Zusammenfassung:
- Definition: Eine Bindegewebserkrankung, die in den meisten Fällen erblich bedingt ist; lockeres Bindegewebe, das nicht genügend Halt bietet; betrifft verschiedene Organe wie Augen, Herz, Gefäße, Knochen, Gelenke; zählt zu den seltenen Erkrankungen (Häufigkeit: ca. 1-2 von 10.000 Menschen)
- Ursache: Verändertes Gen auf Chromosom 15, das für die Produktion des Eiweißes Fibrillin zuständig ist; somit fehlt der „Baustoff“ für die Gerüststruktur, in die sich das Protein Elastin einlagert; Bindegewebe wird nicht richtig ausgebildet, Kinder haben eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, das veränderte Gen von einem Elternteil zu erben
- Symptome: Je nach betroffenem Organ verschieden, zum Beispiel große, schlanke Körperstatur, lange, dünne Finger, überdehnbare Gelenke, Herz- und Gefäßprobleme (etwa Ausbuchtung der Aorta, Herzklappenprobleme), Augenprobleme (zum Beispiel Kurzsichtigkeit, verlagerte Augenlinse)
- Lebenserwartung: Mit ausreichender Behandlung etwa wie in der Normalbevölkerung, ohne entsprechende Therapie jedoch verkürzt wegen der Risiken für Herz und Gefäße
- Diagnostik: Fragen zur Krankengeschichte, körperliche Untersuchung, Hand-Test (positives Handgelenkszeichen, unten erklärt), Elektrokardiografie (EKG), Augenuntersuchung, bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie, Magnetresonanztomografie
- Therapie: Blutdrucksenkende Medikamente, Operation (auch vorbeugend), Physiotherapie, regelmäßige ärztliche Kontrollen, nicht schwer heben und tragen, kein Kraftsport, Selbsthilfegruppe
- Schwangerschaft: sich vorher ausführlich informieren und beraten lassen und Risiken für werdende Mutter und Kind gemeinsam mit dem Arzt abwägen
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Was ist das Marfan-Syndrom?
Das Marfan-Syndrom (MFS) ist eine meist erblich bedingte Erkrankung des Bindegewebes im Körper. Das Bindegewebe kommt an sehr vielen Stellen im Organismus vor, es stützt alle Körperteile und verleiht ihnen Halt. Das Marfan-Syndrom kann sich daher an den verschiedensten Organen und Körperstrukturen zeigen, am häufigsten am Herz, an den Blutgefäßen, Knochen, Gelenken und Augen. Auch die Haut und Lunge können betroffen sein, wenn auch seltener.
Die Ursache ist eine Genveränderung auf dem Chromosom 15. Dadurch wird ein bestimmtes Eiweiß – das Fibrillin – nicht ausreichend produziert. Neben dem Kollagen und Elastin ist Fibrillin ein wichtiger Teil des Bindegewebes.
Die Symptome des Marfan-Syndroms können sich in unterschiedlichen Regionen des Körpers bemerkbar machen. Erste Anzeichen können ein schmaler, langer Körper, überdehnbare Gelenke oder eine verschobene Augenlinse sein, die nicht an ihrem Platz bleibt. Die Symptome können verschieden stark ausgeprägt sein.
Marfan-Syndrom: Häufigkeit
Das Marfan-Syndrom zählt zu den seltenen Erkrankungen (engl. „orphan diseases“). Die Erkrankung ist meist erblich bedingt, kann aber auch im Laufe des Lebens erworben werden. Zur Häufigkeit des Marfan-Syndroms schätzen Experten, dass ungefähr 1 bis 2 von 10.000 Menschen am Marfan-Syndrom erkranken. Männer und Frauen sind etwa gleich oft betroffen.
Marfan-Syndrom: Ursache
Die Ursache des Marfan-Syndroms ist ein genetischer Defekt. Verändert ist bei dieser Erkrankung jenes Gen, das für die Bildung des Eiweißes namens Fibrillin zuständig ist. Dieses Protein kommt normalerweise im Bindegewebe vor und ist für die Produktion elastischer Fasern wichtig. Besondere Zellen, die Fibroblasten, stellen das Fibrillin im Bereich außerhalb der Zellen her (in der extrazellulären Matrix). Daraus entstehen dann sogenannte Mikrofibrillen, die wiederum als Gerüststruktur für das Eiweiß Elastin dienen (Elastin lagert sich dort ein).
Beim Marfan-Syndrom ist das Fibrillin-1-Gen (FBN1) verändert, das auf einem bestimmten Abschnitt des Chromosoms 15 lokalisiert ist. Dieses FBN1-Gen ist für die Herstellung des Fibrillin-1 zuständig – einem wichtigen Bestandteil der Mikrofibrillen in der extrazellulären Matrix. Dadurch können die Mikrofibrillen ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen – nämlich als Gerüst für Elastin zu dienen. Durch den verminderten Elastinanteil im Bindegewebe wird dieses locker, stützt nicht und bietet keinen ausreichenden Halt.
Marfan-Syndrom: Vererbung und Erbgang
Beim Marfan-Syndrom spielt die Vererbung eine wichtige Rolle. Der Erbgang beim Marfan-Syndrom heißt „autosomal-dominant“. In etwa 75 Prozent der Fälle gibt ein Elternteil das veränderte Gen an ein Kind weiter. Ist ein Elternteil am Marfan-Syndrom erkrankt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass auch ein Kind erkrankt.
Kurz erklärt:
- autosomal: Das Gen für das vererbte Merkmal liegt auf einem der 22 Chromosomenpaare (Autosomen), nicht auf den Geschlechtschromosomen (XX oder XY). Im Normalfall besitzt jeder Mensch 23 Chromosomenpaare (also 46 Chromosomen).
- dominant: Bei einem dominanten Erbgang genügt schon ein einzelnes defektes Gen von einem Elternteil, um Krankheitssymptome auszulösen. Sie bilden sich auch dann aus, wenn das zweite elterliche Gen intakt ist. Deshalb sind in der Regel mehrere Generationen betroffen.
Aber nicht nur die Vererbung von Generation zu Generation kann die Ursache eines Marfan-Syndroms sein. Manche Menschen erwerben die genetische Veränderung auch erst im Laufe ihres Lebens durch eine sporadische (zufällige) Mutation. Experten schätzen, dass das Marfan-Syndrom bei etwa 25 Prozent der Betroffenen nicht vererbt wird, sondern sich die Erbinformation zufällig verändert. Die Gründe dafür sind meist unklar. Das Marfan-Syndrom tritt dann in dieser Familie neu auf.
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Marfan-Syndrom: Symptome
Das Marfan-Syndrom ruft verschiedene Symptome hervor. In erster Linie betrifft die Erkrankung die Augen, Gefäße und Herz (Herz-Kreislauf-System) sowie die Knochen und Muskeln (Bewegungsapparat). Seltener zeigen sich die Anzeichen für ein Marfan-Syndrom an der Lunge oder Haut.
Meist entwickeln Menschen mit einem Marfan-Syndrom nicht sämtliche Symptome. Zudem können sie individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Viele Anzeichen sind bei Kindern mit einem Marfan-Syndrom noch nicht vorhanden, sondern entwickeln sich erst mit der Zeit. Die Symptome können aber in jedem Alter auftreten, auch bei Säuglingen, Teenagern und älteren Erwachsenen. Und sie können sich mit zunehmendem Alter verschlimmern.
Manche Symptome des Marfan Syndroms fallen optisch auf, etwa Veränderungen im Gesicht, während andere nicht einfach zu entdecken sind, zum Beispiel Probleme an den Gefäßen oder am Herz. Hier müssen Ärzte eine gründliche Diagnostik vornehmen. Die wichtigsten Hinweise auf ein Marfan-Syndrom, je nach betroffenen Organen und Körperstrukturen, zeigt der folgende Überblick.
Marfan-Syndrom: Herz und Gefäße sind beeinträchtigt
- Erweiterung des Durchmessers (Dilatation) oder Auswölbung (Aneurysma) der Hauptschlagader des Körpers (Aorta): Die Aorta transportiert sauerstoffreiches Blut vom Herzen weg in den gesamten Körper. Die Hauptschlagader kann einreißen, was lebensgefährlich ist und Ärzte sofort behandeln müssen.
- Riss in der Innenwand der Aorta (Aortendissektion): Das Blut fließt dann zwischen den Wandschichten der Aorta. Dies ist ebenfalls ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofort einer ärztlichen Behandlung bedarf.
- Vorwölbung der Mitralklappe (Mitralklappenprolaps): Die Mitralklappe ist eine von vier Herzklappen, die sich an der linken Herzkammer befindet. Durch diese Klappe fließt sauerstoffreiches Blut aus der Lunge in die linke Herzkammer und von dort aus in den Körper. Die Mitralklappe verhindert, dass das Blut während des Pumpvorgangs zurückfließt.
- Entzündungen der Herzklappen
- Herzschwäche, Herzversagen
Veränderte Knochen und Gelenke beim Marfan-Syndrom
- Körpergröße: Menschen mit Marfan-Syndrom sind oft besonders groß und schlank
- Gliedmaßen: Betroffene haben unverhältnismäßig lange Arme und Beine, zudem lange und dünne Finger
- Füße: Viele Menschen mit Marfan-Syndrom haben Plattfüße, auch Knick- und Senkfüße kommen vor
- Verkrümmung der Wirbelsäule: Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule seitlich verbogen und gleichzeitig sind die Wirbelkörper verdreht. Bei einer Kyphose ist die Wirbelsäule im Brustbereich übermäßig nach hinten gekrümmt und der Rücken erscheint rund („Buckel“)
- Fehlgebildeter Brustkorb: Wenn die Rippen übermäßig stark wachsen, kann der Brustkorb nach vorne gewölbt („Hühnerbrust“) oder eingefallen sein („Trichterbrust“)
- Gelenke: Betroffene können übermäßig bewegliche und überdehnbare Gelenke haben
- Gesicht: Ein Marfan-Syndrom kann sich auch durch ein verändertes Gesicht zeigen. Betroffene können zum Beispiel einen langen, schmalen Schädel, unterentwickelte Wangenknochen, zu eng stehende Zähne, einen hohen Gaumen, einen nach hinten gezogenen Unterkiefer haben.
Marfan-Syndrom: Augen
- Frühe oder starke Kurzsichtigkeit (Myopie)
- Verlagerte Augenlinse (Linsenluxation), dadurch befindet sich die Linse nicht fest an ihrem Platz
- Netzhautablösung (Ablatio retinae), Erblindung kann die Folge sein
- Grüner Star (Glaukom) oder Grauer Star (Katarakt), auch schon in jungen Jahren
Andere betroffene Körpersysteme
- Haut: Anzeichen für ein Marfan-Syndrom können Dehnungsstreifen auf der Haut sein, die sich nicht durch eine Schwangerschaft beziehungsweise eine Gewichtszunahme oder -abnahme erklären lassen. Auch ein Leistenbruch kann ein Anzeichen sein.
- Lunge: Plötzlicher Lungenkollaps (Spontanpneumothorax), wenn die Lungenbläschen aufgrund des schwachen Bindegewebes spontan platzen und sich Luft im Brustkorb ansammelt – hier ist eine sofortige ärztliche Behandlung nötig.
- Nervensystem: Erweiterung oder Aufblähung des Duralsacks, der das Rückenmark umschließt (Duraektasie)
Marfan-Syndrom: Lebenserwartung
Besonders gefährlich bei einem Marfan-Syndrom können die Veränderungen an der Aorta und den Herzklappen werden, die sich langsam mit der Zeit entwickeln. Sie können die Lebenserwartung bei einem Marfan-Syndrom vermindern. Daher ist es wichtig, das Marfan-Syndrom rechtzeitig zu diagnostizieren. Dann können Ärzte das Herz sowie die Gefäße regelmäßig kontrollieren und die Veränderungen behandeln.
Wenn Menschen mit einem Marfan-Syndrom optimal medizinisch behandelt werden, können sie genauso alt werden wie die übrige Bevölkerung. Ohne Therapie beträgt die Lebenserwartung dagegen im Schnitt nur 40 bis 50 Jahre.
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Marfan-Syndrom: Diagnostik
Das Marfan-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, mit der viele Ärzte im Alltag kaum in Berührung kommen. Daher haben viele auch keine Erfahrung mit dem Krankheitsbild.
Suchen Sie eine Arztpraxis, die sich mit dem Marfan-Syndrom auskennt. Im Idealfall koordiniert ein medizinischer Genetiker (Spezialist für genetische Erkrankungen) die gesamte Diagnostik. Auch Herzspeziallisten (Kardiologen) sind gute Anlaufstellen. Sie sollten Erfahrung in der Behandlung des Marfan-Syndroms mitbringen.
Hilfestellung bei der Arztsuche bietet die Marfan Foundation unter https://marfan.org/.
Am Anfang der Diagnostik eines Marfan-Syndroms steht immer das Gespräch mit dem Arzt zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese), bei dem u.a. folgende Fragen gestellt werden:
- Welche Symptome haben Sie?
- Seit wann bestehen die Beschwerden und wie stark sind sie ausgeprägt?
- Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt? Falls ja, welche?
- Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja: Welche und seit wann?
- Gibt es (erbliche) Krankheiten in Ihrer Familie, etwa ein Marfan-Syndrom?
Dann folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den Körper begutachtet und verschiedene Bereiche auf Veränderungen hin abtastet. Auffällig bei einem Marfan-Syndrom sind zum Beispiel eine große, schlanke Körperstatur und/oder lange, dünne Finger. Auch übermäßig bewegliche Gelenke können ein Hinweis sein.
Einen speziellen Marfan-Syndrom-Test, der die Erkrankung eindeutig nachweisen kann, gibt es nicht. Allerdings kann ein einfacher Hand-Test Hinweise auf ein Marfan-Syndrom liefern. Es gibt ein sogenanntes positives Handgelenkszeichen: Dabei überlappen sich der Daumen und das Endglied des kleinen Fingers vollständig, wenn Sie das eigene Handgelenk umfassen. Als alleinige Diagnostik-Methode eignet sich dieser Test aber nicht.
Außerdem kommen meist bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz, die zum Beispiel eine erweiterte Halsschlagader nachweisen können. Mittels Elektrokardiografie (EKG) und Echokardiografie (einer Ultraschalluntersuchung) lässt sich der Zustand des Herzens überprüfen. Solche diagnostischen Verfahren sind zudem für Kontrolluntersuchungen wichtig, wenn ein Marfan-Syndrom festgestellt wurde.
Eine verschobene Augenlinse lässt sich mit Hilfe einer Spaltlampenuntersuchung feststellen. Das Auge wird dabei mit mittels einer Lichtquelle und unter Vergrößerung durch ein Mikroskop untersucht.
Auch ein Gentest, der das veränderte Gen auf dem Chromosom 15 nachweist, kann hilfreich sein. Besprechen Sie immer alle Vor- und Nachteile mit Ihrem Arzt. Dann entscheiden Sie, ob Sie einen Gentest durchführen lassen möchten oder nicht.
Wenn die Diagnostik ergeben hat, dass Sie unter einem Marfan-Syndrom leiden, sollten Sie unbedingt regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchführen lassen. Nur so lassen sich oft schwerwiegende und lebensbedrohliche Komplikationen vermeiden.
Marfan-Syndrom: Therapie
An der Therapie des Marfan-Syndroms sind Ärzte verschiedener Fachdisziplinen beteiligt, weil es unterschiedliche Organe und Körperstrukturen betreffen kann. Beispiele sind Kardiologen, Gefäßspezialisten (Angiologen), Augenärzte oder Orthopäden. Ein Marfan-Syndrom ist nicht heilbar, aber es lässt sich in der Regel gut therapieren. Welche Behandlung Ärzte beim Marfan-Syndrom wählen, hängt davon ab, welche Organe und Strukturen betroffen sind und wie ausgeprägt die Beschwerden sind. Meist kommen mehrere Behandlungen in Kombination zum Einsatz.
Einige Strategien zur Behandlung des Marfan-Syndroms:
- Blutdrucksenkende Medikamente: Besonders schwerwiegend können die Folgen für das Herz und die Gefäße sein. Daher kommen in manchen Fällen Blutdrucksenker (zum Beispiel Betablocker) zum Einsatz, die den Druck in den Gefäßen vermindern. So lässt sich auch die Gefahr für eine Ausweitung oder einen Riss der Aorta senken.
- Auch eine vorbeugende Operation der Aorta kann eine Möglichkeit sein. Die ausgeweitete Gefäßstelle wird entfernt, durch künstliches Gewebe ersetzt und das Gefäß auf diese Weise stabilisiert.
- In bestimmten Situationen, etwa vor Eingriffen beim Zahnarzt, kann die vorbeugende Einnahme von Antibiotika hilfreich sein. Denn: An veränderten Herzklappen können sich leichter Bakterien festsetzen und zu Herzentzündungen führen.
- Eine Operation ist auch bei Problemen an der Wirbelsäule, an den Füßen, Augen oder an der Lunge möglich.
- Die Physiotherapie kann bei orthopädischen Problemen an den Gelenken helfen.
- Bei einem übermäßigen Körperwachstum kommen manchmal Hormone zum Einsatz, um dieses zu begrenzen.
Marfan-Syndrom-Behandlung: Was Sie selbst tun können
- Lassen Sie sich in einer Marfan-Sprechstunde von Fachleuten betreuen.
- Nehmen Sie regelmäßig ärztliche Kontrolluntersuchungen wahr. Besonders wichtig sind häufige Blutdruckkontrollen und jährliche Herzuntersuchungen.
- Suchen Sie sofort Ihre Arztpraxis auf, wenn sich die Symptome deutlich verschlechtern.
- Schmerzen im Brust- oder Bauchraum, Atemnot oder Ohnmachtsgefühl können auf einen Notfall hindeuten. Rufen Sie den Notarzt unter 112.
- Verzichten Sie auf starke Belastungen wie schweres Heben, Kraftsport, Wettkampf- oder Kontaktsport. Diese körperlichen Belastungen erhöhen die Gefahr für einen Aortenriss.
- Suchen Sie sich Unterstützung bei einer Selbsthilfegruppe. Dort finden Sie Gleichbetroffene, Austausch, Rat und Hilfe. Zum Beispiel unter https://www.marfan.de
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Marfan-Syndrom und Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft bedeutet für Frauen mit einem Marfan-Syndrom ein erhöhtes Risiko fürs Herz und für die Gefäße. Denn in der Schwangerschaft stellt sich der Hormonhaushalt um, was sich zusätzlich auf das Bindegewebe auswirkt. In die Überlegungen zu einer möglichen Schwangerschaft fließen auch verschiedene Risikofaktoren mit ein, etwa bestehende Herzklappenprobleme, eine vorhandene Erkrankung der Aorta oder eine bereits durchgeführte Operation der Aorta.
Einige Tipps für Frauen mit Marfan-Syndrom (und Partner) vor einer möglichen Schwangerschaft:
- Den allgemeinen Gesundheitszustand ärztlich beurteilen lassen.
- Echokardiogramm (EKG) beim Kardiologen durchführen lassen und sicherstellen, dass die Größe der Aorta eine Schwangerschaft nicht zu riskant machen würde.
- Einen Facharzt für mütterlich-fetale Medizin oder Hochrisiko-Geburtshelfer zu Rat ziehen und sich über spezifische Probleme im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft und Marfan-Syndrom informieren.
- Einen klinischen Genetiker oder genetischen Berater aufsuchen, um mehr Informationen darüber zu erhalten, wie das Marfan-Syndrom vererbt wird. Leidet ein Elternteil am Marfan-Syndrom, hat jedes Kind eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, die Erkrankung zu erben – unabhängig vom Geschlecht des Kindes oder des betroffenen Elternteils. Sind beide Elternteile vom Marfan-Syndrom betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 75 Prozent, dass auch das Kind erkrankt. Erbt das Kind das Marfan-Gen von beiden betroffenen Elternteilen, ist es schwerer betroffen. Dies bedeutet oft den Verlust des Fetus oder schwerste Komplikationen kurz nach der Geburt.
Wenn Sie mit einem Marfan-Syndrom eine Schwangerschaft planen: Lassen Sie sich vorher ausführlich beraten und besprechen Sie alle wichtigen Punkte mit den behandelnden Ärzten und Ihrem Partner.
Quellen
- Online-Informationen The Marfan Foundation: https://marfan.org/; Abruf 2.09.2023
- Online-Informationen Marfan Hilfe (Deutschland) e.V.: https://www.marfan.de; Abruf 2.09.2023
- Online-Informationen Bundesärztekammer (BÄK): https://www.bundesaerztekammer.de; Abruf: 2.09.2023
- Online-Informationen Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung: www.patienten-information.de; Abruf: 2.09.2023