Ausgelöst wird ein Burn-out vor allem durch chronische Überforderung; nicht nur beruflich, sondern auch im Privatleben. Schätzungen zufolge sind bis zu 13 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland betroffen. „Den Prozess von einfachem Stress bis hin zum Burn-out kann man sich anhand eines Energiekontos vorstellen“, erklärt Drachenberg. „Angenommen, Sie besitzen ein inneres Konto, auf dem sich 100 Energiepunkte befinden. In stressigen Zeiten heben Sie Beträge ab, in Phasen der Entspannung zahlen Sie automatisch ein. Das Konto bleibt ausgeglichen.“
Energiekonto im Minus
Wer an einem Burn-out leidet, steckt oft in einem Teufelskreis fest. Die Gedanken kreisen um allerlei Probleme, Abschalten wird schwierig bis unmöglich, Körper und Geist finden keine Erholung. Als Folge sinkt die Leistungsfähigkeit, Fehler häufen sich, der Stress nimmt zu und Entspannung wird immer unwahrscheinlicher. „In solch einer Situation heben Betroffene stetig weiter Energiepunkte von ihrem Konto ab, können aber nicht mehr einzahlen“, zieht der Stress-Experte den Vergleich. „Bis zu einem gewissen Betrag ist ein Kredit möglich, irgendwann ist jedoch Schluss. Sie müssen alles zurückzahlen, plus Zinsen.“
Je länger die Frühwarnzeichen des Körpers ignoriert werden, desto mehr Zeit braucht er für die Regeneration. „Manchmal reichen ein bis zwei Tage, manchmal sind es aber auch Wochen bis Monate,“ so Drachenberg. Wege, um das Konto wieder aufzufüllen, sind individuell unterschiedlich.
Maßnahme 1: Entspannung suchen
„Gehen Sie in sich und überlegen Sie, bei welchen Aktivitäten Sie am besten entspannen können“, empfiehlt der Stress-Trainer. „Musik, Meditation, Kino, Theater? Bei welchen Menschen entspannen Sie am meisten? Welcher Sport sorgt für Ausgleich?“ Typisch für ein Burn-out ist, dass sich Betroffene wenig Zeit für sich selbst nehmen. „Dieses Muster muss durchbrochen werden“, so Drachenberg. „Aber Vorsicht: Streben Sie nicht während der Entspannungsphase nach Höchstleistung. Auch im Sport soll es nur darum gehen, dass Sie sich wohlfühlen.“
Es kann helfen, sich bewusst Entspannungstermine in den Kalender einzutragen. Wenn es festgelegte Zeiten dafür gibt, wird die Enstpannung im Alltag weniger oft vergessen.
Maßnahme 2: für Entlastung sorgen
Überforderung entsteht nicht grundlos. Oft sind zu viele Aufgaben und Verpflichtungen gleichzeitig zu bewältigen und bedingen den ursächlichen Stress. „Machen Sie eine Prioritätenliste und streichen Sie knallhart Dinge heraus“, sagt Drachenberg. „Legen Sie die Superheldenrolle ab und trauen Sie sich auch einmal ‚Nein‘ zu sagen, wenn jemand Sie um Hilfe fragt.“
Wer klar an sein Familien- und Freundesumfeld kommuniziert, dass er sich gerade gestresst, erschöpft und überfordert fühlt, trifft normalerweise auf Verständnis. „Vor diesem Hintergrund lässt sich beispielsweise der Partner viel leichter bitten, das Kind aus der Kita abzuholen, damit man selbst noch zum Yoga gehen kann.“
Maßnahme 3: Professionelle Hilfe holen
„Wird der Leidensdruck zu hoch, sollten Sie zum Arzt gehen“, empfiehlt Stress-Experte Drachenberg. „Nur, weil Sie mit einem Fachmann über Ihre Probleme sprechen möchten, heißt das nicht, dass Sie krank sind. Im Gegenteil, es zeigt, wie wichtig Ihnen Ihre Gesundheit ist.“
Der Hausarzt kann Sie bei Bedarf an einen Psychologen oder Psychotherapeuten überweisen. Einen Experten in Ihrer Nähe finden Sie hier. Auch die Telefonseelsorge hilft weiter mit Mail- und Chatberatung sowie kostenlosen Anrufen unter 0800/1110111 oder 0800/1110222.
Tipps: Was hilft bei Alltagsstress? (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #3)
Zu Gast im Podcast:
Patricia Cammarata, Psychologin und Bestseller-Autorin. Ihre Schwerpunktthemen: Kindererziehung und digitale Medien, Privatheit im Internet sowie Mental Load und Gleichberechtigung.Der Familienalltag kann oft zur Mammutaufgabe werden. Mental Load heißt das Phänomen des ständigen „An-alles-denken-müssens“. Besonders Mütter fühlen sich für die vielen To-dos im Haushalt und in der Familie verantwortlich. Doch die Last im Kopf lässt sich erleichtern. Kluge Strategien sind gefragt und Gleichberechtigung. Die Psychologin und Bestseller-Autorin Patricia Cammarata erklärt, wie sich die Aufgaben besser strukturieren und aufteilen lassen – und warum das auch Kindern und Partnern guttut.