Seit den 1970er-Jahren haben sich die Krebsneuerkrankungen nahezu verdoppelt. Kein Wunder, dass die Deutschen vor keiner anderen Krankheit so viel Angst haben. Trotzdem nutzen nur 67 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer die kostenlosen Früherkennungsmaßnahmen. „Das ist bedauerlich, denn die einzelnen Maßnahmen können nicht nur Leben retten“, sagt Carl-Heinz Müller, Vorsitzender des Ausschusses Krebsfrüherkennung bei der Deutschen Krebshilfe. „Nicht selten lässt sich so auch eine belastende Folgebehandlung wie Chemo- und Strahlentherapie vermeiden.“ Die folgenden Untersuchungen zählen zum Angebot der gesetzlichen Früherkennung.
Vorsorge-Untersuchungen im Überblick
Brustkrebs
Frauen ab 30 können sich einmal jährlich auf Kassenkosten Brust und Achselhöhlen auf Veränderungen abtasten lassen. Außerdem gibt der Frauenarzt eine Anleitung zur Selbstuntersuchung. Bildgebende Verfahren und eine Gewebeuntersuchung klären vorhandene Auffälligkeiten ab. Zwischen 50 und 69 Jahren bekommen Frauen alle zwei Jahre eine Einladung zum Mammografie-Screening. Dabei wird die Brust in zwei Ebenen geröntgt (senkrecht von oben und schräg seitlich). Man erhofft sich so, Krebs zu entdecken, bevor er tastbar ist.
Hautkrebs
Ab 35 Jahren können sich Frauen und Männer alle zwei Jahre einer visuellen Ganzkörperinspektion unterziehen. „Bei einem auffälligem Muttermal wird eine kleine Gewebeprobe entnommen und von einem Labor untersucht“, sagt Experte Müller. „Nach ein paar Tagen erhält der Patient dann ein sicheres Ergebnis.“ Wichtig zu wissen: Die Zahl der Hautkrebserkrankungen steigt seit Jahren dramatisch an. Vor allem der schwarze Hautkrebs ist gefährlich, weil er schnell zu Metastasen führt. Frühzeitig entdeckt, ist die Krankheit aber gut behandelbar.
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Darmkrebs
Seit dem 1. April 2017 steht allen Versicherten zwischen 50 und 54 Jahren ein immunologischer Test zur Früherkennung zu. Er löst den Guajak-Stuhl-Test ab und „fahndet im Blut, das in den Stuhl gelangt ist, nach menschlichen Antikörpern“, erklärt Müller. Außerdem haben Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren alle zehn Jahre Anspruch auf eine Darmspiegelung, die von der Krankenkasse übernommen wird. „Die Möglichkeit einer Darmspiegelung sollte man unbedingt wahrnehmen“, rät Müller. Bei der Untersuchung entfernen Ärzte auch – falls vorhanden – sogenannte Polypen. Diese sind kleine Vorwölbungen der Darmschleimhaut und die häufigste Vorstufe von Darmkrebs.
Gebärmutterhalskrebs
Ab dem 20. Lebensjahr bezahlen die Kassen die Untersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Jede Frau sollte sie einmal jährlich wahrnehmen. Der Gynäkologe inspiziert und tastet dabei die Genitalien ab. Mittels Zellabstrich lassen sich Zellveränderungen unter dem Mikroskop aufspüren. In Schweden und Finnland senkte diese Maßnahme die Zahl der Erkrankungen um 80 Prozent.
Prostatakrebs
Männern über 45 steht einmal jährlich eine Untersuchung der Vorsteherdrüse (Prostata) zu. Diese beinhaltet die Inspektion und das Abtasten von Penis und Hoden sowie eine Tastuntersuchung der Prostata vom Enddarm aus. Beim sogenannten PSA-Test wird eine Blutprobe auf prostataspezifische Antigene untersucht. Den Test muss der Patient meist selbst bezahlen. Urologen empfehlen, ab 40 einen Basis-PSA-Wert zu bestimmen, der von da an als Grundlage dient. Steigen die Werte sprunghaft an, könnte das auf Tumore hindeuten. Bei Krebsverdacht entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe und testet sie auf entartete Zellen.