“ Krebszellen können sich ewig teilen, weil sie ihre Telomere ständig neu aufbauen.

Dass Krebs und Altern zusammenhängen, belegen auch Versuche mit dem Wachstumsfaktor IGF-1, der dem Hormon Insulin ähnelt. Drosselt man dessen Produktion, entsteht zumindest bei Mäusen seltener Krebs und die Lebenserwartung steigt. Die Aufnahme von Kalorien stimuliert die Produktion von IGF-1. Huber und andere Wissenschaftler sind sich deshalb einig, dass es ein einfaches Mittel gegen das Altern gibt: weniger essen. „Dinner-Cancelling“ heißt das Zauberwort, kein Essen mehr nach 16 Uhr. „Jahrtausende lang musste der Mensch mit wenig Nahrung auskommen“, erklärt Huber. „Ans Sattessen ist unser Genom noch nicht angepasst.“ Versuche mit Killifischen bestätigen das: Bekommen sie weniger Futter, leben sie länger.

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Gesunde Fette und Ballaststoffe

Was vor 16 Uhr auf den Tisch kommt, beeinflusst die Lebensdauer ebenfalls. Omega-3-Fettsäuren schützen vor Atherosklerose und Diabetes, weshalb Ernährungsexperten Raps-, Lein- und Chiaöl sowie zwei Portionen fetten Seefisch pro Woche empfehlen. Ballaststoffe aus Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten gelten ebenfalls als lebensverlängernd. Obwohl Altern bereits in der Jugend beginnt, werden sich viele ihrer Vergänglichkeit erst bewusst, wenn ihr Spiegelbild Fältchen zeigt. Die meisten solcher Alterserscheinungen hängen mit einem Mangel an Sexualhormonen zusammen, den Frauen drastischer erleben als Männer: Während deren Testosteronspiegel schon ab Mitte 20 langsam sinkt, stürzen die Östrogenwerte bei Frauen mit der Menopause binnen Kürze in den Keller. Das beschleunigt die Zellalterung um sechs Prozent.

Den Tod hinausgezögert

Seit jeher versucht der Mensch, den Klauen des Älterwerdens zu entkommen und die Anzahl der zu erwartenden Jahre

zu erhöhen. Mit gar nicht so schlechtem Erfolg: Innerhalb von 130 Jahren hat sich die Lebenserwartung in Deutschland mehr als verdoppelt.

Geht ein Killifischleben zu Ende, sieht man dem Tier das an: Seine Flossen fransen aus, die Wirbelsäule verkrümmt und die leuchtenden Farben verblassen. Kürzlich ist es Forschern gelungen, den Tod hinauszuzögern, indem sie die Energieproduktion in den Fischzellen unterdrückten. Ob das auch bei Menschen klappt? Einige werden es vielleicht noch erleben.

Mehr über das Älterwerden, das vollständige Interview mit Johannes Huber und alles über die Macht der Hormone lesen Sie in FOCUS-GESUNDHEIT Nr. 34, „Hormone“.

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