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Personalisierte Chirurgie: „One size fits all, das passt nicht mehr”

Maßgeschneiderte Operationen, die über die Standardtherapie hinausgehen und die Überlebenschancen der Patienten deutlich verbessern können. Das klingt nach Zukunft, ist aber bereits Realität. Prof. Christiane Bruns, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, erklärt im Interview, wie die personalisierte Chirurgie funktioniert und welche Vorteile sie bietet.

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Vogelperspektive auf einen OP-Tisch, an dem zwei Chirurgen stehen

© Dana Neely / Getty Images


Frau Professorin Bruns, in den OP-Saal sind längst Roboter eingezogen. Wie verändert moderne Technologie den chirurgischen Eingriff?
„Bei großen Operationen im Bauchraum nutzen wir heute in mehr als 50 Prozent der Fälle die Robotik. Die Technik vereint die Vorteile eines minimalinvasiven mit denen eines offenen Eingriffs. Sie ermöglicht hohe Präzision, da sie die Bewegungen der Hand des Operateurs in kleinste Schnitte umrechnet. Gerade bei großen Operationen der inneren Organe können wir so Nerven, Gefäße und andere empfindliche Strukturen schonen. Das reduziert postoperative Komplikationen und verbessert zudem die Lebensqualität der Patienten nach dem Eingriff mitunter entscheidend.“

Wird der Roboter in Zukunft automatisch arbeiten und den Chirurgen ersetzen?
„Wir nutzen momentan vor allem die Präzisionsfähigkeit der Geräte. Ich gehe aber davon aus, dass Roboter in Zukunft möglicherweise Teilschritte einer OP eigenständig übernehmen. So sind an Schweinedärmen bereits Nähte autonom von Maschinen gemacht worden. Warum nicht? Selbstfahrende Autos akzeptieren wir auch.“

Prof. Dr. Christiane Bruns, Fachärztin für Allgemeinchirurgie und Fachärztin für Urologie sowie Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
Der Medizinethiker Giovanni Maio schrieb vor ein paar Jahren, eine Therapie wie einen Maßanzug könne es nicht geben. Hat er recht?„Ich denke eher, dass es irgendwann von jedem Patienten einen digitalen Zwilling geben wird. Sämtliche Informationen – klinische Daten, zelluläre Untersuchungsergebnisse, molekulare Profile, Röntgen-, CT-, MRT-Bilder –, alles wird eingespeist. An dem Zwilling testen wir dann Therapien, bevor diese beim Patienten zur Anwendung kommen. Die KI wird diese Entwicklung beschleunigen. Bis es so weit ist, dauert es aber sicherlich noch eine Generation.“


Was leistet personalisierte Chirurgie bereits?
„Das lässt sich am besten am Beispiel von Krebserkrankungen erklären. Bislang ist es oft noch so: Alle Patienten mit demselben Befund bekommen eine identische Therapie. Das berücksichtigt die Individualität des Erkrankten in keiner Weise. Wir in unserem Team legen bereits jetzt bei den Fallbesprechungen im Tumorboard großen Wert darauf, persönliche Faktoren in die Therapieplanung einzubeziehen: Alter, Begleiterkrankungen, Patientenwille, Lebensqualität nach der Therapie. Das ist ein erster Schritt hin zur Personalisierung. Im nächsten geht es darum zu klären, wer womöglich doch von einer Operation profitiert, obwohl er oder sie nach klassischem Behandlungskonzept nicht dafür vorgesehen ist. Eine personalisierte Chirurgie bettet die Operation in ein umfassendes Therapiekonzept ein.“

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Interview „Wir können mehr als nur Standardtherapie“ aus der aktuellen Ausgabe Moderne Chirurgie von FOCUS-Gesundheit. Das Magazin (Erscheinungstermin: 6. August 2024) ist am Kiosk sowie online als E-Paper und als Print-Ausgabe erhältlich.

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© FOCUS-Gesundheit

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