Das alte Jahr geht zu Ende, das neue wird ausgelassen – und vor allem laut – begrüßt: Ein großes Feuerwerk gehört für viele Menschen zu Silvester einfach dazu. Böller und Raketen für insgesamt 137 Millionen Euro werden die Deutschen dieses Jahr voraussichtlich in die Luft schießen, schätzt der Verband der pyrotechnischen Industrie. Die Schattenseiten der bunten Lichter am Himmel: Brandverletzungen, Knalltrauma, Augenschäden, abgerissene Finger. Zum Jahreswechsel 2017/ 2018 sind sogar zwei Menschen in Deutschland bei Unfällen mit Feuerwerkskörpern gestorben. Dabei lassen sich viele Verletzungen durch einen vorsichtigen, sachgemäßen Umgang mit Raketen & Co. bereits vermeiden.
Zugelassene Feuerwerkskörper
Die Bundesregierung informiert: „In Deutschland sind nur Feuerwerksprodukte zulässig, die von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) getestet wurden. Beim Einkauf erkennt man die Produkte am CE-Zeichen, ihrer Registriernummer in Verbindung mit der Kennnummer der Prüfstelle. Die BAM hat beispielsweise die Kennnummer 0589. Feuerwerkskörper ohne amtliche Prüfnummer entsprechen oft nicht den Sicherheitsstandards. Wer solche illegale Ware zündet, verhält sich ordnungswidrig und kann für mögliche Personen- und Sachschäden haftbar gemacht werden.“
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Vorsichtsmaßnahmen
Damit es in der Silvesternacht nicht zu unschönen Szenen und schweren Verletzungen kommt, sollten Sie beim Abbrennen der Raketen einige Sicherheitshinweise beachten:
- Böller und auch Knallerbsen niemals lose in der Jackentasche transportieren.
- Halten Sie nach dem Anzünden einen Sicherheitsabstand von acht Metern zu Raketen ein, zu kleineren Krachern mindestens einen Meter.
- Raketen niemals in der Hand zünden.
- Stellen Sie Raketen nur auf ebenen Flächen auf, auf denen diese nicht rutschen oder umkippen können.
- Knaller nicht manipulieren.
- Blindgänger kein zweites Mal zünden oder aufsammeln. Übergießen Sie diese mit Wasser und entsorgen sie dann im Restmüll.
- Halten Sie für den Notfall immer einen Eimer Wasser oder einen Feuerlöscher bereit.
Die BAM empfiehlt außerdem, Raketen nicht nur aus einer Flasche zu zünden, sondern diese vorher zusätzlich in einen Getränkekasten zu stellen.
Was tun im Verletzungsfall?
Vor allem unter Alkoholeinfluss wird der Umgang mit den Silvesterraketen leichtsinniger und es kommt öfter zu Verletzungen. Was Sie im Ernstfall tun können:
Haut
Brandverletzungen gehören zu den häufigsten Verletzungsfolgen der Silvesternacht. Durch dicke Winterkleidung ist glücklicherweise meist der Großteil der Haut geschützt. Allerdings reichen schon kurze Kontakte mit den heißen Funken oder Flammen aus, um für schwere Verbrennungen zu sorgen.
Maßnahmen: Verbrannte Stellen kühlen, mindestens 15 Minuten mit Leitungswasser. Die Wassertemperatur sollte nicht niedriger als 20° Celsius sein, empfiehlt die Techniker Krankenkasse. Bei leichten Verbrennungen ohne Blasenbildung eine Brandsalbe auftragen. Bei schwereren Fällen die betroffenen Hautstellen mit sterilem Verband für Verbrennungen lose bedecken und fixieren. Sobald wie möglich dem Hausarzt zeigen.
Vorsicht: Tragen Sie keine Pulver oder Salben auf offene Brandwunden auf. Versuchen Sie nicht, Stoffreste aus Brandwunden zu entfernen. Brandblasen sollten Sie nicht aufstechen!
Hand
Wer es nicht schafft, einen Böller rechtzeitig wegzuwerfen, oder eine Rakete gar aus der Hand zündet, muss mit schweren Verletzungen an der Hand rechnen. Neben Verbrennungen, offenen Wunden und Amputationen sind besonders durch den Explosionsdruck ausgelöste Gewebeschäden gefährlich, informiert das Universitätsklinikum Düsseldorf. Auf den ersten Blick erscheinen diese oft relativ harmlos, können aber die Durchblutung der Hand bedrohen und Finger irreparabel schädigen.
Maßnahmen: Bei traumatischen Verletzungen sofort den Notarzt verständigen. Am besten sind Sie in einer Klinik mit Handchirurgie aufgehoben.
Augen
Wenn Feuerwerkskörper schief fliegen oder zu früh explodieren, sind die Augen stark gefährdet. Am häufigsten kommt es laut Deutscher Ophthalmologischer Gesellschaft zu Verletzungen am Augenlid sowie an Horn- und Bindehaut, die ambulant behandelt werden können. In einer Erhebung an deutschen Augenkliniken von Silvester 2016/17 erlitt jeder vierte Patient eine schwere Verletzung, die stationär oder sogar in einer Notoperation behandelt werden musste. Nicht immer kann dabei die Sehkraft erhalten werden.
Maßnahmen: Augenverletzungen in jedem Fall von einem Augenarzt untersuchen lassen.
Ohren
Explodieren Böller in einem Abstand von weniger als zwei Metern, kann der entstehende Lärm Spitzenwerte von bis zu 160 Dezibel erreichen – lauter als ein Düsenflugzeug, das in 30 Metern Entfernung startet. Etwa 8.000 Menschen erleiden so jährlich Verletzungen des Innenohrs durch Feuerwerkskörper zu Silvester. Bei einem Drittel davon kommt es zu bleibenden Schäden wie Tinnitus oder Hörverlust. Hörschäden zeigen sich beispielsweise durch eine Verschlechterung des Sprachverständnisses bei Neben- oder Hintergrundgeräuschen, einen dumpferen Höreindruck oder Ohrgeräusche.
Maßnahmen: Schützen Sie Ihre Ohren im Vorfeld mit Ohrstöpseln. Suchen Sie einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt auf, wenn Ihre Ohren einer Explosion ausgesetzt waren und am folgenden Tag noch Ohrgeräusche oder Hörminderung bestehen.
Rufen Sie bei größeren oder schweren Verletzungen den Notarzt unter der Nummer 112 an. (Wo ist der Notfall? Was ist passiert? Wie viele Verletzte? Welche Art von Verletzungen? Warten auf Rückfragen!)