Prokrastination als Gefahr für Alltag und Psyche
"Krankhaftes oder pathologisches Aufschieben beginnt meiner Ansicht nach damit, dass Leute das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren“, erklärt Hans-Werner Rückert. Er ist Psychoanalytiker mit eigener Praxis in Berlin.
Menschen in solchen Situationen vermeiden alltägliche Aufgaben wie das Öffnen der Post. Sie verlieren die Fähigkeit, ihre Wohnung sauber zu halten oder Kontakte zu pflegen. Auch Suchtprobleme oder eine Verschuldung können daraus resultierten. Zudem zweifeln Betroffene zunehmend an ihrer Fähigkeit, aus der Situation wieder rauszukommen.
„Wir alle beziehen Selbstwertgefühl auch daraus, dass wir die uns wichtigen Dinge einigermaßen erledigen und auf die Reihe kriegen“, erklärt Rückert. Wem dieses Gefühl fehle, dem gehe es ähnlich wie einer alkoholkranken Person, die sich immer wieder vornimmt, nüchtern zu bleiben, aber am nächsten Tag doch wieder zur Flasche greift. „Das ist eine Situation, die einen schon in die Verzweiflung treiben kann“, sagt der Psychotherapeut.Werbung
Professionelle Hilfe: Was können Betroffene tun?
Wer allein nicht mehr aus dem krankhaften Prokrastinieren herauskommt, sollte sich professionelle Unterstützung suchen. Rückert empfiehlt, sich an Psychotherapeuten oder spezialisierte Beratungsstellen zu wenden. Diese sind am ehesten an großen Universitäten zu finden. Rückert betont die Bedeutung der frühzeitigen Erkennung und Behandlung: "Es ist wichtig, dass man nicht zu lange wartet, bis man sich Hilfe sucht."
Die Behandlung kann verschiedene Formen annehmen, wobei verhaltenstherapeutische Methoden oft im Vordergrund stehen. Die Betroffenen lernen, sich mit den Ursachen ihres Verhaltens auseinanderzusetzen und ihre Aufgaben und ihr Leben wieder aktiver zu gestalten.
Tipps für jedermann: So packt ihr Aufgaben an
Wie ihr es mit einfachen Tricks schafft, loszulegen und warum eine Party hilft, einen seit Ewigkeiten auf der To-Do-Liste wartenden Punkt zu streichen, das klären wir im Podcast mit dem Psychoanalytiker Hans-Werner Rückert.