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Piercing entzündet

Wenn Erreger in die Piercingwunde geraten, kann eine Entzündung entstehen. Was Sie tun können, wenn sich ein Piercing entzündet, erfahren Sie hier.

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Inhaltsverzeichnis
Entzündestes Bauchnabelpiercing

© Julie Alex /iStock

Zusammenfassung:

  • Was tun: bei leichter Entzündung Hausmittel wie Salzlösung oder je nach Ort des Piercings sanftes Desinfektionsmittel, antiseptische Mundspülung; bei starker Entzündung zum Arzt
  • Wann zum Arzt: bei Symptomen wie Überwärmung, starker Rötung, Schwellung, Eiter oder Fieber
  • Welcher Arzt: Erster Ansprechpartner kann ein Hausarzt sein, der Sie eventuell zum Hautarzt/Dermatologen überweist
  • Aussehen: rot, geschwollen, in manchen Fällen überwuchernde Narbenbildung (Keloide)
  • Ursachen: verschiedene, z. B. schwaches Immunsystem, mangelnde Hygiene/Pflege, reibende Kleidung

Ein entzündetes Piercing macht sich je nach Schweregrad mit einer Rötung oder auch mit Schmerzen, Überwärmung oder Eiter bemerkbar. Eine leichte Entzündung um das Piercing herum können Sie selbst mit Hausmitteln wie einer Salzwasserlösung oder Jod behandeln. Stärker ausgeprägte Infektionen oder ein Piercing, das sich immer wieder entzündet, sollte sich ein Arzt ansehen. Welcher Mediziner der richtige dafür ist und was Sie selbst tun können, wenn sich Ihr Piercing entzündet hat, lesen Sie hier.

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Piercing entzündet: Was tun?

Ein Piercing, das sich entzündet, sollten Sie behandeln. Unbehandelt kann es sich zu einem ernsten Problem entwickeln und Gewebe unwiederbringlich zerstören oder zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) führen. Sehr selten können, je nach Ort des Piercings, eine Herzinnenhautentzündung (Endokarditis), ein Mundbodenabszess (Ludwig-Angina), schweres Kreislauf- und Organversagen (toxisches Schocksyndrom) oder die bakterielle Weichteilinfektion (Fournier-Gangrän), zum Beispiel an Vulva oder Penis, als Folge einer unbehandelten Hautentzündung auftreten.

In den meisten Fällen lässt sich eine leichte Infektion am Piercing aber gut in den Griff bekommen. Während eine Salzwasserlösung tatsächlich hilfreich sein kann, wenn sich ein Piercing entzündet hat, sollten Sie von Kühlpads oder Teebaumöl aber besser die Finger lassen. Denn Kälte verringert zwar die Durchblutung und hemmt damit Entzündungsprozesse. Doch durch die verengten Blutgefäße verlangsamen sich auch bestimmte Stoffwechselprozesse der Immunabwehr, sodass diese der Entzündung weniger entgegensetzen kann. Teebaumöl wirkt entzündungshemmend, kann aber – ebenso wie Kamille – die Haut reizen und Ausschlag, Rötungen oder allergische Reaktionen hervorrufen und sollte daher nicht angewendet werden.

Ist das Piercing stark entzündet, mit Eiter, Schmerzen und Überwärmung, muss der Arzt es eventuell rausnehmen. Er kann dies unter sterilen Bedingungen tun und den Stichkanal auch gleich desinfizieren. In schweren Fällen wird er ein Piercing, das sich entzündet hat, mit Antibiotika (Salbe oder Tabletten) behandeln.

Bauchnabelpiercing entzündet: Was tun?

Wenn sich ein Bauchnabelpiercing entzündet, liegt das oft an scheuernder Kleidung, die die Haut um den Körperschmuck reizt und es Bakterien einfacher macht, einzudringen und eine Infektion zu verursachen. Ein nur leicht entzündetes Bauchnabelpiercing können Sie mit Salzwasserlösung (1 TL Salz auf 250 ml lauwarmes Wasser) und einem Wattepad selbst desinfizieren. Jod können Sie ebenfalls ausprobieren. Da die klassische Variante einen hohen Alkoholanteil hat, und dies gilt für sämtliche gepiercten Körperstellen, kann es die Haut aber austrocknen und den Heilungsprozess verzögern. Fragen Sie in der Apotheke nach einem geeigneten Produkt, zum Beispiel verträglicheres Povidon-Jod.

Auch beim Piercingstudio Rat einzuholen, kann sinnvoll sein, dort bekommen Sie vielleicht eine Empfehlung für ein geeignetes Desinfektionsmittel oder Tipps, die in ähnlichen Fällen geholfen haben. Spielen oder drehen Sie nicht am entzündeten Bauchnabelpiercing herum, das kann die Haut noch mehr reizen.

Ist die Entzündung stärker, schmerzt und eitert, müssen Sie zum (Haut-)Arzt. Er wird Ihnen gegebenenfalls ein Antibiotikum verschreiben. Entfernen Sie das stark entzündete Piercing nicht eigenmächtig, es sollte steril herausgenommen und der Stichkanal gespült werden, um die Wunde zu reinigen.

Nasenpiercing entzündet: Was tun?

Ein entzündetes Nasenpiercing ist der Erfahrung von Hautarzt Dr. Dirk Meyer-Rogge (siehe Interview) nach selten. Denn da die Nasenschleimhäute quasi ständig mit Schmutz, Erregern und deren Herausfiltern zu tun haben, ist die Immunabwehr der inneren Hohlorgane wie Nase, Mund (siehe nächster Absatz) oder Darm entsprechend gut.

Hat sich der Stecker oder Nasenring doch entzündet, hilft Salzwasserlösung (1 TL Salz auf 250 ml lauwarmes Wasser) oder Jod, die Sie vorsichtig mit einem Wattepad auf die betroffene Stelle tupfen oder den Nasenschmuck herausnehmen, desinfizieren und wieder einsetzen. Als Alternative zu Jod und Salzlösung liest man oft von Kamillentee als natürliches Desinfektionsmittel. Kamille wirkt zwar tatsächlich antientzündlich, kann aber Hautreizungen verursachen. Also nur anwenden, wenn Sie sicher sind, dass Sie Kamille vertragen.

Entzündetes Zungenpiercing: Was tun?

Laut einer wissenschaftlichen Arbeit aus dem Jahr 2023 haben Piercings im Mundraum eine geringere Infektionsrate als solche an anderen Körperstellen, was an der „geübten“ Immunabwehr dort liegen dürfte (siehe: Nasenpiercing: Was tun?).

Wenn sich dennoch ein Zungenpiercing entzündet, lässt sich eine starke Infektion vom Arzt zum Beispiel mit Amoxicillin-Clavulansäure, ein Antibiotikum mit bakterienabtötender Wirkung, behandeln. Ist die Entzündung nur leicht, kann eine Mundspülung mit Salzwasserlösung (ein Teelöffel Salz auf 250 ml lauwarmes Wasser) Linderung verschaffen. Oder Sie verwenden eine Mundspülung mit desinfizierenden Wirkstoffen wie Carbamidperoxid, Chlorhexamed oder Betaisodona.

Ohrpiercing entzündet: Was tun?

Piercings, die im Ohrknorpel sitzen, infizieren sich leichter als solche im Ohrläppchen, da der Ohrknorpel weniger durchblutet ist. Hat sich das Ohrpiercing entzündet und handelt es sich nur um ein leicht entzündetes Ohrloch, können Sie versuchen, die Infektion zu lindern, indem Sie eine warme Kompresse auf das entzündete Piercing im Ohr legen. Achten Sie darauf, dass sie nicht zu heiß ist, um Verbrennungen zu vermeiden! Desinfizieren Sie das Piercing mit einem in Jod oder einer sterilen Wundlösung (z. B. mit dem antiseptischen Wirkstoff Octenidin oder Polyhexanid) getränkten Wattebausch. Bei einer leichten Infektion können Sie das Piercing dafür herausnehmen, beim Wiedereinsetzen gelangen die erregertötenden Wirkstoffe genau dorthin, wo die Infektionsauslöser sitzen.

Nippelpiercing entzündet: Was tun?

Ist das Brustwarzenpiercing entzündet, kann reibende Kleidung wie Spitzen-BHs oder grobmaschige Shirts, direkt auf der Haut getragen, schuld daran sein. Sie reizt die Haut um das Piercing und führt zu einer Infektion, weil es Bakterien leichter haben, in die gereizte, vielleicht auch rissige, Brustwarzenhaut einzudringen.

Ist es nur leicht entzündet, muss das Nippelpiercing nicht herausgenommen, sondern lediglich mit einer antiseptischen Lösung oder Salzwasser (siehe Zungen- und Nasenpiercing) abgetupft und desinfiziert werden. Ist das Piercing neu und das Desinfizieren zeigt keine Wirkung, ist das Nippelpiercing vielleicht nicht entzündet, sondern es handelt sich um eine Allergie auf das Schmuckmaterial. Dann müssen Sie den Ring oder Stecker entfernen. Ist die Entzündung, die oft das Bakterium Staphylococcus aureus verursacht, ernst, werden Hautarzt oder -ärtzin Antibiotika (z. B. Flucloxacillin oder Cephalosporin) verschreiben.

Intimpiercing entzündet: Was tun?

Genitalpiercings sind eher anfällig für Infektionen, da sich im Intimbereich verschiedene Keime und Bakterien tummeln, zum Beispiel Bakterien der periurethralen Flora. Das sind Bakterien, die sich um die Harnröhre herum befinden und beispielsweise auch Harnwegsinfektionen wie eine Blasenentzündung auslösen. Außerdem ist es im Intimbereich warm und feucht – ein ideales Klima für Infektionserreger, um sich zu vermehren.

Hat sich ein Intimpiercing, zum Beispiel ein sich am Venushügel der Frau befindliches sogenanntes Christina-Piercing, entzündet, kann es bei einer heftigen Infektion notwendig sein, es zu entfernen und die Entzündung mit Antibiotika (z. B. Ceftriaxon oder Azithromycin) zu behandeln. Bei leichten Entzündungen verzichten Sie auf eng sitzende Unterleibsbekleidung, wählen Sie atmungsaktive Wäsche aus Naturfasern und verwenden Sie eine Salzlösung (1 TL Salz auf 250 ml lauwarmes Wasser) oder ein Desinfektionsmittel ohne Alkohol, um die empfindliche Intimhaut nicht zu reizen. Es gibt spezielle Wund- und Schleimhautantiseptika, die Sie in etwa in Apotheken erhalten.

Piercing entzündet: Wann zum Arzt und welcher Arzt ist der richtige?

Eine leichte Rötung rund um ein (frisches) Piercing oder auch ein sanftes Jucken sind für gewöhnlich noch kein Grund zur Sorge. Auch etwas Flüssigkeit, die aus dem Einstichloch läuft und an der Hautoberfläche verkrustet, ist normal.

Zum Arzt gehen sollten Sie, wenn

  • die Haut um das Piercing herum überwärmt ist
  • die Haut um das Piercing herum stark gerötet bzw. deutlich dunkler als normal ist
  • Sie eine Schwellung um die Einstichstelle feststellen oder die umliegenden Lymphknoten geschwollen sind
  • Sie Eiter oder Blut am Piercingkanal entdecken
  • rote Linien um das Piercing herum zu sehen sind
  • Sie Fieber bekommen
  • Sie sich zittrig oder allgemein unwohl fühlen

Ihr erster Ansprechpartner kann Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin sein, diese haben Erfahrung mit der Wundversorgung. Aber auch ein Hautarzt kann Ihnen helfen, wenn Ihr Piercing entzündet ist. Er ist Experte in Sachen Aufbau, Funktionen und Erkrankungen der Haut.

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Wie sieht ein entzündetes Piercing aus und wie merkt man, dass ein Piercing entzündet ist?

Egal ob Ohr, Nase oder Bauchnabel – ist die Haut um das Piercing rot, geschwollen, überwärmt und schmerzt oder kommt gar Blut oder Eiter aus der Einstichstelle, hat sich das Piercing sehr wahrscheinlich entzündet. In manchen Fällen bilden sich auch sogenannte Keloide. Das sind Hautwucherungen, die entstehen, wenn der Körper etwas zu eifrig versucht, eine Verletzung zu reparieren und es zu einem überschießenden Wachstum von Fibroblasten kommt. Das sind Bindegewebszellen, die an der Wundheilung beteiligt sind oder auch Entzündungsreaktionen und Reparaturprozesse im Gewebe regulieren.

Im Gegensatz zu einer unbehandelten Entzündung sind Keloide nicht gefährlich und tun auch nicht weh. Da sie Betroffene aber oft als unschön und psychisch belastend empfinden, sollten Sie sowohl wegen einer Entzündung als auch mit einem am Piercing entstandenen Keloid für eine Behandlung zum Hautarzt gehen.

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Warum entzünden sich Piercings?

Ein Hauptgrund dafür, warum sich ein Piercing entzündet, ist eine Verunreinigung mit Bakterien. Diese können in die Durchstichstelle gelangen, wenn das Piercing in einer unhygienischen Umgebung und/oder mit nicht sterilen Instrumenten gesetzt wird. Weitere Ursachen für eine Entzündung sind:

  • ein schwaches Immunsystem
  • mit nicht gewaschenen Händen am Piercing herumspielen
  • das Piercing entfernen, bevor die Wunde verheilt ist
  • das Piercing nicht zu pflegen (z. B. regelmäßiges Desinfizieren, je nach Empfindlichkeit genügt einmal pro Monat)
  • parfümierte Seife zu benutzen, im Chlorwasser oder einem Natursee zu schwimmen, bevor das Piercing verheilt ist
  • das Piercing nicht ab und an zu drehen, um es Erregern schwerer zu machen, einen sogenannten Biofilm auf dem Piercing zu bilden

Ein Keim ist einfach Pech

Dr. Dirk Meyer-Rogge , Wenn das Piercing schmerzt und die Haut sich rötet, hat sich der Körperschmuck vermutlich entzündet. Dr. Meyer-Rogge zeigt auf, wie sich Infektion und Allergie unterscheiden und was sich tun lässt, wenn sich ein Piercing entzündet.
Herr Dr. Meyer-Rogge, woran lässt sich erkennen, ob es sich bei einem Piercing um eine echte Entzündung handelt oder um eine allergische Reaktion?

Ein wichtiges Symptom einer Entzündung sind Rötung und Schmerzen, auch eine Lymphknotenschwellung im jeweiligen Bereich deutet auf eine Entzündung hin. Sie kann immer auftreten, egal ob jemand das Piercing erst ein paar Tage hat oder schon viele Monate. Bei einer Entzündung hilft es oft, das Piercing zu desinfizieren und so die Erreger abzutöten. Eine allergische Reaktion hat ähnliche Symptome wie eine Entzündung, tritt aber akut auf, wenn das Piercing neu gesetzt oder ausgetauscht wird. Hier hilft Desinfizieren im Gegensatz zur Entzündung nicht.

Können Betroffene eine Entzündung am Piercing selbst desinfizieren – und gibt es Hausmittel, die helfen?

Eine kleine Infektion lässt sich mit Jod oder einer alkoholischen Lösung auch zu Hause desinfizieren: Stecker oder Ring raus, sterilisieren und wieder rein. So gelangt das Desinfektionsmittel in die Tiefe, wo die Bakterien sitzen, die die Entzündung verursachen. Ich bin ein großer Fan von Lösungen. Eine Salbe zu verwenden, ist, als würde man ein Deckelchen auf die Wunde machen, unter dem sie sich weiter entzünden kann.

Ansonsten kann ich noch empfehlen, keine Seife, Duschgel, Shampoo oder dergleichen an die entzündete Stelle kommen zu lassen, weil allesamt Wundheilungsstörungen verursachen können. Hausmittel wie Kamille oder Teebaumöl kann man probieren. Aber ich wäre damit vorsichtig, da sie die Haut reizen und allergische Reaktionen hervorrufen können.

Wie lässt sich einer Entzündung am Piercing vorbeugen?

Indem man den Bakterien keine Möglichkeit gibt, einen Biofilm zu bilden, der dann am Piercing haftet und auf dem sie sich vermehren können. Das bedeutet, immer mal wieder den Stecker rausmachen, mit Alkohol reinigen und wieder reinmachen. Und den Schmuck regelmäßig bewegen, damit er nicht einwächst.

Gibt es Risikofaktoren, die ein entzündetes Piercing wahrscheinlicher machen?

In erster Linie Schmutz, mit dem über den Piercingkanal Erreger in die tieferen Hautschichten gelangen. Aber auch piercingabhängige Faktoren sind denkbar, zum Beispiel eine Schwangerschaft. Da muss ein Bauchnabelpiercing raus, denn wenn sich der Bauch spannt, kann das die Haut um das Piercing herum strapazieren und es Erregern leichter machen, einzudringen. Hat sich das Piercing einmal entzündet, heißt das übrigens nicht, dass man jetzt anfälliger für die nächste Piercing-Infektion ist. Dass sich ein Keim einnistet, ist einfach Pech.

Interview: Carola Felchner

Quellen
  • Khanna R et al.: Pathogen causing infection related to body piercing should be determined; BMJ; 2000; DOI: 10.1136/bmj.320.7243.1211/a
  • Preslar D et al.: Body Piercing Infections; StatPearls Publishing; 2024
  • Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Hautinfektionen; unter: www.infektionsschutz.de; Abruf: 04.10.2024
  • Online-Informationen Cleveland Clinic: www.my.clevelandclinic.org; Abruf: 02.10.2024
  • Online-Informationen Mayo Clinic: www.mayoclinic.org; Abruf: 02.10.2024
  • Online-Informationen NHS – National Health Service UK www:.nhs.uk; Abrufdatum: 02.10.2024
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