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Stress lässt das Herz schneller schlagen, Angst stört den Schlaf und innere Unruhe führt zu mehr Bewegung – unsere mentale Verfassung zeigt sich in körperlichen Signalen. Smartwatches erfassen diese rund um die Uhr und könnten so in Zukunft helfen, psychische Erkrankungen früher zu erkennen und gezielter zu behandeln.
Kann ein Wearable psychische Erkrankungen erkennen? Forschende der Yale University haben genau das untersucht. Ihr Ziel: Eine präzisere, objektive Diagnostik für ADHS und Angststörungen zu entwickeln – anhand von Körperdaten, die die Geräte kontinuierlich erfassen. Bisher nutzen Psychologen und Psychiater vor allem Gespräche und Fragebögen zur Diagnostik. Die Wissenschaftler um Mark Gerstein, Co-Direktor des Yale Computational Biology and Biomedical Informatics Program, werteten dazu mithilfe künstlicher Intelligenz große Gesundheitsdatensätze aus. Die Ergebnisse, veröffentlicht im Wissenschaftsmagazin „Cell“, zeigen: Bestimmte Muster in den Messwerten liefern klare Hinweise auf ADHS und Angststörungen. Grundlage der Analyse waren Gesundheitsdaten von mehr als 11.000 Jugendlichen, von denen über 5.000 eine Smartwatch trugen.
ADHS: Wenn der Körper nie ganz zur Ruhe kommt
ADHS beeinflusst die Art, wie Menschen Reize verarbeiten, sich konzentrieren und mit Impulsen umgehen. Betroffene sind oft ruhelos oder reagieren spontaner als Menschen ohne ADHS, andere verlieren sich wiederum in intensiven Gedankengängen. Das spiegelt sich auch in Körperdaten wider. Laut der Studie liefert besonders ein Merkmal Hinweise auf ADHS: die Veränderungen der Herzfrequenz im Tagesverlauf. Laut Beatrice Borsari und Jason Liu, Postdoktoranden und Co-Autoren der Studie, kann ihr Modell basierend auf diesen Informationen ADHS aktuell mit einer Genauigkeit von 90 Prozent diagnostizieren. Ihr Ziel ist es, die Methode weiterzuentwickeln: „Innerhalb von ADHS gibt es verschiedene Formen – vielleicht können wir diese Arbeit ausweiten, um auch zwischen unaufmerksamen und hyperaktiven Typen unterscheiden zu können.“
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Angststörungen: Diese Signale sendet der Körper
Auch Angst ist bisher kaum objektiv messbar. Sie tritt meist episodisch auf zeigt sich bei jedem Menschen anders. Bestimmte körperliche Reaktionen sind dabei aber typisch: Angst stört die Erholung, die dauerhafte hohe Anspannung kostet Energie und viele Schritte pro Tag deuten auf Stress hin. Besonders die Smartwatch-Messwerte zum Schlafmuster geben daher Hinweise auf eine mögliche Angststörung. Die Forschenden gehen davon aus, dass sich der Ansatz in Zukunft auch auf Depressionen oder andere psychische Erkrankungen ausweiten lässt.
Erbanlage als Schlüssel zur Diagnose
Die mentale Gesundheit hängt mit der Genetik zusammen. Welche Gene dabei eine Rolle spielen, ist oft schwer zu bestimmen. Die Forschenden haben darum die Smartwatch-Daten von mehr als 2.000 Jugendlichen mit ihren genetischen Informationen abgeglichen. Das Ergebnis: 26 Gene sind mit ADHS verbunden. Damit identifizierten die Forschenden auch bisher unentdeckte genetische Marker, die vorherige Studien nicht mit ADHS assoziierten. „Je besser wir verstehen, welche Erbmerkmale mit welchen psychischen Erkrankungen zusammenhängen, desto gezielter lassen sich Medikamente und Therapien entwickeln“, erklärt Gerstein, Koordinator der Studie.
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Was bedeutet das für die Zukunft?
Die neuen Erkenntnisse zeigen, dass Smartwatches eine Ergänzung zur klassischen Diagnostik sein könnten. Dabei muss die Frage der Datensicherheit noch geklärt werden. „Die erfassten Daten sind extrem sensibel. Wir müssen sicherstellen, dass sie geschützt bleiben und nicht missbraucht werden“, betonen die Forschenden. Nur dann könne die Technologie dazu beitragen, dass Betroffene in einigen Jahren schneller eine Diagnose erhalten – und gezielter behandelt werden.
Quellen
- Borsari, B et al.: Digital phenotyping from wearables using AI characterizes psychiatric disorders and identifies genetic associations; Cell; 2025, DOI: 10.1016/j.cell.2024.11.012
- Online-Informationen Yale: https://news.yale.edu; Abruf: 24.02.2025