Etwa 3,7 Millionen Deutsche haben Schätzungen zufolge 2017 E-Zigarette geraucht. Für ihre Gegner gilt sie als Teufelszeug, das Nichtraucher verführt, für ihre Befürworter als gutes Mittel, um von richtigen Zigaretten loszukommen. Was stimmt nun? Ist E-Zigarette schädlich oder eine Alternative? Leider lässt sich diese Frage nicht so einfach beantworten. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) warnen vor gesundheitlichen Risiken. Auch deshalb, weil es bisher keine Langzeituntersuchungen zu den Folgen des Dampfens gibt. Das britische Gesundheitsministerium hingegen schätzt, dass E-Zigaretten 95 Prozent weniger schädlich sind als herkömmliche Glimmstängel. Vier Fakten zu den Vor- und Nachteilen von E-Zigaretten:
1. Nicht alle Liquide enthalten Nikotin
Eine E-Zigarette besteht in der Regel aus vier Haupt-Komponenten: einem elektrischen Vernebler, einem Akku, einem Mundstück und einem kleinen Tank. Er enthält die Flüssigkeit, die beim Rauchen verdampft wird, das sogenannte Liquid. Es setzt sich hauptsächlich aus einem Vernebelungsmittel (Propylenglykol oder Glyzerin), Wasser, Ethanol, Nikotin und verschiedenen Aromastoffen zusammen.
Die Dosierung von Nikotin kann variieren, teils sind die Liquids ganz frei davon. Seit April 2016 unterliegen auch E-Zigaretten und Liquids einer gesetzlichen Regulierung. Diese gilt einheitlich für die Länder der Europäischen Union. Die maximal erlaubte Nikotin-Konzentration in den Liquide beträgt demnach 20 Milligramm pro Milliliter. Starke Raucher verbrauchen etwa zehn Milliliter pro Woche. Zum Vergleich: Für herkömmliche Glimmstängel gilt eine Obergrenze von einem Milligramm pro Zigarette.
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2. Dampf ist nicht unbedingt besser als Rauch
Bei den meisten Modellen drückt der Nutzer einen Schalter und aktiviert so das Heizelement im Vernebler. Durch die Hitze verdampft die Flüssigkeit im Tank. Dieser Prozess spielt sich bei relativ geringen Temperaturen ab, oft reichen ungefähr 150 Grad Celsius. Eine Zigarette hingegen brennt bei mehreren Hundert Grad – dabei entstehen Studien zufolge deutlich mehr Giftstoffe als beim Verdampfen.
Das heißt aber nicht, dass der weiße Dampf völlig unbedenklich ist: In manchen Aerosolen wurden Substanzen wie Formaldehyd oder Azetaldehyd nachgewiesen. Diese gelten als Kanzerogene – also Stoffe, die Krebs erregen können. Laut DKFZ kann „besonders bei Dauerkonsum eine Krebsgefährdung nicht ausgeschlossen werden“. Kurzfristig kann der Dampf Atemwegsirritationen und eventuell auch Entzündungsreaktionen in den Bronchien verursachen. Einige der Aromastoffe lösen Allergien aus.
3. Dampfen hilft womöglich bei der Entwöhnung …
Eine Analyse der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf zum Konsumverhalten und den Motiven von E-Rauchern zeichnet ein deutliches Bild: Knapp 85 Prozent der Nutzer greifen zur elektrischen Alternative, um mit dem Rauchen aufzuhören, etwa 75 Prozent, um ihren Konsum zu reduzieren. Eine Studie aus Großbritannien zeigte 2014 an einer repräsentativen Stichprobe, dass Personen, die eine E-Zigarette zur Tabakentwöhnung nutzen, mit einer circa 60 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit erfolgreich sind – verglichen mit Rauchern, die stattdessen Nikotinersatzprodukte wie Pflaster und Kaugummis einsetzten oder ganz ohne Hilfe aufhören wollten. In Großbritannien wird die E-Zigarette deshalb schon länger von Gesundheitsbehörden als Möglichkeit zur Rauchentwöhnung anerkannt.
Deutsche Behörden sprechen diese Empfehlung bisher nicht aus. Die BzgA weist darauf hin, dass die Datenlage zu Sicherheit und Nutzen von E-Zigaretten bei der Tabakentwöhnung nicht ausreichend ist. Zusätzlich zu möglichen Gesundheitsschäden bestehe die Gefahr, dass durch nikotinhaltige Liquids die Abhängigkeit des Körpers aufrechterhalten wird.
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4. … oder auch beim Einstieg in die Nikotinsucht
E-Zigaretten kommen teilweise recht harmlos daher; Geschmacksrichtungen wie Apfel oder Vanille machen den Dampf attraktiver als beißenden Zigarettenrauch. Kritiker fürchten, dass die E-Geräte dadurch Nichtraucher zum Konsum verführen könnten, insbesondere Kinder und Jugendliche. Seit 2016 gibt es daher ein neues Jugendschutzgesetz, das die Abgabe von E-Zigaretten an Minderjährige genauso verbietet wie den Verkauf anderer Tabakwaren. Für diese sogenannte Gateway-Hypothese, also dass Dampfgeräte den Weg zur richtigen Zigarette ebnen, gibt es allerdings keine Belege, wie die Hamburger Wissenschaftler in ihrer Studien-Analyse schreiben.
Was also tun?
Ob die elektrische oder die klassische Zigarette weniger schädlich ist, darüber kann bisher kein endgültiges Urteil gefällt werden. Langfristige Untersuchungsergebnisse zu gesundheitlichen Auswirkungen des Dampfens fehlen. Eines aber ist sicher: Wer gar nicht raucht, lebt definitiv am gesündesten. Hilfreich beim Aufhören sind unter anderem die vier A-Tipps. Weitere Informationen zum Rauchstopp bietet die Initiative „Rauchfrei“ der BzgA.